So hier ist der zeite Teil. Freue mich auch weiterhin über Lob und Kritik. Also dann mal viel Spaß beim Lesen.
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Ich eilte durchs Schulhaus um noch pünktlich zum Chemieunterricht zu kommen. Plötzlich wurde ich heftig geschubst und ich stolperte. Ein stechender Schmerz im Knie holte mich aus meiner Traumwelt zurück, denn ich hatte wieder einmal nur an meinen Freund gedacht und nicht auf die anderen Schüler geachtet. Ich sammelte schnell die ganzen losen Blätter, auf denen „Ich liebe dich“ stand ein, die aus meinem Ordner gerutscht waren. Beim Aufstehen stach es mir erneut ins Knie. „Verdammt“ fluchte ich und ging hinkend in den Chemiesaal.
Während der Chemiestunde kritzelte ich wie so oft schon Herzchen auf ein Blatt und schrieb in dicken Buchstaben den Namen meiner großen Liebe dazu. Wir waren gerade einmal seit zwei Wochen zusammen, doch es passte einfach alles und wir verbrachten jede freie Minute miteinander. Die ganze Träumerei in der Schule konnte ich mir nur erlauben, da wir nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien hatten. Die Arbeiten waren alle geschrieben und es hatte kaum einer mehr Lust auf Schule, nicht mal die Lehrer.
Nach der Schule nahm ich den nächsten Bus um möglichst schnell nach Hause zu kommen. Meine Klassenkameradinnen hatten mich zum Eis essen eingeladen, doch ich hatte schon etwas anderes vor. Mein Freund hatte an diesem Tag nur vormittags Berufsschule und somit Zeit für mich. Er wohnte auf einem Hof etwas außerhalb unseres Dorfes. Dort bewirtschaftete seine Familie einige Felder und sie hielten viele Tiere. Sie hatten Kühe, Schweine, Gänse und auch Pferde. Seit einem Monat habe ich auf dem Aussiedlerhof eine Reitbeteiligung. Fast jeden Tag bin ich dort um nach der hübschen Haflingerstute zu schauen, auszureiten und ihre Box zu misten.
Dabei habe ich ihn auch kennen gelernt. Ich hatte beim Ausmisten den Schubkarren ziemlich voll geladen, denn ich wollte nur einmal zum Misthaufen laufen. Da der Schubkarren ziemlich schwer, von all dem Mist war kippte er mir beim ausleeren seitlich um. Mit all meiner Kraft versuchte ich ihn herauszuziehen, doch es gelang mir nicht. Plötzlich packte mich Jemand an meinen Oberarmen und schob mich sanft zur Seite. Nachdem der freundliche Junge mir den Schubkarren aus dem Mist wie eine Feder herausgehoben hatte stellte er sich vor. Er hieß Daniel und war 15 Jahre alt. Er war nur ein paar Monate älter als ich. Ich stellte mich kurz vor, bedankte mich bei ihm und holte frisches Stroh für den Stall. An diesem Abend musste ich ununterbrochen an ihn denken und bis heute ist es so geblieben.
Mit einem hüpfenden Herz hinkte ich in den Stall hinein, denn körperlich war ich wegen meinem Knie nicht in der Lage zu hüpfen. Ich atmete tief die frische Luft ein und schaute mich nach Daniel um. Ich ging bei jedem einzelnen Pferd vorbei und streichelte ihm sanft über die Nüstern. Ich ging zu meiner Reitbeteiligung und gab ihr meinen Apfel, den ich in der Schule extra für sie aufgehoben hatte. Schnell verschlang Ayala den Apfel und hoffte auf einen weiteren Leckerbissen. Leise schlich sich Daniel von hinten an.
Doch ich bemerkte nichts, denn ich war mit meinen Gedanken schon beim bevorstehenden Ausritt. Mit einem Stoß und seltsamen Geräuschen erschreckte mich Markus. Mir blieb fast das Herz stehen, denn ich ahnte nichts Böses als ich so scheinbar alleine im Stall stand.
Als ich den ersten Schreck überwunden hatte schnappte ich mir den sich vor Lachen krümmenden Daniel und schubste ihn in die nächste leere Box. Dort nahm ich so viel Stroh wie ich auf einmal aufheben konnte und warf es auf ihn. Wir bewarfen uns so lange mit der Einstreu bis wir nicht mehr konnten und erschöpft ins Stroh sanken. Wir saßen so eine ganze weile da und konnten nicht mehr aufhören zu lachen. Auf einmal beugte sich Daniel herüber zu mir, umarmte mich und begann mich leidenschaftlich zu küssen. Ich tat nichts lieber als den Kuss zu erwidern.
