Saskia
Alle Rechte des Textes unterliegen Saskia Konzelmann.
Kapitel 1
Es war der erste Tag in der neuen Stadt. Mein Vater war gerade wieder versetzt worden und ich musste natürlich mit. Er war im Management tätig und so musste er oft herumreisen. Das war für mich ja nichts neues, ich war es einfach gewöhnt, so oft umzuziehen. Wegen diesem Umziehen, verließ ich meine Freunde und mein Zuhause, um mit meinem Vater in eine andere Stadt zu ziehen. Meistens versuchte ich erst gar nicht Freundschaften aufzubauen, doch es gelang mir nicht immer. Irgendwo verletzte es mich schon, aber ich lernte damit umzugehen und es zu akzeptieren. Etwas anderes blieb mir auch nicht übrig. Ich wusste, dass es bald in eine neue Stadt gehen würde und so war es nun mal. Mein Vater war da anderer Meinung und meinte, dass wir in München länger sein würden. Ob ich das glauben sollte, wusste ich wirklich nicht genau. Es war bis jetzt nie so gelaufen, wie er es sagte. In jeder Stadt sagte er, dass ich mir Freunde suchen könnte, da wir sowieso hier bleiben würden. Daraus wurde natürlich nichts. Ich kannte ja meinen Vater. Andererseits, liebte ich die Gesellschaft von meinem Dad. Wenn er abends nach Hause kam, wartete ich schon mit dem Essen auf ihn. Mit ihm hatte man fast immer Spaß und ich liebte es, wenn er mit mir Unsinn machte. Er war wie mein bester Freund und ihn musste ich nie verlassen. Kein Mensch konnte mich von ihm trennen. Mein neues Zimmer war gar nicht so schlecht, wie ich dachte. Jedoch hatte ich schon Schönere gesehen, schließlich war ich schon in zwanzig verschiedenen Städten gewesen und das mit meinen dreizehn jungen Jahren. „Ich streiche es grün“, dachte ich mir und sah mich in meinem neuen Zimmer um. Diese Farbe mochte ich, doch hatte ich sie noch nie an der Wand. Es war reine Routine, mein Zimmer entsprechend einzuräumen. Karton auf, Sachen raus, Karton zu. Am Anfang fand ich es noch aufregend und interessant, doch heute, heute war es einfach nur noch langweilig. Es war alles nicht mehr so spannend wir früher. Wie soll es denn auch anders sein, schließlich war ich schon wirklich oft umgezogen. Das Haus war groß und in einem etwas ländlichen Stil. Ich fand es okay, aber sonderlich beeindruckt war ich einfach nicht. Morgen würde mein erster Schultag sein. Alle werden fragen, woher ich kam, warum ich hier war und diese ganzen Standartfragen. Ich konnte diese Fragen beantworten, ohne dass jemand die Frage stellte. Mein Vater fuhr mich in die neue Schule, doch er war so in Eile, dass er sich nicht einmal verabschiedete. Manchmal fand ich seinen Beruf total doof, aber es lenkte ihn ab. Der Tod von meiner Mum hatte ihn sehr mitgenommen und seit dem war er im Management. Er konnte es einfach nicht verarbeiten. Mir fiel das natürlich auch schwer, aber ich weiß, dass sie immer bei mir ist. Er meinte, dass das eine Spinnerei von mir wäre, doch ich glaube fest daran. Nur so kann ich den Tod verarbeiten. Die erste Stunde war Englisch. Die Lehrerin schob mich durch die Türe und stellte mich mit einem kurzen „Das ist Lilly!“ vor. Sie setzte sich auf den Lehrerstuhl und starrte mich an. „Willst du dich nicht setzten?“, fragte sie mich und das nicht freundlich. Sie war eine seltsame Frau. Ich setzte mich auf den einzig freien Stuhl im Klassenzimmer. Neben mir saß ein Junge. Pechschwarze Haare und hellblaue Augen. Eigentlich war er ziemlich hübsch, doch bis jetzt hatte ich mir aus Jungs nicht viel gemacht. Sein Name war Pierré, wie er mir erzählte. Meinen Namen verriet ich ihm natürlich auch, doch danach war ich auch schon wieder still. Ich war kein extrovertierter Mensch und so war ich lieber still und leise. Mein Blick wollte einfach nicht auf die Tafel gerichtet bleiben. Immer wieder schielte ich zu ihm rüber. Er lächelte. „Nein er hat es bemerkt.