Heeschen
Aufgrund einem aktuellen Anlass in meinem Leben habe ich eine alte Geschichte wieder aufgegriffen und vor allem neu geschrieben. Vielleicht klingelt bei dem ein oder anderem etwas, wenn er den Namen hört, weil ich sie schon in einem anderen Forum einmal zur Bewertung 'freigegeben' habe. Dann habe ich leider irgendwann den Faden verloren .__.
Wie dem auch sei: Ich würde mich über Bewertungen und Leser freuen.
Kapitel 1
„Katja, Sarah, habt ihr etwas dagegen, mal dem Unterricht zu folgen?“, kam es harsch von Herrn Maier, unserem Mathelehrer. Die Köpfe meiner Mitschüler drehten sich zu mir und meiner besten Freundin um. Die blickte schuldbewusst drein und auch ich murmelte ein rasches „Entschuldigung“. Mit diesem Menschen mochte keiner von uns ernsthaften Streit haben, denn er war ein Tyrann.
Ich weiß, dass viele Schüler ihre Lehrer hassen und denken, ausgerechnet sie hätten das schlechteste Los gezogen. Wahrscheinlich klinge ich deshalb auch nicht sonderlich glaubhaft, aber ich meine es ernst. Sechs Jahre lang hatte ich nun schon Mathe bei diesem Kerl und ich hatte seitdem des öfteren die Klassenarbeiten mit den anderen aus meinem Jahrgang verglichen. Sie waren definitiv schwerer und vor allem länger.
Außerdem war er seit jeher recht großzügig, was nachsitzen anging. In dieser Hinsicht schien er immer Zeit zu haben und ich fragte mich manchmal, ob er keine Hobbys hatte. Bis auf das Ärgern von Schülern natürlich. Und so wie er uns in diesem Moment anfunkelte, ahnte ich schon, was kommen würde ...
„Wir sprechen uns nach dem Unterricht noch einmal.“ Der gehässige Unterton entging mir nicht und während Herr Maier sich wieder der Tafel und dem Stoff an der Tafel zuwendete, den er uns zu diesem Zeitpunkt zu erklären versuchte, blickte ich wütend wieder auf mein Heft. Ob ich wütend auf mich oder auf Herrn Maier war, wusste ich nicht so genau, aber das gehörte wohl zu den Sachen, die in einem solchen Moment unwichtiger sind. Nachsitzen oder zumindest eine Strafarbeit – das würde mich wohl erwarten.
Ich würde mich selber nicht als das größte Mathegenie bezeichnen und war damit in meiner Klasse bei weitem nicht die einzige Person. Dementsprechend leer war auch die neu aufgeschlagene Seite in meinem Heft: Bis auf ein Datum und ein Schachbrettmuster am Rand, das ich in unendlicher Langeweile gezeichnet habe, war nichts darauf zu sehen.
Mit einem leisen Seufzer wandte ich mich von dem Heft ab und blickte wieder zur Tafel. „Abschreiben, bitte.“, kam es in dem Moment von Herrn Maier und alle begannen eifrig ein Dreieck abzuzeichnen. Während ich – eher unwissend, was ich da tat – ein paar Werte abschrieb, zischte es zu meiner Linken plötzlich. Verwundert wandte ich den Kopf. Martin, mein Sitznachbar, schob mir ein Zettelchen herüber.
Die schlecht leserliche Schrift von meinem Freund Max, mit dem ich seit einem dreiviertel Jahr zusammen war, erkannte ich sofort. Ich musste keine große Angst haben, dass jemand mitlas, denn wenn man davon absah, dass alle den Anweisungen des Tyranns Folge leisten wollten, war ich eine der wenigen, die auch lesen konnten, was Max schrieb, wenn er nicht gerade seine „Sonntagsschrift“ benutzte.
Drück dir die Daumen, dass du nicht nachsitzen musst! Telefonieren wir nacher?
Max
Ich verzog leicht das Gesicht. ‚Nachher’ mit nur einem H. Rechtschreibung war nie wirklich Max’ Stärke gewesen. Mit der Zeit habe ich allerdings gelernt, davon abzusehen.
