Ja, ich werd versuchen, in nächster zeit nicht mehr so zu stressen

find ich immer schön, wenn sich schwarzleser plötzlich weider melden! das ist eine aufforderung an ALLE schwarzleser, meldet euch doch bitte dazu! wäre total genial! und an alle, die sich die mühe machen, etwas zu kommetieren: Vielen vielen dank!
Einige Minuten später geht die Tür zur Sattelkammer auf. Valerie vernimmt Schritte, dann eine ratlose Stille. Mit pochendem Herzen wartet das Mädchen, lauscht in die Stille hinein. Ob der Besucher sie finden wird? Schliesslich sind wieder Schritte zu hören, diesmal näher beim Schrank und schliesslich wird auch dessen Tür vorsichtig aufgemacht. Licht strömt herein und lässt Valerie blinzeln.
„Wie hast du mich gefunden?“ Valerie sieht verwirrt hoch in Yaneks freundliche, warme Augen. Dieser lächelt sie warm an und kniet sich neben den Schrank hin. „Dachtest du ich habe es vergessen?“
Valerie schaut ihn fragend an, sie versteht nicht.
„Als du noch ein kleines Mädchen warst, hast du dich immer hier versteckt, wenn du traurig warst, ob dich nun Lana abgewiesen hat oder du mit Samira eine Übung einfach nicht hinbekommen hast.“ Valerie schüttelt irritiert den Kopf. „Das ist ewig her.“ Yanek lächelt sie freundlich an und nickt langsam. Schliesslich streckt er ihr eine Hand entgegen, um sie aus dem Schrank zu holen. „Ja, schon damals habe ich dich immer hier gefunden.“
27. September 2004
Ich habe den ganzen heutigen Tag am Strand verbracht. Mama und Papa sind zusammen mit Valerie bummeln gegangen. Aber mir war es heute irgendwie zu heiss. Ausserdem, wer will schon gerne mit den Eltern einkaufen gehen? Ich musste ewig lange meckern, bis sie endlich damit einverstanden waren, dass ich alleine zum Strand gehe. Ich habe keine Ahnung, wieso sie sich so sorgen um mich machen. Als wäre ich nicht alt genug!
Nun jedenfalls habe ich mir dann heute morgen ein Buch geschnappt und bin damit zum Strand gegangen. Es war ein toller Nachmittag und alles war überfüllt. Nachdem ich aber eine Weile am Meer entlang spaziert bin, habe ich dann auch eine einigermassen leere Bucht gefunden. Es waren nur ein paar junge Surfer dort, die ich aber nicht weiter beachtet habe. Ich lese im Moment einen total spannenden Krimi, darum habe ich mich auch nicht um die anderen um mich herum gekümmert, bis sie schliesslich zu mir gekommen sind.
„Valerie?“
Das Mädchen schlägt das Tagebuch erschrocken zu und versteckt es unter ihrem Kissen. Nur wenige Augenblicke danach betritt Melanie das Zimmer.
„Was gibt’s Mami?“, fragt Valerie möglichst lässig, hat aber das Gefühl, ihr Herz müsste meilenweit zu hören sein. Irgendwie schafft sie es einfach nicht, jemandem davon zu erzählen, von dem Tagebuch ihrer Schwester. Sie fühlt sich irgendwie schuldig, als würde sie etwas Unrechtes tun, die Privatsphäre ihrer Schwester verletzen. Als Lana noch lebte, hätte Valerie es niemals gewagt, dieses Buch zu lesen. Und noch jetzt, wo Lana sie ausdrücklich darum gebeten hat, fällt es ihr schwer.
„Dein Lehrer hat angerufen“, erklärt Melanie und setzt sich zu ihrer Tochter aufs Bett. Valerie stöhnt genervt auf, sie weiss, was jetzt kommt.
„Ich weiss, dass es schwierig ist, weiter zu machen, nach allem, was passiert ist“, beginnt die Mutter sanft, doch Valerie richtet sich abrupt auf und rutscht etwas zur Seite.
„Ich verspreche, dass es besser wird!“, ruft sie schnell und geht hastig zu ihrem Schreibtisch rüber.
„Wirklich, Schatz, es scheint schlimm zu sein, wenn er jetzt schon hier anruft“, fährt Melanie fort und schaut ihre Tochter flehend an, „wir müssen sonst Massnahmen ergreifen, Valerie.“
„Nein, bitte, Mami. Ich weiss, dass es besser wir“, beteuert das Mädchen. Ein Zittern liegt in ihrer Stimme und sie tritt näher an ihre Mutter heran. „Ich habe herausgefunden, woran es liegt. Ich weiss jetzt, was mir hilft.“
Mutter und Tochter schauen sich einen Moment lang wortlos an, dann erhebt sich Melanie und streicht ihrem verbliebenen Kind durch die Haare. „Dann ist es ja gut.“
Valerie lässt sich tief seufzend zurück aufs Bett fallen, kaum hat Melanie die Tür hinter sich geschlossen. Sie weiss, was diese Massnahmen bedeuten. Schon nach Samiras Tod, stand ein Internat in Frage. Nur mit Lanas Hilfe hatte sie damals die Eltern davon überzeugen können, dass dies nicht das Richtige sei. Valerie ist sich aber sicher, dass Alexander, wie Melanie noch immer denken, es wäre die beste Lösung gewesen.