“, dachte ich und spürte, wie sich meine Wangen mit einer roten Farbe füllten. „Peinliche kann es gar nicht mehr werden.“, fiel mir in den Sinn und ich senkte meinen Kopf. Nervosität machte sich in mir breit und somit spielte ich mit meinem Kugelschreiber. Dieser fiel mir auch sogleich herunter, durch die Stille, die im Klassenzimmer herrschte, machte das natürlich einen riesen Krach. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Tollpatschigkeit war schon immer eine meiner größten Eigenschaften, doch toll war sie wirklich nicht. Frau Hall hatte das ganze Schauspiel auf wundersame Weise mitbekommen. Sie musterte mich mit einem strengen Blick. „Möchtest du den Stift nicht aufheben, oder wartest du darauf, dass ich das tue?“ fragte sie provokant. Ich lehnte mich zur Seite, um nach dem Stift zu greifen. Das gelang mir auch, nur kippte der Stuhl in diesem Moment um und ich landete auf dem Boden. Ein Gelächter machte sich im Raum breit und Frau Hall hatte einen stinkwütenden Gesichtsausdruck. Witzig fand ich die ganze Geschichte nicht, eher blamierend. Pierré streckte mir seine Hand aus, was ich ausgesprochen nett fand. Der Versuch mich aufzurappeln, gelang mir ausnahmsweise und ich setzte mich auf meinen Platz. „Hoffentlich ist der Tag bald vorbei, wenigstens die Schulzeit.“, hoffte ich innerlich und blickte blamiert auf meinen Block. Endlich klingelte es zur Pause. Es waren gefühlte fünf Stunden, bis ich die wohltuende Glocke hörte. Vor allen anderen, stürmte ich aus dem Klassenzimmer. Ich blickte auf den Pausenhof. Er war riesig. Eine Rutsche, Schaukel und Bänke zierten ihn. Mein Blick blieb an einem unscheinbaren Ahornbaum hängen, auf den ich sogleich zusteuerte. In lässiger Haltung an den Baum gelehnt, beobachtete ich Pierré und seine Freunde. Um ihn scharten sich die Mädchen. Er musste ziemlich beliebt sein, denn er war keine Minute allein. „Was für eine peinliche Aktion. Das kann ich nicht so stehen lassen!“, dachte ich mir, doch ich wusste auch nicht, was ich tun sollte. Ich wollte mit ihm reden, doch er war nie allein anzutreffen. Der Gong zum Pausenende erklang. Das war meine Chance. Vorsichtig schlich ich mich hinter Pierré und seinen Freund und hoffte er würde wenigstens für einen Moment alleine sein. Sein Freund schlug kurz vor dem Eingang eine andere Richtung ein, was mir sehr zu Gunsten kam. Ich beeilte mich und lief auf Pierré zu. „Hey, solche peinlichen Sachen passieren mir nicht jeden Tag. Halt mich bitte nicht für total bekloppt deswegen. Hast du heute Mittag schon was vor? Ich kenne die Stadt noch nicht und da wäre es vielleicht nett…“, weiter kam ich nicht, da mein Herz so schnell raste, dass es mir vorkam, als würde es aus meiner Brust schießen. Er lächelte mich an und fing plötzlich lauthals an zu lachen. Meine Wangen liefen rot an. „Lachte er etwa über mich, weil ich ihn das gefragt habe?“, fragte ich mich selber. Ich hatte so viel Mut zusammen genommen und nun lachte er. Mein Herz schmerzte unglaublich. Ruckartig blieb ich stehen und drehte mich in die andere Richtung, um möglichst weit von ihm weg zu kommen. Gerade wollte ich loslaufen, da hielt mich jemand am Arm. „Hey, ich habe nicht über dich gelacht. Da vorne ist ein Mädchen die Treppe hochgeflogen und das war ziemlich amüsant. Ich würde dir gerne die Stadt zeigen. Um halb drei hier an der Schule?“, hörte ich Pierré fragen. Glücksgefühle machten sich in mir breit und ich schaffte es nur zu nicken.
