Wölfchen
EDIT: Ist jetzt schon wesentlich länger geworden...
Das wird ein Weihnachtsgeschenk für meine Freundin Evili hier als Kaja
Diebische Liebschaften
Die Sonne brannte unbarmherzig auf den geschäftigen Marktplatz von Jerusalem herab. Fürst Berus, ein eher unbekannter Fürst, welcher aus England angereist war beschattete seine Augen mit seiner Hand. Langsam schlenderte er in Begleitung seiner Leibgarde die Stände entlang und versucht krampfhaft ein passendes Geschenk für seine Verlobte zur Hochzeit zu finden. Carina war eine schöne, aber sehr zornige Frau. Sie war launisch wie das Frühlingswetter und temperamentvoll wie ein Wüstensturm. Berus wusste im Nachhinein nicht was in ihn gefahren war, vielleicht war es der süße Wein in der sternenklaren Nacht, welcher ihm auf solch üble Weise die Sinne vernebelt hatte. Er hatte sich mit Carine verlobt, noch ehe sie sich zwei Wochen kannten. Carine war die blutjunge Tochter eines einflussreichen Adeligen, welcher weit über Jerusalem bekannt war und so zu sagend die rechts Hand des Königs. Berus schüttelte den Kopf. Es war wohl der Wille Gottes, dass er dieses Geschöpf nun heiraten musste, ohne sich lächerlich zu machen. Eine Trennung wäre nun undenkbar gewesen. Aussichtslos, so konnte man seine Situation nennen. Ein Stand voll Seide, der nächste mit goldenen Lampen und Schalen. Berus war dieser Stände müde. Was würde Carine nicht erzürnen? Das Seidenkleid jedenfalls hatte sie vor seinen Augen zerrissen und auch die Perlenkette aus Italien war ihrer Wut zum Opfer gefallen. Sie war schlichtweg verwöhnt von ihrem Vater. Berus war völlig in Gedanken vertieft. Seine Leibwache war nicht wachsam, was sollte schon am helllichten Tag passieren. Außerdem wer interessierte sich schon für den jungen Adeligen, welcher zwar reich aber nicht sonderlich spendabel war. Eine in schwarzen Gewändern gekleidete Gestalt lauerte jedoch auf einem flachen Dach auf den vorbeigehenden Adeligen. Es war Theden, ein Meisterdieb. Jung, schön, erfolgreich. Jede Frau, die ihn je zu Gesicht bekommen hatte war in Flammen aufgegangen, doch seine einzige Liebe zählte der Wüste, dem Gold und seiner Hündin Boni. „Jetzt“ schoss es Theden durch den Kopf. Er sprang vom Dach, landete geschmeidig auf dem sandigen Boden und rannte geduckt los. Er eilte knapp an Berus vorbei, sprang vor ihm auf und stand in voller Größe vor dem hellhäutigen Adeligen, welcher ihn absolut verwundert anstarrte. „Wer..“ fing Berus an, doch zu mehr kam er nicht. Theden hatte längst seinen Geldbeutel erwischt, seine Augen grinste Berus ein letztes Mal an und er war schon wieder davon. Die Wachen rannten ihm nach, doch schon nach der nächsten Ecke war Theden unauffindbar. Berus war stehen geblieben. Wie verzaubert blickte er dem Fremden nach. „Die Anmut einer Katze gepaart mit der Schönheit Allahs.“ hörte er eine weibliche Stimme hinter sich. Eine junge, verhüllte Frau stand ebenso verzaubert hinter Berus. „Wer.. wer war dieser Dieb?“ fragte Berus und pfiff im selben Atemzug seine Männer zurück. „Oh, niemand weiß wer er ist. Wir nennen ihn nur den Schatten. Noch nie hat es jemand geschafft den Schatten festzunehmen. Es würde auch niemand wagen.“ flüsterte die Verhüllte in demütiger Kopfhaltung. „Euch sei gedankt.“ schloss Berus die Unterhaltung und wand sich ab. Erst jetzt bemerkte er, wie wild sein Herz pochte. Beinahe als wolle es ihm aus der Brust springen. Er richtete sich nach einem kurzen Moment wieder auf und reckte stolz den Kopf in die Höhe. „Lasset uns heimwärts gehen.“ beschloss er und teilte dies seinen Wachen mit. Es war Berus nicht Leid um das Geld, nein er hatte etwas erlebt, was er mit niemanden teilen wollte. Schon gar nicht mit diesem Mädchen, welches den Schatten gelobt hatte. Doch wie Recht sie mit ihrer unpassenden Aussage hatte. Die Anmut einer Katze gepaart mit der Schönheit Allahs. Nun ob Allah schön war mochte Ansichtssache sein, doch die Anmut einer Katze hatte der Schatten. Berus seufzte. Wie konnte er sich nur so sehr den Kopf verdrehen lassen! Wäre es ein hübsches Mädchen gewesen, welches ihn durch ihre blitzblauen Augen so angefunkelt hätte, voller Vergnügen, wäre es etwas anderes gewesen, aber ein Mann, dazu noch ein Mann in seinem Alter, schlank, schön und mit Augen unendlich wie der Ozean, das wollte Berus nicht verstehen. Das konnte er nicht verstehen. „Die Sonne tut mir nicht gut.