So, jetzt der versprochene Teil
„Emma!“ Überraschend hörte ich einen Ruf von hinten, blieb stehen und drehte mich um.
„Hallo Tapsy.“
Auch Tapsy war eine meiner besten Freundinnen. Sie schaute mich durchdringend mit ihren dunkelbraunen Augen.
Schnell umarmte ich sie.
„Alles klar bei dir?“
Sie nickte.
„Mehr oder wenig. Wohin gehst du denn?“
„Ich bin mit Natalie verabredet.“
Sie grinste. Ihr kupferrotes Haar glänzte im Sonnenlicht. Sie war froh und frei, nicht bedrückt wie ich.
„Schön. Bleibt’s bei heute Abend?“
„Wie?“
„Wir wollten mit Tobi und Vince ins Kino gehen.“
Sie sah mich etwas sauer an. Himmel, das hatte ich ja ganz vergessen!
„Klar bleibts dabei. Jetzt muss ich aber echt!“, drängelte ich. Sie nickte, umarmte mich und lief zu den Mädchen zurück, mit denen sie gekommen war.
Vince, Tobis bester Freund, was Tapsys Freund und wie man sich denken konnte, war Tobi mein Freund. Ich seufzte. Wenn ich jemandem jetzt nicht begegnen wollte, dann war es Tobi. Am Brunnen sah ich schon Natalie stehen. Lässig gegen einen Baum gelehnt, die blonden Haare hochgesteckt und eine große Sonnenbrille auf der Nase.
„Da bist du ja.“, sie setzte die Brille ab, lief auf mich zu und begrüßte mich mit zwei Küsschen auf die Wangen.
„Was ist denn los? Du klangst so besorgt.“
Ich zog sie auf eine Bank.
Dann begann ich leise zu reden.
„Ich bin auch besorgt. Ich war doch bei der Ärztin, um mir die Pille zu besorgen.“
Natalie rutschte ein Stück näher ran.
„Ich weiß, na und?“
„Da hat sie mir gesagt, dass ich schwanger bin.“
Natalie sah mich mit großen Augen an.
„Dass du – was?“
„Du hast schon richtig gehört.“
Ein paar Sekunden lang sah ich keine Reaktion von ihr, dann richtete sie sich auf und ein Lächeln kam auf ihr Gesicht.
„Ist doch süß.“, sagte sie gezwungen.
„Toll.“ Ich lehnte mich zurück. Das war alles, was sie zu sagen hatte?
„Na ja, es ist schon ein bisschen hart. Ich meine, wie lange kennst du Tobi schon?“
Noch so eine tolle Frage.
„Drei Monate?“
„Es ist irgendwie komisch, ich meine früh. Nicht nur weil ihr euch nicht so lange kennt, du bist gerade mal sechzehn!“
„Ja.“, seufzte ich und wieder stiegen mir Tränen in die Augen.
„Genau. Ich habe weder einen Schulabschluss, noch einen Plan für die Zukunft, noch kann ich sagen, dass Tobi der Mann für mein Leben ist.“
Natalie legte ihren Arm um mich.
„Tut mir Leid Emma. Ich weiß nur grad nicht was ich sagen soll.“
Ich wusste dass ich hier gerade einiges von Natalie erwartete; dass sie mir sagte, was ich jetzt tun sollte.
„Aber du stehst doch zu mir, oder? Egal wie ich mich entscheide?“
Natalie drückte mich.
„Immer! Dafür sind Freunde doch da.“
„Danke.“
„Willst du was trinken gehen? Einen Latte vielleicht?“
Ich nickte. Natalie wusste immer genau, wie sie eine miserable Situation wenigstens um einen kleinen Funker verbessern konnte.
Sie nahm meine Hand, zog mich hoch und strich mir die Tränen weg.
„Jetzt wein nicht Emma, das wird schon.“
Wir sprachen den restlichen Nachmittag nicht mehr von meiner Schwangerschaft, doch Natalie versprach, mich heute nach dem Kino noch anzurufen.