Die restliche Schulzeit verbrachte ich mit einem dicken Grinsen und den Gedanken bei Pierré. Aufgeregt kam ich zu Hause an. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht einmal Hunger hatte. Ich schloss die Tür auf und wollte soeben die Treppe hinauf laufen, bis mein Vater aus der Küche kam. „Hast du denn kein Hunger?“, fragte er mich verwirrt. Normalerweise aß ich nach der Schule immer sehr viel. Ich schüttelte den Kopf und richtete meinen Blick wieder auf die Treppe. „Da stimmt doch etwas nicht. Erzähl mir, was passiert ist!“, forderte mich mein Vater auf und da konnte ich nicht widersprechen. Mit langsamen Schritten lief ich in die Küche. Langsam lies ich mich auf den Stuhl fallen und strahlte immer noch über das ganze Gesicht. „Ich hab einen Jungen kennen gelernt und er möchte mir heute Mittag die Stadt zeigen.“, sagte ich und kannte seine Reaktion schon vorab. Ernst schaute er mich an und setzte an, um mir einen Vortrag zu halten. Mit viel Überredungskunst und Hundeblicken, konnte ich ihn dazu überreden, dass ich mich mit Pierré treffen darf. Hüpfend rannte ich die Treppe hoch. Als ich in meinem Zimmer angekommen war, öffnete ich sofort meinen Kleiderschrank, um mir ein tolles Outfit rauszusuchen. Ich war so nervös, dass mir einfach nichts meiner Sachen gefiel. Etwas Neues musste her. So saß ich auf meinem Parkettboden mit Schere, Nadel und Faden. Ein paar Accessoires und ein Top. Wild schnitt ich drauf los und „ruinierte“ mein Top. So sah auf den ersten Blick aus. Ein kleiner Ausschnitt hatte ich hinzu geschnitten. Ich hatte noch nicht sonderlich viel Brust, aber es reichte für einen kleinen Ausschnitt. Irgendwann hob ich das Top hoch und betrachtete es. „Perfekt“, dachte ich mir. Ein Blick auf die Uhr erschreckte mich und ich rannte sofort ins Bad. Noch genau eine halbe Stunde, bis ich los laufen muss. Lange, geschwungene Locken zierten mein Gesicht. Ich hasste meine Locken und so zog ich mein Glätteisen hervor. In Rekordzeit glättete ich meine Haare. Ein kleines bisschen Schminke und ich sah toll aus. Schnell zog ich meine kurze Hose an, schwang meine Tasche über die Schulter und machte mich auf den Weg zur Schule. Ein kurzes „Tschüss“ zu meinem Dad und schon ließ ich die Türe hinter mir zufallen. Plötzlich wurden meine Hände schwitzig und mein Herz klopfte wie verrückt. Immer wieder machte ich mir Gedanken darüber, was ich mit ihm reden sollte und war schon fast Paranoid. Als ich auf dem Schulhof ankam sah ich weit und breit niemanden. So setzte ich mich auf die Treppe am Eingang, beobachtete Vögel und wartete. Immer wieder blickte ich auf meine Uhr, es war nun schon drei Uhr und nirgends sah ich Pierré. Plötzlich hörte ich Stimmen, es waren mehrere Personen. Eine Gruppe von Jungs betraten den Schulhof und kamen direkt auf mich zu. Wie konnte es auch anders sein, denn Pierré war direkt unter ihnen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es in tausend Teile zerspringen. Ein stechender Schmerz machte sich in mir breit, als ich realisierte, dass das alles nur ein doofer Scherz gewesen war. Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten, was mir zum Glück auch gelang. „Na, was haben wir denn da?“, sagte ein Junge von ihnen. „Wartest du etwa auf Pierré ? Da kannst du lange warten! Pierré würde sich nie mit einer wie dir abgeben! Schau dich doch mal an. Viel zu gewöhnlich und dick bist du auch nich.“, sagte ein anderer Junge und lachte lauthals. Das tat weh. Hass machte sich in mir breit. Ich sprang auf und stand diesem Typen direkt gegenüber. Ein böser Blick zu Pierré. „Du bist so feige. Traust dich nicht mal allein hierher, nein deine Freunde machen den Dreck für dich. Lächerlich sage ich dazu nur.“, schrie ich zu Pierré. Dann richtete ich den Blick zu dem Typen. Ich schaute ihm direkt in die Augen. „Bekommst du zu Hause zu wenig Aufmerksamkeit? Bist du wirklich so armselig, dass du mir solche Sachen an den Kopf wirfst? Wahrscheinlich sitzt deine Mutter zu Hause auf dem Sofa und trinkt ihre Flasche Gin, anstatt sich um dich zu kümmern. Das wundert mich nicht, denn wärst du mein Kind, wärst du schon lange in einem Heim!“ schrie ich und lief mit schnellen Schritten vom Schulhof. Erst jetzt bemerkte ich, was ich ihm an den Kopf geworfen hatte. So hatte ich mich noch nie benommen, nicht mal bei so einem Idioten. Kein Mucks kam mir hinterher. Als ich außer Sichtweite war, brach ich auf dem Boden zusammen und musste einfach nur noch weinen. Auch wenn ich es nicht gezeigt hatte, es tat einfach wirklich weh. Ich konnte die Tränen nicht mehr stoppen. Mit schwerem Herzen und verweintem Gesicht ging ich nach Hause. Mit leisen und zaghaften Schritten schlich ich zur Tür. Meine Augen waren so verschwommen, dass ich kaum meinen Schlüssel fand. Ein vorsichtiger Blick ins Haus, um zu sehen ob mein Vater in der Nähe war, doch er war wohl gerade im Arbeitszimmer. Die Treppe knarrte bei jedem Schritt, den ich tat, doch mein Vater bemerkte nichts. Als ich endlich in meinem Zimmer war und mich in mein Bett kuscheln konnte, schossen mir die Gedanken, wie Blitze durch den Kopf. Es waren so viele, dass mir nach und nach der Kopf weh tat. Dieses Gefühl von Leere machte sich in mir breit. Pierre konnte mir doch wirklich gestohlen bleiben. Auf der anderen Seite, wollte er mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Immerzu musste ich an seine blauen Augen denken, an seine zerzausten, braune Haare denken und an sein schelmisches Lachen, dass er hatte, wenn er mich ansah. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, wenn ich an den Moment dachte, als ich Pierre das erste Mal gesehen hatte. Nach ewigem Kopfzerbrechen schlief ich irgendwann ein. Eine angenehme Nacht war das nicht, denn ich wachte gefühlte tausend Mal auf. Ich hoffte innerlich nur, dass der nächste Tag etwas Gutes bringen würde.
