Susanne
Vielleicht erinnert sich jemand noch an "Leben in zwei Welten" - das war mein erster Versuch, eine Story zu schreiben und hier rein zustellen.
Leben in zwei Welten hab ich irgendwann auf Eis gelegt... Vor ein paar Wochen habe ich es wieder ausgegraben und komplett neu überarbeitet, es wurde länger, besser, ausführlich... ich mochte die Geschichte richtig.
Allerdings war sie auf dem PC meiner Mutter - und der ist jetzt futsch >.<
Sprich: Die Story ist weg und meine Lust dazu auch
Schreiben wollte ich trotzdem, deshalb habe ich etwas neues angefangen. Eigentlich sollte es eine One-Shot-Story werden, aber jetzt ist sie doch aus allen Nähten geplatzt, also zwei Teile werden es mindestens
Zum Inhalt sag ich jetzt mal nix, vielleicht ist es ein bisschen schnulzig geworden, aber irgendwie hatte ich mal Lust so etwas zu schreiben. Wenn der Inhalt euch nicht zusagt, dürft ihr meinen Schreibstil kritisieren
Mit dem Titel bin ich nicht so wirklich einverstanden, aber da bin ich irgendwie sowieso unbegabt...
Laute Musik dröhnte durch den überfüllten Saal und machte eine Unterhaltung eigentlich unmöglich. Trotzdem erzählte Sabrina mir seit einer geschlagenen viertel Stunde von ihrem „traumhaften Date mit Marc“. „... und dann hat er mich gefragt, ob mir kalt wäre. Ich meine, es war ein total warmer Abend! Aber ich habe trotzdem ‚Ja’ gesagt und da hat er mir seine Jacke über die Schultern gelegt und mich an sich gezogen!“, schrie sie mir zu, um die Musik zu übertönen.
Oh mein Gott, ich musste raus hier. Eigentlich war ich doch hergekommen, um zu tanzen und meine eigenen Probleme zu vergessen. Dass ich Sabrina hier getroffen hatte, war wirklich Pech gewesen. „Du, ich muss mal ganz schnell auf die Toilette!“, entschuldigte ich mich und machte mich auf den Weg zur Ausgangstür, die in drei Sprachen gekennzeichnet war: „Ausgang Exit Entrance“. Meine Güte, machten die ein Theater. Jedes Mal, wenn ich durch diese Tür ging, regte ich mich darüber auf. Den weitesten Heimweg hatten wohl die Leute, die aus dem zwei Kilometer entfernten Nachbardorf kamen, und die konnten ja wohl alle Deutsch.
Ich ließ mir meine Jacke am Kleiderständer aushändigen – draußen war es sicher schon kalt – und ging unter den Leuchtbuchstaben über der Eingangstür hindurch.
Draußen war der Weg zur Toilette nicht mehr so gut beschildert, aber ich war schon so oft hier gewesen, ich hätte den Weg im Schlaf gefunden. Trotzdem war es ganz schön dunkel, anscheinend war die Straßenlaterne, die direkt vor dem Hof stand, mal wieder kaputt. Die blauen Neonleuchten über den Tür, die verkündeten, dass hier die „Arizona Beach“ Disco war, spendeten nur wenig kaltes Licht.
Vorsichtig ging ich an der Hauswand entlang, immer darauf bedacht, keinen der großen Blumenkübel umzurennen, die hier überall herumstanden.
Mit den Fingern ertastete ich die Hausecke und folgte ihr. Angestrengt schaute ich auf den Boden, um nicht hinzufallen. Ich konnte kaum meine eigenen Füße sehen, alles wurde von der Dunkelheit verschluckt, denn auch das Licht der Neonleuchten reichte nicht bis hinter die Hausecke.