Vorsichtig ließ ich das Zettelchen in meinen Rucksack verschwinden und sah zu Max, der am anderen Ende der Klasse saß. Zumindest in Mathe; ansonsten hatte er seinen Platz neben mir. Das war eine weitere Gemeinheit vom Maier gewesen. Ein Wunder, dass dieser Mann verheiratet war. Obwohl seine Frau, dich ich schon einmal auf einem Schulfest gesehen hatte, den gleichen Gesichtsausdruck draufhat, wie er. Die beiden sind sich sicherlich in vielerlei Hinsicht gleich.
Anschließend wanderte mein Blick wieder zu Max und ich nickte ihm zu. Das aufmunternde Grinsen erwiderte ich mit einem Lächeln und selbst auf die Entfernung konnte ich die tiefblauen Augen meines Angebeteten erkennen. Er sah nicht nur blendend aus, sondern gehörte auch nicht zu dieser Macho-Riege, obwohl er auch mit den anderen Jungs aus unserer Klasse gut auskam.
Ich geriet einmal mehr ins Träumen, was mir auffallend oft im Matheunterricht passierte, obgleich ich mir darüber im Klaren war, welcher Gefahr ich ausgesetzt war. Dummerweise schien ich nie so wirklich aus meinen Fehlern zu lernen und so trat ich auch dieses Mal in ein dickes Fettnäpfchen.
„Der Sinus ist das Verhältnis von was, ... Katja?“, hörte ich Herrn Maier plötzlich sagen. Meinen Namen sprach er lauter aus, als den Rest des Satzes und so blickten mich zum zweiten Mal in zehn Minuten zweiundzwanzig Augenpaare an – von dem meines Lehrers, der mich hinterhältig anfunkelte, mal ganz zu schweigen. Er wusste ganz genau, dass ich Trigonometrie nie wirklich verstanden habe.
„Ich ... Ähm-“, begann ich unglaublich intelligent. Er musste ja nicht wissen, dass mir spontan nicht einmal die Bezeichnung aller drei Seiten im Dreieck einfielen. Hypotenuse war eine, das wusste ich. Und die hatte auch irgend etwas mit der Berechnung vom Sinus zu tun. „Das Verhältnis von Hypotenuse zur ... Ankathete heißt Sinus.“
Das Hüsteln des Klassenbesten Timo hörte ich deutlich und so kam mir nur eins in den Sinn: Falsch. Sechs, setzen. Der hat nämlich immer nur dann gehüstelt, wenn er irgend etwas besser weiß, als die anderen aus der Klasse. Also – ziemlich oft.
„Timo, kannst du mir sagen, wie die richtige Lösung lautet?“, kam es von meinem Mathelehrer, der mich ununterbrochen anstarrte.
„Das Verhältnis von Gegenkathete zu Hypotenuse wird als Sinus ausgedrückt.“ – Diese Antwort schoss in schätzungsweise einer Zehntelsekunde aus ihm heraus und ein paar Leute, die Herr Maier gerade nicht im Blick hatte, verdrehten sichtlich genervt die Augen.
„Richtig.“ Ein Augenblick herrschte Stille, in der meine Mitschüler ‚kaum zu atmen wagten’, wie es so schön heißt. „Du siehst, Katja, raten bringt dich nicht weiter. Ich denke, ob deiner Noten in Mathematik und der Tatsache, dass du dich während meines Unterrichts immer wieder mit deiner Tischnachbarin austauschst, sollten wir dich vorläufig umsetzen.“ Nun wandte er seine Augen von mir ab und blickte durch die Klasse. „Es wäre sicherlich eine gute Wahl, wenn du mit Corinna die Plätze tauschen würdest.“
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht sonderlich überrascht war. Der Grund: Corinna saß – bis zu diesem Moment eben – neben Timo in der ersten Reihe. Eigentlich ist sie ganz okay, aber in diesem Moment hasste ich sie abgrundtief dafür.