Das Erste, was ich tat, war eine Kopfschmerztablette nehmen, um dieses schmerzhafte Kopfweh endlich auszulöschen. Ich nahm selten Tabletten, doch wenn es wirklich schlimm war, dann nahm auch ich eine. Meine Augen waren aufgequollen und ich fühlte mich schlaf. Der Blick im Spiegel machte das nicht besser. Mit einer monotonen Lustlosigkeiten schlüpfte ich in meine dunkelblaue Jeans und zog mir ein weißes Top über. Ich war so müde, dass ich fast die Stufen der Treppe vergessen hätte. Ein kurzer Kuss auf die Wange meines Daddys und schon war ich durch die Haustür verschwunden. Der Weg zur Schule kam mir heute endlos vor und die Gedanken, von dem gestrigen Abend kamen wieder hoch. Das Klassenzimmer war schon ziemlich voll, als ich ankam. Die Mädchen tuschelten, als ich rein kam und fingen plötzlich lauthals an zu lachen. Ich wusste, dass die Jungs ihnen eine heldenhafte Geschichte erzählt haben, jedoch waren sie die Helden. „Ihr braucht gar nicht so dumm zu lachen, von euch Schnäpfen will er doch eh keine.“, prustete ich heraus und war mal wieder verblüfft, was alles aus mir herauskam. Ich lies mich auf meinen Stuhl plumpsen und legte meinen Kopf in meine Hände, um nichts von diesem ganzen Mist mitzubekommen. Mein sehnlichster Wunsch war, das man mich in Ruhe ließ, doch da habe ich mich bitterlich getäuscht. Pierre stand plötzlich hinter mir und drückte mir einen Zettel in die Hand. Ich sah zurück, doch da war er schon wieder bei seinem Gefolge. Mit einem Gefühl von Hass entfaltete ich den Zettel.
Hey Lilly,
das mit gestern tut mir unglaublich Leid. Die Jungs haben mich zu Hause überrascht und ich konnte sagen was ich wollte, sie ließen nicht locker. Ich hatte ehrlich gesagt nicht den Mut, ihnen zu sagen, dass ich mich mit dir treffe. Bitte, du musst mir glauben, dass ich dich wirklich mag und das nie gewollt habe.
Gruß Pierre.
Wenigsten gab er zu, dass er keinen Mut hatte, aber schwer war es für mich schon ihm zu glauben, dass er es ernst meint. Während der Englischstunde, schrieb ich heimlich einen Brief zurück.
Das hättest du dir früher überlegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Wenn du dich vor deinen Freunden nicht behaupten kannst und deine Meinung verteidigen, dann solltest du mich lieber in Ruhe lassen.
Lilly
Nachdem er diese Worte gelesen hatte, würdigte er mich keines Blickes mehr. Er sprach auch nicht mehr mit mir, was mir auf der einen Seite ganz Recht war, doch auf der anderen stach es in mein Herz. Ein riesen Gefühlschaos machte sich in mir breit. In der Pause saß ich wieder bei meinem Baum, bis ein Mädchen auf mich zu kam. Hoffentlich sagt sie nicht auch so dumme Sprüche zu mir, wie die anderen Mädchen. Ohne ein Wort setzte sie sich neben mich. „Ich bin Eileen“, sagte das Mädchen neben mir. Ich sah sie an, hob meine Augenbrauen, doch dann lächelte ich. „Ich bin Lilly“, sagte ich. „Mir ging es mal ähnlich wie dir, aber mit Lucas, dem besten Freund von Pierre.“, sprach sie. „Ich wohne in der Bahnhofstraße, Nummer 7. Komm doch heute Mittag vorbei.“ lächelte ich, während ich aufstand und ins Schulhaus zurück schlenderte.
