banni
Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass euch das Buch gefällt. ich hab auch schon erweiterungen, aber es ist noch nicht ganz fertig. Werde es zuende bringen, wenn ich mein 3. fertig habe. Ich hoffe, ihr könnt eventuellen Rechtschreibfehler verkraften und verzeihen...
1
Ich kann es wirklich kaum fassen, dass ich es wirklich tue. Keine einzige aus meiner Clique tut so was! Keine!!! Wieso dann ich? Wieso immer wieder ich? Muss ich denn wirklich immer die Außenseiterin sein? Kann ich denn nicht auch nur ein einziges Mal richtig normal sein?
Von all meinen vier Freundinnen aus meiner Clique war ich die einzige, die in ihrer Kindheit die Freizeit im Wald unter einem Haufen von Ästen, Zweigen und morschen Brettern verbracht hat. Die Einzige, die jemals ein eigenes Baumhaus besaß, die im Schlamm herumsprang und sich das Gesicht mit Erde anmalte. Schon damals hielten mich alle für total verrückt. Ein Mädchen, wie alle anderen auch, die am Rande einer kleinen Stadt namens Little Eastern wohnte und sich nicht schon von klein auf mit Barbiepuppen und der neusten Mode beschäftigte, war da bei uns von Anfang an unten durch. Meine Interessen musste ich schon immer verstecken, damit ich nicht andauernd ausgeschlossen wurde.
Auch was meine Lieblingstiere anging, hinkte ich immer nach: Alle Mädchen schwärmten für Hunde, Katzen, Zwergkaninchen oder Hamster (Kleinviecher wenn man’s genau nimmt eben) aber ich liebte die etwas größere Variante von Tieren: Pferde. Wenn ich zurück denke, dann waren Pferde schon immer meine absoluten Lieblingstiere. Ein Mann aus meiner Umgebung hatte mal einen schweren Knabstrupper. Ein liebes Tier. Ich schaute ihm immer beim Fressen zu. Man konnte sein Herz ganz einfach gewinnen: Man brauchte ihm nur ein paar mal einen Leckerbissen mitbringen und schon mochte er dich. Mein größter Wunsch war und ist noch immer ein eigenes Pferd zu besitzen. Nach langem Gebettel erlaubten meine Eltern es, dass mir Mr. Regan (der Besitzer von dem Knabstrupper) auf seinem Point Reitunterricht gab. Damals war ich zehn. Jedoch war der arme Point schon alt und nach einem Jahr merkte man ihm genau an, wie beschwerlich es für ihn war, mein Gewicht zu schleppen.
Da meine Eltern zum Glück merkten, wie deprimiert ich darüber war, nicht mehr reiten zu können. willigten sie schließlich ein, mich in einer richtigen Reitschule, bei einem professionellen Reitlehrer unterrichten zu lassen.
Und zwar im Westernstil. War am Anfang etwas schwierig, da ich zuerst ausschließlich Englisch geritten bin, aber jetzt beherrsche ich es schon ganz gut. Ich meine, wenn man jetzt sechzehn Jahre ist und fünf Jahre lang Unterricht bekam, dann kann man schon davon ausgehen, dass man es dann auch beherrscht.
Was meine Clique betrifft, die waren von meinem Reitentschluss ganz schön schockiert, dass ich mich mit solchen stinkenden Gäulen abgeben würde hätten sie nie von mir gedacht. Zum Glück haben sie es mit der Zeit allmählich verdaut. Ich rede nicht über meine Erlebnisse hoch zu Ross und sie lästern auch nicht über meine Lieblinge.
Aber zurück zu meiner Wahnwitzigen Idee. Ich hab angefangen in ein Tagebuch zu kritzeln. Klingt total idiotisch, wieso sollte es denn auch weiter tragisch sein? Tja, aber es ist tragisch, wenn man beliebt sein will so wie ich.
Nur totale Loser schreiben Tagebuch. Und ich will kein Loser sein!
Aber na ja ich weiß auch nicht, ich schreibe gerne und in einem Tagebuch kann man offen über seine Träume, Gefühle und Wünsche reden, ohne Angst haben zu müssen, dass man ausgelacht wird.
Ich hab im übrigen immer noch kein eigenes Pferd bekommen, ich kümmere mich zwar um ein Pferd aus meiner Reitschule, aber es ist nur „irgendein“ Pferd. Nicht DAS Pferd meiner Träume.
Er ist ein verfressener, fetter und leider auch fauler weißer Quaterwallach.
Zwischen uns stimmt einfach die Chemie nicht wirklich. Er duldet mich zwar auf seinem Rücken (ihm ist es eigentlich völlig egal, wer auf seinem Rücken sitzt) und trottet mit mir in der Reithalle umher, aber das wars dann auch schon. Er hat kein bisschen Temperament. Er ist eine wandelnde Schlaftablette. Aber Hauptsache, ich kann überhaupt reiten.
