so, ich stell jetzt erstmal das erste kapitel rein, vielleicht überwindet sich ja doch noch wer und liest sich das durch *hopeZz*
Reitschule Binnenhof
Die Sonne blinzelte gerade so über die Hügel, da war in der Reitschule Binnenhof schon Hochbetrieb. Die Pferde wurden gefüttert, das Sattelzeug geputzt und die Ställe ausgemistet. Heute war nämlich der erste Tag der Sommerferien.
Mitten im Trubel stand ich! Ich wollte den Pferden auf der Koppel Wasser bringen. Unglücklicherweise waren da heute Nacht die Tränken kaputtgegangen. Meine Aufgabe war es, die Wanne zu füllen, aus der die Schulpferde nun trinken sollten, bis die Selbsttränke wieder funktionierte.
Ich arbeitete hier freiwillig und gehörte schon zum Hofleben dazu. Ich betreute die Ferienkinder, gab den Theorieunterricht für das große- und kleine Hufeisen und erledigte noch andere anfallende Arbeiten.
Der letzte Eimer war der schwerste, jedenfalls kam es mir so vor. In vier Stunden sollten schon die ersten Ferienkinder kommen. Vielleicht hatte ich noch Zeit, um mit Dreamlight auszureiten, denn auch Turnierpferde lieben die Natur.
Ich holte also das Putzzeug und fing an, Dream zu striegeln. Es gefiel ihr sehr und sie stellte die Ohren leicht zurück. Dann setzte sie ihren Schlafzimmerblick auf und stützte den Kopf auf dem Trog auf.
Weil sie die Nacht in der Box verbracht hatte, war sie recht sauber und deswegen war das Putzen schnell erledigt. Nach einer Viertelstunde hatte ich Dream gesattelt und sie auf den Hof geführt. Gerade war ich aufgestiegen, da kam Anna, die Pferdepflegerin. Sie hatte ein etwa siebenjähriges Mädchen an der Hand. Die kleine strahlte bis zu den Ohren und sah an Dreamlight hoch, als hätte sie das erste Mal ein Pferd gesehen.
Leicht verwirrt sah ich Anna an. Mir war nicht klar, wieso ein Feriengast schon so früh kam, wo doch noch alles vorbereitet werden musste.
„Hör zu Gwen!“, sagte Anna mit ernster Stimme. „Du musst unseren frühen Gast mitnehmen zu deinem Ausritt. Wir haben keine andere Möglichkeit, die Kleine würde nur im Weg stehen.“ Widerwillig stimmte ich zu. Eigentlich wollte ich lieber allein sein, aber was sollte ich machen? Ich stieg also noch mal ab und half Anna, das Shetlandpony Samson fertig zu machen.
Mit vereinten Kräften konnten wir das Pony auf den Hof schieben. Zu so früher Stunde hatte der kleine Kerl noch keine Lust. Trotzdem schafften wir es irgendwie, vom Hof zu kommen.
Die Kleine lächelte nur noch. Klar! Erst kam sie zu früh, und dann konnte sie auch noch gleich reiten! Aber trotzdem sprach sie kein Wort. Dream wollte laufen, das spürte ich. Allerdings musste ich sie immer wieder zurückhalten. Auch wenn sie normal schritt, war sie viel schneller als das kleine Zottelpony. „Und, wie heißt du?“, fragte ich zögernd. „Elly“, meinte das Mädchen und trieb Samson an. „Kannst du schon reiten?“ „Ja, ich hab das kleine Hufeisen“, erzählte sie mir stolz. „Dann traben wir, okay?“ Sie nickte und- wer hätte das gedacht- Samson trabte lieb hinter Dreamlight her.
Als der Weg zum Ende kam, parierten wir wieder durch. „Dein Pferd ist schön.“, bemerkte Elly und streckte den Arm aus, um Dream zu streicheln. „Dankeschön“, sagte ich und hielt an. Wir waren an einer Kreuzung angelangt. Ich entschied mich für den Waldweg. Es war dort zwar noch etwas dunkel, aber das machte nichts.
