so, hier wasd feines zu lesen
ich sags ja net gerne aber wir nähern uns mit schnellen schritten dem ende...
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„Ähm...“ zögerte er und warf einen Blick auf die Teenager hinter sich. „Er würde dich gerne sehen.“ Sie brauchte nicht nachfragen, wen er meinte und antwortete kalt: „Ich ihn aber nicht.“ Sebastian seufzte und versuchte es erneut. „Er hat gesagt, wenn du das sagst, soll ich dir ausrichten, dass er persönlich hier hoch kommt.“ Lena packte die kalte Wut, wie konnte er es wagen, sie so zu erpressen? Er wusste genau, dass sie das Aufsehen, das er damit erregen würde, ganz und gar nicht haben konnte. Jetzt war es Lena, die seufzte und sich bemühte, die heftig interessierten Fans zu ignorieren. „Er sollte seine Pause genießen, genauso wie du! Woher weis er eigentlich, dass ich hier bin?“ Sebastian war es sichtlich unangenehm, als er ihr gestand, dass Juliane sie unten bei der Garderobe gesehen hatte, außerdem nervten ihn die Blicken des halben Publikums im Rücken. „Kommst du jetzt mit, bitte?“ fragte er hoffnungsvoll aber Lena schüttelte den Kopf. „Nein, die Pause ist eh gleich zu ende.“ Sebastian blieb nichts anderes übrig, als hinter die Bühne zurückzukehren. Als das Licht wieder eingedämmt wurde und der zweite Akt begann, lehnte sich Lena erneut über die Brüstung und schaute hinunter. Sie sah, wie Máté einige Male unauffällig zu ihr hochschaute aber sie war sich mittlerweile sicher, dass er sie von da unten nicht genau ausmachen konnte und das gab ihr ein seltsames Gefühl der Genugtuung.
Nach Ende der Vorstellung griff sie eilig nach ihrer Jacke und der Tasche, in der Hoffnung, noch vor dem großen Ansturm den Ausgang erreichen zu können. Aber da auch die Leute aus dem ersten und zweiten Rang hinausströmten, kam Lena langsamer voran, als sie geplant hatte. Er würde sie abzufangen versuchen, dessen war sie sich sicher und insgeheim fragte sie sich, ob er es schon geschafft hatte, vom hinteren Bühnenbereich ins Foyer zu gelangen. Endlich erreichte sie die unteren Garderoben und sah ihn direkt am Fuße der Treppe warten. Einige der Zuschauer drehten sich nach ihm um, da er noch immer sein schillernd weißes Kostüm, dass der Tod in der Schlussszene trug, anhatte. Ein paar blieben stehen, schüttelten ihm die Hand oder sprachen ihm Lob für seine musikalische Leistung aus aber er schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Normalerweise genoss er solches Lob und ungeteilte Aufmerksamkeit, das wusste Lena aber er unterbrach sogar ein Gespräch mit einem der Groupies, als er sie die Treppe herunterkommen sah.
Lena zögerte kurz, es hätte blöd ausgesehen, wenn sie kehrtgemacht hätte, um einen der Seitenausgänge zu nehmen, außerdem hatte er sie sowieso längst bemerkt. Mit einem unbeteiligten Gesichtsausdruck wollte sie an ihm vorbeigehen aber er hielt sie, wie erwartet, zurück. „Können wir nicht mal ganz in Ruhe über die Sache reden? Bitte Lena, ich weiß, dass ich Mist gebaut habe.“ Einige Theatergäste musterten die beiden mit unverhohlenem Interesse, Lena spürte ihre Blicke. „Ich wüsste nicht, was es noch zu reden gibt. Du hast deinen Standpunkt ja sehr deutlich gemacht, ich war nur eine Af...“
„Nicht hier, bitte komm mit nach hinten“ unterbrach sie Máté aber Lena hatte wirklich genug. Sie warf ihm noch einen Blick der vernichtenden Sorte zu und drängelte sich dann zum Ausgang durch. Wenn sie geglaubt hatte, Máté würde es bleiben lassen, in voller Montur und noch geschminkt das Theater zu verlassen, dann hatte sie sich gewaltig getäuscht. Als sie auf die schneenasse Straße trat, hörte sie hastige Schritte hinter sich und mit einem Blick über die Schulter stellte sie fest, dass er ihr folgte. Hartnäckig war er, das musste sie ihm lassen.
„Glaub bloß nicht, dass ich dir jetzt durch halb Wien hinterher renne“ meinte er mürrisch, als er sie wieder erreicht hatte. „Warum bist du da nicht gleich im Theater geblieben?“
„Weil ich mit dir reden möchte.“
„Ich aber nicht mit dir.“
„Sei nicht albern, Lena.“
„ICH bin albern?“ Sie war stehen geblieben und schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Wer benimmt sich denn dauernd wie ein aufgeblasener Macho, der nicht genug Frauen ins Bett bekommen kann?“
„Nicht hier“ bat Máté erneut und schaute sich um. „Bitte komm mit.“
„Bitte“ bat er noch einmal, als sie zögerte. Lena hatte die Wahl zwischen einer heftigen Diskussion mitten auf der Straße oder einer Aussprache in geschlossenen vier Wänden. Da sie erneut mehr Aufmerksamkeit auf sich zogen, als ihr lieb war, gab sie schließlich nach.