Ich hab neulich wieder von meinem Traumpferd geträumt. Schon seit einigen Tagen geistert dieses Pferd durch meine Traumwelt. Es ist unbeschreiblich schön: Eine Isabellenstute, jung, mit langer, seidener Mähne, die ihr über die Schultern hängt, einen stolz erhobenen Schweif, der im Wind weht, wenn sie über die Erde galoppiert. Einen weißen Stern auf der Stirn, weiße Fesseln und pechschwarze, glänzende Augen. Ihr isabellenfarbenes Deckhaar glänzt in der Sonne, wie pures Gold. Western geritten, mit viel Vollbluteinfluss.
Ich liebe diesen Traum, nur leider wache ich immer auf, bevor ich ihn zu Ende geträumt habe. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich glaube immer, dass es mir etwas zeigen will. Dass mir Mercury etwas zeigen will. Ich weiß nicht, wie ich auf diesen Namen gekommen bin, aber er war einfach da. Wie aus dem Nichts. Genau Pferd. Normalerweise benennt man sein Pferd nach irgendwas, was man am liebsten hat, z.B. nach seinem Lieblingsgericht. Meine Leibspeise sind z.B. Makkaroni aber ich finde, der Name passt einfach nicht zu diesem Pferd. Ich will es auch nicht nach meiner Mutter, Elisabeth. benennen oder nach sonst irgendwelchen bescheuerten Namen, die ich irgendwo aufgegriffen habe, wie Samurai, Dream Dancer, Starfire u.s.w.
Ein märchenhafter Name wäre für dieses zauberhafte Pferd vielleicht passender, wie Sternentänzer, Schneewittchen, ... aber ich kann mir einfach keinen anderen Namen vorstellen. Sie ist und bleibt einfach meine Mercury, das märchenhafte Pferd meiner Träume.
2
„Oh nein, oh nein, oh nein!!!!!! Das ist doch ein wahrer Alptraum!“ Dieses
Gemeckere konnte ich schon im Flur auf dem Weg in mein Klassenzimmer vernehmen. Ich kann mir schon jetzt denken wer das wieder sein wird: Rachel. Ihr Gejammer über eingerissene Nägel, verwischtes Make-up oder Probleme mit ihrem Freund, konnte man schon von weitem hören. Es ist immer wieder das selbe. Und das jeden Morgen.
„Sieh dir das mal an, Caro, ist das nicht einfach entsetzlich?????“ Während sie mir diesen Satz ins Ohr kreischte, wedelte sie mir ihre knallrosa Fingernägel vor der Nase rum. „Was soll daran denn falsch sein? Die Nägel sind doch perfekt lackiert worden?“ entgegnete ich darauf leicht verblüfft.
Scheiße! und wieder hab ich etwas falsch gemacht: Das oberste Gebot vom Beliebt sein lautet nämlich klipp und klar: Wenn dir das beliebteste Mädchen der Schule, die obendrein zu deinen Freundinnen gehört, sagt wie grässlich etwas ist, muss man unbedingt total geschockt in ihr Gejammer einsteigen, sonst glaubt sie, ihre Probleme würden dich nichts angehen.
„Bist du denn blind?! Die Nägel sind knallrosa, sie sollten aber dunkelrosa sein, damit sie zu meinem neuem Outfit von Versage passen. Es nennt sich die „Rose´ Kollektion“. Es hat mich nur 950€ gekostet.“
Nur? Mit diesem Geld könnte ich die Stallkosten für mein eigenes Pferd für drei Monate bezahlen und es bliebe sogar noch was übrig. Aber ich stamme nun mal nicht aus einem stinkreichen Haus, so wie Rachel. Ihr Vater arbeitet bei einer großen Firma und vor genau drei Jahren hatte er seine erste Million gemacht. Es dauerte nicht sonderlich lang und schon hatte er die Zweite. Wieso kann nicht auch mein Vater ein paar Millionen verdienen? Würde er das, so hätte ich schon eine ganze Herde von Pferden.
Ich kann nicht sagen, dass meine Eltern arm wären. Sie sind einfach „Otto normal Verdiener“. Leider. Ich hab’ Mum schon so oft gefragt, wieso wir nicht mal im Lotto gewinnen können. Sie entgegnete, um so was zu können müsste ich zuerst einmal Lose kaufen. Wenn man das liest, meint man ich sei ja total bescheuert, aber das bin ich nicht. Nicht immer, sagen wir es mal so.