“ dachte er, aus reiner Verzweiflung und Verwunderung über das Gefühl welches in seiner Brust aufkeimte. Er konnte seine Gedanken nicht mehr von dem Jüngling reißen, bis er das Kreischen von Carine hörte. Sofort waren alle Gedanken verflogen und er musste sich wieder damit beschäftigen seine unzufriedene Verlobte zu besänftigen. „Wo warst du, wo ist dein Geld,.. Berus!“ kreischte sie zur Begrüßung und Berus machte sich daran es Carine zu erklären.
Die kleine Hütte lag schäbig am Rand des Gesteines. Rund um diese lagen noch weiter heruntergekommene Häuser, Schafhirten, wenige Händler und Viehzüchter lebten hier. Genauso wie alte, ausgestoßene und kranke Menschen. Theden steuerte auf ein sehr kleines Haus zu, das Dach war nur teilweise gedeckt, die Tür hing schief in den Angeln und das Fenster hatte weder einen Rahmen noch Glas noch ein Gitter. Aus dem Haus kam unruhiges Gekläff. „Boni.“ rief Theden laut und die Hundestimme erlosch. Neben den wenigen Wüstenblumen, die dank Thedens täglicher Pflege hier wuchsen hatte sich ein armer Mann niedergelassen. Er war abgemagert, trug nur zwei Fetzen als Kleidung und seine Haare waren großteils ausgefallen. „Hier alter Mann, kauf dir etwas zu Essen.“ meinte Theden und warf dem Alten eine Münze hin. „Allah möge mit dir sein.“ rief dieser erfreut aus, ergriff die Münze und versteckte sie. Dann stand er mühsam auf und schlich davon. Theden kannte ich nicht, doch er wusste, dass er morgen wieder dort sitzen würde. Der Dieb öffnete die Tür und sofort kam ihm ein grau-brauner Hund entgegengesprungen. Er hatte nur ein Auge, doch das anderen glänzte im selben blau wie Thedens Augen selbst es taten. „Boni, meine Boni.“ lachte er, als die Hündin ihn ansprang und versuchte ihm über das Gesicht zu lecken. Er wehrte den Hund schließlich ab und schloss die Tür. Ein fahles Licht drang durch das Fenster. Sein Haus, welches aus zwei Zimmern bestand wirkte düster, war spärlich eingerichtet. Im ersten Raum stand ein flacher Tisch, darum einige alter zerschlissene Pölster. Einen Herd gab es nicht, dafür eine Feuerstelle mitten im Raum. Als Bett diente ein Lager aus Stoffen, Teppichen und trockenem Gras. Im nächsten Raum lag nur eine Decke am Boden. Dieser Raum war Boni vorbehalten. Theden warf den Geldbeutel auf den leeren Tisch. „Boni, stell dir vor. Ich hab es wirklich geschafft den Fürsten Berus zu bestehlen.“ lachte Theden und nahm seinen Turban ab. Nun kam sein junges, sonnengebräuntes Gesicht zum Vorschein. Die Hündin wedelte aufgeregt mit dem Schweif, als verstünde sie, was Theden zu ihr sage. „Nun, was wünschst du dir, Boni?“ fragte der Dieb und sah seine Hündin an. Boni versuchte ihn mit ihrem blinden Auge anzublicken. „Ach Boni, du weißt, dass ich dich nicht wieder sehend machen kann, nicht mit allem Geld, welches der Fürst besitzt.“ versuchte er der Hündin zu erklären. Doch Boni wollte es nicht hören und trottete in ihren Raum. Theden ließ sich seufzend auf einen alten rot-orangen runden Polster nieder und leere den Geldbeutel aus. Wiev weil hatte er wohl heute wieder ergattert? Er schüttete die Münzen aus und zählte sie. Nun zwanzig Geldmünzen waren zwar kein großer Reichtum, doch es war das Überleben für einen ganzen Monat. Theden beschloss einige Einkäufe zu machen, er zog seine Diebeskleidung aus und legte eine farbenprächtige Tracht an. Nie hätte man es für möglich gehalten, dass dies der bekannte „Schatten war“. Mit den Münzen in der Hand ging Theden los, Boni hatte natürlich alles mitbekommen und folgte ihm. Immerhin durfte sie mit Theden gesehen werden, aber nicht mit dem Schatten.
