hihi x)
jap, *unterwegs*
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"Mama, ich geh jetzt!" "Tschüss Liebes, und - glaubst du, hältst du es aus?" Vera sah auf ihre Schuhe. Sie war auf und dran in die Reitstunde heute Samstag zu gehen. "Ja, Mama. Ich schaff das schon, .. irgendwie.." Veras Mutter nickte. "Und wenn dem doch nicht so ist, ruf mich an, okay?" "Ja. Na dann ..." Vera ging aus dem Haus, wechselte den Mopedhelm im Helmfach ihres Mofas gegen ihre Reitkappe aus und schulterte den Rucksack. Sie bemerkte, dass ihre Finger zitterten. Vera biss sich auf die Lippe. War sie schon so weit? Doch, sie durfte jetzt nicht aufgeben. Wenn sie heute zu Hause bleiben würde, würde sie am Mittwoch auch nicht kommen und schließlich ihre Reitbeteiligung kündigen. Aber sie liebte Gold Rush und das Reiten, und sie darf Karl nicht die Genugtuung geben, dass sie wegen ihm zu Hause bleibt. Fest entschlossen setzte sie sich den Helm auf und brauste mit dem Moped auf den Hof.
Am Reithof herrschte reges treiben. An einem schönen, sonnigen Samstagmorgen wie heute (wo nebenbei auch noch wunderbarer Neuschnee lag) zog natürlich viele Reiter an. Vera parkte ihren Zweiräder und verstaute ihren Mofahelm und den Rucksack in ihrem Helmfach. Dann setzte sie sich schon einmal die Reitkappe auf und stopfte ihre pechschwarz gefärbten Haare darunter. Ein flaues Gefühl im Magen ließ sie unsicher umher sehen, war Karl in der Nähe? Sie entdeckte ihn nicht. Mit Herzklopfen ging sie den Kieselweg entlang bis zu der Ostkoppel, auf welcher Gold Rush am grasen war. "Goold!", rief Vera, und kletterte über den Koppelzaun. Neugierig hob die Hannoveranerstute den Kopf - diese Stimme kam ihr doch bekannt vor! Als sie Vera sah stieß sie ein schrilles Wiehern aus und galoppierte ihr entgegen. "Na, Gold, hast du mich vermisst? Ich dich auf jeden Fall!" Sie grub ihr Gesicht in das warme Fell des Pferdes. "Tut mir so leid dass ich so lange nicht da war, wird nie wieder passieren!" Vera halfterte Gold geschickt auf, und führte sie von der Koppel. "Kannst du mir heute bitte helfen? Die Reitstunde wird komisch, denke ich zumindest. Bitte mach brav was ich von dir will, ja? Damit Karl nichts zu uns sagen muss ...", bat Vera Gold Rush, und band sie an einem freien Haken am Putzplatz an. "Das wäre echt lieb von dir!"
"Veeeraaa!", kreischte plötzlich jemand von hinten. Das genannte Mädchen drehte sich um und wurde in demselben Moment von ihren fünf Freundinnen umarmt. "Meensch, wir haben dich vielleicht vermisst letzten Mittwoch, und in der Schule auch! Wird Zeit, dass du dich wieder an die Öffentlichkeit traust!", sagte Anna lebendig, und gab Vera einen Kuss auf die Backe. "Heute ist der erste Tag an dem ich mich nicht hundeelend fühle, und desto früher ich wieder am Alltag teilnehme, desto früher gewöhne ich mich an die neue Situation!", lachte Vera überraschend fröhlich. Die anderen freuten sich ihre gute alte Vera wieder zurück zu haben, und auch Vera selbst fühlte sich auf einen Schlag besser, wenn auch nur ein kleines Bisschen. "Na dann, lasst uns die Pferde putzen!" jedes der Mädchen suchte sich einen freien Haken und begann ihre Pferde zu putzen.
Vera hatte gerade die Putzbox geschlossen, als die Reiterin neben ihr ein pferd wegführte, und die Sicht auf Emily, welche ebenfalls ihr Pferd fertig machte, freigab. In Vera stieg eine Wut auf, sie hasste diese Person vom ganzen Herzen. Sie hatte alles kaputt gemacht. Sie war bestimmt Karls Neue! Ohne lange zu überlegen stürzte sie sich auf Emily, mitunter ihren Tränen. Sie schlug ihr in den Bauch, schüttelte sie, riss sie zu Boden. "Vera!", schrie Nastasja entsetzt, die anderen Mädchen sahen auf und riefen sie sollen doch aufhören. Doch Vera interessierte das nicht. Sie wollte nur Rache. Schließlich wurde sie von kräftigen Armen gepackt und von Emily heruntergezogen. Ruckartig wurde es still. Vera entwendete sich dem Griff und drehte sich um. Da stand Karl vor ihr, rot im gesicht, und wütend. Vera sah ihm in die blauen Augen und fühlte sich schwach, armselig. Panisch drehte sie sich von ihm weg und lief davon. "Vera!", Linda rannte ihr gleich nach.
