Wenn das so ist, dann bekommst du die auch
Ist jetzt nicht soo der Reißer, aber muss für den Handlungsverlauf eben sein.
Danach wird's wieder interessanter xD
In der ersten Pause trottete ich neben Philipp durch das Schulgebäude und ließ mich einführen in die wunderbare Welt des Wilhelm-Löhe-Gymnasiums Kreibingen.
„Lisa-Marie Sommer, Geschichte und Musik.“, raunte er mir grade zu und wies mit dem Kinn auf eine viel zu dünne, dunkelhaarige Frau Anfang zwanzig. Sie trug eine langärmlige Bluse und einen konservativ gemusterten, knöchellangen Rock. Ihre braunen Augen erinnerten mich unwillkürlich an die eines verängstigten Rehs.
„Ist ihr zweites Jahr hier. Angeblich ist sie als Kind von ihrem Vater geschlagen worden. Null Durchsetzungsvermögen, die Frau. Würde mich nicht wundern, wenn sie Magersucht hat.“
Zwei Gänge weiter deutete der dunkelhaarige Junge auf einen älteren Mann mit schütterem, grauem Haar, eingefallenem Gesicht und dunklen Augenringen.
„Horst Krömer, Physik und Chemie. Alkoholiker. Der Typ ist erst achtundvierzig. Während die Klasse ihre Arbeiten schreibt brennt er sich im Hinterzimmer seinen eigenen Schnaps. Seine Klassen haben fast durchweg die gleiche Punktzahl in allen Prüfungen.“
Ich hob die Augenbrauen und musterte den Lehrer einen Moment lang kritisch.
„Du kennst dich ja ziemlich gut aus.“, meinte ich dann an Philipp gewandt. Der zuckte nur grinsend die Schultern.
„Ich bin seit der fünften hier, da kriegt man sowas zwangsweise mit.“
Wieder ein Nicken nach links.
„Andreas Berger, BWR und Sport. Stockschwul. Niemals nach Sport duschen gehen, wenn er in der Halle ist.“
Ich lachte. Es war doch an jeder Schule dasselbe. Die Weicheier, die Alkis, die Schwulen, die Muttersöhnchen. Fragte sich nur, ob wirklich alle Lehrer so schräge Vögel waren oder ob der Schüler an sich grundsätzlich etwas zum übertreiben neigte.
Philipp ging nun zielsicher auf eine große Glastür zu und hielt sie mir auf, ehe er selbst nach draußen trat. Wahnsinn, bestimmt an die sechzig, siebzig Schüler waren hier versammelt.
„Tata, die Raucherecke.“, verkündete er fast stolz, stellte sich zu einer Gruppe Gleichaltriger und kramte aus den Taschen seiner Jeansjacke eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug hervor.
„Auch?“, bot er mir die Kippen an, aber ich winkte ab.
„Nee, danke.“
Philipp zuckte die Schultern, steckte sich seine Zigarette an und blies den blauen Rauch in den Wind.
Währenddessen ließ ich meinen Blick durch die Runde der drei Jungs und zwei Mädchen wandern und grinste etwas verlegen.
„Ach ja!“, fuhr Philipp auf und griff sich an den Kopf.
„Jason, das sind Timo, Janne, Lena, Kathrin und Sven. Leute, das ist Jason.“
Freundlich nickte man sich gegenseitig zu.
„Du bist neu auf der Schule?“, erkundigte sich die blonde Kathrin und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette.
Ich nickte. „Bin vor drei Wochen hier her gezogen.“
„Smalltalk? Na von mir aus.“, dachte der hochgewachsene Janne, ebenfalls mit blonden, etwas längeren Haaren und fragte nach: „Wo hast du vorher gewohnt?“
„Nicht sehr weit weg.“, entgegnete ich. „Mit dem Auto vielleicht eine dreiviertel Stunde. Wir – also, meine Mutter und ich – wir haben jetzt hier ’ne Mietwohnung.“
„Bis auf Sven wohnen wir alle in Kreibingen.“, warf Philipp nun wieder ein.
„Wir können dir ja irgendwann mal paar Sachen hier zeigen, wenn du Lust hast.“
Die anderen nickten bestätigend und ich war froh über das Angebot. Damit hatten sie mir sozusagen die Tür zu ihrer Clique geöffnet.
Ein schrilles Läuten erklang und reihum wurden Kippenstummel zu Boden geschmissen und ausgetreten. Zusammen mit der Masse der Nikotinsüchtigen schoben wir uns zurück zum Klassenzimmer.