Es war mittlerweile dunkel und ein paar Sterne strahlten vom Himmel herab. Berus saß auf seinem Balkon und starrte in den Himmel. Er hatte sich heute wieder heftig mit Carine gestritten wegen des Geldes. Was machten ihm schon die paar Goldmünzen aus. Jedoch, immer wenn er an den Vorfall zurückdachte blickten ihn wieder diese blauen Augen an, welche man als einziger von dem Schatten erkennen konnte. Sonst war er völlig in Schwarz gehüllt gewesen. Die Hose, das Hemd und der Turban. Alles hatte ihm gepasst wie angegossen, eng und lautlos war es gewesen. Die Stiefel waren zwar alt und ausgetreten gewesen, doch sie machten nicht einen einzigen Laut. Nun saß er wieder da, wie verzaubert von dieser mysteriösen Figur, die heute so unerwartet in sein Leben gestoßen war und ihn so sehr verwirrte, dass es ihm selbst unheimlich war. „Warum denke ich so viel über ihn nach?!“ fragte sich Berus selbst, jedoch laut genug um Carine aufzuschrecken, die gerade auf ihn zugegangen war. „Über wen denkst du nach?“ wollte sie sofort herrisch wissen und duldete kein Ausweichen. Berus stellte sich ihr stolz gegenüber. „Schweig. Das geht dich nichts an.“ fuhr er sie eiskalt an , doch Carine warf ihren Kopf ebenso in die Höhe. „Ich bin bald deine Frau. Deine Gedanken sollten ganz bei mir sein.“ entgegnete sie und sie hatte nicht Unrecht. Ihre grünen Augen dunkelten im Sternenschein und ihre roten Wellen fielen ihr aufmüpfig über die Schultern. Das grüne Seidenkleid flatterte im spielerischen, lauen Wind. Berus wandt sich ab. Carine hatte gewonnen, doch das wollte er sich nicht eingestehen. „Nun, falls meine Gedanken die gesamte Zeit bei euch sein sollten, dann müsst ihr euch eben unvergesslich machen.“ meinte Berus frech und funkelte zurück. Mit einer solchen Aussage hatte Carine nicht gerechnet und zog bitter beleidigt ab. Erst jetzt wurde Berus bewusst was er gesagt hatte und es tat ihm augenblicklich Leid. Eine dumme Idee so mit seiner jungen Braut umzugehen, doch sie war einfach zu Eifersüchtig. Selbst seine Gedanken wollte Carine regieren und dabei würde sie aus Granit beißen. Kaum hatte Berus diesen Gedanken abgeschlossen ertappte er sich dabei, dass er überlegte was wohl der Schatten gerade tat. Der Fürst tadelte sich selbst, zupfte seine blaue Tunika zurecht und beschloss, dass es Zeit war schlafen zu gehen.
Theden und Boni verzehrten soeben ein wahres Festmahl. Theden hatte Fleisch, Brot und etwas Gemüse eingekauft. Er rationierte alles sehr genau, doch heute sollten sie sich den Bauch voll schlagen. Boni verschlang mindestens genauso viel Fleisch wie er. Zufrieden kuschelten sich beide schließlich ans Feuer und Theden träumte vor sich hin. Wenn er den Fürsten noch mal bestehen konnte, würde er wohl wieder so eine fette Beute bekommen? Dies war immerhin nicht zu verachten. Doch er müsste auf der Hut sein, denn Berus würde sicher aufpassen. Warum hatte er ihm wohl so seltsam nachgesehen. Vermutlich nur, weil er so überrascht war. Die Gedanken verschwammen und wurden in einen Nebel getaucht. Theden entschwand langsam und schlief schließlich friedlich neben Boni und der vor sich hin glimmenden Kohle ein.