Ich hab’ immer geglaubt, dass wir uns schon die ganze Zeit lang Lose kaufen. Regelmäßig. Und jetzt erfahre ich, dass wir noch nie jemals ein Los gekauft haben. Wieso muss ich immer angelogen werden? Als ich mit Mum früher immer mein Gute Nacht Gebet aufgesagt haben, hat sie immer noch hinzu gefügt „Und bitte lieber Gott, lass uns doch vielleicht einmal im Lotto gewinnen.“
Ich meine, wenn die eigene Mutter so was ausspricht, könnte man doch davon ausgehen, dass sie Lose überhaupt besitzt.
Es ist ja immer das Gleiche. Ich ziehe immer die Arschkarte.
Was Rachel angeht, sie hat sich wieder beruhigt. Meine Freundinnen und ich haben da nämlich ein richtiges Erfolgsrezept: Wenn sie wie eine Verrückte herum kreischt, dann kreischen wir zuerst einmal mit und dann äußern wir immer große Komplimente, was ihre Kleidung und ihr restliches Aussehen betrifft. Hilft garantiert immer.
muss jetzt aufhören, denn mein Englischunterricht fängt gerade an und Mrs Strawberry ist immer sehr sauer, wenn einer ihrer zweiundzwanzig Schüler nicht aufpasst, so wie ich gerade.
Bis Bald.
3
Ich hab’ IHN wieder gesehen! Na ja eigentlich sehe ich ihn ja jeden Tag, aber heute stand er direkt neben mir. Seine Schultern stießen ganz leicht und kaum merklich an meine... Ein herrliches Gefühl!
Wir beider waren in der Schulkantine und so wie jeden Tag waren wir Schüler der Darton Highschool auch heute wieder komplett unfähig uns exakt in einer Reihe anzustellen. Wir kleben immer wie eine Traube zusammen und zanken uns um das beste Essen. Eigentlich ist ja alles von den Speisen, die angeboten werden, gänzlich ungenießbar, aber das vegetarische Essen kann man wenigstens überhaupt runterwürgen. Das Fleisch sieht nämlich wirklich erschreckend aus. Ein schwarz-rotes Etwas das mit einer noch grausigeren Soße übergossen wird, die aussieht wie zerschossene Hirnmasse. Den Vergleich weiß ich deshalb, weil ich mir sehr gerne Emergency- Room anschaue und da war mal so ein Fall mit einer jungen Frau, die unter eine Schießerei gekommen ist, getroffen wurde und danach hirntot war. Klingt wirklich total widerlich, aber das war nun mal der beste Vergleich den ich für dieses „Essen“ hatte.
Was IHN angeht, er ist mein absoluter Schwarm und obendrein der beliebteste Junge der ganzen Schule. Jake Davis, so heißt er.
Ich hab mich wirklich rettungslos in ihn verknallt, nur leider sehe ich für unsere – oder zumindest meine – innige Liebe keine Zukunft. Er ist nämlich zum einen mit meiner Freundin Rachel zusammen (armer Kerl, muss sich ständig von oben bis unten von der neuersten Nagellacksorte bequasseln lassen) und zum anderen glaube ich, kennt er noch nicht mal meinen Namen. Aber er sieht so verdammt süß aus!!!
Mein großes Problem ist nur, dass ich in seiner Gegenwart immer total tollpatschig sein muss.
Es gibt bei mir ausschließlich erschreckende Erinnerungen an ihn.
Hier hab ich sie aufgelistet, nur um der Nachwelt zu zeigen, wie bescheuert ich doch bin:
10. Hab’ ihm am ersten Schultag Kaffee über sein Hemd geschüttet.
9. Hab’ ihn pausenlos angestarrt, bis er es dann mal bemerkte, und angewidert verschwand.
8. Ich war mit meiner Clique im Schwimmbad und als wir Volleyball spielten, knallte ich ihm ungewollt den Ball an den Kopf.
7. War einmal so blöd und hab in seiner Gegenwart Selbstgespräche geführt, weil ich mich über eine meiner Freundinnen ärgerte und er glaubte natürlich, dass diese wüsten Beschimpfungen gegen ihn gerichtet waren.
6. Er wollte einmal seine Hausübung bei wem abschreiben, ich gab ihm mein Heft und versicherte ihm felsenfest, dass alles richtig wäre. Leider waren es Mathehausaufgaben, und diese Aufgaben hatte ich immer, komplett falsch. Der Lehrer beschloss dann zu meinem Bedauern sein Heft zu kontrollieren und gab ihm darauf eine sechs.
5.Er schrieb bei mir bei der Matheschularbeit (obwohl ich geglaubt hätte, er hätte aus seiner Lektion mit der Hausübung gelernt) ab und bekam zusätzlich zu einer fünf mit dick und fettem Minus auch noch eine Woche Nachsitzen, weil er bei mir abgeschrieben hatte (es war für den Lehrer glasklar, wer bei wem abschrieb, denn Jake ist sonst immer gut bis durchschnittlich und ich kurve immer bei negativen Noten rum.