Nachdem sie den grauenvollen Gedanken an die damals besichtigte Schule vertrieben hat, nimmt sie wiederum das Tagebuch hervor und schlägt es auf.
Es waren drei von ihnen, die anderen standen etwas weiter abseits und schauten offensichtlich gespannt rüber. Einer der drei (ein sehr muskulöser Typ mit beinahe schwarzen längeren Haaren ;o) fragte mich in einem ziemlich absurden Englisch, ob ich nicht zu ihnen rüberkommen möchte und stellte sich als Juan vor.
Eigentlich wollte ich ja nicht, denn ich hatte ja mein Buch und irgendwie schienen es nur Jungs zu sein. Aber irgend etwas in seiner Art der Überredung, als ich noch etwas rumdruckste, faszinierte mich einfach und ich habe es nicht über mich gebracht, ihm einen Korb zu geben.
Die Jungs waren dann auch ganz nett, konnten alle Englisch und einer sogar etwas Deutsch. Wir haben uns unterhalten und sind baden gegangen. Sie wollten mich sogar auf ein Surfbrett stellen, was ich aber entschieden abgelehnt habe! Kurz, wir haben einen lustigen Nachmittag verbracht.
Als ich dann nach Hause wollte, hat Juan darauf bestanden, mich nach Hause ins Hotel zu bringen. Es war mir irgendwie nicht Recht, da ich plötzlich an Yanek dachte. Aber was ist schon dabei, er wollte mich ja nur zum Hotel bringen und nicht gleich heiraten! Und ausserdem ist er echt ein netter Typ. Bevor ich reinging, fragte er mich dann auch noch, ob ich mich morgen wieder mit ihm treffen wolle. Und wieder konnte ich einfach nicht nein sagen, diese Augen...! Wir haben uns für Morgen verabredet, er will mir etwas die Stadt zeigen, worauf ich mich schon freue.
Yanek erzähle ich wohl besser nichts von Juan, er würde sich nur unnötig aufregen. Es ist doch wirklich nichts dabei, was macht es schon, wenn ich hier Freunde finde, mit denen ich mich gut unterhalte?
Bei dem Thema fällt mir ein, ich sollte Yanek noch schnell eine E-Mail schreiben, hab ich ganz vergessen, als ich hier angekommen bin.
Valerie klappt das Buch nachdenklich zu. Sie erinnert sich noch genau an den Tag, als sie mit ihren Eltern in die Stadt ist. Sie war traurig und irgendwie wütend gewesen, dass Lana nicht mitgekommen ist. Und sie erinnert sich auch noch genau an den nächsten Tag, als sie gemeinsam zum Strand wollten und Lana meinte, sie habe Kopfschmerzen, wohl ein leichter Sonnenstick vom Vortag. So hatte es also angefangen, der ganze Kummer? Mit einem einfachen Tag am Strand. Der arme Yanek, nichtsahnend alleine zu Hause, hat auf eine Nachricht seiner Freundin gewartet, während er sich liebevoll um ihr Pferd gekümmert hat und sich auf ihre Wiederkehr gefreut hat.
„Was tust du denn hier?“
Valerie dreht sich erschrocken um, auch Milui hebt aufmerksam den Kopf. Das Wetter ist schön, an diesem Wochenende und Valerie hat beschlossen, hinaus in den Stall zu fahren. Dieser Bitte der Schwester kommt sie eigentlich viel lieber nach, als der, das Tagebuch zu lesen. Sie merkt, wie ihr der Umgang mit Pferden gefehlt hat und geniesst es jetzt richtig, bei Milui zu sein.
„Was meinst du damit? Ich kümmere mich um Milui, ich sagte doch, dass Lana mich darum gebeten hat“, erklärt das Mädchen und lenkt ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Putzen des Pferdes. Auch das Tier senkt den Kopf erneut um an dem Stroh zu seinen Füssen zu knabbern.
„Das sehe ich und es überrascht mich“, stimmt Yanek zu und steht noch immer völlig überrascht in der Boxentüre. Valerie richtet ihren Blick erneut auf den Jungen, schaut ihn fragend an. „Ich meine nur, du bist nach deinem ersten Besuch ewig nicht mehr aufgekreuzt und nach dem was am Mittwoch passiert ist“, stottert Yanek verwirrt rum, „ich dachte, du würdest dich eine Ewigkeit nicht mehr melden.“
Zu seiner grossen Überraschung bricht Valerie in heiteres Gelächter aus.
„Gehen wir zusammen mit Milui spazieren?“, fragt sie schliesslich, als sie sich beruhigt hat.