Plötzlich bekam ich einen Schlag mitten ins Gesicht, der mich benommen zurücktaumeln ließ. Ich versuchte, zu erkennen, was passiert war, sah aber nur einen dunklen Schatten vor mir. Bevor ich darüber nachdenken konnte, ergriff jemand von hinten meine Arme und hielt sie unsanft hinter meinem Rücken zusammen. Ich wollte schreien, aber in diesem Moment hielt mir ein Dritter den Mund zu und klebte schnell einen breiten Klebestreifen darüber.
Das alles war völlig lautlos von statten gegangen und ich realisierte erst jetzt, was passiert war. Ich wurde überfallen, vielleicht sogar entführt! Warum war hier denn niemand? Warum geht denn gerade jetzt niemand auf die Toilette? Verzweifelt überlegte ich, wie ich weglaufen könnte.
Brutal wurde ich nach vorne gestoßen und eine männliche Stimme zischte: „Komm mit. Und keinen Mucks!“ Um seine Worte zu bekräftigen, hielt er mir ein Messer an die Wange und fuhr einmal ganz leicht, fast liebevoll quer darüber. Ich bewegte mich nicht, alle meine Muskeln waren angespannt. Dann spürte ich einen brennenden Schmerz und das warme Blut, das sofort aus der Wunde hervorquoll.
Panik überkam mich. Würden sie mich umbringen? Auf jeden Fall hatte ich nicht vor, mich ihren Anweisungen zu widersetzen und stolperte in die Richtung, in die ich unsanft geschubst wurde.
Den Umrissen nach, die ich erkennen konnte, waren es drei oder vier Leute, alle ein wenig größer als ich.
Wir gingen nicht in die Richtung, aus der ich gekommen war – natürlich, da war ja die Disco – sondern weiter am Haus entlang, an der Treppe vorbei, die zu den Toiletten führte und dann runter vom Grundstück der Disco, ins offene Feld. Die Arizona Beach Disco lag am Ortsrand, direkt dahinter kam ein langgestrecktes, aber nicht sehr breites Feld, und dahinter der Wald. Als kleines Mädchen hatte ich mich hier oft mit Freunden getroffen.
Ein weiterer unsanfter Schubs von hinten holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich beeilte mich, den Anschluss nicht zu verlieren; dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Der Typ, der meine Arme festhielt, drängte mich, noch schneller zu gehen. Er stank nach Zigarettenrauch, aber nicht nach Alkohol. „Wenigstens sind sie nicht besoffen“, dachte ich, aber beruhigen konnte mich der Gedanke nicht.
Jetzt hatten wir den Wald erreicht und ich bekam wieder panische Angst. Was würden sie hier mit mir machen?
Am Waldrand blieben sie stehen. Der Himmel war bewölkt und der Mond war von Wolken bedeckt – es war stockdunkel.
Jetzt begann einer der Jungen – ich nahm zumindest an, dass es keine Mädchen waren – in meinen Jackentaschen zu wühlen. Und wie auf ein Kommando hin stürzten sich plötzlich alle auf mich. Zwei entrissen mir meine Handtasche, der andere wühlte in meiner Jacke. Das wollte sich auch der nicht entgehen lassen, der bis eben meine Arme auf meinem Rücken festgehalten hatte. Er ließ mich los und fing auch an, in meinen Taschen zu wühlen. „Diese Chance kriegst du nur einmal!“, fuhr es mir durch den Kopf und ich wedelte wie verrückt mit den Armen, in der Hoffnung, einen zu erwischen. Mit dem Handrücken klatschte ich auch prompt in ein Gesicht. Die Antwort war ein unterdrückter Schrei und der zweite gezielte Schlag in mein Gesicht an diesem Abend. Vor Schreck ließ ich die Arme sinken und wehrte mich nicht mehr. Ich spürte, wie das Blut aus meiner Nase und über den Klebestreifen, der über meinem Mund klebte, lief.
Ich wollte gerade noch einmal zuschlagen, als die zwei Typen plötzlich von mir abließen und die anderen beiden, die ein paar Meter weiter meine Handtasche untersucht hatten, herkamen.
