So, weiter gehts
„Melissa, Telefon!“, ertönte die Stimme ihrer Mutter von unten.
Melissa sprang hastig von ihrem Bett auf, was sich als gar nicht so einfach erwies, da ihre Beine durch das lange Stillsitzen eingeschlafen waren und ihr nun einfach wegknickten.
Melissa umfasste rasch die Türklinke, um nicht hinzufallen, doch die drückte sich einfach nach unten und so landete Melissa doch mit einem lauten Schlag auf den Kniescheiben.
Sie verzog das Gesicht, gab jedoch keinen Laut von sich sondern rappelte sich nur schnell wieder auf und stürmte aus dem Zimmer.
Ihre Mutter war schon halb die Treppe nach oben gelaufen, so das Melissa sie fast umrannte.
Sie entriss ihr fast gewaltsam das Telefon und drückte es sich ans Ohr.
„Ja?“, sprach sie in Richtung Sprechmuschel.
„Hey, Lilly!“, drang Kims Stimme leicht verzerrt klingend aus dem Hörer.
Melissa musste unwillkürlich lächeln, was bei ihrem Atem, der immer noch sehr schnell ging, ein wenig schwierig war.
„Was ist denn los mit dir, stör ich dich beim Joggen?“, witzelte Kim mit gespielt besorgter Stimme.
„Haha“, gab Melissa tonlos zurück, „was gibt’s denn so dringendes?“
„Ach, soooo dringend ist das auch wieder nicht...-“, erwiderte Kim und Melissa konnte sie fast vor sich sehen, wie sie da in ihrem Zimmer stand und gerade jetzt grinste.
„Kimberly Schildknecht!“, fuhr Melissa ihre Freundin an.
„Ist ja schon gut!“, entgegnete die sofort beschwichtigend.
„Ich wollte nur wegen heute Abend fragen. Weißt du noch, wir hatten doch vorgehabt, uns alle am Fluss zu treffen, an dieser Einbuchtung, die die Jungs dort entdeckt haben.
Oh ja, daran konnte sich Melissa noch gut erinnern.
Sie hatten sich auch letzten Samstag in der Nähe des Flusses getroffen, denn das war der einzige Ort, an dem sie wirklich ungestört waren. Die Jungs waren mal wieder ein bisschen in den Wurzeln des alten Baumes, der dort stand, herumgeklettert.
Sie hatten soweit herumgealbert, bis Marcus schließlich den Halt verloren und ins Dickicht hinabgerutscht war. Natürlich waren alle sofort zur Stelle gewesen, um ihm zu helfen, doch statt einem verschrammten Marcus fanden sie dort etwas anderes, wunderschönes vor: Sie waren direkt am Ufer gelandet, auf einer kleinen Landzunge, die man von oben gar nicht gesehen hatte. Überhaupt war sie nicht sichtbar, auch nicht vom anderen Ufer aus. Der Platz war total unberührt und sah aus, als wäre noch nie ein Mensch hier gewesen. Der perfekte Treffpunkt eben.
„Lilly, hallo, bist du noch da?“, drang plötzlich Kims Stimme an Melissas Ohr und riss sie aus den Erinnerungen.
„Was? Oh ja, klar! Okay, um wie viel Uhr denn?“
„Also, eigentlich hatten wir vorgehabt, uns dort um 16.00 Uhr zu treffen, wenn du nichts dagegen hast“, meinte Kim. Melissa hörte, wie sie in ihrem Zimmer auf und ab ging.
„Bist nervös, was? Wieso denn nur?“, erwiderte Melissa frech, doch bevor Kim sie wütend anfahren konnte, setzte sie noch hinzu: „Ja, geht klar, um 16.00 Uhr am Fluss!“
Kim hörte sich keinesfalls beschwichtigt an, als sie antwortete, doch sie bestätigte nur, was Melissa gesagt hatte, verabschiedete sich und legte dann auf.
Melissa stellte das Telefon einfach neben sich auf die Kommode, die im Flur stand und ging dann wieder in ihr Zimmer. Ein rascher Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch knapp eine halbe Stunde hatte, bis sie sich treffen wollten.
Seufzend schüttelte sie den Kopf. Das war den anderen mal wieder früh eingefallen, sie auch zu informieren.