Seitdem Theden Berus zum ersten Mal bestohlen hatte waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Theden hatte es sich gut gehen lassen, einige Dattelbäume gepflanzt und hoffte, dass seine heikle Wüstenblumen nicht bei der extremen Hitze eingehen würden. Er war ein richtig untypischer Dieb fiel ihm selbst eines Tages auf. Doch wie sollte er auch sonst leben? Immerhin brachten die Pflanzen ihm etwas ertrag und die Blumen machten ihm eine Freude. Immerhin war die Wüste schon trist genug. „Boni, es ist wieder an der Zeit uns etwas Geld zu beschaffen.“ beschloss der Schatten eines Tages. Theden trug wieder seine schwarze Kleidung und Boni wusste genau, was dies zu bedeuten hatte. Sie musste auf das Haus aufpassen, jedes Mal knurren, bellen und sich gebärden wie ein Wolf, wenn jemand sich dem Haus näherte und Theden nicht nachlaufen. Sie hatte es schon lange begriffen und genoss es jedes Mal eine Weile selbst das Haus zu besitzen. Theden hoffte heute zumindest einige Münzen zu ergattern und Boni somit wieder satt füttern zu können. Außerdem dachte er darüber nach das Dach dicht zu machen, falls es sich mit dem Geld ausginge einen Stoff zu kaufen oder gar Ziegeln oder Platten. Frohen Mutes zog Theden los und war bald wieder in einem liebsten Versteck, einer Dachnische, die etwa drei Meter über dem Boden war. Von dort aus konnte er den halben Markt überblicken und sofort in alle Himmelsrichtungen flüchten, falls etwas Unerwartetes geschah. Hier brauchte Theden heute nicht lange zu lauern. Zu seiner Verwunderung war es gerade Fürst Berus, der wieder über dem Markt marschierte. Doch es waren keine Wachen bei ihm. Welch gefundenes Fressen! Der Dieb drückte sich an die Mauer und beschloss Berus erst zu beobachten. Der Fürst benahm sich eigenartig. Er spielte ständig an seinem Geldbeutel herum und blickte zu den Dächern empor, als ob er jemanden suche. Theden hielt sich im Schatten. Was wollte er? Die Sache war höchst seltsam. Jedoch der Geldbeutel schien prall gefüllt. Das würde für ein ganzes neues Haus reichen! Oh Theden, Allah ist dir gütig! Mit diesem Gedanken sprang Theden vom Dach und rannte leichtfüßig auf Berus zu. mit einem gezielten Schnitt hatte er den Geldbeutel von Berus Gürtel getrennt, doch er bemerkte zu spät, dass Berus Thedens Hand gepackt hatte und ihn zu Boden riss. Theden flog das Messer aus der Hand und es landete ein paar Meter entfernt auf dem Boden. „Hab ich dich, Schatten.“ sprach Berus und hielt den jungen Dieb fest. Viele Leute schauten verwundert auf die beiden. Ein paar junge Mädchen versammelte sich um ihre Mütter welche mit Schrecken feststellen, dass jemand es gewagt hatte den Schatten niederzustrecken. „Wachen.“ brüllte nun Fürst Berus. Theden versuchte verzweifelt den schmächtigen Adeligen von sich zu schubsten, doch es gelang ihm nicht. Berus saß auf seiner Hüfte, halb auf seinen Beinen und drückte seine Hände gegen den Boden. Theden biss die Zähne zusammen, entspannte sich kurz und schaffte es dann Berus mit einem Tritt in den Rücken außer Gefecht zu setzen. Von Schmerz gepeinigt rollte der Fürst von ihm herab und Theden rappelte sich in der selben Sekunde auf. Die Wachen waren jedoch schon zur Stelle und hielten den Dieb auf. „Ihr seid verhaftet.“ brummte ein bärtiger, kräftiger Krieger und sie führten Theden ab. Der Trubel auf dem Markt war unvorstellbar. Viele Frauen liefen kreischend herum, Kinder weinten und Männer schüttelten fassungslos die Köpfe. „Niemand hat es bislang gewagt den Schatten aufzuhalten.“ murmelte ein alter Mann. „Allah hat uns verlassen. Man hat uns einen Helden genommen.“ fügte eine Frau dazu und brach in Tränen aus.