4.Hab’ mal aus Versehen sein Handy zertrampelt. Es war nämlich so, dass er es am Tisch liegen hatte (es war nämlich Nigelnagel neu) damit jeder es bewundern konnte und ich sah eher mehr Jake an als sein blödes Handy, stieß es vom Tisch, stolperte und stieg genau mit voller Wucht darauf.
3. Ich war einmal schrecklich gegen Birkenpollen allergisch (meine Augen schwollen zu und ich hatte entsetzlichen Schnupfen) sodass mir mein Arzt ein paar Spritzen verschrieb. Da ich nicht ständig zum Doktor wegen dieser harmlosen Spritze kurven konnte, musste ich sie mir selber spritzen. War ja auch kein Problem, nur dass ich einmal in der Schule zu faul war um dafür aufs Klo zu gehen und mir die Nadel im Klassenzimmer gab. Jake hat das natürlich bemerkt und war felsenfest davon überzeugt, dass ich mir Heroin reinpumpe! Seit da an, war ich bei ihm und seinen Freunden unter dem Namen „Heroinbraut“ bekannt.
2. Ich hab’ ihm mal unabsichtlich ein Bein gestellt, worauf er sich den linken Knöchel gebrochen hatte. Leider war das genau in der Footballsaison in der er unbedingt spielen musste.
1. Weil ich braune, gelockte Haare habe und er ausschließlich auf Blondinen steht.
Ich bin schon ein wahrer Pechvogel. Aber diese Tatsache ändert dennoch nichts daran, dass ich Jake über alles liebe. Ich liebe alles an ihm.
Seine Leonardo di Caprio blonden Haare, seinen Waschbrettbauch und vor allem sein süßes Lächeln.
Ein wahrer Traum!
See you later Alligator!
4
“Nicht an den Zügeln reißen verdammt noch mal! Benutzt eure Schenkel, wie oft soll ich das denn noch sagen!“ Reitlehrer Holthoffs Gebrülle hörte man schon von weitem. Kaum zu fassen, dass eine einzige Männerstimme durch eine solide Holzreithalle hindurchhallen kann. Meiner Meinung nach sollte er Schauspieler für Theaterstücke werden, denn die nötige Stimme hätte er ja dafür. Nur dass bei ihm in fast jedem Satz das Wort „verdammt“ vorkommt. Außerdem verliert er schnell seine Geduld. Man müsste sich ihn einmal in einer Lovestory vorstellen...
Er zusammen mit seiner Geliebten, auf einer Wiese voll mit Blumen (also verdammt kitschig) und dann macht er ihr eine total romantische Liebeserklärung: „Oh über alles Geliebte.....Isolde, verdammt noch mal ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser verdammten Welt. Dein goldenes, langes Haar ist so verdammt schön. Du siehst verdammt noch mal einfach bezaubernd aus. Wills du oh du meine Geliebte verdammt noch mal meine Frau werden?“ Das wäre wirklich total romantisch, nur müsste man die ganzen „verdammts“ rausradieren.
Heute habe ich im übrigen wieder einmal eine Reitstunde. Natürlich auf meinem Pflegepferd. Sein Name ist übrigens „Apple-Winny“ weil er, wenn man’s genau nimmt, ein Apfelschimmel ist.
„Na mein kleiner Fresssack, wie geht’s uns denn heute? Wird mal wieder Zeit dich etwas zu bewegen, sonst wirst du noch an Überfettung sterben und das wollen wir ja nicht, oder? Natürlich nicht!“
„Hi Caro“ begrüßte mich Julia, eine Freundin (mehr oder weniger) aus dem Reitstall „Schön das du wieder mal hier bist. Warst ja schon lange nicht hier, Winny hat sich echt vernachlässigt gefühlt, stimmt’s du Süßer?“ Daraufhin begann mein Halbpferd ihre Taschen nach möglichen Leckerbissen zu durchsuchen.
Julia ist ein nettes Mädchen, grade mal zwei Jahre jünger als ich und grade mal eineinhalb Jahre hoch zu Ross.
Wenn es mich nicht recht täuscht, dann wohnen ihre Eltern nur drei Block weiter, aber dennoch hatte ich nie die Zeit sie einmal zu besuchen, obwohl ich sie schon eine halbe Ewigkeit kenne.
Es ist nur so ein Gefühl, aber ich glaube, dass die Chemie zwischen Julia und Winny viel besser passt als zwischen mir und ihm. Julia ist schon ein paar mal auf ihm geritten, schließlich muss er auch einmal bewegt werden wenn ich oder seine richtige Besitzerin Stephanie nicht da sind.
