Britta
Tjoa, ich hab mich jetzt an einer erneuten Fortsetzung versucht... Mal sehen, wie ihr sie diesmal findet... Diesmal analysiert sich Amelie zum ersten Mal selbst und verfällt beinahe.
Es wäre supernett, wenn ihr mir ein paar Ratschläge geben könntet, wie ich zu distanzierte Formulierungen ein bisschen ummodeln kann
, wenn wenn ich mal überdimensionale Dramatik anschneide, komme ich nur schwer davon los xD
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5. Teil
„Hier trifft man dich also, wenn du keine Lust auf Folter hast…“
Diese Stimme kommt mir bekannt vor. Langsam wende ich mich um. Erblicke ein paar Turnschuhe, eine abgewetzte Jeans. Es ist Florentina.
„Es kommt darauf an, welche Werkzeuge dieser kleine Kampfzwerg benutzt.“, kontere ich etwas plump. Ich komme mir vor, als hätte ich seit Jahren keinen Gebrauch von meiner Stimme gemacht, so heiser und kratzig hört sie sich an.
Florentina lacht. Es klingt melodisch, keineswegs gekünstelt. Ich muss blinzeln, als ich versuche, ihr ins Gesicht zu sehen. Die Sonne sticht in meinen Augen, lässt mich für kurze Zeit kleine Sternchen sehen. Sie deutet auf das leere Stück Gras neben mir.
„Störe ich?“
Ich schüttle etwas tranig den Kopf. Irgendwie erscheint es mir unpassend, hier und jetzt die ersten Worte mit ihr zu wechseln. Sie breitet ihre Jacke auf die taunasse Wiese. Ich beobachte ihre Bewegungen. Mir fällt erst jetzt auf, wie dünn und zerbrechlich ihre Statur scheint. Und zum ersten Mal mustere ich ganz bewusst ihre Gesichtszüge. Der schmale Silberring, der ihre Unterlippe schmückt wirkt ein wenig deplatziert. Die Stupsnase verleiht ihr eine fast kindliche Unschuld. Sie nestelt an ihrer Tasche herum.
„Warum beobachtest du mich dauernd?“, fragt sie beinahe beiläufig. Ich zucke zusammen.
„Ich weiß es nicht!“, gebe ich ehrlich zu und muss plötzlich lächeln. Komisch… fast habe ich vergessen, wie diese Mimik funktioniert.
„Du bist ein seltsamer Mensch…“, kichert Florentina und fixiert mich mit ihrem undurchschaubaren Blick. Dieser kurze Moment ruft seltsame Gedanken in mir hervor. War es möglich, dass dieses Mädchen sich soeben über mich lustig macht?
„Das kann leicht sein. Du siehst doch, welche Idioten mich tagtäglich umgeben.“, seufze ich und ziehe meine Beine an. Der Wind packt mein dichtes, nussbraunes Haar und lässt es wirbeln. Florentinas Blick wird nachdenklich.
„Du bist mir schon öfters aufgefallen. Manchmal kommt es mir so vor, als sähest du durch die Menschen durch.“, meint sie gedankenverloren und runzelt fast kritisch die Stirn. Ich fühle mich angegriffen.
„Bist du deshalb hier? Um mich über mein Verhalten aufzuklären? Ich brauche dein Urteil nicht.“, fahre ich sie etwas zu barsch an. Im gleichen Moment schäme ich mich dafür. Wer bin ich denn wirklich? Ein seltsames Wesen, das seit Jahren versucht, in dieser banalen Welt zwischen Schule und abnormen Familienverhältnissen meinen emotionalen Dornröschenschlaf zu halten, keinem auch nur das geringste Maß an Achtung oder Gefühl zuzubringen, immer mit einem Finger am Abzug. Mein Leben zieht an mir vorbei, wie die Landschaft während einer langen Zugfahrt. Einzelne Stationen nehme ich wahr, verfalle aber immer wieder zurück in diesen alltäglichen Trott aus Langeweile und Desinteresse, immer darauf bedacht, meine Umwelt aufs genaueste zu erkennen, in meinem Gedächtnis zu behalten, allerdings jede Erinnerung zu verdrängen. Kein schöner Gedanke, kein tolles Gefühl erfüllen meine Seele. Ich bin mir fremd, will in mir selbst ruhen, nicht fähig, meinen eigenen Weg zu gehen. Das bin ich, Amelie Schneider, gefangen in eine gefühlskalte Welt, ohne Sinnesreizungen, ohne Nervenkitzel. Und plötzlich überschwemmt mich Hass. Hass gegen mich selbst, Hass gegen meine Umwelt, Hass gegen meine Mitmenschen.
Ich brauche niemanden, der mir die Hand reicht und versucht, mich aus diesem Spinnennetz aus Selbstkritik und Kälte zu ziehen, das ich mir seit geraumer Zeit gesponnen habe. Ich strebe nach keiner Perfektion, habe keine Ziele, keine Visionen, keinen Weg, dem ich folgen will. Und diese Erkenntnis wird mir plötzlich so schmerzlich bewusst, dass ich am liebsten laut schreien würde.
Ich lasse Florentina auf der Wiese im Park zurück. Mein Schritt verwandelt sich in ein Laufen. Das Laufen weicht einem hysterischen Rennen. Ich will weg von hier. Nach Hause. Habe ich überhaupt eines? Bin ich nicht immer schon nur Gast gewesen? Meine Familie. Habe ich überhaupt eine? Sind wir nicht nur eine Gemeinschaft völlig unterschiedlicher Personen, die nicht wissen, wie sie sich selbst begegnen sollen? Mein Leben ist ein Trümmerhaufen. Und mit jedem meiner Schritte zerschmettere ich diese Trümmer zu Staub.
