Jaja, die SChweizerherkunft macht sich doch immer wieder bemerkbar. es gibt halt so sachen, die kann man sich einfach nicht abgwöhnen...
Trotzdem verstanden? Dann der nächste TEil!
„Das hätten wir geschafft. Die Uniformen werden in etwa einer Woche geliefert. Ab in den Blubberkessel“, seufzt Che und geht uns voraus eine unheimlich enge Gasse entlang. Diesmal aber nicht ganz so schnell und ich habe das erste Mal Zeit, mich ein wenig umzusehen und vor allem umzuhören. Hier laufen die verschiedensten Leute herum, welche die verschiedensten Sprachen sprechen. Von den meisten habe ich keine Ahnung, von wo sie kommen, aber es ist dennoch sehr interessant. Und dann diese Vielzahl von Geschäften. Unzählige Wühlläden, Bücherläden und andere Themenläden, eben wie in einer richtigen Grossstadt. Neben den Geschäften für Schulsachen, gibt es auch ganz normale, wie etwa für Schuhe, Taschen und Kleider. Daneben auch Restaurants, Eisdielen und Lebensmittelgeschäfte. Es ist fantastisch. Jeder der sich hier bewegt ist magisch veranlagt und weiss über alles bescheid. Man muss niemals aufpassen, was man sagt oder tut. Alles ist viel entspannter. Ich möchte am liebsten nur noch hier in Serin bleiben.
„Hei Schnucki, pass auf wohin du gehst“, holt Philo mich aus meinen Gedanken zurück, kurz bevor ich in Che rein laufe. Er schüttelt belustigt den Kopf.
Der Laden für Zaubertränke ist wenig angenehm. Es stinkt nach verfaulten Eiern, überall stehen eingelegte Sachen in Gläsern rum und der Verkäufer sieht so richtig fies und unheimlich aus. Zum Glück sind wir da bald wieder raus. Aber ich habe schon jetzt beschlossen, dass mir Zaubertränke absolut unsympathisch ist.
„Lass dir davon kein falsches Bild machen. Zaubertränke ist ein äusserst interessantes Fach, wenn nicht vielleicht das beste“, versucht Che mich zu ermutigen. Ich nicke mit einem zaghaften Lächeln. Ich denke nicht, dass ich dieses Fach mögen werde.
„Auf zur Astrologiebude“, ruft Philo übermütig und rennt uns voraus. Was ist denn nun plötzlich mit dem los? Hat der einen Kaufrausch?
„Schau nicht so skeptisch. Der freut sich nur auf den Spass danach. Recht hat er“, meint Che und blickt auf seine Armbanduhr, „es ist schon halb drei. Wenn wir uns beeilen, sind wir um drei mit dem obligatorischen Kram fertig und dann machen wir einen Spasseinkauf.“ Ich habe noch immer keine Peilung, auf was sich die beiden so sehr freuen.
An der Eingangstür zum Astroladen hätte Philo beinahe ein grosses, langhaariges Mädchen über den Haufen gerannt. Sie hat unheimlich lange Beine und Haare. Sie reichen ihr bis zur Taille und schwingen bei jeder Bewegung federleicht mit. Ausserdem hat sie diesen Dackelblick drauf, der Philo kurzweilig ausser Gefecht setzt.
„Erde an Philo, Erde an Philo, bitte melden“, stichelt Che, woraufhin er sich einen heftigen Schlag auf die Schultern einfängt. Erst als die Ladenbesitzerin uns um Ruhe bittet, hören die beiden auf zu raufen. Das gesuchte ist schnell gefunden. Ein zusammenfaltbares Hochleistungsteleskop. „Geht ja auf die Rechnung der Eltern und ausserdem ist es etwas fürs Leben“, bemerkt Che achselzuckend als ich ihn auf den Preis anspreche.
Jetzt ist mein Lieblingsladen an der Reihe, der Geschichtsladen. Allerdings drängen Che und Philo so sehr, dass ich mich kaum anständig umsehen kann. Kaum haben wir, was ich brauche, schleppen sie mich auch schon wieder nach draussen.
Auch den letzten Laden hacken sie schnell ab. Einfach eine grosse Menge von allem eingepackt und wieder raus.
„Oh scheisse!“, ruft Che und schlägt sich mit der flachen Hand an den Kopf, „du brauchst noch ein Festkleid, Schnucki.“
„Hei kein Stress. Gleich neben dem Wildfang gibt es einen Kleiderladen. Dauert ja nicht lange“, beruhigt Philo ihn. Ich habe schon einmal ein Festkleid an Mama gesehen uns sah traumhaft aus. Es sind üblicherweise altmodische, schwere Kleider. Jedenfalls sehen sie schwer aus. Wie ich aber kurz darauf erfahren habe, sind sie das gar nicht. Sie wallen und fliegen wunderschön, während sie gleichzeitig schön anliegen und betonen, was gut aussieht und kaschieren, was auch besser ist. Ich habe auf Anhieb mein Traumkleid gefunden. Es ist natürlich rosa und violett mit silbernen Nähten. Die Zwillinge sind wohl ziemlich froh, dass ich mich so schnell entschieden habe und zerren mich sogleich wieder hinaus auf die belebte Strasse. Obwohl es in dieser Gegend etwas ruhiger zu sein scheint.