„Okay?“, fragte einer der beiden.
„Ja, wir haben einiges gefunden“, antwortete einer der beiden, die in meiner Jacke gewühlt hatten und ich konnte mir sein hämisches Grinsen gut vorstellen. Ich wollte etwas sagen, wollte sie anschreien, aber wegen des Klebestreifen brachte ich nur ein paar erstickte Laute zustande. Meine Entführer lachten nur und einer sagte: „Ist ja gut, wir sind ja gleich weg, dann musst du unsere Anwesenheit nicht mehr ertragen.“ Die anderen lachten hämisch. „Und das hier“, er klimperte mit ein paar meiner Münzen und ließ einen Geldschein rascheln, „das nehmen wir besser mit, du wirst es sowieso nicht mehr brauchen.“
Das Risiko, dass ich noch einmal um mich schlug, wollten sie wohl nicht eingehen, denn einer hatte jetzt plötzlich ein Stück Schnur und band mir damit die Hände hinter dem Rücken zusammen.
Was hatten die vor? Wollten sie mich wirklich hier allein lassen? Gefesselt? Mir brach kalter Schweiß aus, aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ergriff mich einer von hinten und ich wurde in den Wald gedrängt. Nach ein paar Metern wichen sie vom Hauptweg ab und gingen auf einem schmalen Trampelpfad weiter. Ich stolperte ein paar Mal, aber immer wurde ich brutal wieder hochgerissen, bevor ich hinfallen konnte.
Plötzlich wurde ich kräftig nach rechts ins Gebüsch gestoßen und fiel hart auf meine Schulter. Ein heftiger Schmerz durchzuckte meinen Arm und ich wollte mich auf die andere Seite drehen, aber da kamen meine Entführer schon. Einer trat wegen der Dunkelheit auf meine Hand und ich schrie auf, wovon aber wegen des ekelhaften Klebebandes nicht viel zu hören war. Ich strampelte mit den Beinen und traf prompt einen hart am Schienbein. Er schrie auf; die einzige Reaktion war ein ermahnendes „Schh!“
Ich wurde noch ein Stück in den Wald gezogen, Tannennadeln stachen mir in den Rücken, dort wo mein T-Shirt hochgerutscht war.
Dann ließen sie mich liegen. Einer schaltete seine Taschenlampe an und hielt sie ein paar Sekunden auf mein Gesicht, bis sein Arm von einem anderen herunter gerissen wurde und er mit verhaltener Stimme beschimpft wurde.
Dan verschwanden sie genauso plötzlich wie sie gekommen waren. Eine Weile hörte man sie noch im Unterholz rascheln und ihr schadenfrohes Gekicher, dann war es ruhig. Nur ein Käuzchen schrie und irgendwo hämmerte ein Specht wie besessen auf einen Baum ein. Von weit her hörte ich die Kirchturmuhr zwölf Uhr schlagen. Ich musste an meine Eltern denken. Wann würden sie merken, dass ich nicht nach Hause kommen würde? Ich hatte so viel Ärger mit ihnen gehabt in den letzten Tagen, ich wollte nicht sterben, ohne mich entschuldigt zu haben.
Und dann kamen die Tränen, zum ersten Mal seit sie mich entführt hatten konnte ich weinen. Die Tränen kullerten an meiner Wange herunter und brannten in der Schnittwunde. Ich bekam sowieso nur schlecht Luft, weil mein Mund mit einem Klebestreifen und meine Nase mit Blut verklebt war, die Tränen machten diesen Zustand nicht gerade besser.
Ich hatte aber nicht die Kraft, die Tränen zurückzuhalten. Langsam merkte ich, wie meine Gedanken durch den Sauerstoffmangel vernebelten.
Dreißig Minuten oder vielleicht auch drei Stunden dümpelte ich so zwischen Ohnmacht und Bewusstsein, wie lange es wirklich war weiß ich nicht.
