OH das ist total schön, so viele Komplimente zu bekommen...

Ich bin gerührt
An nen Verlag hab ich bis jetzt ncoh nicht gedacht. Schreib auch noch net so lange daran. Mal sehen was daraus wird, vielleicht...
- Susanne: ich glaube, du hast mich missverstanden. Valerie beginnt zu lachen und zwar, weil sie sich von ihrer Fruendin irgendwie ertapt fühlt, sie hat sich ja erinnert, dass Valerie Yanek früher richtig gut fand. und sie lächelt dann, weil sie zugibt, dass er noch viel besser aussieht, als vor drei jahren...
Na jedenfalls hier mal ein weiterer Teil. zwischendrin fängt das neue Kapitel an...
Zu Valeries grossem Missfallen ist das Wetter schlechter denn je. Eigentlich wollte sie heute ja wieder zum Stall gehen, um Milui zu besuchen. Aber bei diesem Wetter ist ihr Antrieb dafür nicht gerade hoch. Nicht einmal, als sie daran denkt, dass womöglich auch Yanek dort sein würde. Mit einem tiefen Seufzer lässt sie sich zurück aufs Bett fallen. Sie ist erst seit einer halben Stunde wach und geniesst noch die wohlige Wärme ihrer Bettdecke. Es ist wieder Wochenende. Die Schulwoche ist normaler verlaufen, als Valerie es sich vorgestellt hat. Sie war mit ihren Freunden zusammen, hat mit ihnen gelacht und rumgealbert. Hausaufgaben waren zu erledigen gewesen und gelegentliche Treffen mit Lea zum Quatschen, wie sie es früher immer getan hatten. Nicht scheint wirklich darauf zu verweisen, dass vor nur etwas mehr als zwei Monaten eines der beliebtesten Mädchen der Schule, die gerade eine vielversprechende Laufbahn als Polygraphin angetreten ist, Selbstmord begangen hat. Valerie ist niemandem böse, dass sie nicht so lange um ihre Schwester trauern, wie sie selbst es tut. Niemand hat sie so gut gekannt, keiner ist ihr so nahe gestanden, wie Valerie selbst. Sie weiss, ihre Trauerzeit wird sich weit über die der anderen hinausziehen. Aber das Mädchen ist froh darüber, versuchen ihre Freunde sie abzulenken. Sie reden kaum über Lana, nur wenn Valerie und Lea alleine sind, machen keine taktlose oder gut gemeinte Bemerkungen, versuchen nicht, ihr Trost zu spenden, indem sie die Ereignisse auseinander nehmen. Niemand fragt sie, was passiert ist, was der Hintergrund für diese Schreckenstat gewesen ist. Für nichts auf der Welt hätte sie in der vergangenen Zeit ihre Freunde mit jemandem tauschen wollen.
Glücklich lächelnd schliesst Valerie die Augen. Seit dieser letzten Schulwoche hat sie keine Albträume mehr gehabt, hat nicht Nacht für Nacht wieder und wieder erleben müssen, wie Lana in den Tod stürzt, wie sie beerdigt wird, die vielen weinenden und trauernden Gesichter sehen müssen. Die Ablenkung hat ihr gut getan, sie neuen Mut schöpfen lassen. Valerie hat nun erkannt, dass das Leben weiter geht, die Erde sich immer weiter dreht und niemals etwas stillsteht.
Kapitel 3, Schatten der Vergangenheit /Alte Erinnerungen
Es regnet in Strömen, Bäume beugen sich der Wucht des Sturmes und das seit Tagen. Rund um den Reitstall fliessen kleine Bäche, die Pferde sind unruhig, seit dieses Mistwetter anhält, können sie nicht raus. Die wenigsten Reiter trauen sich bei diesen Verhältnissen in den Sattel.
Valerie hat die Nase gestrichen voll. Sie hasst es, wenn sie länger als zwei Tage hintereinander nicht reiten kann, genau wie ihr Pferd. Samira tänzelt jedes Mal unruhig in ihrer Box hin und her, wenn das zwölfjährige Mädchen sie besuchen kommt. Jedes Mal hofft die schöne braune Stute, endlich ins Freie zu können. Und doch wird sie Tag für Tag aufs Neue enttäuscht. Ihre Besitzerin schaut nur vorbei, um ihr Gesellschaft zu leisten, in diesem langweiligen Stall, wo es nichts andere gibt, als den ganzen Tag rumzustehen und zu fressen.
Aber heute ist es etwas anderes. Heute ist Valerie nicht nur mit dem Putzzeug zur Stelle, sondern auch Sattel und Zaum hält sie in der Hand. Mit einem breiten Grinsen betritt das Mädchen die Box. Samira schnaubt übermütig, als würde sie ahnen, was jetzt kommt.
Gerade als Valerie den Sattel auf den Rücken der jungen Stute wuchtet, kommt ein Junge die Stallgasse entlang. Er überrag Valerie um einen ganzen Kopf, was nicht nur daran liegt, dass sie zwei Jahre jünger ist als er. Yanek war schon immer gross für sein Alter. Seine blonden Strubelhaare sind Nass vom Regen und Stroh hat sich darin verfangen. Seine braunen, aufmerksamen Augen blicken nun misstrauisch auf den Sattel, den Valerie gerade zuschnallt.
„Du hast doch nicht etwa vor, da raus zu gehen?“ Valerie ignoriert den drohenden Unterton in seiner Stimme, schenkt ihm nicht einen Blick.
„Vally, tu das nicht. Lana wird stinksauer!“ Nun blickt das Mädchen auf, schenkt ihm einen funkelnden Blick, der nur eines bedeuten kann. Wenn er Lana davon erzählt, wird sie ihn lynchen.
„Ich muss hier raus und Samira auch. Kannst ja mitkommen, wenn’s dich beruhigt“, antwortet sie schnippisch. Yanek murmelt etwas vor sich hin und verschwindet eiligst. Zehn Minuten später trifft Valerie auf dem Hof ein zweites Mal auf Yanek. Diesmal sitzt er auf Louisiana und Valerie begreift, dass es keine Widerrede gibt, er wird mit ihr reiten.
Der Wind ist eisig, peitscht unbarmherzig gegen die Flanken der Pferde und Regen klatscht den Reitern ins Gesicht. Gerade haben sie nach einer halben Stunde beschlossen umzukehren. Selbst Valerie sieht ein, dass es keinen Sinn macht, bei diesem Wetter weiter zu reiten. Sie reiten gerade auf einem schmalen Feldweg zwischen einem tiefen Graben und einem dichten Tannenwald entlang, da fährt der Wind erst richtig auf. Yanek versucht dem Mädchen etwas zuzurufen, doch es geht im ohrenbetäubenden Getöse des Windes und der knarrenden Bäume unter.
Ein lautes Knacken, direkt vor ihnen. Ein grosser Schatten rast auf den Weg nieder. Samira scheut, bäumt sich auf, Valerie merkt, dass sie den Halt verliert, sie kann sich nicht mehr halten. Ein scheinbar endloser Sturz, etwas Hartes an ihrem Kopf, ein stechender Schmerz im Gesicht und alles ist dunkel.