Mittags lag ich auf dem Sofa und schaute Fern. Die Verabredung mit Eileen hatte ich vollkommen vergessen. Plötzlich klingelte es an der Haustür. Im Schlafanzug stampfte ich zur Tür. Eileen stand vor mir. „Hey, dich habe ich ja total vergessen. Komm rein“, lächelte ich und führte sie ins Haus. Mein Zimmer zeigte ich ihr als Erstes. Anscheinend gefiel ihr unser Haus. Zusammen legten wir uns auf mein Bett und erzählten uns erst einmal alles. Von Kindheit an, über Eltern und sonstige Themen. Sie hatte einen alkoholsüchtigen Vater und eine desinteressierte Mutter. Ich war etwas geschockt, aber ich wusste auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Trotz allem war sie sehr nett und ich mochte sie. Ich schätze, ich habe eine neue Freundin gefunden.
Kapitel 1
Es war der erste Tag in der neuen Stadt. Mein Vater war gerade wieder versetzt worden und ich musste natürlich mit. Er war im Management tätig und so musste er oft herumreisen. Das war für mich ja nichts neues, ich war es einfach gewöhnt, so oft umzuziehen. Wegen diesem Umziehen, verließ ich meine Freunde und mein Zuhause, um mit meinem Vater in eine andere Stadt zu ziehen. Meistens versuchte ich erst gar nicht Freundschaften aufzubauen, doch es gelang mir nicht immer. Irgendwo verletzte es mich schon, aber ich lernte damit umzugehen und es zu akzeptieren. Etwas anderes blieb mir auch nicht übrig. Ich wusste, dass es bald in eine neue Stadt gehen würde und so war es nun mal. Mein Vater war da anderer Meinung und meinte, dass wir in München länger sein würden. Ob ich das glauben sollte, wusste ich wirklich nicht genau. Es war bis jetzt nie so gelaufen, wie er es sagte. In jeder Stadt sagte er, dass ich mir Freunde suchen könnte, da wir sowieso hier bleiben würden. Daraus wurde natürlich nichts. Ich kannte ja meinen Vater. Andererseits, liebte ich die Gesellschaft von meinem Dad. Wenn er abends nach Hause kam, wartete ich schon mit dem Essen auf ihn. Mit ihm hatte man fast immer Spaß und ich liebte es, wenn er mit mir Unsinn machte. Er war wie mein bester Freund und ihn musste ich nie verlassen. Kein Mensch konnte mich von ihm trennen. Mein neues Zimmer war gar nicht so schlecht, wie ich dachte. Jedoch hatte ich schon Schönere gesehen, schließlich war ich schon in zwanzig verschiedenen Städten gewesen und das mit meinen dreizehn jungen Jahren. „Ich streiche es grün“, dachte ich mir und sah mich in meinem neuen Zimmer um. Diese Farbe mochte ich, doch hatte ich sie noch nie an der Wand. Es war reine Routine, mein Zimmer entsprechend einzuräumen. Karton auf, Sachen raus, Karton zu. Am Anfang fand ich es noch aufregend und interessant, doch heute, heute war es einfach nur noch langweilig. Es war alles nicht mehr so spannend wir früher. Wie soll es denn auch anders sein, schließlich war ich schon wirklich oft umgezogen. Das Haus war groß und in einem etwas ländlichen Stil. Ich fand es okay, aber sonderlich beeindruckt war ich einfach nicht. Morgen würde mein erster Schultag sein. Alle werden fragen, woher ich kam, warum ich hier war und diese ganzen Standartfragen. Ich konnte diese Fragen beantworten, ohne dass jemand die Frage stellte. Mein Vater fuhr mich in die neue Schule, doch er war so in Eile, dass er sich nicht einmal verabschiedete. Manchmal fand ich seinen Beruf total doof, aber es lenkte ihn ab. Der Tod von meiner Mum hatte ihn sehr mitgenommen und seit dem war er im Management. Er konnte es einfach nicht verarbeiten. Mir fiel das natürlich auch schwer, aber ich weiß, dass sie immer bei mir ist. Er meinte, dass das eine Spinnerei von mir wäre, doch ich glaube fest daran. Nur so kann ich den Tod verarbeiten. Die erste Stunde war Englisch. Die Lehrerin schob mich durch die Türe und stellte mich mit einem kurzen „Das ist Lilly!“ vor. Sie setzte sich auf den Lehrerstuhl und starrte mich an. „Willst du dich nicht setzten?