Das wird ein Weihnachtsgeschenk für meine Freundin Evili hier als Kaja

Diebische Liebschaften
Die Sonne brannte unbarmherzig auf den geschäftigen Marktplatz von Jerusalem herab. Fürst Berus, ein eher unbekannter Fürst, welcher aus England angereist war beschattete seine Augen mit seiner Hand. Langsam schlenderte er in Begleitung seiner Leibgarde die Stände entlang und versucht krampfhaft ein passendes Geschenk für seine Verlobte zur Hochzeit zu finden. Carina war eine schöne, aber sehr zornige Frau. Sie war launisch wie das Frühlingswetter und temperamentvoll wie ein Wüstensturm. Berus wusste im Nachhinein nicht was in ihn gefahren war, vielleicht war es der süße Wein in der sternenklaren Nacht, welcher ihm auf solch üble Weise die Sinne vernebelt hatte. Er hatte sich mit Carine verlobt, noch ehe sie sich zwei Wochen kannten. Carine war die blutjunge Tochter eines einflussreichen Adeligen, welcher weit über Jerusalem bekannt war und so zu sagend die rechts Hand des Königs. Berus schüttelte den Kopf. Es war wohl der Wille Gottes, dass er dieses Geschöpf nun heiraten musste, ohne sich lächerlich zu machen. Eine Trennung wäre nun undenkbar gewesen. Aussichtslos, so konnte man seine Situation nennen. Ein Stand voll Seide, der nächste mit goldenen Lampen und Schalen. Berus war dieser Stände müde. Was würde Carine nicht erzürnen? Das Seidenkleid jedenfalls hatte sie vor seinen Augen zerrissen und auch die Perlenkette aus Italien war ihrer Wut zum Opfer gefallen. Sie war schlichtweg verwöhnt von ihrem Vater. Berus war völlig in Gedanken vertieft. Seine Leibwache war nicht wachsam, was sollte schon am helllichten Tag passieren. Außerdem wer interessierte sich schon für den jungen Adeligen, welcher zwar reich aber nicht sonderlich spendabel war. Eine in schwarzen Gewändern gekleidete Gestalt lauerte jedoch auf einem flachen Dach auf den vorbeigehenden Adeligen. Es war Theden, ein Meisterdieb. Jung, schön, erfolgreich. Jede Frau, die ihn je zu Gesicht bekommen hatte war in Flammen aufgegangen, doch seine einzige Liebe zählte der Wüste, dem Gold und seiner Hündin Boni. „Jetzt“ schoss es Theden durch den Kopf. Er sprang vom Dach, landete geschmeidig auf dem sandigen Boden und rannte geduckt los. Er eilte knapp an Berus vorbei, sprang vor ihm auf und stand in voller Größe vor dem hellhäutigen Adeligen, welcher ihn absolut verwundert anstarrte. „Wer..“ fing Berus an, doch zu mehr kam er nicht. Theden hatte längst seinen Geldbeutel erwischt, seine Augen grinste Berus ein letztes Mal an und er war schon wieder davon. Die Wachen rannten ihm nach, doch schon nach der nächsten Ecke war Theden unauffindbar. Berus war stehen geblieben. Wie verzaubert blickte er dem Fremden nach. „Die Anmut einer Katze gepaart mit der Schönheit Allahs.“ hörte er eine weibliche Stimme hinter sich. Eine junge, verhüllte Frau stand ebenso verzaubert hinter Berus. „Wer.. wer war dieser Dieb?“ fragte Berus und pfiff im selben Atemzug seine Männer zurück. „Oh, niemand weiß wer er ist. Wir nennen ihn nur den Schatten. Noch nie hat es jemand geschafft den Schatten festzunehmen. Es würde auch niemand wagen.“ flüsterte die Verhüllte in demütiger Kopfhaltung. „Euch sei gedankt.“ schloss Berus die Unterhaltung und wand sich ab. Erst jetzt bemerkte er, wie wild sein Herz pochte. Beinahe als wolle es ihm aus der Brust springen. Er richtete sich nach einem kurzen Moment wieder auf und reckte stolz den Kopf in die Höhe. „Lasset uns heimwärts gehen.“ beschloss er und teilte dies seinen Wachen mit. Es war Berus nicht Leid um das Geld, nein er hatte etwas erlebt, was er mit niemanden teilen wollte. Schon gar nicht mit diesem Mädchen, welches den Schatten gelobt hatte. Doch wie Recht sie mit ihrer unpassenden Aussage hatte. Die Anmut einer Katze gepaart mit der Schönheit Allahs. Nun ob Allah schön war mochte Ansichtssache sein, doch die Anmut einer Katze hatte der Schatten. Berus seufzte. Wie konnte er sich nur so sehr den Kopf verdrehen lassen! Wäre es ein hübsches Mädchen gewesen, welches ihn durch ihre blitzblauen Augen so angefunkelt hätte, voller Vergnügen, wäre es etwas anderes gewesen, aber ein Mann, dazu noch ein Mann in seinem Alter, schlank, schön und mit Augen unendlich wie der Ozean, das wollte Berus nicht verstehen. Das konnte er nicht verstehen. „Die Sonne tut mir nicht gut.