Anschließend sprang er auf nahm mich an die Hand und zog mich hinauf zu ihm. Schnell küsste er mich noch einmal auf die Wange und meinte begeistert: „Komm wir satteln schnell die Pferde ich kann es kaum abwarten auf einem galoppierenden Pferd zu sitzen!“ Ich lächelte ihn an und nickte nur kurz. Ich holte schnell Ayala aus der Box, führte sie hinaus auf den Putzplatz und band sie neben Daniels Haflingerwallach Mörlin an. In Windeseile waren die Pferde sauber und die prächtig verzierten Westernsättel lagen auf ihren Rücken.
Schon saßen wir auf den Pferderücken und entfernten uns von dem Hof. Wir erzählten uns gegenseitig von unserem Tag, was wir alles in der Schule erlebt haben und wie sehr wir uns gegenseitig vermisst haben. Nach einer Weile trabten wir an und ritten schweigend nebeneinander her. Ab und zu schauten wir uns tief in die Augen. Wir brauchten nicht viele Worte um uns zu verständigen; wir wussten auch so, was der andere meint.
Ich erzählte ihm von meinem Zusammenstoß mit einer anderen Schülerin heute Morgen im Schulhaus, den mein schmerzendes Knie erinnerte mich immer wieder daran. Daniel lachte laut los und meinte lachend: „So was passiert aber auch nur dir“. Ich musste mir ein grinsen verkneifen, galoppierte an und preschte mit Ayala quer über eine Wiese. Aus den Augenwinkeln sah ich wie verwundert er über meinen plötzlichen Galopp war. Er trieb Mörlin an und jagte mir nach. Lachend galoppierten wir über die Wiese. Die Pferde freuten sich darüber, endlich wieder laufen zu dürfen. Sie streckten ihre eleganten Körper, die doch so muskulös waren. Mit Leichtigkeit nahmen sie einen kleinen Anhang und fegten hinauf. Oben angekommen parierten wir durch zum Trab, denn es war immer noch sehr warm, obwohl es schon nach 4 Uhr war. Bald fielen die Pferde wieder in den Galopp, doch diesmal nahmen wir einen Waldweg. Unter dem grünen Blätterdach war es viel angenehmer und kühler. Nach einer anschließenden langen Schrittphase schlugen wir den Weg Richtung Hof ein.
Dort angekommen sattelten wir die Pferde ab, putzten sie und brachten sie wieder in den Stall. Nach einem zärtlichen Kuss verabschiedeten wir uns und ich ging heim. Ich freute mich schon sehr auf die bevorstehenden Sommerferien, denn dann werde ich jeden Tag auf dem Hof sein können. Meine Eltern haben mir sogar erlaubt dort zu übernachten, doch sie wissen nichts von Daniel.
Ich werde jeden morgen glücklich neben ihm aufwachen können, ihm bei den täglich anfallenden Arbeiten helfen und anschließend etwas mit ihm unternehmen. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, denn ich habe schon immer davon geträumt auf einem Bauernhof zu leben. Die restlichen Schultage vergingen wie im Flug. Wir bekamen unsere Zeugnisse und wurden in die Ferien entlassen. Am letzten Schultag traf ich mich mit Daniel in der Stadt, um Eis zu essen. Danach fuhr ich schnell heim, um meine Sachen zu packen und anschließend auf den Hof zu fahren.
Ich fuhr gerade träumend auf den Hof als ich plötzlich ein Plakat, das über der Einfahrt hing sah. Darauf stand: „Herzlich Willkommen, Prinzessin“. Total unerwartet kam Daniel auf mich zu gerannt umarmte mich, zog mich von meinem Rad runter, das samt Gepäck in den Staub fiel und küsste mich. „Nicht so stürmisch, mein Prinz“ alberte ich rum.
Ein herzzerreißendes Wiehern ließ mich aufhorchen. Da standen doch tatsächlich Mörlin und Ayala fertig geputzt und gesattelt angebunden am Putzplatz. „Extra für dich, Prinzessin. Du sollst es doch gut haben, solange du bei mir wohnst.“ Ich lächelte ihn an, warf schnell mein Rad auf die Seite und brachte meine Sachen ins Haus. Schon saßen wir auf den Pferden und ritten in unser Glück.