Muss jetzt kurz aufhören, da ich Winny noch putzen und anschließend reiten muss.
Bis dann.

1
Ich kann es wirklich kaum fassen, dass ich es wirklich tue. Keine einzige aus meiner Clique tut so was! Keine!!! Wieso dann ich? Wieso immer wieder ich? Muss ich denn wirklich immer die Außenseiterin sein? Kann ich denn nicht auch nur ein einziges Mal richtig normal sein?
Von all meinen vier Freundinnen aus meiner Clique war ich die einzige, die in ihrer Kindheit die Freizeit im Wald unter einem Haufen von Ästen, Zweigen und morschen Brettern verbracht hat. Die Einzige, die jemals ein eigenes Baumhaus besaß, die im Schlamm herumsprang und sich das Gesicht mit Erde anmalte. Schon damals hielten mich alle für total verrückt. Ein Mädchen, wie alle anderen auch, die am Rande einer kleinen Stadt namens Little Eastern wohnte und sich nicht schon von klein auf mit Barbiepuppen und der neusten Mode beschäftigte, war da bei uns von Anfang an unten durch. Meine Interessen musste ich schon immer verstecken, damit ich nicht andauernd ausgeschlossen wurde.
Auch was meine Lieblingstiere anging, hinkte ich immer nach: Alle Mädchen schwärmten für Hunde, Katzen, Zwergkaninchen oder Hamster (Kleinviecher wenn man’s genau nimmt eben) aber ich liebte die etwas größere Variante von Tieren: Pferde. Wenn ich zurück denke, dann waren Pferde schon immer meine absoluten Lieblingstiere. Ein Mann aus meiner Umgebung hatte mal einen schweren Knabstrupper. Ein liebes Tier. Ich schaute ihm immer beim Fressen zu. Man konnte sein Herz ganz einfach gewinnen: Man brauchte ihm nur ein paar mal einen Leckerbissen mitbringen und schon mochte er dich. Mein größter Wunsch war und ist noch immer ein eigenes Pferd zu besitzen. Nach langem Gebettel erlaubten meine Eltern es, dass mir Mr. Regan (der Besitzer von dem Knabstrupper) auf seinem Point Reitunterricht gab. Damals war ich zehn. Jedoch war der arme Point schon alt und nach einem Jahr merkte man ihm genau an, wie beschwerlich es für ihn war, mein Gewicht zu schleppen.
Da meine Eltern zum Glück merkten, wie deprimiert ich darüber war, nicht mehr reiten zu können. willigten sie schließlich ein, mich in einer richtigen Reitschule, bei einem professionellen Reitlehrer unterrichten zu lassen.
Und zwar im Westernstil. War am Anfang etwas schwierig, da ich zuerst ausschließlich Englisch geritten bin, aber jetzt beherrsche ich es schon ganz gut. Ich meine, wenn man jetzt sechzehn Jahre ist und fünf Jahre lang Unterricht bekam, dann kann man schon davon ausgehen, dass man es dann auch beherrscht.
Was meine Clique betrifft, die waren von meinem Reitentschluss ganz schön schockiert, dass ich mich mit solchen stinkenden Gäulen abgeben würde hätten sie nie von mir gedacht. Zum Glück haben sie es mit der Zeit allmählich verdaut. Ich rede nicht über meine Erlebnisse hoch zu Ross und sie lästern auch nicht über meine Lieblinge.
Aber zurück zu meiner Wahnwitzigen Idee. Ich hab angefangen in ein Tagebuch zu kritzeln. Klingt total idiotisch, wieso sollte es denn auch weiter tragisch sein? Tja, aber es ist tragisch, wenn man beliebt sein will so wie ich.
Nur totale Loser schreiben Tagebuch. Und ich will kein Loser sein!
Aber na ja ich weiß auch nicht, ich schreibe gerne und in einem Tagebuch kann man offen über seine Träume, Gefühle und Wünsche reden, ohne Angst haben zu müssen, dass man ausgelacht wird.
Ich hab im übrigen immer noch kein eigenes Pferd bekommen, ich kümmere mich zwar um ein Pferd aus meiner Reitschule, aber es ist nur „irgendein“ Pferd. Nicht DAS Pferd meiner Träume.
Er ist ein verfressener, fetter und leider auch fauler weißer Quaterwallach.
Zwischen uns stimmt einfach die Chemie nicht wirklich. Er duldet mich zwar auf seinem Rücken (ihm ist es eigentlich völlig egal, wer auf seinem Rücken sitzt) und trottet mit mir in der Reithalle umher, aber das wars dann auch schon. Er hat kein bisschen Temperament. Er ist eine wandelnde Schlaftablette. Aber Hauptsache, ich kann überhaupt reiten.
