*handyreib*
oh, ihr wisst ja noch net, was jetzt im zweiten Teil kommt *lach* der erste teil war nur so zum warmlaufen
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"Wie du" - II.
„Kommen Sie einfach mal vorbei und schauen Sie sich unsere Produktion an“ hatte ihr der Theaterintendant am Telefon vorgeschlagen und genau das wollte Lena heute tun. Sie war vor etwa einer Woche nach Wien umgezogen, hatte sich die Stadt ein wenig angeschaut und die Seele baumeln lassen. Die Stadt gefiel ihr unheimlich gut und der Herbst verlieh ihr, vor allem in den späten Abendstunden, etwas Zauberhaftes.
Das Theater an der Wien war ebenso schön. Die Brüstungen der einzelnen Ränge wiesen kunstvolle Verzierungen und die Decke eine wunderbare Bemalung auf. Selbst der „Eiserne Vorhang“ war mit Gemälden verziert. Lena war beeindruckt, die Zuschauerräume in Deutschland wurden auf Wunsch der Stage Holding meist recht schlicht gehalten, damit das Publikum gänzlich auf das Stück konzentriert bleiben konnte. Lena konnte allerdings nicht behaupten, dass sie irgendetwas von der Bühne abgelenkt hätte. Die Inszenierung war wirklich gelungen, auch wenn sie sich, gerade was die Requisite anging, von der Essener Produktion unterschied. Außerdem versuchte Lena krampfhaft, ihr Herzrasen unter Kontrolle zu bekommen, sobald der Tod auftrat, dessen Rolle sie immer noch schmerzhaft an Uwe erinnerte. In der Pause nahm sie sich ihr Programmheft zur Hand und studierte eingehend die aktuelle Besetzung. Die Produktionsleitung hatte sich einige namenhafte Künstler ins Boot geholt und zwei der Darsteller hatten eine zeitlang sogar mit ihr zusammen gearbeitet. Nach Ende der Vorstellung stand Lenas Entschluss endgültig fest. Dieses Ensemble war klasse, es wäre sicherlich keine Zeitverschwendung, mit ihnen zusammen zu arbeiten.
Sie verließ das Parkett und suchte einen Zugang zum hinteren Bühnenbereich. Ein Sicherheitsbeauftragter hatte ihr erklärt, wie sie den Theaterintendanten am besten erreichen konnte und so lief sie nun an den Garderoben vorbei und eine kleine schmale Holztreppe hinunter. „Hey, Unbefugte dürfen hier nicht rein“ meinte plötzlich jemand hinter ihr. Lena drehte sich herum und erblickte einen Mann, etwa in ihrem Alter am oberen Treppenabsatz. „Gut, wenn ich welche sehe, sag ichs ihnen“ grinste sie ihn frech an drehte sich wieder herum. Irgendwie kam er ihr bekannt vor aber das konnte eigentlich nicht sein, schließlich war sie erst seit Kurzem in Wien. Vielleicht kam ihr aber auch nur das Kostüm so vertraut vor. Sie drehte sich erneut herum und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war eindeutig der „Tod“, dieser schwarz-blaue Frack war doch eigentlich unverkennbar!
„Du bist der Tod“ stellte sie fest und jetzt war er es, der grinste. „Du kannst mich auch Máté nennen“ sagte er und kam auf sie zu, bevor er ihr die Hand reichte. Sein Händedruck war fest und warm, sein Lächeln offen und sympathisch. „Ich hab dich gerade eben spielen sehen, du bist wirklich gut“ meinte sie und schaute an ihm herunter. Unbewusst stellte sie fest, dass er eine ähnliche Statur wie Uwe hatte, ebenso blaue Augen und blonde Haare. Allerdings waren die etwas länger und am Hinterkopf leicht zusammengesteckt. „Danke“ antwortete er und beobachtete leicht amüsiert, wie sie ihn musterte. „Verrätst du mir, was du hier machst? Ich hab dich noch nie hier gesehen“ unterbrach er schließlich ihre Gedanken.
„Ich bin auf der Suche nach eurem Intendanten“ erklärte sie. „Na dann komm mal mit“ forderte er sie auf und ging die Treppe hinunter. Sie erreichten direkt hinter der Bühnen einen Mann, der gerade mit dem Dirigenten sprach. Als er Máté und Lena erblickte, unterbrach er sich jedoch. „Máté, was machst du noch hier? Sieh zu, dass du fertig wirst und bring nicht immer deine Freundinnen mit hier her.“
„Ich bin nicht seine Freundin“ protestierte Lena prompt und ignorierte Mátés Lachen. „Ich bin Lena Walenz, wir hatten telefoniert.“ Einen Moment lang genoss sie den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht des Theaterintendanten, der sich aber nach wenigen Augenblicken wieder fasste, Máté mit einer unwirschen Handbewegung fortschickte und sich bei ihr entschuldigte. „Entschuldigen Sie bitte, Máté hat irgendwie jede Woche ein anderes Mädchen an der Hand, da wird es schwer, den Überblick zu behalten. Bitte kommen Sie, in meinem Büro können wir uns ungestört unterhalten.“