Sidney
Jap, letzte Nacht hab ich wieder ein wenig geschrieben... War recht heftig, was mir in den Sinn kam... Die Story fiel mir quasi zu, als ich Eminem - Cleaning out my Closet gehört hab...
Ist nur eine Kurzgeschichte.
Naja, lest halt einfach mal.
Dear Mom
Weißt du, eigentlich war mein Leben bei dir ganz in Ordnung, auch wenn ich später herausfinden musste, dass es nicht ganz so normal war täglich von seiner Mutter geschlagen zu werden, wie ich immer angenommen hatte.
Wobei das auch nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ich muss dir zu Gute halten, dass du es verstandest andere nach deinen Wünschen zu manipulieren. Du hast mir sehr glaubwürdig klar gemacht, dass ich ganz allein dafür verantwortlich war, ob und wann deine Rechte auf meinen Hintern oder mein Gesicht traf.
Nein, ich mache dir keine Vorwürfe. Wie komm ich denn dazu? Wie hätte ich als kleines Kind auch nur wissen sollen, dass es nicht richtig war, mich zu schlagen? Ich kannte es nicht anders und hatte in der ersten Zeit auch nicht die Möglichkeit es anders kennen zu lernen. Später dann, ja, hatte ich gesehen, dass es auch anders geht, aber wie hätte ich begreifen sollen, dass dein Verhalten falsch war und das der anderen Mütter richtig?
Ich kannte es nicht anders und war es nicht gewohnt. Dafür wusste ich immer, wann ich heimkommen konnte ohne eine Ohrfeige zu kassieren.
Meistens lagen dann irgendwelche Schnapsflaschen herum. Oft fand ich im Badezimmer offene Pillendöschen. Du saßt dann in der Küche, völlig in dich zusammengesunken. Schon in jungen Jahren trug ich viel Verantwortung. Vor allem, wenn es dich betraf. Ich brachte dich ins Bett, wenn du wiedermal völlig alkoholisiert halb auf dem Küchentisch lagst. Das waren die ruhigen Momente in meinem Leben. Es gab kein geschrei und ich wurde nicht geschlagen, stattdessen hattest du mich jedesmal aus glasigen Augen angesehen. Oft waren dir die Tränen gekommen, du hast mir das Haar aus der Stirn gestrichen, wenn ich dabei war dich zuzudecken und jedesmal hast du beteuert, dass es dir Leid täte. Dann warst du fast sofort eingeschlafen.
Damals war ich noch lange auf deiner Bettkante gesessen und hatte darüber nachgedacht für was du dich entschuldigst.
Heute weiß ich, dass das ein paar wenige klare Augenblicke waren, in denen du wusstest, was du in deinem nüchternen Zustand tatest.
Ich hatte keine Ahnung, dass du krank warst, dass du ohne deinen Alkohol nicht mehr zu Recht kamst und deine Tabletten ein wichtigerer Bestandteil deines Lebens waren als ich.
Heute kann ich das Ganze etwas objektiver betrachten, auch wenn ich früher eigentlich nur wusste, dass du mir in diesem Zustand nicht wehtun würdest.
Ich habe dich damals wirklich geliebt und ich bin gerne für dich in den Laden um die Ecke gegangen um deinen Alkoholvorrat wieder aufzustocken.
Das Zusammenleben mit dir war eigentlich ganz erträglich, wenn ich mich an ein paar bestimmte Regeln hielt. So achtete ich darauf immer direkt nach der Schule heimzukommen, etwas Essbares zu kochen, aufzuräumen und dich wenn möglich in Ruhe zu lassen. Dann versuchte ich für die Schule zu lernen. Ich schaffet es gute Noten mit nach Hause zu bringen, über die du dich sogar manchmal gefreut hast, allerdings nur, wenn du genug Alkohol getrunken hattest.
Ärger bekam ich nur, wenn ich zu spät nach Hause kam, ich nichts zu Essen kochte, der Briefträger hohe Rechnungen in den Briefkasten warf oder die Nachbarskatze ihr Geschäft in unserem Garten verrichtete.
Erinnerst du dich noch daran, wie du einmal eine Vase - ein Hochzeitsgeschenk deiner Schwester - nach mir geworfen hattest, weil die Feuerwehr ausgerechnet an unserem Haus vorbeifahren musste und dich mit ihren Sirenen geweckt hatte?