Leben in zwei Welten hab ich irgendwann auf Eis gelegt... Vor ein paar Wochen habe ich es wieder ausgegraben und komplett neu überarbeitet, es wurde länger, besser, ausführlich... ich mochte die Geschichte richtig.
Allerdings war sie auf dem PC meiner Mutter - und der ist jetzt futsch >.<
Sprich: Die Story ist weg und meine Lust dazu auch
Schreiben wollte ich trotzdem, deshalb habe ich etwas neues angefangen. Eigentlich sollte es eine One-Shot-Story werden, aber jetzt ist sie doch aus allen Nähten geplatzt, also zwei Teile werden es mindestens

Zum Inhalt sag ich jetzt mal nix, vielleicht ist es ein bisschen schnulzig geworden, aber irgendwie hatte ich mal Lust so etwas zu schreiben. Wenn der Inhalt euch nicht zusagt, dürft ihr meinen Schreibstil kritisieren

Mit dem Titel bin ich nicht so wirklich einverstanden, aber da bin ich irgendwie sowieso unbegabt...
Laute Musik dröhnte durch den überfüllten Saal und machte eine Unterhaltung eigentlich unmöglich. Trotzdem erzählte Sabrina mir seit einer geschlagenen viertel Stunde von ihrem „traumhaften Date mit Marc“. „... und dann hat er mich gefragt, ob mir kalt wäre. Ich meine, es war ein total warmer Abend! Aber ich habe trotzdem ‚Ja’ gesagt und da hat er mir seine Jacke über die Schultern gelegt und mich an sich gezogen!“, schrie sie mir zu, um die Musik zu übertönen.
Oh mein Gott, ich musste raus hier. Eigentlich war ich doch hergekommen, um zu tanzen und meine eigenen Probleme zu vergessen. Dass ich Sabrina hier getroffen hatte, war wirklich Pech gewesen. „Du, ich muss mal ganz schnell auf die Toilette!“, entschuldigte ich mich und machte mich auf den Weg zur Ausgangstür, die in drei Sprachen gekennzeichnet war: „Ausgang Exit Entrance“. Meine Güte, machten die ein Theater. Jedes Mal, wenn ich durch diese Tür ging, regte ich mich darüber auf. Den weitesten Heimweg hatten wohl die Leute, die aus dem zwei Kilometer entfernten Nachbardorf kamen, und die konnten ja wohl alle Deutsch.
Ich ließ mir meine Jacke am Kleiderständer aushändigen – draußen war es sicher schon kalt – und ging unter den Leuchtbuchstaben über der Eingangstür hindurch.
Draußen war der Weg zur Toilette nicht mehr so gut beschildert, aber ich war schon so oft hier gewesen, ich hätte den Weg im Schlaf gefunden. Trotzdem war es ganz schön dunkel, anscheinend war die Straßenlaterne, die direkt vor dem Hof stand, mal wieder kaputt. Die blauen Neonleuchten über den Tür, die verkündeten, dass hier die „Arizona Beach“ Disco war, spendeten nur wenig kaltes Licht.
Vorsichtig ging ich an der Hauswand entlang, immer darauf bedacht, keinen der großen Blumenkübel umzurennen, die hier überall herumstanden.
Mit den Fingern ertastete ich die Hausecke und folgte ihr. Angestrengt schaute ich auf den Boden, um nicht hinzufallen. Ich konnte kaum meine eigenen Füße sehen, alles wurde von der Dunkelheit verschluckt, denn auch das Licht der Neonleuchten reichte nicht bis hinter die Hausecke.
