Hippi hoppi weiter trotti.... hihi
Ist ja schon gut. ja, wo ist den nienn abgeblieben? Beginnt mal wieder mit einem tagebucheintrag!!
1. Januar 2005
Ich war nicht mehr so glücklich, seit... seit ich in Portugal mit Juan zusammen war! Ich habe gerade mit ihm telefoniert, ihm ein schönes Jahr gewünscht uns so weiter. Und da hatte er eine Überraschung für mich! Es ist unglaublich, aber er kommt im Mai zu mir! Er hat es doch tatsächlich einrichten können, dass er mich im Mai besuchen kommen kann und zwar schon am Anfang des Monates. Ich kann es kaum glauben, das ist die beste Nachricht, die ich jemals bekommen habe! Ich kann es kaum erwarten, es meinen Freunden zu erzählen und Vally! Ich bin so glücklich, ich kann es kaum fassen. Nach dieser Nachricht ist sogar der bescheuerte Silvesterabend vergessen, den ich in einer Disco bei uns im Ort verbracht habe. Mir war so langweilig, dass ich mich einfach habe vollaufen lassen. Mitternacht habe ich verkotzt, woran nicht nur der Alkohol schuld war. So ein Typ, den ich eigentlich nur vom sehen kenne, hat mir etwas Gras angeboten und da ich eh schon besoffen war und mir total langweilig war und so, hab ich halt ja gesagt. Der Typ heisst übrigens Kevin und ist eigentlich ganz nett. Ich habe früher immer gedacht, der und seine Kollegen seien absolut bescheuert und immer nur am Drogen inhalieren. Aber bevor es mir richtig mies ging, haben wir uns gut unterhalten und auch danach hat er sich lieb um mich gekümmert. Also das ist jetzt nicht so gemeint, dass er eine Konkurrenz für Juan wäre, Himmel nein! Aber ich denke, wir könnten gute Freunde werden, meine Alten interessieren sich ja offenbar nicht mehr für mich. Ich kann gar nicht mehr verstehen, wieso ich ihn und seine Clique so daneben fand, sind eigentlich ganz gemütliche Leute.
Wie dem auch sei, mich kann momentan sowieso nichts mehr fertig machen, ich habe schliesslich Juan und er kommt zu mir, Anfang Mai! Ich werde die Tage zählen, ich kann es kaum noch erwarten. Und doch geht es noch vier volle Monate, wie soll ich das nur überleben?
Der Wecker holt Valerie aus dem Buch hinaus. Sie hat ihn sich extra gestellt, dass sie nicht zu spät kommt. Denn immer, wenn sie das Tagebuch der Schwester liest, ist sie so vertieft, macht sich so viele Gedanken, dass sie einfach die Zeit vergisst. Aber heute ist der 31. Dezember und Yanek wartet auf sie, damit sie zusammen feiern können. Schon lange ist das fünfzehnjährige Mädchen bereit, wozu sie fast den ganzen Nachmittag aufgewendet hat. Irgendwie will sie schon hübsch aussehen, aber es soll auch nicht übertrieben wirken, schliesslich geht sie nur zum Stall und es ist ja nur Yanek, mit dem sie den Abend verbringt. Nur Yanek, diese Worte gehen Valerie immer und immer wieder durch den Kopf. Nur der zwei Jahre ältere, gutaussehende Exfreund ihrer verstorbenen Schwester. Irgendwie scheint ihr das so absurd, wenn sie es sich so in den Kopf ruft. Noch einmal stellt sie sich vor den Spiegel und zupft das Samtswestshirt mit dem V-Ausschnitt zurecht, streicht die kleinen Fältchen in den schwarzen Jeanshosen glatt und fährt sich mit der Hand über die dunkelblonden Haare, die sie zu einem Knoten gebunden hat. Schnell greift sie nach den silbernen Ohrringen und zieht noch einmal den schwarzen Kajal nach, bevor auch der dezente Liedschatten noch einmal perfektioniert wird. Noch einmal mit dem Lipgloss drüber und Valerie steht in der Diele. Nach kurzem Wühlen hat sie den schwarzen Mantel gefunden, den sie gesucht hat, schlüpft in ihre Turnschuhe und eilt ins Wohnzimmer, wo Mutter und Vater beisammen sitzen.
„Ich gehe dann“, ruft Valerie und dreht sich um.
„Wann kommst du wieder?“, fragt Alexander zum wiederholtsten Male.
„Ich schlafe im Stall.“
„Ist das nicht kalt?“ Diesmal ist es die besorgte Stimme der Mutter, die Valerie aufhält. Das Mädchen rollt genervt mit den Augen. „Nein, das Stübchen ist geheizt.“
„Und wie viele seid ihr?“ Melanie hat sich nun erhoben.
„Mami, das haben wir doch schon alles geklärt! Könnte ich jetzt gehen? Sonst verpasse ich meinen Bus.“
„Willst du nicht lieber hier bei uns bleiben? Wir machen es uns gemütlich, schauen ein Video und schlagen uns die Bäuche voll“, fragt Melanie hoffnungsvoll.
„Mami, ich bin doch verabredet.“
„Na gut, dann viel Spass und pass auf dich auf.“
„Mach ich. Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünsch ich euch!“ und schon fällt die Tür hinter Valerie ins Schloss.
Es ist kalt, als Valerie aus dem Bus aussteigt und den Feldweg zum Hof betritt. Wie immer läuft ihr ein kalter Schauer über den Rücken, so allein im Dunkeln. Seit ihrem Erlebnis vor einigen Wochen hat sie es vermieden, abends alleine draussen zu sein. Tief durchatmend schlägt Valerie einen schnellen Gang an, schaut sich nicht um, hört nicht hin und versucht alles zu ignorieren, was nicht ausschliesslich mit ihrem Ziel in Verbindung steht.
Plötzlich sieht sie etwas vor ihr ein Licht auf sich zu kommen. Es scheint eine Kerze zu sein oder zumindest etwas anderes brennendes, denn es flackert, löscht zeitweise fast komplett aus und es ist in Bewegung. Eine halbe Minute lang geht Valerie weiter darauf zu, wird immer langsamer und überlegt, ob sie nicht lieber Yanek anrufen oder zumindest den spitzen Schlüssel rausnehmen soll. Schon hat sie ihr Handy in der Hand, als sie plötzlich die Person erkennt, die, wie sie nun erkennen kann, eine Fackel bei sich trägt.
„Hei, ich wollte dich eigentlich an der Haltestelle abholen, aber irgendwie hab ich mich etwas mit der Zeit vertan“, begrüsst Yanek das erleichterte Mädchen und küsst sie auf die Wange. „Schön bist du da.“
„Das ist lieb von dir, wäre aber nicht nötig gewesen“, flunkert Valerie erleichtert.