“, fragte sie mich und das nicht freundlich. Sie war eine seltsame Frau. Ich setzte mich auf den einzig freien Stuhl im Klassenzimmer. Neben mir saß ein Junge. Pechschwarze Haare und hellblaue Augen. Eigentlich war er ziemlich hübsch, doch bis jetzt hatte ich mir aus Jungs nicht viel gemacht. Sein Name war Pierré, wie er mir erzählte. Meinen Namen verriet ich ihm natürlich auch, doch danach war ich auch schon wieder still. Ich war kein extrovertierter Mensch und so war ich lieber still und leise. Mein Blick wollte einfach nicht auf die Tafel gerichtet bleiben. Immer wieder schielte ich zu ihm rüber. Er lächelte. „Nein er hat es bemerkt.“, dachte ich und spürte, wie sich meine Wangen mit einer roten Farbe füllten. „Peinliche kann es gar nicht mehr werden.“, fiel mir in den Sinn und ich senkte meinen Kopf. Nervosität machte sich in mir breit und somit spielte ich mit meinem Kugelschreiber. Dieser fiel mir auch sogleich herunter, durch die Stille, die im Klassenzimmer herrschte, machte das natürlich einen riesen Krach. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Tollpatschigkeit war schon immer eine meiner größten Eigenschaften, doch toll war sie wirklich nicht. Frau Hall hatte das ganze Schauspiel auf wundersame Weise mitbekommen. Sie musterte mich mit einem strengen Blick. „Möchtest du den Stift nicht aufheben, oder wartest du darauf, dass ich das tue?“ fragte sie provokant. Ich lehnte mich zur Seite, um nach dem Stift zu greifen. Das gelang mir auch, nur kippte der Stuhl in diesem Moment um und ich landete auf dem Boden. Ein Gelächter machte sich im Raum breit und Frau Hall hatte einen stinkwütenden Gesichtsausdruck. Witzig fand ich die ganze Geschichte nicht, eher blamierend. Pierré streckte mir seine Hand aus, was ich ausgesprochen nett fand. Der Versuch mich aufzurappeln, gelang mir ausnahmsweise und ich setzte mich auf meinen Platz. „Hoffentlich ist der Tag bald vorbei, wenigstens die Schulzeit.“, hoffte ich innerlich und blickte blamiert auf meinen Block. Endlich klingelte es zur Pause. Es waren gefühlte fünf Stunden, bis ich die wohltuende Glocke hörte. Vor allen anderen, stürmte ich aus dem Klassenzimmer. Ich blickte auf den Pausenhof. Er war riesig. Eine Rutsche, Schaukel und Bänke zierten ihn. Mein Blick blieb an einem unscheinbaren Ahornbaum hängen, auf den ich sogleich zusteuerte. In lässiger Haltung an den Baum gelehnt, beobachtete ich Pierré und seine Freunde. Um ihn scharten sich die Mädchen. Er musste ziemlich beliebt sein, denn er war keine Minute allein. „Was für eine peinliche Aktion. Das kann ich nicht so stehen lassen!“, dachte ich mir, doch ich wusste auch nicht, was ich tun sollte. Ich wollte mit ihm reden, doch er war nie allein anzutreffen. Der Gong zum Pausenende erklang. Das war meine Chance. Vorsichtig schlich ich mich hinter Pierré und seinen Freund und hoffte er würde wenigstens für einen Moment alleine sein. Sein Freund schlug kurz vor dem Eingang eine andere Richtung ein, was mir sehr zu Gunsten kam. Ich beeilte mich und lief auf Pierré zu. „Hey, solche peinlichen Sachen passieren mir nicht jeden Tag. Halt mich bitte nicht für total bekloppt deswegen. Hast du heute Mittag schon was vor? Ich kenne die Stadt noch nicht und da wäre es vielleicht nett…“, weiter kam ich nicht, da mein Herz so schnell raste, dass es mir vorkam, als würde es aus meiner Brust schießen. Er lächelte mich an und fing plötzlich lauthals an zu lachen. Meine Wangen liefen rot an. „Lachte er etwa über mich, weil ich ihn das gefragt habe?“, fragte ich mich selber. Ich hatte so viel Mut zusammen genommen und nun lachte er. Mein Herz schmerzte unglaublich. Ruckartig blieb ich stehen und drehte mich in die andere Richtung, um möglichst weit von ihm weg zu kommen. Gerade wollte ich loslaufen, da hielt mich jemand am Arm. „Hey, ich habe nicht über dich gelacht. Da vorne ist ein Mädchen die Treppe hochgeflogen und das war ziemlich amüsant. Ich würde dir gerne die Stadt zeigen. Um halb drei hier an der Schule?“, hörte ich Pierré fragen. Glücksgefühle machten sich in mir breit und ich schaffte es nur zu nicken.