Es wäre supernett, wenn ihr mir ein paar Ratschläge geben könntet, wie ich zu distanzierte Formulierungen ein bisschen ummodeln kann

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5. Teil
„Hier trifft man dich also, wenn du keine Lust auf Folter hast…“
Diese Stimme kommt mir bekannt vor. Langsam wende ich mich um. Erblicke ein paar Turnschuhe, eine abgewetzte Jeans. Es ist Florentina.
„Es kommt darauf an, welche Werkzeuge dieser kleine Kampfzwerg benutzt.“, kontere ich etwas plump. Ich komme mir vor, als hätte ich seit Jahren keinen Gebrauch von meiner Stimme gemacht, so heiser und kratzig hört sie sich an.
Florentina lacht. Es klingt melodisch, keineswegs gekünstelt. Ich muss blinzeln, als ich versuche, ihr ins Gesicht zu sehen. Die Sonne sticht in meinen Augen, lässt mich für kurze Zeit kleine Sternchen sehen. Sie deutet auf das leere Stück Gras neben mir.
„Störe ich?“
Ich schüttle etwas tranig den Kopf. Irgendwie erscheint es mir unpassend, hier und jetzt die ersten Worte mit ihr zu wechseln. Sie breitet ihre Jacke auf die taunasse Wiese. Ich beobachte ihre Bewegungen. Mir fällt erst jetzt auf, wie dünn und zerbrechlich ihre Statur scheint. Und zum ersten Mal mustere ich ganz bewusst ihre Gesichtszüge. Der schmale Silberring, der ihre Unterlippe schmückt wirkt ein wenig deplatziert. Die Stupsnase verleiht ihr eine fast kindliche Unschuld. Sie nestelt an ihrer Tasche herum.
„Warum beobachtest du mich dauernd?“, fragt sie beinahe beiläufig. Ich zucke zusammen.
„Ich weiß es nicht!“, gebe ich ehrlich zu und muss plötzlich lächeln. Komisch… fast habe ich vergessen, wie diese Mimik funktioniert.
„Du bist ein seltsamer Mensch…“, kichert Florentina und fixiert mich mit ihrem undurchschaubaren Blick. Dieser kurze Moment ruft seltsame Gedanken in mir hervor. War es möglich, dass dieses Mädchen sich soeben über mich lustig macht?
„Das kann leicht sein. Du siehst doch, welche Idioten mich tagtäglich umgeben.“, seufze ich und ziehe meine Beine an. Der Wind packt mein dichtes, nussbraunes Haar und lässt es wirbeln. Florentinas Blick wird nachdenklich.
„Du bist mir schon öfters aufgefallen. Manchmal kommt es mir so vor, als sähest du durch die Menschen durch.“, meint sie gedankenverloren und runzelt fast kritisch die Stirn. Ich fühle mich angegriffen.
„Bist du deshalb hier? Um mich über mein Verhalten aufzuklären? Ich brauche dein Urteil nicht.“, fahre ich sie etwas zu barsch an. Im gleichen Moment schäme ich mich dafür. Wer bin ich denn wirklich? Ein seltsames Wesen, das seit Jahren versucht, in dieser banalen Welt zwischen Schule und abnormen Familienverhältnissen meinen emotionalen Dornröschenschlaf zu halten, keinem auch nur das geringste Maß an Achtung oder Gefühl zuzubringen, immer mit einem Finger am Abzug. Mein Leben zieht an mir vorbei, wie die Landschaft während einer langen Zugfahrt. Einzelne Stationen nehme ich wahr, verfalle aber immer wieder zurück in diesen alltäglichen Trott aus Langeweile und Desinteresse, immer darauf bedacht, meine Umwelt aufs genaueste zu erkennen, in meinem Gedächtnis zu behalten, allerdings jede Erinnerung zu verdrängen. Kein schöner Gedanke, kein tolles Gefühl erfüllen meine Seele. Ich bin mir fremd, will in mir selbst ruhen, nicht fähig, meinen eigenen Weg zu gehen. Das bin ich, Amelie Schneider, gefangen in eine gefühlskalte Welt, ohne Sinnesreizungen, ohne Nervenkitzel. Und plötzlich überschwemmt mich Hass. Hass gegen mich selbst, Hass gegen meine Umwelt, Hass gegen meine Mitmenschen.
Ich brauche niemanden, der mir die Hand reicht und versucht, mich aus diesem Spinnennetz aus Selbstkritik und Kälte zu ziehen, das ich mir seit geraumer Zeit gesponnen habe. Ich strebe nach keiner Perfektion, habe keine Ziele, keine Visionen, keinen Weg, dem ich folgen will. Und diese Erkenntnis wird mir plötzlich so schmerzlich bewusst, dass ich am liebsten laut schreien würde.
Ich lasse Florentina auf der Wiese im Park zurück. Mein Schritt verwandelt sich in ein Laufen. Das Laufen weicht einem hysterischen Rennen. Ich will weg von hier. Nach Hause. Habe ich überhaupt eines? Bin ich nicht immer schon nur Gast gewesen? Meine Familie. Habe ich überhaupt eine? Sind wir nicht nur eine Gemeinschaft völlig unterschiedlicher Personen, die nicht wissen, wie sie sich selbst begegnen sollen? Mein Leben ist ein Trümmerhaufen. Und mit jedem meiner Schritte zerschmettere ich diese Trümmer zu Staub.