“ dachte er, aus reiner Verzweiflung und Verwunderung über das Gefühl welches in seiner Brust aufkeimte. Er konnte seine Gedanken nicht mehr von dem Jüngling reißen, bis er das Kreischen von Carine hörte. Sofort waren alle Gedanken verflogen und er musste sich wieder damit beschäftigen seine unzufriedene Verlobte zu besänftigen. „Wo warst du, wo ist dein Geld,.. Berus!“ kreischte sie zur Begrüßung und Berus machte sich daran es Carine zu erklären.
Die kleine Hütte lag schäbig am Rand des Gesteines. Rund um diese lagen noch weiter heruntergekommene Häuser, Schafhirten, wenige Händler und Viehzüchter lebten hier. Genauso wie alte, ausgestoßene und kranke Menschen. Theden steuerte auf ein sehr kleines Haus zu, das Dach war nur teilweise gedeckt, die Tür hing schief in den Angeln und das Fenster hatte weder einen Rahmen noch Glas noch ein Gitter. Aus dem Haus kam unruhiges Gekläff. „Boni.“ rief Theden laut und die Hundestimme erlosch. Neben den wenigen Wüstenblumen, die dank Thedens täglicher Pflege hier wuchsen hatte sich ein armer Mann niedergelassen. Er war abgemagert, trug nur zwei Fetzen als Kleidung und seine Haare waren großteils ausgefallen. „Hier alter Mann, kauf dir etwas zu Essen.“ meinte Theden und warf dem Alten eine Münze hin. „Allah möge mit dir sein.“ rief dieser erfreut aus, ergriff die Münze und versteckte sie. Dann stand er mühsam auf und schlich davon. Theden kannte ich nicht, doch er wusste, dass er morgen wieder dort sitzen würde. Der Dieb öffnete die Tür und sofort kam ihm ein grau-brauner Hund entgegengesprungen. Er hatte nur ein Auge, doch das anderen glänzte im selben blau wie Thedens Augen selbst es taten. „Boni, meine Boni.“ lachte er, als die Hündin ihn ansprang und versuchte ihm über das Gesicht zu lecken. Er wehrte den Hund schließlich ab und schloss die Tür. Ein fahles Licht drang durch das Fenster. Sein Haus, welches aus zwei Zimmern bestand wirkte düster, war spärlich eingerichtet. Im ersten Raum stand ein flacher Tisch, darum einige alter zerschlissene Pölster. Einen Herd gab es nicht, dafür eine Feuerstelle mitten im Raum. Als Bett diente ein Lager aus Stoffen, Teppichen und trockenem Gras. Im nächsten Raum lag nur eine Decke am Boden. Dieser Raum war Boni vorbehalten. Theden warf den Geldbeutel auf den leeren Tisch. „Boni, stell dir vor. Ich hab es wirklich geschafft den Fürsten Berus zu bestehlen.“ lachte Theden und nahm seinen Turban ab. Nun kam sein junges, sonnengebräuntes Gesicht zum Vorschein. Die Hündin wedelte aufgeregt mit dem Schweif, als verstünde sie, was Theden zu ihr sage. „Nun, was wünschst du dir, Boni?“ fragte der Dieb und sah seine Hündin an. Boni versuchte ihn mit ihrem blinden Auge anzublicken. „Ach Boni, du weißt, dass ich dich nicht wieder sehend machen kann, nicht mit allem Geld, welches der Fürst besitzt.“ versuchte er der Hündin zu erklären. Doch Boni wollte es nicht hören und trottete in ihren Raum. Theden ließ sich seufzend auf einen alten rot-orangen runden Polster nieder und leere den Geldbeutel aus. Wiev weil hatte er wohl heute wieder ergattert? Er schüttete die Münzen aus und zählte sie. Nun zwanzig Geldmünzen waren zwar kein großer Reichtum, doch es war das Überleben für einen ganzen Monat. Theden beschloss einige Einkäufe zu machen, er zog seine Diebeskleidung aus und legte eine farbenprächtige Tracht an. Nie hätte man es für möglich gehalten, dass dies der bekannte „Schatten war“. Mit den Münzen in der Hand ging Theden los, Boni hatte natürlich alles mitbekommen und folgte ihm. Immerhin durfte sie mit Theden gesehen werden, aber nicht mit dem Schatten.