Die restliche Schulzeit verbrachte ich mit einem dicken Grinsen und den Gedanken bei Pierré. Aufgeregt kam ich zu Hause an. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht einmal Hunger hatte. Ich schloss die Tür auf und wollte soeben die Treppe hinauf laufen, bis mein Vater aus der Küche kam. „Hast du denn kein Hunger?“, fragte er mich verwirrt. Normalerweise aß ich nach der Schule immer sehr viel. Ich schüttelte den Kopf und richtete meinen Blick wieder auf die Treppe. „Da stimmt doch etwas nicht. Erzähl mir, was passiert ist!“, forderte mich mein Vater auf und da konnte ich nicht widersprechen. Mit langsamen Schritten lief ich in die Küche. Langsam lies ich mich auf den Stuhl fallen und strahlte immer noch über das ganze Gesicht. „Ich hab einen Jungen kennen gelernt und er möchte mir heute Mittag die Stadt zeigen.“, sagte ich und kannte seine Reaktion schon vorab. Ernst schaute er mich an und setzte an, um mir einen Vortrag zu halten. Mit viel Überredungskunst und Hundeblicken, konnte ich ihn dazu überreden, dass ich mich mit Pierré treffen darf. Hüpfend rannte ich die Treppe hoch. Als ich in meinem Zimmer angekommen war, öffnete ich sofort meinen Kleiderschrank, um mir ein tolles Outfit rauszusuchen. Ich war so nervös, dass mir einfach nichts meiner Sachen gefiel. Etwas Neues musste her. So saß ich auf meinem Parkettboden mit Schere, Nadel und Faden. Ein paar Accessoires und ein Top. Wild schnitt ich drauf los und „ruinierte“ mein Top. So sah auf den ersten Blick aus. Ein kleiner Ausschnitt hatte ich hinzu geschnitten. Ich hatte noch nicht sonderlich viel Brust, aber es reichte für einen kleinen Ausschnitt. Irgendwann hob ich das Top hoch und betrachtete es. „Perfekt“, dachte ich mir. Ein Blick auf die Uhr erschreckte mich und ich rannte sofort ins Bad. Noch genau eine halbe Stunde, bis ich los laufen muss. Lange, geschwungene Locken zierten mein Gesicht. Ich hasste meine Locken und so zog ich mein Glätteisen hervor. In Rekordzeit glättete ich meine Haare. Ein kleines bisschen Schminke und ich sah toll aus. Schnell zog ich meine kurze Hose an, schwang meine Tasche über die Schulter und machte mich auf den Weg zur Schule. Ein kurzes „Tschüss“ zu meinem Dad und schon ließ ich die Türe hinter mir zufallen. Plötzlich wurden meine Hände schwitzig und mein Herz klopfte wie verrückt. Immer wieder machte ich mir Gedanken darüber, was ich mit ihm reden sollte und war schon fast Paranoid. Als ich auf dem Schulhof ankam sah ich weit und breit niemanden. So setzte ich mich auf die Treppe am Eingang, beobachtete Vögel und wartete. Immer wieder blickte ich auf meine Uhr, es war nun schon drei Uhr und nirgends sah ich Pierré. Plötzlich hörte ich Stimmen, es waren mehrere Personen. Eine Gruppe von Jungs betraten den Schulhof und kamen direkt auf mich zu. Wie konnte es auch anders sein, denn Pierré war direkt unter ihnen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es in tausend Teile zerspringen. Ein stechender Schmerz machte sich in mir breit, als ich realisierte, dass das alles nur ein doofer Scherz gewesen war. Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten, was mir zum Glück auch gelang. „Na, was haben wir denn da?“, sagte ein Junge von ihnen. „Wartest du etwa auf Pierré ? Da kannst du lange warten! Pierré würde sich nie mit einer wie dir abgeben! Schau dich doch mal an. Viel zu gewöhnlich und dick bist du auch nich.“, sagte ein anderer Junge und lachte lauthals. Das tat weh. Hass machte sich in mir breit. Ich sprang auf und stand diesem Typen direkt gegenüber. Ein böser Blick zu Pierré. „Du bist so feige. Traust dich nicht mal allein hierher, nein deine Freunde machen den Dreck für dich. Lächerlich sage ich dazu nur.“, schrie ich zu Pierré. Dann richtete ich den Blick zu dem Typen. Ich schaute ihm direkt in die Augen. „Bekommst du zu Hause zu wenig Aufmerksamkeit? Bist du wirklich so armselig, dass du mir solche Sachen an den Kopf wirfst? Wahrscheinlich sitzt deine Mutter zu Hause auf dem Sofa und trinkt ihre Flasche Gin, anstatt sich um dich zu kümmern. Das wundert mich nicht, denn wärst du mein Kind, wärst du schon lange in einem Heim!