Wenige Minuten später lehnte sich Lena mit verschränkten Armen gegen den Tisch, der in Mátés Garderobe stand. „Na dann schieß mal los“ forderte sie ihn auf. Er jedoch kam auf sie zu, stellte sich direkt vor sie und strich ihr über die Schultern. „Ich liebe dich“ sagte er leise und küsste ihren Hals. „Jetzt komm mir nicht auf die Tour“ fauchte sie und stieß ihn weg. Máté schaute sie lächelnd an und hielt ihrem missgelaunten Blick stand. „Warum bist du heute Abend eigentlich hergekommen? Ich denke, du bist krankgeschrieben?“ fragte er und grinste dabei so unverschämt, dass Lena ihm am liebsten eine gelangt hätte. „Ich... ich...“ stammelte sie. Sie würde ihm nicht sagen, dass sie es ohne ihn nicht aushielt also wich sie aus: „Das tut nichts zur Sache. Zur Erinnerung – DU wolltest mit mir reden und nicht umgekehrt.“ Máté ging wieder auf sie zu und versuchte, sie zu küssen. In jenem Moment war Lenas Geduld zu Ende. Sie verpasst ihm eine schallende Ohrfeige und betrachtete nicht ohne Genugtuung, wie er sich die schmerzende Wange hielt. „Meinst du nicht, dass es nach so einer Sache angebracht wäre, sich ein wenig anders zu benehmen?“ schrie sie ihn an.
„Hab ich dich gezwungen, mit mir ins Bett zu gehen?“ schrie er zurück.
Lena war entwaffnet, wo er Recht hatte, hatte er Recht. „Nein, hast du nicht. Aber für dich war es doch sowieso ohne Bedeutung“ stellte sie, mittlerweile etwas ruhiger, fest.
„Und warum hab ich dir dann gerade gesagt, dass ich dich liebe?“
„Vielleicht, weil es eh nur Worte sind!“
„Nicht für mich.“
„Ach ja? Und was war das dann gestern? ‚Es ist schon ein tolles Gefühl, eigentlich fast Jede haben zu können’!?“
„Ich hab das nicht so gemeint, es tut mir leid, dass ich vor Sebastian so angegeben hab“ lenkte er schließlich ein. „Gut, wars das?“ Lena wandte sich zum Gehen aber Máté hielt sie erneut zurück.
„Begreif doch, Lena. Das ist meine Vergangenheit. Menschen können sich ändern.“
„Aus welchen Grund solltest gerade du dich in den letzten Wochen so geändert haben? Der Frauenheld Máté Kamarás, an jedem Finger mindestens drei Weiber. Ich weis, wie sehr du dieses Leben genießt also mach mir nichts vor. Mach uns beiden nichts vor“ fügte Lena hinzu. Sie bemerkte, dass sein Gesichtsausdruck ernst geworden war, als er antwortete: „Glaubst du nicht, dass ich mir erst mal die Hörner abstoßen musste? Ich weis, ihr Frauen wollt alle immer so schnell erwachsen sein...“
„Das sollen aber auch Männer mit 28 endlich sein!“ unterbrach ihn Lena. Sie wollte sich seine lahmen Entschuldigungen nicht länger anhören und Vorwürfe waren sowieso das Letzte, was sie hören wollte. „Warum nimmst du meine Entschuldigung nicht an?“ fragte er und legte den Kopf leicht schief. Als sie ihn ansah, brach es schließlich aus ihr heraus: „Weil du damit wieder die Möglichkeit hättest, mich zu verletzen. Wenn ich dir ins Gesicht sagen würde, dass ich dich verdammt noch mal brauche, würdest du das wahrscheinlich schamlos ausnutzen und mich vielleicht wieder nur benutzen.“ Sie musste daran denken, wie es schon einmal ein Darsteller des „Todes“ geschafft hatte, sie tief zu verletzen und das eigentlich völlig unabsichtlich.
„Würde ich nicht“ meinte er und trat einen Schritt auf sie zu. Lena spürte ihre Abwehr schmelzen, sie wollte ihm so gerne glauben. „Begreif doch, für mich war und ist das keine simple Verliebtheit...“ - genau das hatte sie damals Uwe gestanden und jetzt stand Máté vor ihr und gebrauchte die gleichen Worte. Sie wusste, wie es war, den Menschen, den man liebt, zu verlieren und noch einmal wollte sie das in so kurzer Zeit nicht erleben wollen. Sein Blick begegnete dem ihren und als er sie küsste, wehrte sie sich nicht.