„Weisst du, was wir jetzt tun?“, fragt Che voller Vorfreude.
Ich schüttle natürlich den Kopf. Ich habe keine Peilung.
„Wir kaufen dir jetzt ein kleines Kätzchen und zwar im besten Tierladen hier weit und breit“, und mit diesen Worten zerrt Philo mich in den schon erwähnten Wildfang.
Hier wimmelt es vor Käfigen, in denen die exotischsten Tiere stecken. Hunderte von verschiedenen Rufen mischen sich mit genau so vielen Gerüchen und sorgen bei mir für mächtig viel Verwirrung.
„Ali mein Freund, wie geht es dir?“, begrüsst Che den Verkäufer.
„Che! Philo! Welch Freude euch zu sehen. Was habt ihr denn diesmal für mich? Illegale Heuschrecken, verbotene Feuermolche? Na sagt schon“, begrüsst der schlaksige Mann meine Brüder. Ich ziehe misstrauisch die Augenbrauen hoch.
„Psst, Ali, was soll denn das? Wir haben unsere Schwester dabei. Sie hätte gern ein Kätzchen. Die Kleine fängt nach den Ferien mit der Schule an“, würgt Philo den Verkäufer ab. Dieser mustert mich kurz, denkt nach und fängt an zu grinsen.
„Ah ja, da hab ich doch was für die Kleine. Das wird ihr gefallen“, freut sich Ali.
„Ali, sie will ein richtiges Kätzchen. Nichts weiter als ein friedliches, kleines Kätzchen. Kein Tiger und auch sonst nichts Gefährliches“, verstärkt Che seinen Wunsch. Ali sieht enttäuscht aus, geht aber dennoch in einen Nebenraum und lässt uns alleine. Ich schaue meine Brüder fragend an.
„Also hör mal, Schnucki. Wäre toll, wenn du die Sache gerade eben für dich behalten könntest. Ist nichts wildes, wir haben ihm nur mal bei einem Geschäft geholfen, weiter nichts“, erklärt Che etwas hilflos. Die Zeit bis Ali wieder erscheint reicht gerade um mit dem Kopf zu nicken. Er hält ein schwarzes Etwas mit ausgestreckter Hand vor meine Nase und lässt es in meinen Arm fallen.
„Hier, ein stinknormales Kätzchen“, brummt er enttäuscht.
„Von wo hast du das?“, fragt Philo misstrauisch.
„Kein Grund zur Skepsis. Irgendjemand hat es in einem Korb vor meiner Türe ausgesetzt. Ich habe wirklich alles versucht, aber das dämliche Fellknäuel zeigt keinerlei Anzeichen von Magie. Kein Wunder dass sein Besitzer es loswerden wollte“, murrt Ali. Che und Philo schauen sich unschlüssig an. Mich interessiert nicht, von wo das kleine Ding kommt. Es ist das schönste Tier, das ich jemals gesehen habe. Es ist rabenschwarz und seine Augen sind unglaublich grün. Sie ähneln denjenigen von dem englischen Mädchen. Wie hiess sie noch gleich? Ach ja, Leslie.
„Gefällt sie dir?“, fragt mich Che und kratzt sich am Kopf. Welch Frage, natürlich gefällt sie mir. Ich will kein anderes haben.
„Natürlich gefällt sie mir. Aber was werden Mama und Papa sagen. Sie haben mir nicht erlaubt, ein Tier zu kaufen“, gebe ich zu bedenken.
„Aber sie haben es dir auch nicht verboten“, widerspricht Philo, „ausserdem hat Sarah eine Taube, Che einen Phönix und ich eine Eule. Da werden sie dir ja wohl ein kleines Kätzchen kaum ausschlagen können.“
Wo er Recht hat, hat er Recht. Wäre ja noch schöner. Jamin bekommt sicherlich auch ein Haustier geschenkt. Also fängt Che an, mit dem unsympathischen Tierhändler zu feilschen. Er verlangt einen Wucherpreis, der selbst für ein magisches Kätzchen übertrieben wäre.
„Wenn das dein letztes Gebot ist, dann gehen wir besser woanders hin, um unserer Schwester ein schöneres und magisches Tier zu kaufen“, erklärt Che zu meinem Entsetzen. Ich will schon protestieren, doch Philo hält mich schnell zurück. Ali scheint in einem innerlichen Kampf verwickelt zu sein.
„Na gut, ihr habt gewonnen. Es ist ja nur ein kleines Fellknäuel“, ergibt er sich schliesslich. Zwei Minuten später gehe ich mit meinem neuen Haustier und mit einem breiten Grinsen durch die Türe nach draussen.