Corinna selber schien dagegen sehr erleichtert zu sein, sich in Mathe auf meinen Platz setzen zu dürfen. Auf meinen ehemaligen Platz, meine ich. Sie war aus dem selben Grund fünf Wochen vorher an diesen Tisch – direkt vorm Lehrerpult – ‚strafversetzt’ worden.
Wie dem auch sei: Ich würde mich über Bewertungen und Leser freuen.
~+~+~+~+~+~+~+~+~
Kapitel 1
„Katja, Sarah, habt ihr etwas dagegen, mal dem Unterricht zu folgen?“, kam es harsch von Herrn Maier, unserem Mathelehrer. Die Köpfe meiner Mitschüler drehten sich zu mir und meiner besten Freundin um. Die blickte schuldbewusst drein und auch ich murmelte ein rasches „Entschuldigung“. Mit diesem Menschen mochte keiner von uns ernsthaften Streit haben, denn er war ein Tyrann.
Ich weiß, dass viele Schüler ihre Lehrer hassen und denken, ausgerechnet sie hätten das schlechteste Los gezogen. Wahrscheinlich klinge ich deshalb auch nicht sonderlich glaubhaft, aber ich meine es ernst. Sechs Jahre lang hatte ich nun schon Mathe bei diesem Kerl und ich hatte seitdem des öfteren die Klassenarbeiten mit den anderen aus meinem Jahrgang verglichen. Sie waren definitiv schwerer und vor allem länger.
Außerdem war er seit jeher recht großzügig, was nachsitzen anging. In dieser Hinsicht schien er immer Zeit zu haben und ich fragte mich manchmal, ob er keine Hobbys hatte. Bis auf das Ärgern von Schülern natürlich. Und so wie er uns in diesem Moment anfunkelte, ahnte ich schon, was kommen würde ...
„Wir sprechen uns nach dem Unterricht noch einmal.“ Der gehässige Unterton entging mir nicht und während Herr Maier sich wieder der Tafel und dem Stoff an der Tafel zuwendete, den er uns zu diesem Zeitpunkt zu erklären versuchte, blickte ich wütend wieder auf mein Heft. Ob ich wütend auf mich oder auf Herrn Maier war, wusste ich nicht so genau, aber das gehörte wohl zu den Sachen, die in einem solchen Moment unwichtiger sind. Nachsitzen oder zumindest eine Strafarbeit – das würde mich wohl erwarten.
Ich würde mich selber nicht als das größte Mathegenie bezeichnen und war damit in meiner Klasse bei weitem nicht die einzige Person. Dementsprechend leer war auch die neu aufgeschlagene Seite in meinem Heft: Bis auf ein Datum und ein Schachbrettmuster am Rand, das ich in unendlicher Langeweile gezeichnet habe, war nichts darauf zu sehen.
Mit einem leisen Seufzer wandte ich mich von dem Heft ab und blickte wieder zur Tafel. „Abschreiben, bitte.“, kam es in dem Moment von Herrn Maier und alle begannen eifrig ein Dreieck abzuzeichnen. Während ich – eher unwissend, was ich da tat – ein paar Werte abschrieb, zischte es zu meiner Linken plötzlich. Verwundert wandte ich den Kopf. Martin, mein Sitznachbar, schob mir ein Zettelchen herüber.
Die schlecht leserliche Schrift von meinem Freund Max, mit dem ich seit einem dreiviertel Jahr zusammen war, erkannte ich sofort. Ich musste keine große Angst haben, dass jemand mitlas, denn wenn man davon absah, dass alle den Anweisungen des Tyranns Folge leisten wollten, war ich eine der wenigen, die auch lesen konnten, was Max schrieb, wenn er nicht gerade seine „Sonntagsschrift“ benutzte.
Drück dir die Daumen, dass du nicht nachsitzen musst! Telefonieren wir nacher?
Max
Ich verzog leicht das Gesicht. ‚Nachher’ mit nur einem H. Rechtschreibung war nie wirklich Max’ Stärke gewesen. Mit der Zeit habe ich allerdings gelernt, davon abzusehen.