Es war mittlerweile dunkel und ein paar Sterne strahlten vom Himmel herab. Berus saß auf seinem Balkon und starrte in den Himmel. Er hatte sich heute wieder heftig mit Carine gestritten wegen des Geldes. Was machten ihm schon die paar Goldmünzen aus. Jedoch, immer wenn er an den Vorfall zurückdachte blickten ihn wieder diese blauen Augen an, welche man als einziger von dem Schatten erkennen konnte. Sonst war er völlig in Schwarz gehüllt gewesen. Die Hose, das Hemd und der Turban. Alles hatte ihm gepasst wie angegossen, eng und lautlos war es gewesen. Die Stiefel waren zwar alt und ausgetreten gewesen, doch sie machten nicht einen einzigen Laut. Nun saß er wieder da, wie verzaubert von dieser mysteriösen Figur, die heute so unerwartet in sein Leben gestoßen war und ihn so sehr verwirrte, dass es ihm selbst unheimlich war. „Warum denke ich so viel über ihn nach?!“ fragte sich Berus selbst, jedoch laut genug um Carine aufzuschrecken, die gerade auf ihn zugegangen war. „Über wen denkst du nach?“ wollte sie sofort herrisch wissen und duldete kein Ausweichen. Berus stellte sich ihr stolz gegenüber. „Schweig. Das geht dich nichts an.“ fuhr er sie eiskalt an , doch Carine warf ihren Kopf ebenso in die Höhe. „Ich bin bald deine Frau. Deine Gedanken sollten ganz bei mir sein.“ entgegnete sie und sie hatte nicht Unrecht. Ihre grünen Augen dunkelten im Sternenschein und ihre roten Wellen fielen ihr aufmüpfig über die Schultern. Das grüne Seidenkleid flatterte im spielerischen, lauen Wind. Berus wandt sich ab. Carine hatte gewonnen, doch das wollte er sich nicht eingestehen. „Nun, falls meine Gedanken die gesamte Zeit bei euch sein sollten, dann müsst ihr euch eben unvergesslich machen.“ meinte Berus frech und funkelte zurück. Mit einer solchen Aussage hatte Carine nicht gerechnet und zog bitter beleidigt ab. Erst jetzt wurde Berus bewusst was er gesagt hatte und es tat ihm augenblicklich Leid. Eine dumme Idee so mit seiner jungen Braut umzugehen, doch sie war einfach zu Eifersüchtig. Selbst seine Gedanken wollte Carine regieren und dabei würde sie aus Granit beißen. Kaum hatte Berus diesen Gedanken abgeschlossen ertappte er sich dabei, dass er überlegte was wohl der Schatten gerade tat. Der Fürst tadelte sich selbst, zupfte seine blaue Tunika zurecht und beschloss, dass es Zeit war schlafen zu gehen.
Theden und Boni verzehrten soeben ein wahres Festmahl. Theden hatte Fleisch, Brot und etwas Gemüse eingekauft. Er rationierte alles sehr genau, doch heute sollten sie sich den Bauch voll schlagen. Boni verschlang mindestens genauso viel Fleisch wie er. Zufrieden kuschelten sich beide schließlich ans Feuer und Theden träumte vor sich hin. Wenn er den Fürsten noch mal bestehen konnte, würde er wohl wieder so eine fette Beute bekommen? Dies war immerhin nicht zu verachten. Doch er müsste auf der Hut sein, denn Berus würde sicher aufpassen. Warum hatte er ihm wohl so seltsam nachgesehen. Vermutlich nur, weil er so überrascht war. Die Gedanken verschwammen und wurden in einen Nebel getaucht. Theden entschwand langsam und schlief schließlich friedlich neben Boni und der vor sich hin glimmenden Kohle ein.
