Dankeschön
Kapitel 2
„Samantha, sitz doch nicht auf dem Pferd wie ein Mehlsack!“ Die laute Stimme ihrer Reitlehrerin drang unverkennbar nah an Samanthas Ohr.
Birgit Feldmann fummelte etwas an ihrer Haltung und den Beinen rum, bis sie sich zufrieden gab. „Dann reitest du jetzt ein paar Traversalen und schließlich noch mal über den Oxer“, die schon etwas ältere Frau zeigte auf das Hindernis am anderen Ende der großen Reithalle.
Samantha stöhnte innerlich auf, trieb Daylight aber trotzdem weiter an. Manchmal wünschte sie sich echt, dass wenigstens noch Jessica mit in ihrer Gruppe wäre – so hätte Birgit nicht nur an ihr etwas zu meckern.
Auch wenn die Dame noch so freundlich und lieb zu Kindern und Pferden war, in der Reitstunde verwandelte sie sich manchmal zu einem Drachen, obwohl das noch äußerst milde war. Als sie über den Oxer gesprungen war, nahm sie die Füße aus den Steigbügeln und ließ sie baumeln. Birgit lächelte nun wieder. „Ach übrigens, herzlichen Glückwunsch zum Sieg“, zwinkerte sie.
Für Samantha war es unverständlich, wie sich ein Mensch von der einen zur anderen Sekunde so verwandeln konnte – außer, Birgit konnte gut schauspielern. „Vielen Dank“, meinte Samantha erschöpft und ließ sich von Daylights Rücken gleiten. Die Stunde war hiermit beendet und Birgit wieder ‚normal.’
Zusammen gingen sie aus der Halle. Es war ein lauer Herbsttag und die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, als Samantha Jessica und Celine hektisch auf sich zurennen sah. Ehe sie wusste wie ihr geschah, wurden sie auch schon mitgeschleppt. „Nicht so hektisch, okay?“, lachte sie und band erst mal Daylight am Putzplatz an, welcher sie liebevoll aus seinen braunen Augen ansah und schnaubte. Dann wurde sie auch schon wieder mitgeschleift.
Vor dem schwarzen Brett machten sie Halt. Celine hielt ihr einen Zettel unter die Nase. „Und was soll ich jetzt damit?“, erkundigte sich Samantha unwirsch und schielte zu Daylight rüber, ehe der Schecke noch unruhig wurde – doch dieser schien langsam aber sicher einzudösen. „Lesen!“, befahl Jessica ihr. Samantha pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und las mit gerunzelter Stirn den Aushang der Reitstallbesitzer. „Eine Woche Ponycamp. Ah ja... na und?“, meinte sie und ging nun wirklich zu Daylight rüber. Jessica und Celine ließen sich dadurch nicht beirren, sondern gestikulierten wild mit den Händen. „Na und?“, wiederholte Jessica nun empört. „Ponycamp! Hallo? Das ist doch klasse!“, meinte Celine aufgeregt und hüpfte von einem Bein auf das andere, wie als ob sie erwarte, dass es jetzt schon losgehen würde. „Und das auf Burg Falkenstein“, grinste Jessica. Wahrscheinlich vermutete sie dahinter wieder eine ihrer ‚unheimlich coolen’ Gespenstergeschichten. „Klar ist Ponycamp klasse, aber...“ Samantha kam nicht weiter, da Celine wild auf sie einredete. „Das wird so geil, außerdem sind da auch noch Jungen...“
Samantha wusste, an wen sie wieder dachte – Tobias, der blonde Schönling hier vom Hof. „Und wann genau ist das?“, erkundigte sich Sammy. Sie hatte sich den Zettel überhaupt nicht richtig durchgelesen. „In zwei Wochen“, grinsten Jessica und Celine gleichzeitig. Die beiden waren total aus dem Häuschen. „Ist das wieder so wie letztes Mal, dass man die eigenen Pferde mitnehmen darf?“
„Nee, dass nicht, aber da gibt es genug Vierbeiner“, strahlte Jessica. Hm, würde ja bestimmt cool werden, aber... hm, Samantha war sich noch nicht schlüssig, ob sie dort überhaupt dran teil nehmen wollte. Immerhin wären das fast 1 ½ Wochen und sie wollte ja auch mit Marco chatten... eine schwere Entscheidung...