so ein kurzer neuer Teil dann mal:
„Wir fahren, seht doch, wir legen ab!“ Leslies aufgeregtes Gekreische hat mich schlagartig wieder in gute Laune versetzt. Tatsächlich gleitet das Ufer nun sanft am Schiffsrumpf vorbei und wir entfliehen in Richtung Horizont.
In mir drin scheint sich eine Art Knoten zu lösen, lässt mich wieder frei Atmen. Ich fühle mich leicht und glücklich wie noch nie, bis auf den Augenblick, in dem ich erfahren habe, dass ich an der Elementeschule angenommen wurde. Sofort stehe ich an der Reling, beuge mich wie alle anderen Mädchen an Deck hervor. Der noch frische Morgenwind zerzaust mir die langen, blonden Haare, doch es ist mir egal, ich habe mich nie besser gefühlt. Alles scheint mir plötzlich viel intensiver, viel farbiger, viel schöner. Der Seegang ist ruhig, das Schiff gleitet sanft dahin, spaltet die kleinen Wellen am Bug wie einen Reisverschluss. Es wirkt trotz seiner Grösse anmutig und schwerelos, die Segel gebläht, vermittelt es mir den Eindruck, als würde es fliegen
„Das ist der Anfang von etwas ganz besonderem“, flüstert Leslie mit leuchtenden Augen. Sie spricht mir aus der Seele und wie auf ein unhörbares Kommando fassen wir alle fünf die anderen bei den Händen, stehen nur da an der Reling, schauen dem Horizont und unserem Schicksal entgegen, steuern ins Ungewisse.
Juanita, die ganz aussen steht, dreht leicht den Kopf zu uns, schaut uns mit ihren unwirklich blauen Augen das erste Mal richtig freundlich an. „Ich bin froh, erlebe ich das mit euch. Das ist ein wichtiger Moment.“
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, wie Recht sie doch hat. Und das erste Mal habe ich das Gefühl, als würde ich wirklich zu ihnen gehören, als wären die vier ein Teil von mir, den zu entreissen mein Leben kosten würde. Jetzt weiss ich, dass es kein Märchen ist. Man lernt auf dieser einmaligen Fahrt also doch die wichtigsten Menschen seines Lebens kennen.
Es ist bereits Mittag, die Sonne brennt senkrecht hinunter. Athea hat vor etwa einer Stunde einen Sonnenschirm organisiert, unter den wir uns nun zu fünft drängen. Die Liegestühle haben wir aufgegeben, auch auf die Gefahr hin, dass Frederike und Co sie in Beschlag nehmen. Doch die fünf haben sich ins Innere des Schiffes verzogen, wo es etwas kühler ist. Vor wenigen Minuten ist eine junge Hexe mit einem Wagen voller Getränke und Früchte vorbei gekommen. Sie meinte, dass sie jede volle Stunde schaue, ob wir was brauchen. Wir scheinen auf irgend einem Ozean ziemlich im Süden zu sein, wenn man sich die Wetterbedingungen anschaut. Unsere Mäntel haben wir abgelegt, brauchen sie jetzt als Matratzen. Wir haben viel geredet, viel voneinander erfahren. Noch mehr als vorher fühle ich mich zu ihnen hingezogen, fühle mit ihnen mit, es kommt mir vor, als hätte ein mächtiger Zauber uns zusammengeführt. Jarmila erzählt uns gerade von ihrem Wunsch, Modell zu werden, als ein Flimmern meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Neugierig stehe ich auf, gehe nach vorne um nach zu sehen, ob es nur eine Täuschung war. Doch wirklich, vor uns scheint die Luft in einem ovalen Kreis zu vibrieren. Der Hintergrund verschwimmt, wird unkenntlich und schliesslich gewinnt man den Eindruck, als wäre es ein Vorhang aus Wasser, der dort aus dem Nichts heraus erschienen ist. Auch viele der anderen Mädchen an Bord sind nun darauf aufmerksam geworden, blicken gebannt den nun farbig wirkenden Wasservorhang an.
„Was ist das?“ Ich bin nicht die einzige, die diese Frage stellt, offensichtlich kennt sich kaum jemand mit unserer Reise aus. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, je näher wir dem unheimlichen Vorhang kommen, denn wir halten genau darauf zu. Einige der Mädchen ziehen sich erschrocken zurück, starren aber weiter mit gebannten Mienen darauf. Immer grösser wächst der Wasserfall in die Höhe und immer näher kommt das Schiff heran. Die Wellen unmittelbar vor dem Bug schlagen höher, der Wind pfeift, der Horizont verblasst und plötzlich erkenne ich in dem runden Vorhang Wolken. Es sind grosse, schwere Regenwolken über einer aufgewühlten See. Leslie und ich eilen bis zur Spitze nach vorne um besser sehen zu können, hören nicht auf Athea, die uns zurückhalten will. Es ist nichts gefährliches, das weiss ich. Es gehört dazu, wie mein Zusammentreffen mit den vier Mädchen. Nur noch wenige Zentimeter, dann würde das Geländer als erstes durch den nun durchsichtigen Vorhang treten. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus. Das Schiff scheint angehalten zu haben. Etwas warmes um meinen Hals lässt mich den Blick senken, das Wachssigel hat zu glühen begonnen, pocht nun rythmisch im Gleichtakt mit meinem Herzen, dann verschwindet es und an seiner Stelle trage ich wie von Zauberhand einen anderen Anhänger am Hals. Es ist ein Blatt, gross wie mein Auge und auf ihm prangt ein Tautropf in den ganz fein ein sich aufbäumender Schwan eingraviert ist, das Wahrzeichen von Nerea. Mit einem plötzlichen Ruck setzt sich das Schiff wieder in Bewegung, meine Hand taucht durch den Wasserschleier und verschwindet. Es fühlt sich irgendwie kalt an, aber nicht unangenehm, als ich nun vollends durch den Schleier gleite.
ist absolut nicht gut geworden!!! dieses Kapitel wird einfach wieder so lange und etwas schwierig für mich... Aber freut euch auf kapitel fünf (hab ich schon angefangen, bin also vorgesprungen) damit bin ich bisher recht zurfrieden und natürlich kapitel sechs, den anfang jedenfalls hab ich da voll gut hinbekommen (ich weiss, selbstlob stinkt, aber mir gefällts

)
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