Auch wenn ich im Nachhinein denke, dass es falsch war mich als Ventil für deine Aggressionen zu missbrauchen, liebe ich dich. Denn du bist meine Mutter und ich bin der Meinung, dass du es einfach nicht besser gewusst hast.
Ich habe erfahren, dass es dir vor meiner Geburt besser ging. Du hattest einen Mann und einen Sohn. Dein Mann verdiente gut, allerdings war dein Sohn totkrank. Er konnte nicht genügend weiße Blutkörperchen produzieren, was ihn früher oder später umbringen würde, wenn ihr nicht einen geeigneten Spender finden würdet. Du hattest dich entschlossen noch einmal schwanger zu werden, da die Chance auf kompatibles Blut bei einem Bruder oder einer Schwester ungleich größer war, als bei einem Wildfremden.
Doch dein Sohn starb, als du mit mir im siebten Monat schwanger warst. Dein Mann verließ uns, da war ich gerade zwei Tage alt.
Es tut mir ehrlich leid, dass ich nicht früher geboren werden konnte. Denn dann hätte ich das Leben deines Sohnes retten können, auch wenn ich dabei gestorben wäre.
Ihr wärt eine glückliche Familie gewesen. Mutter, Vater, Sohn, so wie ich es im Kindergarten oft gespielt hatte. Ich spielte oft die Rolle des Kindes, auch wenn ich ihr nicht gerecht werden konnte.
Ja, Mama, egal, was in unserem Leben passiert ist, ich liebe dich. Und du kannst mir glauben, dass es mir unendlich leid tut, dass ich lebe und dein Sohn dafür tot ist, dass du, nachdem dich dein Mann verlassen hatte, nie wieder jemanden gefunden hattest, der für dich da war. Es tut mir leid, dass dein Leben so schlecht wurde und ich der Grund dafür bin.
Du hast etwas Besseres verdient, als mich und das Leben, das wir zusammen geführt hatten.
Etwas Besseres. Auch wenn ich jetzt mit einer Schaufel über deinem unfreiwilligen Grab stehe und deinen toten Körper mit Erde bewerfe. nun kannst du mit deinem Sohn zusammen sein und ich werde versuchen dem Kind, das zu Hause auf meine Rückkehr wartet, die Liebe zu schenken, die ich von dir nie bekommen habe.
Ich liebe dich, Mama!
Ist nur eine Kurzgeschichte.
Naja, lest halt einfach mal.
Dear Mom
Weißt du, eigentlich war mein Leben bei dir ganz in Ordnung, auch wenn ich später herausfinden musste, dass es nicht ganz so normal war täglich von seiner Mutter geschlagen zu werden, wie ich immer angenommen hatte.
Wobei das auch nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ich muss dir zu Gute halten, dass du es verstandest andere nach deinen Wünschen zu manipulieren. Du hast mir sehr glaubwürdig klar gemacht, dass ich ganz allein dafür verantwortlich war, ob und wann deine Rechte auf meinen Hintern oder mein Gesicht traf.
Nein, ich mache dir keine Vorwürfe. Wie komm ich denn dazu? Wie hätte ich als kleines Kind auch nur wissen sollen, dass es nicht richtig war, mich zu schlagen? Ich kannte es nicht anders und hatte in der ersten Zeit auch nicht die Möglichkeit es anders kennen zu lernen. Später dann, ja, hatte ich gesehen, dass es auch anders geht, aber wie hätte ich begreifen sollen, dass dein Verhalten falsch war und das der anderen Mütter richtig?
Ich kannte es nicht anders und war es nicht gewohnt. Dafür wusste ich immer, wann ich heimkommen konnte ohne eine Ohrfeige zu kassieren.
Meistens lagen dann irgendwelche Schnapsflaschen herum. Oft fand ich im Badezimmer offene Pillendöschen. Du saßt dann in der Küche, völlig in dich zusammengesunken. Schon in jungen Jahren trug ich viel Verantwortung. Vor allem, wenn es dich betraf. Ich brachte dich ins Bett, wenn du wiedermal völlig alkoholisiert halb auf dem Küchentisch lagst. Das waren die ruhigen Momente in meinem Leben. Es gab kein geschrei und ich wurde nicht geschlagen, stattdessen hattest du mich jedesmal aus glasigen Augen angesehen. Oft waren dir die Tränen gekommen, du hast mir das Haar aus der Stirn gestrichen, wenn ich dabei war dich zuzudecken und jedesmal hast du beteuert, dass es dir Leid täte. Dann warst du fast sofort eingeschlafen.