Seitdem Theden Berus zum ersten Mal bestohlen hatte waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Theden hatte es sich gut gehen lassen, einige Dattelbäume gepflanzt und hoffte, dass seine heikle Wüstenblumen nicht bei der extremen Hitze eingehen würden. Er war ein richtig untypischer Dieb fiel ihm selbst eines Tages auf. Doch wie sollte er auch sonst leben? Immerhin brachten die Pflanzen ihm etwas ertrag und die Blumen machten ihm eine Freude. Immerhin war die Wüste schon trist genug. „Boni, es ist wieder an der Zeit uns etwas Geld zu beschaffen.“ beschloss der Schatten eines Tages. Theden trug wieder seine schwarze Kleidung und Boni wusste genau, was dies zu bedeuten hatte. Sie musste auf das Haus aufpassen, jedes Mal knurren, bellen und sich gebärden wie ein Wolf, wenn jemand sich dem Haus näherte und Theden nicht nachlaufen. Sie hatte es schon lange begriffen und genoss es jedes Mal eine Weile selbst das Haus zu besitzen. Theden hoffte heute zumindest einige Münzen zu ergattern und Boni somit wieder satt füttern zu können. Außerdem dachte er darüber nach das Dach dicht zu machen, falls es sich mit dem Geld ausginge einen Stoff zu kaufen oder gar Ziegeln oder Platten. Frohen Mutes zog Theden los und war bald wieder in einem liebsten Versteck, einer Dachnische, die etwa drei Meter über dem Boden war. Von dort aus konnte er den halben Markt überblicken und sofort in alle Himmelsrichtungen flüchten, falls etwas Unerwartetes geschah. Hier brauchte Theden heute nicht lange zu lauern. Zu seiner Verwunderung war es gerade Fürst Berus, der wieder über dem Markt marschierte. Doch es waren keine Wachen bei ihm. Welch gefundenes Fressen! Der Dieb drückte sich an die Mauer und beschloss Berus erst zu beobachten. Der Fürst benahm sich eigenartig. Er spielte ständig an seinem Geldbeutel herum und blickte zu den Dächern empor, als ob er jemanden suche. Theden hielt sich im Schatten. Was wollte er? Die Sache war höchst seltsam. Jedoch der Geldbeutel schien prall gefüllt. Das würde für ein ganzes neues Haus reichen! Oh Theden, Allah ist dir gütig! Mit diesem Gedanken sprang Theden vom Dach und rannte leichtfüßig auf Berus zu. mit einem gezielten Schnitt hatte er den Geldbeutel von Berus Gürtel getrennt, doch er bemerkte zu spät, dass Berus Thedens Hand gepackt hatte und ihn zu Boden riss. Theden flog das Messer aus der Hand und es landete ein paar Meter entfernt auf dem Boden. „Hab ich dich, Schatten.“ sprach Berus und hielt den jungen Dieb fest. Viele Leute schauten verwundert auf die beiden. Ein paar junge Mädchen versammelte sich um ihre Mütter welche mit Schrecken feststellen, dass jemand es gewagt hatte den Schatten niederzustrecken. „Wachen.“ brüllte nun Fürst Berus. Theden versuchte verzweifelt den schmächtigen Adeligen von sich zu schubsten, doch es gelang ihm nicht. Berus saß auf seiner Hüfte, halb auf seinen Beinen und drückte seine Hände gegen den Boden. Theden biss die Zähne zusammen, entspannte sich kurz und schaffte es dann Berus mit einem Tritt in den Rücken außer Gefecht zu setzen. Von Schmerz gepeinigt rollte der Fürst von ihm herab und Theden rappelte sich in der selben Sekunde auf. Die Wachen waren jedoch schon zur Stelle und hielten den Dieb auf. „Ihr seid verhaftet.“ brummte ein bärtiger, kräftiger Krieger und sie führten Theden ab. Der Trubel auf dem Markt war unvorstellbar. Viele Frauen liefen kreischend herum, Kinder weinten und Männer schüttelten fassungslos die Köpfe. „Niemand hat es bislang gewagt den Schatten aufzuhalten.“ murmelte ein alter Mann. „Allah hat uns verlassen. Man hat uns einen Helden genommen.“ fügte eine Frau dazu und brach in Tränen aus.