„Interessierst du dich für Turnierreiten?“, fragte ich und streichelte nebenbei Dreamlights Hals. „Ja, ich gucke mir ganz viel im Fernsehen an, und später will ich Springreiterin werden!“ Wow, die Kleine hatte klare Ziele! „Was ist dein Lieblingsturnierpferd?“ Ich musste mich ein wenig mit dem Mädchen unterhalten, damit der Ausritt nicht zu langweilig wurde. „Mein Liebling ist Dirty Harry. Er kann höher springen als Famous Girl, und die hat jahrelang den Rekord im S-Springen bei den Regionalmeisterschaften gehalten!“ „Hui, du kennst dich ja gut aus. Guckst du dir auch kleinere Turniere an?“ „Ja, letztes Jahr war ich in Achim bei einem Hofturnier von so einem Reitverein wo meine Cousine gestartet ist. Sie ist aber nur zweite geworden...“ „Ach komm, das ist doch ziemlich gut.“, bemerkte ich. Mir schien es so, als wäre die Kleine etwas zu ehrgeizig, aber ich fragte nicht weiter nach und wartete geduldig auf ihre Antwort, denn sie wartete etwas mit der Sprache. „Schon, aber... Sie war nicht zufrieden und hat Fire geschlagen, deswegen.“ Elly senkte den Kopf und ich versuchte verzweifelt irgendein anderes Thema zu finden, um das Kind aufzumuntern, aber das war nicht nötig, denn vor uns breitete sich ein langes Stoppelfeld aus.
„Galoppierst du gern?“, fragte ich unsicher. Es wäre echt schade gewesen, wenn sie jetzt kniff. Aber zu meiner Erleichterung nickte sie vergnügt und so gab ich Dream mehr Zügel.
Im starken Trab ritten wir auf das Feld. Dream ging mit federnden Schritten voran und Samson zockelte hinterher. Elly gab sich wirklich Mühe, das Pony auszusitzen und irgendwann wurde ich Samson zu schnell und er galoppierte ohne jegliches Kommando an. Als ich sah, dass Elly fest im Sattel saß, ließ ich auch Dream angaloppieren und ehe ich mich versah, hatte sie schon wieder ihr volles Tempo drauf. Ich spielte hektisch an den Zügeln. Im Moment ging sie immer durch, was sie sonst nie machte. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie rossig war.
Am Ende des Feldes blieb sie abrupt stehen und für einen kleinen Augenblick hatte ich das Gefühl aus dem Sattel zu rutschen. Aber als ich die Augen wieder öffnete, saß ich immer noch auf meiner Stute. Elly kam hinter mir gerade zum stehen. „Meine Güte ist die aber schnell!“ Bewundernd sah sie Dream an, die schnaufend ein Büschel Gras abrupfte. „Ja, ich weiß das macht sie öfter mal...“, sagte ich leicht gedankenverloren und starrte auf den Fluss, der nun vor uns lag. Ich war mir weder sicher wie tief er war, noch wusste ich ob Samson wasserscheu war oder nicht. Wir mussten es eben versuchen.
„Da durch?“, fragte Elly als ich ins Wasser einritt. Ich nickte und drehte mich zu ihr um. So sehr sie es versuchte, Samson tat keinen Schritt.