Damals war ich noch lange auf deiner Bettkante gesessen und hatte darüber nachgedacht für was du dich entschuldigst.
Heute weiß ich, dass das ein paar wenige klare Augenblicke waren, in denen du wusstest, was du in deinem nüchternen Zustand tatest.
Ich hatte keine Ahnung, dass du krank warst, dass du ohne deinen Alkohol nicht mehr zu Recht kamst und deine Tabletten ein wichtigerer Bestandteil deines Lebens waren als ich.
Heute kann ich das Ganze etwas objektiver betrachten, auch wenn ich früher eigentlich nur wusste, dass du mir in diesem Zustand nicht wehtun würdest.
Ich habe dich damals wirklich geliebt und ich bin gerne für dich in den Laden um die Ecke gegangen um deinen Alkoholvorrat wieder aufzustocken.
Das Zusammenleben mit dir war eigentlich ganz erträglich, wenn ich mich an ein paar bestimmte Regeln hielt. So achtete ich darauf immer direkt nach der Schule heimzukommen, etwas Essbares zu kochen, aufzuräumen und dich wenn möglich in Ruhe zu lassen. Dann versuchte ich für die Schule zu lernen. Ich schaffet es gute Noten mit nach Hause zu bringen, über die du dich sogar manchmal gefreut hast, allerdings nur, wenn du genug Alkohol getrunken hattest.
Ärger bekam ich nur, wenn ich zu spät nach Hause kam, ich nichts zu Essen kochte, der Briefträger hohe Rechnungen in den Briefkasten warf oder die Nachbarskatze ihr Geschäft in unserem Garten verrichtete.
Erinnerst du dich noch daran, wie du einmal eine Vase - ein Hochzeitsgeschenk deiner Schwester - nach mir geworfen hattest, weil die Feuerwehr ausgerechnet an unserem Haus vorbeifahren musste und dich mit ihren Sirenen geweckt hatte?
Auch wenn ich im Nachhinein denke, dass es falsch war mich als Ventil für deine Aggressionen zu missbrauchen, liebe ich dich. Denn du bist meine Mutter und ich bin der Meinung, dass du es einfach nicht besser gewusst hast.
Ich habe erfahren, dass es dir vor meiner Geburt besser ging. Du hattest einen Mann und einen Sohn. Dein Mann verdiente gut, allerdings war dein Sohn totkrank. Er konnte nicht genügend weiße Blutkörperchen produzieren, was ihn früher oder später umbringen würde, wenn ihr nicht einen geeigneten Spender finden würdet. Du hattest dich entschlossen noch einmal schwanger zu werden, da die Chance auf kompatibles Blut bei einem Bruder oder einer Schwester ungleich größer war, als bei einem Wildfremden.
Doch dein Sohn starb, als du mit mir im siebten Monat schwanger warst. Dein Mann verließ uns, da war ich gerade zwei Tage alt.
Es tut mir ehrlich leid, dass ich nicht früher geboren werden konnte. Denn dann hätte ich das Leben deines Sohnes retten können, auch wenn ich dabei gestorben wäre.
Ihr wärt eine glückliche Familie gewesen. Mutter, Vater, Sohn, so wie ich es im Kindergarten oft gespielt hatte. Ich spielte oft die Rolle des Kindes, auch wenn ich ihr nicht gerecht werden konnte.
Ja, Mama, egal, was in unserem Leben passiert ist, ich liebe dich. Und du kannst mir glauben, dass es mir unendlich leid tut, dass ich lebe und dein Sohn dafür tot ist, dass du, nachdem dich dein Mann verlassen hatte, nie wieder jemanden gefunden hattest, der für dich da war. Es tut mir leid, dass dein Leben so schlecht wurde und ich der Grund dafür bin.
Du hast etwas Besseres verdient, als mich und das Leben, das wir zusammen geführt hatten.
Etwas Besseres. Auch wenn ich jetzt mit einer Schaufel über deinem unfreiwilligen Grab stehe und deinen toten Körper mit Erde bewerfe. nun kannst du mit deinem Sohn zusammen sein und ich werde versuchen dem Kind, das zu Hause auf meine Rückkehr wartet, die Liebe zu schenken, die ich von dir nie bekommen habe.
Ich liebe dich, Mama!
12. Juni 2006
Sid
Sid