Ich hab neulich wieder von meinem Traumpferd geträumt. Schon seit einigen Tagen geistert dieses Pferd durch meine Traumwelt. Es ist unbeschreiblich schön: Eine Isabellenstute, jung, mit langer, seidener Mähne, die ihr über die Schultern hängt, einen stolz erhobenen Schweif, der im Wind weht, wenn sie über die Erde galoppiert. Einen weißen Stern auf der Stirn, weiße Fesseln und pechschwarze, glänzende Augen. Ihr isabellenfarbenes Deckhaar glänzt in der Sonne, wie pures Gold. Western geritten, mit viel Vollbluteinfluss.
Ich liebe diesen Traum, nur leider wache ich immer auf, bevor ich ihn zu Ende geträumt habe. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber ich glaube immer, dass es mir etwas zeigen will. Dass mir Mercury etwas zeigen will. Ich weiß nicht, wie ich auf diesen Namen gekommen bin, aber er war einfach da. Wie aus dem Nichts. Genau Pferd. Normalerweise benennt man sein Pferd nach irgendwas, was man am liebsten hat, z.B. nach seinem Lieblingsgericht. Meine Leibspeise sind z.B. Makkaroni aber ich finde, der Name passt einfach nicht zu diesem Pferd. Ich will es auch nicht nach meiner Mutter, Elisabeth. benennen oder nach sonst irgendwelchen bescheuerten Namen, die ich irgendwo aufgegriffen habe, wie Samurai, Dream Dancer, Starfire u.s.w.
Ein märchenhafter Name wäre für dieses zauberhafte Pferd vielleicht passender, wie Sternentänzer, Schneewittchen, ... aber ich kann mir einfach keinen anderen Namen vorstellen. Sie ist und bleibt einfach meine Mercury, das märchenhafte Pferd meiner Träume.
2
„Oh nein, oh nein, oh nein!!!!!! Das ist doch ein wahrer Alptraum!“ Dieses
Gemeckere konnte ich schon im Flur auf dem Weg in mein Klassenzimmer vernehmen. Ich kann mir schon jetzt denken wer das wieder sein wird: Rachel. Ihr Gejammer über eingerissene Nägel, verwischtes Make-up oder Probleme mit ihrem Freund, konnte man schon von weitem hören. Es ist immer wieder das selbe. Und das jeden Morgen.
„Sieh dir das mal an, Caro, ist das nicht einfach entsetzlich?????“ Während sie mir diesen Satz ins Ohr kreischte, wedelte sie mir ihre knallrosa Fingernägel vor der Nase rum. „Was soll daran denn falsch sein? Die Nägel sind doch perfekt lackiert worden?“ entgegnete ich darauf leicht verblüfft.
Scheiße! und wieder hab ich etwas falsch gemacht: Das oberste Gebot vom Beliebt sein lautet nämlich klipp und klar: Wenn dir das beliebteste Mädchen der Schule, die obendrein zu deinen Freundinnen gehört, sagt wie grässlich etwas ist, muss man unbedingt total geschockt in ihr Gejammer einsteigen, sonst glaubt sie, ihre Probleme würden dich nichts angehen.
„Bist du denn blind?! Die Nägel sind knallrosa, sie sollten aber dunkelrosa sein, damit sie zu meinem neuem Outfit von Versage passen. Es nennt sich die „Rose´ Kollektion“. Es hat mich nur 950€ gekostet.“
Nur? Mit diesem Geld könnte ich die Stallkosten für mein eigenes Pferd für drei Monate bezahlen und es bliebe sogar noch was übrig. Aber ich stamme nun mal nicht aus einem stinkreichen Haus, so wie Rachel. Ihr Vater arbeitet bei einer großen Firma und vor genau drei Jahren hatte er seine erste Million gemacht. Es dauerte nicht sonderlich lang und schon hatte er die Zweite. Wieso kann nicht auch mein Vater ein paar Millionen verdienen? Würde er das, so hätte ich schon eine ganze Herde von Pferden.
Ich kann nicht sagen, dass meine Eltern arm wären. Sie sind einfach „Otto normal Verdiener“. Leider. Ich hab’ Mum schon so oft gefragt, wieso wir nicht mal im Lotto gewinnen können. Sie entgegnete, um so was zu können müsste ich zuerst einmal Lose kaufen. Wenn man das liest, meint man ich sei ja total bescheuert, aber das bin ich nicht. Nicht immer, sagen wir es mal so.
