@Britta: Wenn du willst, schicke ich es dir per Mail zu.
@Jani: Ja, die beiden ähnlichen Namen... Ich habe selber hin und wieder Mühe damit
So, gibt noch schnell nen neuen Teil und damit möchte ich nen Aufruf starten:
Bräuchte nämlich dringend Betaleser und Leute, die mir sagen, was alles schlecht und unlogisch ist!
Mit bösen Vorahnungen verlässt das Mädchen die Küche, schlägt aber nicht den Weg zurück zum Computer ein, sondern steuert das Zimmer der kleinen Schwester an. Ohne anzuklopfen stürmt sie hinein. Eleanor liegt mit überschlagenen Beinen auf ihrem Bett, in der Hand ein dickes Buch. Verwundert bleibt Naomi stehen. Die kleine Schwester richtet sich genervt auf und sucht das Buch unter dem Kopfkissen zu verstecken. Doch dafür ist es zu spät. „Du liest die Bibel?“
„Nein“, empört sich die Kleine, „was interessiert’s dich? Noch nie was von anklopfen gehört?“
Naomi schüttelt irritiert den Kopf. Sie ist noch nicht oft im Zimmer der kleinen Schwester gewesen. Das letzte Mal vielleicht vor einem Jahr. Seit dem hat sich einiges geändert. Neben dem Laptop auf dem eher antik wirkenden Pult steht eine Vase, gefüllt mit getrockneten Rosen verschiedener Farben. Das Bücherregal an der fensterlosen Front hat sich aufgefüllt mit einem Haufen dicker Schinken. An den blutroten Wänden hängen überall schwarzweiss Bilder. Die meisten zeigen Eleanor und ihre Freunde, neben grotesk wirkenden Landschaften. Auf einer Staffelei am Fenster steht ein angefangenes Bild, das wohl einmal einen Menschen zeigen soll. Der Ganzkörperspiegel ist mit einem schwarzen Tuch verhängt.
„Was willst du?“, keift Eleanor gereizt. Naomi schüttelt den Kopf. „Wohin willst du in die Ferien?“
„Was geht dich das an?“
„Ich habe dich was gefragt, also gib mir Antwort!“
Die Schwester setzt ein hämisches Lächeln auf, das Naomi einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Irgendwie ist sie ihr unheimlich geworden in den letzten Jahren. Ihre eigene Schwester jagt ihr Angst ein. Auf einmal wirkt das ganze Zimmer beängstigend. Wie ihre Erschafferin ist auch die Kunst hier drin unheimlich, bedrückend. Die Personen auf den Bildern scheinen sie anzustarren, sie auszulachen. Sie spüren die Angst, die Naomi quält, Tag und Nacht, die Angst vor dem Unbekannten, dem Unkontrollierbaren, der Dunkelheit. Schatten huschen über die Wände. Wie hält Eleanor das hier drin nur aus?
„Du solltest jetzt gehen, Naomi.“
Das angesprochene Mädchen fährt herum. Die fünfzehjährige Schwester hat noch immer ein selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen.
„Ich will eine Antwort!“
Das Lachen der Bilder scheint förmlich zu hören zu sein. Jetzt fällt Naomi ein Strauss Federn auf. Ein unbemerkter Windhauch scheint sie sanft zu wiegen. Ein Räucherstäbchen daneben verteilt geisterhafte Schwaden darum, die sich langsam weiter ausbreiten. Ein starker Geruch steigt Naomi in die Nase. Er hat eine betörende Wirkung, scheint den Geist zu lähmen, die Gedanken zu verwirren. Wieder holt die tiefe Stimme der Schwester Naomi aus ihren wirren Ideen zurück in das unheimliche Zimmer.
„Du weisst die Antwort doch“, lächelt Eleanor, „es ist natürlich das Nachbarshaus von Isabelle. Und jetzt verzieh dich.“
Sprachlos schreitet Naomi auf die Tür zu. Irgendwo hat alles seine Grenzen und dieses Zimmer würde sie sicherlich nicht noch einmal betreten. Doch an der Schwelle lässt die kleine Schwester sie noch einmal anhalten.
„Du solltest deine Angst etwas in den Griff bekommen. Das ist nicht sehr erwachsen von dir.“
Bewegungslos bleibt die junge Frau stehen. Wieso weiss sie das nur immer?
„Deine Augen verraten dich“, flüstert Eleanor geheimnisvoll, „ausserdem hat mir Nancy von eurer Begegnung erzählt.“
Wütend knallt Naomi die Türe zu. In dem Moment taucht Eliane vor ihr auf, einen vorwurfsvollen Ausdruck in den Augen. Wieso lassen ihre Eltern so etwas, wie sie gerade miterlebt hat, überhaupt zu? „Die Kleine spinnt!“
„Das will ich nicht gehört haben!“
„Ich mein das Ernst, warst du da schon mal drin?“
Eliane scheint kurz nachzudenken, wie sie es immer tut, bevor sie eine Aussage macht. Doch bevor sie den Türgriff erreicht hat, ertönt ein Klicken, das anzeigt, Eleanor hat den Schlüssel gedreht.
Genervt greift Naomi zu ihrem Handy und wählt die Nummer ihrer besten Freundin.
„Isa? Ich habe schlechte Nachrichten!“, begrüsst sie Isabelle, lässt ihr aber keine Zeit für eine Antwort, „Ich habe gerade erfahren, dass meine kleine Schwester wohl die Woche im Haus neben uns verbringen wird. Und zwar mit ihren schrägen Freundinnen zusammen!“
Kurzes Schweigen am anderen Ende, dann ein tiefes Seufzen. „Schatz, das wir noch das kleinste Problem sein.“
Naomi horcht neugierig auf. Was könnte denn noch schlimmer sein, als dass die kleine Schwester die Ferien im Haus daneben verbringt? „Lass hören!“
„Ich sagte doch, dass meine Eltern das Haus mit einer anderen Familie teilen.“
„Na und?“
„Deren Tochter hat ebenfalls vor, diese Woche mit einer Freundin dort zu verbringen.“
Diesmal ist es an Naomi zu schweigen. Wie viele Zufälle kann es eigentlich geben? Es darf doch wohl nicht so schwierig sein, eine Woche allein mit ein paar Freunden zu verbringen, ohne Störung, ohne die Geschwister, die sie sowieso niemals verstehen wird.
„Naomi?“
„Ja!“ Wütend schmeisst sich das Mädchen aufs Bett und greift nach ihrem Teddybären.
„Es ist Kim, die auch kommt.“
Sofort sitzt Naomi aufrecht in ihrem Bett, schmeisst das Kuscheltier quer durchs Zimmer. Ihre Finger schliessen sich fester um das elegante, schwarze Telefon.