Die anderen standen schockiert um Karl und Emily herum. Karl hockte sich zu dem Opfer. "Geht es dir gut?" Emily nickte. Ihr Bauch tat ihr zwar weh von dem festen Schlag, aber es schmerzte sie nicht zu sehr. Karl stand auf, sein Blick viel auf Gold Rush. "Nastasja, kannst du bitte Gold Rush absatteln und auf die Koppel bringen?" Nastasja sah ihn verwirrt an, was sollte das bedeuten? Sie nickte aber, und ging zu dem Hannoveraner. Karl bedankte sich und verschwand in das Haupthaus.
"Vera, Vera bleib stehen!", keuchte Linda, als sie die Koppeln und Reitplätze hinter sich gelassen hatten. Vera konnte auch nicht mehr laufen. Ihre Kraft war am Ende, sie fühlte sich nur mehr zerstört. Sie blieb stehen, und setzte sich mitten auf die Straße. Linda rannte zu ihr und zerrte sie auf. "Komm auf die Seite!" Vera ließ sich widerwillig mitreißen, und plumpste ins Gras. "Wieso hast du das gemacht?", fragte Linda schließlich, nach einer langen Schweigepause. "Ich hasse sie. Sie hat doch alles kaputt gemacht und mein Leben zerstört. Ganz allein sie war es!" "Das stimmt doch gar nicht! Was kann sie dafür, dass eure Beziehung zum Alltag wird?", doch im selben Moment als sie diesen Satz aussprach, wünschte sie sich, dass sie es nicht getan hätte. "Wäre sie nicht gekommen, hätte es keinen Streit gegeben!", rief Vera wutentbrannt, sprang auf und ballte die Fäuste. "Oh doch, das hätte es. Es war nur mehr eine Frage der Zeit, Maus, glaub 's mir!" Vera schüttelte den Kopf. "Nein, sicher nicht!" Linda nahm ihre Hand. "Vera, du musst jetzt stark sein. Niemand ist schuld. Absolut niemand. Okay? Weder Vera, noch du, noch Karl" Vera ließ sich wieder neben Linda nieder. "Irgendjemand muss schuld sein" Eine Weile saßen sie dort. Schweigend. Plötzlich sprang Vera auf und schrie los. Sie schrie so laut und so lange sie konnte. Sie schrie sich ihren Ärger aus der Seele. Ihr Leid. Sie hielt es einfach nicht mehr aus. Linda sah ihr zu. Sie hatte Angst. Was ist, wenn Vera nie mehr ein normales Leben führen könnte? Würde sie für ewig mit ihrem Kummer leben müssen? Schließlich hörte vera auf. Sie stand da, und sah in die Ferne. Linda erhob sich. "Komm Vera, gehen wir" Sie packte ihre Freundin am Arm und führte sie zurück zum Hof.
Auf dem Hof waren immer noch viele Reiter und Reiterinnen, aber von ihren Freundinnen, Emily und Karl war nichts zu sehen. Vera ging es nun wieder besser, zumindest weinte sie nicht mehr. Sie bemerkten dass Gold Rush wieder auf der Koppel stand, und sahen dann in die Reithalle. Dort fand bereits der Unterricht statt. Sie sprangen, heute sprangen alle M-Hindernisse. Wie gerne wäre Linda dabei gewesen. "Ich kann da nicht rein. Ich kann nicht mitmachen bei der Stunde", sagte Vera, als sie Laura beim Springen beobachtet hatten. Linda nickte verständnisvoll. "Willst du nach Hause?" "Ja. Ich fahr mit meinem Moped, du kannst Reiten" Vera drehte sich um und ließ Linda stehen. Doch sie ließ sich nicht abhängen, das heißt, sie konnte Vera jetzt nicht alleine lassen. Sie lief ihr hinterher und begleitete sie.
Als Vera gerade davonfahren wollte, wurde sie von der Hofbesitzerin aufgehalten. "Vera, ich muss mit dir reden" Linda sah Frau Holer angsterfüllt an, würde sie ihre Freundin vom Hof schmeißen? "Linda, geh in deine Reitstunde! Marengo wurde für dich gesattelt und steht in der Reithalle." Als Linda sich nicht rührte, fügte Frau Holer noch hinzu: "Ich rede währenddessen mit Vera!" Linda nickte und rannte los. "Gehen wir in mein Büro?" Ohne auf eine Antwort zu warten ging die Hofbesitzerin in das Hauptgebäude, davon ausgehend das Vera ihr folgen würde. Eine Weile lang dachte das Mädchen daran, einfach wegzufahren. Doch sie kam zu dem Entschluss es nicht zu tun. Sie liebte Gold Rush, sie wollte ihn einfach nicht verlieren. Also stieg sie von ihrem Fahrzeug, legte den Helm ab und folgte Frau Holer in ihr Büro.