Ich hab’ immer geglaubt, dass wir uns schon die ganze Zeit lang Lose kaufen. Regelmäßig. Und jetzt erfahre ich, dass wir noch nie jemals ein Los gekauft haben. Wieso muss ich immer angelogen werden? Als ich mit Mum früher immer mein Gute Nacht Gebet aufgesagt haben, hat sie immer noch hinzu gefügt „Und bitte lieber Gott, lass uns doch vielleicht einmal im Lotto gewinnen.“
Ich meine, wenn die eigene Mutter so was ausspricht, könnte man doch davon ausgehen, dass sie Lose überhaupt besitzt.
Es ist ja immer das Gleiche. Ich ziehe immer die Arschkarte.
Was Rachel angeht, sie hat sich wieder beruhigt. Meine Freundinnen und ich haben da nämlich ein richtiges Erfolgsrezept: Wenn sie wie eine Verrückte herum kreischt, dann kreischen wir zuerst einmal mit und dann äußern wir immer große Komplimente, was ihre Kleidung und ihr restliches Aussehen betrifft. Hilft garantiert immer.
muss jetzt aufhören, denn mein Englischunterricht fängt gerade an und Mrs Strawberry ist immer sehr sauer, wenn einer ihrer zweiundzwanzig Schüler nicht aufpasst, so wie ich gerade.
Bis Bald.
3
Ich hab’ IHN wieder gesehen! Na ja eigentlich sehe ich ihn ja jeden Tag, aber heute stand er direkt neben mir. Seine Schultern stießen ganz leicht und kaum merklich an meine... Ein herrliches Gefühl!
Wir beider waren in der Schulkantine und so wie jeden Tag waren wir Schüler der Darton Highschool auch heute wieder komplett unfähig uns exakt in einer Reihe anzustellen. Wir kleben immer wie eine Traube zusammen und zanken uns um das beste Essen. Eigentlich ist ja alles von den Speisen, die angeboten werden, gänzlich ungenießbar, aber das vegetarische Essen kann man wenigstens überhaupt runterwürgen. Das Fleisch sieht nämlich wirklich erschreckend aus. Ein schwarz-rotes Etwas das mit einer noch grausigeren Soße übergossen wird, die aussieht wie zerschossene Hirnmasse. Den Vergleich weiß ich deshalb, weil ich mir sehr gerne Emergency- Room anschaue und da war mal so ein Fall mit einer jungen Frau, die unter eine Schießerei gekommen ist, getroffen wurde und danach hirntot war. Klingt wirklich total widerlich, aber das war nun mal der beste Vergleich den ich für dieses „Essen“ hatte.
Was IHN angeht, er ist mein absoluter Schwarm und obendrein der beliebteste Junge der ganzen Schule. Jake Davis, so heißt er.
Ich hab mich wirklich rettungslos in ihn verknallt, nur leider sehe ich für unsere – oder zumindest meine – innige Liebe keine Zukunft. Er ist nämlich zum einen mit meiner Freundin Rachel zusammen (armer Kerl, muss sich ständig von oben bis unten von der neuersten Nagellacksorte bequasseln lassen) und zum anderen glaube ich, kennt er noch nicht mal meinen Namen. Aber er sieht so verdammt süß aus!!!
Mein großes Problem ist nur, dass ich in seiner Gegenwart immer total tollpatschig sein muss.
Es gibt bei mir ausschließlich erschreckende Erinnerungen an ihn.
Hier hab ich sie aufgelistet, nur um der Nachwelt zu zeigen, wie bescheuert ich doch bin:
10. Hab’ ihm am ersten Schultag Kaffee über sein Hemd geschüttet.
9. Hab’ ihn pausenlos angestarrt, bis er es dann mal bemerkte, und angewidert verschwand.
8. Ich war mit meiner Clique im Schwimmbad und als wir Volleyball spielten, knallte ich ihm ungewollt den Ball an den Kopf.
7. War einmal so blöd und hab in seiner Gegenwart Selbstgespräche geführt, weil ich mich über eine meiner Freundinnen ärgerte und er glaubte natürlich, dass diese wüsten Beschimpfungen gegen ihn gerichtet waren.
6. Er wollte einmal seine Hausübung bei wem abschreiben, ich gab ihm mein Heft und versicherte ihm felsenfest, dass alles richtig wäre. Leider waren es Mathehausaufgaben, und diese Aufgaben hatte ich immer, komplett falsch. Der Lehrer beschloss dann zu meinem Bedauern sein Heft zu kontrollieren und gab ihm darauf eine sechs.
5.Er schrieb bei mir bei der Matheschularbeit (obwohl ich geglaubt hätte, er hätte aus seiner Lektion mit der Hausübung gelernt) ab und bekam zusätzlich zu einer fünf mit dick und fettem Minus auch noch eine Woche Nachsitzen, weil er bei mir abgeschrieben hatte (es war für den Lehrer glasklar, wer bei wem abschrieb, denn Jake ist sonst immer gut bis durchschnittlich und ich kurve immer bei negativen Noten rum.