Ich wendete Dreamlight also vorsichtig und ritt durch das Knietiefe Wasser zurück zum Ufer. Dann zog ich ein Leckerli aus meiner Hosentasche und hielt es Samson entgegen. Er streckte den kurzen Hals und versuchte krampfhaft, an das heißgeliebte Futter zu kommen, ohne nass zu werden. „So wird das wohl nichts!“, bemerkte ich dachte angestrengt nach, was wir tun könnten um den kleinen Kerl ins Wasser zu bewegen. Schließlich trieb ich Dream wieder aus dem Wasser und verließ meinen hohen Sitz. „Steig eben mal bitte ab!“, kommandierte ich Elly herum und sie tat sofort was ich ihr gesagt hatte. Samson versuchte sich sofort an mir zu schubbern, als ich mich neben ihn stellte, aber ich schubste seinen großen Kopf unsanft weg. Danach knotete ich seine Zügel verkürzt über seinem Hals zusammen und hob Elly auf Dreamlight.
Sie fragte mich noch, was ich denn vorhätte, aber dann war ich schon hinter ihr aufgesessen und lenkte Dream wieder in den Fluss. Mit triumphierenden Schritten arbeitete sie sich durch die schwache Strömung, bis sie am gegenüberliegenden Ufer wieder aus dem Wasser schritt. Auf der Vorhand wendete ich sie und sah aufmunternd zu Samson hinüber. Hoffentlich würde er jetzt durch das Wasser gehen.
Er sah etwas verloren aus, so ganz allein. Aber irgendwann –ich weiß nicht wie lang es dauerte- senkte er den Kopf und schnupperte an der angsteinflößenden Flüssigkeit. Elly rief ihm aufmunternde Worte zu und ich drückte nur die Daumen, dass er endlich zu uns kam.
Auf einmal ging alles ganz schnell. Samson sprang ins Wasser und so schnell er drinnen war, war er auch schon wieder draußen und wir konnten weiterreiten.
Elly wischte noch mit ihrem Ärmel die Sattellage trocken und saß dann auf. Wir ritten nun im Schritt einen engen Weg entlang, bis wir schon den Hof sehen konnten.
Alles lief schon auf Hochtouren. Zwei andere Mädchen waren auch schon da. Als sie Elly sahen, hingen sie uns nur hinterher.
Ich versorgte also schnell Dream und half Elly dann noch bei Samson. „So, habt ihr schon euer Zimmer gesehen?“, fragte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
„Äh... nein! Aber die Frau dahinten hat gesagt, wir sollen uns an... Gwen... wenden?“ Das dürre Mädchen hatte eine klägliche Stimme. Ich wusste schon, welches Pony zu ihr passen würde. Es würde ihr mehr Selbstbewusstsein geben.
Plötzlich schrak ich aus meinen Gedanken. Kein Wunder, denn Samson, den ich immer noch am Zügel hatte, war gerade dabei meine Jacke zu zerfressen. Unsanft stieß ich ihn weg und brachte ihn in seine Box.
Elly und das etwas stämmigere Mädchen unterhielten sich lebhaft, aber die kleine Dünne stand nur am Rand. Ich hoffte für sie, dass die anderen Mädchen sie mit mehr Respekt behandelten...
„Äh... Kommt ihr? Ich zeige euch das Zimmer!“, verkündete ich und hakte mich bei Elly ein. Elly marschierte lustig mit, aber die Dünne musste ich förmlich mitziehen.
Als ich die Tür des Sechserzimmers öffnete, stieg mir das Raumspray in die Nase. Sofort musste ich einmal kräftig niesen. Entschuldigend lächelte ich die Kinder an und riss die großen Fenster auf.
„Noch könnt ihr euch aussuchen wo ihr schlaft.“, bestimmte ich und wartete, was passiert. Nachdem alle ihre Betten eingenommen hatten, sahen sie mich aufmerksam an. „Also, ihr könnt dann schon mal auspacken... Achso! Wie heißt ihr überhaupt?“, fragte ich.
Elly kannte ich ja schon, deswegen sagte sie nichts. „Ich bin Raphaela, aber die meisten nennen mich Raphi. Das da drüben ist meine Schwester Nina.“, meldete sich die Dickere. Ich nickte und sah Nina mitleidig an. Sie hatte das Bett in der Ecke genommen und sich hinter ihrem Koffer verschanzt.