Plötzlich bekam ich einen Schlag mitten ins Gesicht, der mich benommen zurücktaumeln ließ. Ich versuchte, zu erkennen, was passiert war, sah aber nur einen dunklen Schatten vor mir. Bevor ich darüber nachdenken konnte, ergriff jemand von hinten meine Arme und hielt sie unsanft hinter meinem Rücken zusammen. Ich wollte schreien, aber in diesem Moment hielt mir ein Dritter den Mund zu und klebte schnell einen breiten Klebestreifen darüber.
Das alles war völlig lautlos von statten gegangen und ich realisierte erst jetzt, was passiert war. Ich wurde überfallen, vielleicht sogar entführt! Warum war hier denn niemand? Warum geht denn gerade jetzt niemand auf die Toilette? Verzweifelt überlegte ich, wie ich weglaufen könnte.
Brutal wurde ich nach vorne gestoßen und eine männliche Stimme zischte: „Komm mit. Und keinen Mucks!“ Um seine Worte zu bekräftigen, hielt er mir ein Messer an die Wange und fuhr einmal ganz leicht, fast liebevoll quer darüber. Ich bewegte mich nicht, alle meine Muskeln waren angespannt. Dann spürte ich einen brennenden Schmerz und das warme Blut, das sofort aus der Wunde hervorquoll.
Panik überkam mich. Würden sie mich umbringen? Auf jeden Fall hatte ich nicht vor, mich ihren Anweisungen zu widersetzen und stolperte in die Richtung, in die ich unsanft geschubst wurde.
Den Umrissen nach, die ich erkennen konnte, waren es drei oder vier Leute, alle ein wenig größer als ich.
Wir gingen nicht in die Richtung, aus der ich gekommen war – natürlich, da war ja die Disco – sondern weiter am Haus entlang, an der Treppe vorbei, die zu den Toiletten führte und dann runter vom Grundstück der Disco, ins offene Feld. Die Arizona Beach Disco lag am Ortsrand, direkt dahinter kam ein langgestrecktes, aber nicht sehr breites Feld, und dahinter der Wald. Als kleines Mädchen hatte ich mich hier oft mit Freunden getroffen.
Ein weiterer unsanfter Schubs von hinten holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich beeilte mich, den Anschluss nicht zu verlieren; dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Der Typ, der meine Arme festhielt, drängte mich, noch schneller zu gehen. Er stank nach Zigarettenrauch, aber nicht nach Alkohol. „Wenigstens sind sie nicht besoffen“, dachte ich, aber beruhigen konnte mich der Gedanke nicht.
Jetzt hatten wir den Wald erreicht und ich bekam wieder panische Angst. Was würden sie hier mit mir machen?
Am Waldrand blieben sie stehen. Der Himmel war bewölkt und der Mond war von Wolken bedeckt – es war stockdunkel.
Jetzt begann einer der Jungen – ich nahm zumindest an, dass es keine Mädchen waren – in meinen Jackentaschen zu wühlen. Und wie auf ein Kommando hin stürzten sich plötzlich alle auf mich. Zwei entrissen mir meine Handtasche, der andere wühlte in meiner Jacke. Das wollte sich auch der nicht entgehen lassen, der bis eben meine Arme auf meinem Rücken festgehalten hatte. Er ließ mich los und fing auch an, in meinen Taschen zu wühlen. „Diese Chance kriegst du nur einmal!“, fuhr es mir durch den Kopf und ich wedelte wie verrückt mit den Armen, in der Hoffnung, einen zu erwischen. Mit dem Handrücken klatschte ich auch prompt in ein Gesicht. Die Antwort war ein unterdrückter Schrei und der zweite gezielte Schlag in mein Gesicht an diesem Abend. Vor Schreck ließ ich die Arme sinken und wehrte mich nicht mehr. Ich spürte, wie das Blut aus meiner Nase und über den Klebestreifen, der über meinem Mund klebte, lief.
Ich wollte gerade noch einmal zuschlagen, als die zwei Typen plötzlich von mir abließen und die anderen beiden, die ein paar Meter weiter meine Handtasche untersucht hatten, herkamen.