4.Hab’ mal aus Versehen sein Handy zertrampelt. Es war nämlich so, dass er es am Tisch liegen hatte (es war nämlich Nigelnagel neu) damit jeder es bewundern konnte und ich sah eher mehr Jake an als sein blödes Handy, stieß es vom Tisch, stolperte und stieg genau mit voller Wucht darauf.
3. Ich war einmal schrecklich gegen Birkenpollen allergisch (meine Augen schwollen zu und ich hatte entsetzlichen Schnupfen) sodass mir mein Arzt ein paar Spritzen verschrieb. Da ich nicht ständig zum Doktor wegen dieser harmlosen Spritze kurven konnte, musste ich sie mir selber spritzen. War ja auch kein Problem, nur dass ich einmal in der Schule zu faul war um dafür aufs Klo zu gehen und mir die Nadel im Klassenzimmer gab. Jake hat das natürlich bemerkt und war felsenfest davon überzeugt, dass ich mir Heroin reinpumpe! Seit da an, war ich bei ihm und seinen Freunden unter dem Namen „Heroinbraut“ bekannt.
2. Ich hab’ ihm mal unabsichtlich ein Bein gestellt, worauf er sich den linken Knöchel gebrochen hatte. Leider war das genau in der Footballsaison in der er unbedingt spielen musste.
1. Weil ich braune, gelockte Haare habe und er ausschließlich auf Blondinen steht.
Ich bin schon ein wahrer Pechvogel. Aber diese Tatsache ändert dennoch nichts daran, dass ich Jake über alles liebe. Ich liebe alles an ihm.
Seine Leonardo di Caprio blonden Haare, seinen Waschbrettbauch und vor allem sein süßes Lächeln.
Ein wahrer Traum!
See you later Alligator!
4
“Nicht an den Zügeln reißen verdammt noch mal! Benutzt eure Schenkel, wie oft soll ich das denn noch sagen!“ Reitlehrer Holthoffs Gebrülle hörte man schon von weitem. Kaum zu fassen, dass eine einzige Männerstimme durch eine solide Holzreithalle hindurchhallen kann. Meiner Meinung nach sollte er Schauspieler für Theaterstücke werden, denn die nötige Stimme hätte er ja dafür. Nur dass bei ihm in fast jedem Satz das Wort „verdammt“ vorkommt. Außerdem verliert er schnell seine Geduld. Man müsste sich ihn einmal in einer Lovestory vorstellen...
Er zusammen mit seiner Geliebten, auf einer Wiese voll mit Blumen (also verdammt kitschig) und dann macht er ihr eine total romantische Liebeserklärung: „Oh über alles Geliebte.....Isolde, verdammt noch mal ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser verdammten Welt. Dein goldenes, langes Haar ist so verdammt schön. Du siehst verdammt noch mal einfach bezaubernd aus. Wills du oh du meine Geliebte verdammt noch mal meine Frau werden?“ Das wäre wirklich total romantisch, nur müsste man die ganzen „verdammts“ rausradieren.
Heute habe ich im übrigen wieder einmal eine Reitstunde. Natürlich auf meinem Pflegepferd. Sein Name ist übrigens „Apple-Winny“ weil er, wenn man’s genau nimmt, ein Apfelschimmel ist.
„Na mein kleiner Fresssack, wie geht’s uns denn heute? Wird mal wieder Zeit dich etwas zu bewegen, sonst wirst du noch an Überfettung sterben und das wollen wir ja nicht, oder? Natürlich nicht!“
„Hi Caro“ begrüßte mich Julia, eine Freundin (mehr oder weniger) aus dem Reitstall „Schön das du wieder mal hier bist. Warst ja schon lange nicht hier, Winny hat sich echt vernachlässigt gefühlt, stimmt’s du Süßer?“ Daraufhin begann mein Halbpferd ihre Taschen nach möglichen Leckerbissen zu durchsuchen.
Julia ist ein nettes Mädchen, grade mal zwei Jahre jünger als ich und grade mal eineinhalb Jahre hoch zu Ross.
Wenn es mich nicht recht täuscht, dann wohnen ihre Eltern nur drei Block weiter, aber dennoch hatte ich nie die Zeit sie einmal zu besuchen, obwohl ich sie schon eine halbe Ewigkeit kenne.
Es ist nur so ein Gefühl, aber ich glaube, dass die Chemie zwischen Julia und Winny viel besser passt als zwischen mir und ihm. Julia ist schon ein paar mal auf ihm geritten, schließlich muss er auch einmal bewegt werden wenn ich oder seine richtige Besitzerin Stephanie nicht da sind.
Muss jetzt kurz aufhören, da ich Winny noch putzen und anschließend reiten muss.
Bis dann.