So, der nächste Teil hat ziemlich gedauert (dafür habe ich aber schon ziemlich viel weiter geschrieben... soll heißen: ich hab noch viel mehr!!
)
Verlegen standen wir vor meiner Haustür. Warum waren wir plötzlich so schüchtern?
„Willst du... noch mit hochkommen?“, fragte ich und biss mir sofort auf die Zunge. Das hörte sich ja an wie nach einem Date. Andy zuckte mit den Schultern: „Wenn du magst“. Ich schloss die Tür auf und steuerte sofort mein Zimmer an. Ich hatte keine große Lust Tante Doro´s lästige Fragen zu beantworten. Andy schloss die Zimmertür hinter uns und lehnte sich mit dem Rücken an ihr an. Ich setzte mich auf das Bett, schmiss den Schlüssel auf den Nachttisch und ließ den Mantel einfach auf den Boden fallen.
„Willst du deine Jacke nicht ausziehen, oder ist dir kalt?“, fragte ich Andy und lächelte. Es war ein verzweifelter Versuch die gespannte Stimmung zu lockern. Es lag etwas in der Luft. Etwas seltsames und ich kam einfach nicht darauf, was es war.
Andy legte seine Jacke feinsäuberlich über die Lehne des Schreibtischstuhls und setzte sich dann. Stumm sahen wir uns beide an. Ich überlegte immernoch, was los war. Offensichtlich ging es ihm nicht anders wie mir. Ich deutete auf den freien Platz neben mir und nach einigen Minuten stummen nachdenkens stand er auf und setzte sich neben mich. Er entdeckte das Bild von Nico und mir, dass nun ohne Rahmen an der Wand lehnte.
„Wo ist denn der Rahmen?“, fragte er. Ich seufzte. Diesmal hielt ich die Tränen nicht zurück: „Kaputt... wie unsere Freundschaft!“ Andy setzte mich auf seinen Schoß und drückte mich eng an ihn. Wie ein kleines Kind wiegte er mich. Es war wie damals im Gasthaus, nur war es diesmal... intimer?! Wir waren uns viel vertrauter. Ich löste mich ein wenig aus seinen Armen und sah ihm in die Augen: „Danke, dass du für mich da bist!“ Er lächelte und strich mir gedankenverloren eine Strähne aus dem Gesicht. In diesem Moment fiel mir auf, dass Andys Augen gar nicht blau waren, wie ich es früher gedacht hatte, sondern meergrün. Andys Gesicht kam mir immer näher. Hilfe, was tat ich da?! Wir waren doch nur Freunde! Aber tief in mir drin wurde der Protest ignoriert und ich kam Andy entgegen. In mir drin tobte ein Wirbelsturm. Ich wusste genau, dass es falsch war, aber ich konnte es nicht lassen. Andy zog mir langsam mein Top aus.
„Du weißt, dass wir das eigentlich nicht tun sollten!“, sagte ich. Andy nickte nur und machte weiter.
Am nächsten Tag fühlte ich mich mehr als schlecht. Wiedereinmal hatte ich mich gehen lassen. Andy hatte vor ein paar Stunden das Haus verlassen. Wir hatten nicht mehr viel gesprochen. Worte waren überflüssig. Seit er wieder hier war hatte ich gelernt, wie er mit den Augen zu sprechen. Verstehen konnte es nicht jeder, aber es reichte mir, dass Andy und ich uns wortlos verständigen konnten. Ich zog das Foto meiner Eltern wieder hervor und betrachtete es genau. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und rief Andy an. Er nahm sofort ab.
„Was gibt’s?“, er hatte wohl auf dem Display gelesen, dass ich es war.
„Können wir reden?“
„Wann und wo?“
„Jetzt sofort und im Gasthaus hier im Ort!“, ich beantwortete die Fragen rasch. Ich wollte alles endlich hinter mich bringen. Am andereb Ende der Leitung hörte ich nur ein zustimmendes Gebrummel und so legte ich auf.
Wenig später traf Andy im Gasthaus ein.
„Was gibt es denn so wichtiges?“, fragte er und setzte sich mir gegenüber. Ich zog das Bild aus der Handtasche und spielte damit rum. Sollte ich wirklich mit ihm darüber reden? Das Ereignis von letzter Nacht war noch so frisch.
„Was soll ich nur tun?!“, das war mir nur so rausgerutscht. Andy sah mich kurz verwirrt an, dann nahm er seinen Kaffee, den die Bedienung gerade gebracht hatte, an.
„Was tun?“, hackte er nach.
„Soll ich zu meiner Mutter nach Spanien fliegen... oder soll ich es sein lassen?!“, klärte ich ihn auf. Er sah nachdenklich in seinen Kaffe, rührte zweimal in die eine, zweimal in die andere Richtung und seufzte. Fasziniert beobachtete ich ihn bei der Prodzedur.
„Weißt du, an deiner Stelle würde ich einfach mal hinfahren“, sagte er schließlich.
Prüfend sah ich ihn an: „Wirklich?!“. Der leise Unterton in seiner Stimme machte mich unsicher. Andy nickte und nippte an seinem Kaffee.
„Und wegen letzter Nacht...“, wechselte ich das Thema. Andy winkte ab: „Vergiss es. Es war wunderschön, aber in Fehler. Du hast Trost gebraucht und hast ihn von mir bekommen. Nur... die Ausführung war falsch. Es hätte nicht passieren drüfen. Ein einmaliges Ereignis. Wir sind nur Freunde mehr nicht!“, man hörte deutlich heraus, dasss er sich diese Worte zurecht gelegt hatte, sie auszusprechen fiel ihm aber schwer.
Ich nickte nur. Er sprach aus, was mir auf dem Herzen lag.