Finde gut, haben wir verschiedene Ansichten. ich werde sicherlich meinen Text nochmals überarbeiten, vielleicht aber nicht hier reinstellen. Ich geb euch mal den nächsten teil, bevor ich wieder pc wechsle
Néeira beruhigte sich ein wenig und nahm das Tempo zurück. Sie wollte Karuna nicht überanstrengen. Im Grunde war sie noch ein Kind, kaum in den Jugendjahren und sollte noch nicht geflogen werden. Sie war noch nicht einmal ausgewachsen. Wie oft Néeira auch versucht hatte, dies Flaya Echmen zu erklären, war sie doch immer auf taube Ohren gestossen. Die Drachenreiterin war zu einem unentbehrlichen Trumpf geworden, den niemand mehr aufgeben wollte.
Néeira streichelte Karunas Hals und beugte sich etwas vor, um den Luftwiderstand zu verringern. Sofort bemerkte sie, wie Karuna das Tempo ein wenig erhöhte. Der Wind war kalt, trieb der jungen Kriegerin Tränen in die Augen. Nun war Néeira froh, um die warme Rüstung, die man ihr geschenkt hatte. Der Blick nach unten zeigte ihr grüne und graue Gipfel, über denen sie flog. Das Land flachte langsam ab und am Horizont war bereits die grüne Ebene zu sehen. Néeira atmete tief ein, genoss die Frische der Höhe, den Wind in ihren Haaren, das Gefühl unendlicher Freiheit über den Wolken, das Karuna ihr immer vermittelte. Hier oben konnte ihr niemand Vorschriften machen, niemand konnte sie zu etwas zwingen. Hoch am Himmel gab es nur Karuna und Néeira, nur sie zwei, die Vögel, den Himmel und den Horizont, dem Karuna entgegen flog. Hier fühlte sich Néeira ihrer Göttin, der Chiuvana am nächsten. War es auch kalt, geradezu eisig in den Lüften, so gab es doch keinen Ort, wo sie der Sonne hätte näher sein können, als auf Karunas Rücken, weit oben, wo es sonst nichts mehr gab. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte ihren Körper und wäre sie auf dem Boden gewesen, so wäre sie losgerannt, hätte Sprünge vollführt, wie ein junges Reh, aus lauter Lebensfreude. Denn nichts anderes war das Fliegen, als ein Gefühl unendlichen Glücks.
Die Sonne hatte den Zenit längst überschritten und ging nun auf die späteren Nachmittagsstunden zu, als Néeira und Karuna die Ebene erreichten, in deren Mitte einsam ein hoher Berg stand. Néeira hatte es niemals besonders eilig, zur Hauptstadt zu gelangen und auch an diesem Tag, war es nicht anders gewesen. Ohne Probleme hätte sie ihr Ziel in zwei Stunden erreichen können, doch mit der eingelegten Rast und der Jagt nach essen, drohte die Sonne schon bald zu versinken, ehe sie ankommen würde.
Wie es die Vorschrift besagte, senkte Néeira den Flug, bis sie nur noch einige Meter über dem Boden flogen. Flaya hatte diese Massnahme niemals begründet, doch wusste das Mädchen im Grunde, was der Sinn sein sollte. Flaya Echmen war sehr eitel, hatte kein Interesse daran, dass jemand auf einem besseren Weg zu ihrem Palast gelangen könnte, als sie selbst. Musste Néeira dicht über der Ebene fliegen, konnte sie ausserdem schon von weitem gesehen werden und zwar von allen. Ob nun einfache Besucher aus anderen Ländern, hohe Gäste der Königin oder nur die einfache Bevölkerung der Hauptstadt, jeder konnte sehen, dass in den Diensten der Chiuvas eine Drachenreiterin stand, die regelmässig die Hauptstadt aufsuchte. Karuna und Néeira fungierten als Furchteinflösser, Sehenswürdigkeit, Friedensbedingung.
Die Köpfe der Neugierigen wandten sich zum Himmel, als der Drache nur einen Meter über ihnen davon rauschte, Kinder versuchten ihm hinterher zu rennen, durch das bauchhohe Grasland und Fremde warfen sich vor Schreck auf den Boden. Néeira mochte diese Art der Ankunft nicht, es war nicht die ihre. Sie war niemals aufdringlich oder auffällig, benahm sich immer ruhig und besonnen, wie sie es vom Wesen war.
Wütend trieb sie Karuna zur Eile an, steuerte auf das grosse, zweiflügelige Tor zu, das weit offen stand. Es war so hoch, wie fünf grosse Männer übereinander und so breit, wie zehn Seite an Seite. Immer strömten Leute hinaus und hinein und war man zu Fuss unterwegs, musste man anstehen, um hindurch zu gelangen. Der Handel blühte zu dieser Zeit und in der Stadt gab es einen grossen Marktplatz, teils im Inneren des Berges, teils im Freien.
Schreie ertönten, Menschen duckten sich, rempelten den Nachbarn an, fielen hin, stürzten ihre Warenkarren um, als Karuna über sie hinwegschnellte und durch das eisenbeschlagene Tor in die Stadt flog. Hier am Fusse des Berges, kam es häufiger vor, dass die Wohnungen der Leute aussen gebaut waren. Die Häuser aus Stein wurden mit kleinen Strässchen verbunden, die kaum belebt waren, denn das wirkliche Leben spielte sich im Inneren des Berges ab. In diesen äusseren, von den Chiuvas eigentlich gemiedenen Gebäuden, lebte die Unterschicht, die sich nichts anderes leisten konnte. Wollte man in die eigentliche Stadt gelangen, so musste man die grosse Höhle passieren, was mit Karuna unmöglich war. Néeira steuerte nun steil den Berg hinauf. Nur die grossen Galleriefenster, welche die langen Hauptstrassen der Höhlenstadt erleuchteten und die kleinen Rauchsäulen aus Abzuglöchern der Wohnungen, liessen vermuten, dass unter der grünen Decke des bewaldeten Berges tatsächlich eine belebte Stadt lag.