EDIT:
Bittascheen
Doch irgendwann verließen sie ihre Kräfte und sie musste sich hinsetzen. Etwas verwundert, wie weite sie schon gekommen war, setzte Paula sich auf den Holzsteg. Bis zum Strand, konnten ihre Beine sie tragen, doch dem tiefen Sand konnten sie nicht mehr standhalten.
Stumm sah sie auf das schwarze, still daliegende Meer hinaus. Die Sonne war schon fast ganz unter den Wellen verschwunden, und die Flut setzte ein. Bald würde sie nur noch wenige Zentimeter vom Wasser getrennt sein, vorrausgesetzt sie bliebe so lang hier.
Irgendwann keuchte jemand hinter ihr und stupste sie von hinten an.
„Was?“, fauchte Paula in die Stille und drehte sich um. Ben hatte einen hochroten Kopf und starrte sie mitleiderregend an. Aber Paula schaute ihn nur kurz an und drehte sich dann wieder um. Er ließ sich neben ihr nieder und legte ihr seine Hand aufs Knie.
Paula hätte sich am liebsten geschüttelt, bei soviel Dreistigkeit. Aber sie beließ es bei einem genervten Stöhnen. Ben setzte zu einem Wort an, aber Paula unterbrach ihn sofort. „Dann erklär mir das mal!“, forderte sie ihn mit düsterer Stimme auf.
„Naja... Willst du die Wahrheit hören?“, fragte er unsicher.
Paula nickte nur eintönig. Auch wenn sie nicht danach aussah, sie war den Tränen nahe.
Ben räusperte sich kurz, dann setzte er wieder zum Reden an. „Also gut... Als ich dich geküsst hab, hatte ich eine Freundin. Viola, die, die vorhin an der Scheune war... Naja... Es war echt schön mit dir, das war mal was anderes...“ Paula schluckte und funkelte ihn wütend und traurig zugleich an, ließ ihn aber ausreden. „Nun, aber du warst noch zu unreif, hast nicht das gemacht, wie ich es mir gedacht hatte. Darum... Habe ich Viola jetzt wieder vorgezogen... So, bist du jetzt zufrieden?“ Unsicher guckte er sie an.
Mit einem Mal drehte sie ihren Kopf zu ihm. „Wie kommt du dazu, mir das so ins Gesicht zu sagen?“, brüllte Paula ihm ins Gesicht. „Du wolltest es hören!“, versuchte er sich zu verteidigen. Empört schnappte Paula nach Luft. „Aber nicht diese Wahrheit!“ Ben breitete seine Arme aus. „Was erwartest du?“, fauchte sie „Etwa, dass ich jetzt sofort wieder angekrochen komme? Nee mein Lieber, so nicht!“
Ohne jeglichen Anstand legte Paula Hand an Ben und stieß ihn vom Steg aus ins Wasser. Bevor er wusste, wie ihm geschah, war sie schon aufgestanden und davongelaufen.
Mit neuen Kräften legte sie den Weg zum Stall wie im Flug zurück.
Sie verzog sich in der hintersten Ecke von Cockys Box. Besorgt schlug der Hengst abermals mit dem Schweif und beugte sich dann nach unten, zu seiner Besitzerin, die nur noch weinen konnte. Der Rappe wieherte einmal schallend und schlug den Kopf hoch.
Aufgescheucht, von dem Verhalten des Pferdes, betrat noch jemand anderes die Box.
So, und jetzt will ich ma von euch wissen, wer inne Box gekommen is...