„Okay?“, fragte einer der beiden.
„Ja, wir haben einiges gefunden“, antwortete einer der beiden, die in meiner Jacke gewühlt hatten und ich konnte mir sein hämisches Grinsen gut vorstellen. Ich wollte etwas sagen, wollte sie anschreien, aber wegen des Klebestreifen brachte ich nur ein paar erstickte Laute zustande. Meine Entführer lachten nur und einer sagte: „Ist ja gut, wir sind ja gleich weg, dann musst du unsere Anwesenheit nicht mehr ertragen.“ Die anderen lachten hämisch. „Und das hier“, er klimperte mit ein paar meiner Münzen und ließ einen Geldschein rascheln, „das nehmen wir besser mit, du wirst es sowieso nicht mehr brauchen.“
Das Risiko, dass ich noch einmal um mich schlug, wollten sie wohl nicht eingehen, denn einer hatte jetzt plötzlich ein Stück Schnur und band mir damit die Hände hinter dem Rücken zusammen.
Was hatten die vor? Wollten sie mich wirklich hier allein lassen? Gefesselt? Mir brach kalter Schweiß aus, aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ergriff mich einer von hinten und ich wurde in den Wald gedrängt. Nach ein paar Metern wichen sie vom Hauptweg ab und gingen auf einem schmalen Trampelpfad weiter. Ich stolperte ein paar Mal, aber immer wurde ich brutal wieder hochgerissen, bevor ich hinfallen konnte.
Plötzlich wurde ich kräftig nach rechts ins Gebüsch gestoßen und fiel hart auf meine Schulter. Ein heftiger Schmerz durchzuckte meinen Arm und ich wollte mich auf die andere Seite drehen, aber da kamen meine Entführer schon. Einer trat wegen der Dunkelheit auf meine Hand und ich schrie auf, wovon aber wegen des ekelhaften Klebebandes nicht viel zu hören war. Ich strampelte mit den Beinen und traf prompt einen hart am Schienbein. Er schrie auf; die einzige Reaktion war ein ermahnendes „Schh!“
Ich wurde noch ein Stück in den Wald gezogen, Tannennadeln stachen mir in den Rücken, dort wo mein T-Shirt hochgerutscht war.
Dann ließen sie mich liegen. Einer schaltete seine Taschenlampe an und hielt sie ein paar Sekunden auf mein Gesicht, bis sein Arm von einem anderen herunter gerissen wurde und er mit verhaltener Stimme beschimpft wurde.
Dan verschwanden sie genauso plötzlich wie sie gekommen waren. Eine Weile hörte man sie noch im Unterholz rascheln und ihr schadenfrohes Gekicher, dann war es ruhig. Nur ein Käuzchen schrie und irgendwo hämmerte ein Specht wie besessen auf einen Baum ein. Von weit her hörte ich die Kirchturmuhr zwölf Uhr schlagen. Ich musste an meine Eltern denken. Wann würden sie merken, dass ich nicht nach Hause kommen würde? Ich hatte so viel Ärger mit ihnen gehabt in den letzten Tagen, ich wollte nicht sterben, ohne mich entschuldigt zu haben.
Und dann kamen die Tränen, zum ersten Mal seit sie mich entführt hatten konnte ich weinen. Die Tränen kullerten an meiner Wange herunter und brannten in der Schnittwunde. Ich bekam sowieso nur schlecht Luft, weil mein Mund mit einem Klebestreifen und meine Nase mit Blut verklebt war, die Tränen machten diesen Zustand nicht gerade besser.
Ich hatte aber nicht die Kraft, die Tränen zurückzuhalten. Langsam merkte ich, wie meine Gedanken durch den Sauerstoffmangel vernebelten.
Dreißig Minuten oder vielleicht auch drei Stunden dümpelte ich so zwischen Ohnmacht und Bewusstsein, wie lange es wirklich war weiß ich nicht.