Vorsichtig ließ ich das Zettelchen in meinen Rucksack verschwinden und sah zu Max, der am anderen Ende der Klasse saß. Zumindest in Mathe; ansonsten hatte er seinen Platz neben mir. Das war eine weitere Gemeinheit vom Maier gewesen. Ein Wunder, dass dieser Mann verheiratet war. Obwohl seine Frau, dich ich schon einmal auf einem Schulfest gesehen hatte, den gleichen Gesichtsausdruck draufhat, wie er. Die beiden sind sich sicherlich in vielerlei Hinsicht gleich.
Anschließend wanderte mein Blick wieder zu Max und ich nickte ihm zu. Das aufmunternde Grinsen erwiderte ich mit einem Lächeln und selbst auf die Entfernung konnte ich die tiefblauen Augen meines Angebeteten erkennen. Er sah nicht nur blendend aus, sondern gehörte auch nicht zu dieser Macho-Riege, obwohl er auch mit den anderen Jungs aus unserer Klasse gut auskam.
Ich geriet einmal mehr ins Träumen, was mir auffallend oft im Matheunterricht passierte, obgleich ich mir darüber im Klaren war, welcher Gefahr ich ausgesetzt war. Dummerweise schien ich nie so wirklich aus meinen Fehlern zu lernen und so trat ich auch dieses Mal in ein dickes Fettnäpfchen.
„Der Sinus ist das Verhältnis von was, ... Katja?“, hörte ich Herrn Maier plötzlich sagen. Meinen Namen sprach er lauter aus, als den Rest des Satzes und so blickten mich zum zweiten Mal in zehn Minuten zweiundzwanzig Augenpaare an – von dem meines Lehrers, der mich hinterhältig anfunkelte, mal ganz zu schweigen. Er wusste ganz genau, dass ich Trigonometrie nie wirklich verstanden habe.
„Ich ... Ähm-“, begann ich unglaublich intelligent. Er musste ja nicht wissen, dass mir spontan nicht einmal die Bezeichnung aller drei Seiten im Dreieck einfielen. Hypotenuse war eine, das wusste ich. Und die hatte auch irgend etwas mit der Berechnung vom Sinus zu tun. „Das Verhältnis von Hypotenuse zur ... Ankathete heißt Sinus.“
Das Hüsteln des Klassenbesten Timo hörte ich deutlich und so kam mir nur eins in den Sinn: Falsch. Sechs, setzen. Der hat nämlich immer nur dann gehüstelt, wenn er irgend etwas besser weiß, als die anderen aus der Klasse. Also – ziemlich oft.
„Timo, kannst du mir sagen, wie die richtige Lösung lautet?“, kam es von meinem Mathelehrer, der mich ununterbrochen anstarrte.
„Das Verhältnis von Gegenkathete zu Hypotenuse wird als Sinus ausgedrückt.“ – Diese Antwort schoss in schätzungsweise einer Zehntelsekunde aus ihm heraus und ein paar Leute, die Herr Maier gerade nicht im Blick hatte, verdrehten sichtlich genervt die Augen.
„Richtig.“ Ein Augenblick herrschte Stille, in der meine Mitschüler ‚kaum zu atmen wagten’, wie es so schön heißt. „Du siehst, Katja, raten bringt dich nicht weiter. Ich denke, ob deiner Noten in Mathematik und der Tatsache, dass du dich während meines Unterrichts immer wieder mit deiner Tischnachbarin austauschst, sollten wir dich vorläufig umsetzen.“ Nun wandte er seine Augen von mir ab und blickte durch die Klasse. „Es wäre sicherlich eine gute Wahl, wenn du mit Corinna die Plätze tauschen würdest.“
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht sonderlich überrascht war. Der Grund: Corinna saß – bis zu diesem Moment eben – neben Timo in der ersten Reihe. Eigentlich ist sie ganz okay, aber in diesem Moment hasste ich sie abgrundtief dafür.
Corinna selber schien dagegen sehr erleichtert zu sein, sich in Mathe auf meinen Platz setzen zu dürfen. Auf meinen ehemaligen Platz, meine ich. Sie war aus dem selben Grund fünf Wochen vorher an diesen Tisch – direkt vorm Lehrerpult – ‚strafversetzt’ worden.