“ schrie ich und lief mit schnellen Schritten vom Schulhof. Erst jetzt bemerkte ich, was ich ihm an den Kopf geworfen hatte. So hatte ich mich noch nie benommen, nicht mal bei so einem Idioten. Kein Mucks kam mir hinterher. Als ich außer Sichtweite war, brach ich auf dem Boden zusammen und musste einfach nur noch weinen. Auch wenn ich es nicht gezeigt hatte, es tat einfach wirklich weh. Ich konnte die Tränen nicht mehr stoppen. Mit schwerem Herzen und verweintem Gesicht ging ich nach Hause. Mit leisen und zaghaften Schritten schlich ich zur Tür. Meine Augen waren so verschwommen, dass ich kaum meinen Schlüssel fand. Ein vorsichtiger Blick ins Haus, um zu sehen ob mein Vater in der Nähe war, doch er war wohl gerade im Arbeitszimmer. Die Treppe knarrte bei jedem Schritt, den ich tat, doch mein Vater bemerkte nichts. Als ich endlich in meinem Zimmer war und mich in mein Bett kuscheln konnte, schossen mir die Gedanken, wie Blitze durch den Kopf. Es waren so viele, dass mir nach und nach der Kopf weh tat. Dieses Gefühl von Leere machte sich in mir breit. Pierre konnte mir doch wirklich gestohlen bleiben. Auf der anderen Seite, wollte er mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Immerzu musste ich an seine blauen Augen denken, an seine zerzausten, braune Haare denken und an sein schelmisches Lachen, dass er hatte, wenn er mich ansah. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, wenn ich an den Moment dachte, als ich Pierre das erste Mal gesehen hatte. Nach ewigem Kopfzerbrechen schlief ich irgendwann ein. Eine angenehme Nacht war das nicht, denn ich wachte gefühlte tausend Mal auf. Ich hoffte innerlich nur, dass der nächste Tag etwas Gutes bringen würde.
Das Erste, was ich tat, war eine Kopfschmerztablette nehmen, um dieses schmerzhafte Kopfweh endlich auszulöschen. Ich nahm selten Tabletten, doch wenn es wirklich schlimm war, dann nahm auch ich eine. Meine Augen waren aufgequollen und ich fühlte mich schlaf. Der Blick im Spiegel machte das nicht besser. Mit einer monotonen Lustlosigkeiten schlüpfte ich in meine dunkelblaue Jeans und zog mir ein weißes Top über. Ich war so müde, dass ich fast die Stufen der Treppe vergessen hätte. Ein kurzer Kuss auf die Wange meines Daddys und schon war ich durch die Haustür verschwunden. Der Weg zur Schule kam mir heute endlos vor und die Gedanken, von dem gestrigen Abend kamen wieder hoch. Das Klassenzimmer war schon ziemlich voll, als ich ankam. Die Mädchen tuschelten, als ich rein kam und fingen plötzlich lauthals an zu lachen. Ich wusste, dass die Jungs ihnen eine heldenhafte Geschichte erzählt haben, jedoch waren sie die Helden. „Ihr braucht gar nicht so dumm zu lachen, von euch Schnäpfen will er doch eh keine.“, prustete ich heraus und war mal wieder verblüfft, was alles aus mir herauskam. Ich lies mich auf meinen Stuhl plumpsen und legte meinen Kopf in meine Hände, um nichts von diesem ganzen Mist mitzubekommen. Mein sehnlichster Wunsch war, das man mich in Ruhe ließ, doch da habe ich mich bitterlich getäuscht. Pierre stand plötzlich hinter mir und drückte mir einen Zettel in die Hand. Ich sah zurück, doch da war er schon wieder bei seinem Gefolge. Mit einem Gefühl von Hass entfaltete ich den Zettel.
Hey Lilly,
das mit gestern tut mir unglaublich Leid. Die Jungs haben mich zu Hause überrascht und ich konnte sagen was ich wollte, sie ließen nicht locker. Ich hatte ehrlich gesagt nicht den Mut, ihnen zu sagen, dass ich mich mit dir treffe. Bitte, du musst mir glauben, dass ich dich wirklich mag und das nie gewollt habe.
Gruß Pierre.
Wenigsten gab er zu, dass er keinen Mut hatte, aber schwer war es für mich schon ihm zu glauben, dass er es ernst meint. Während der Englischstunde, schrieb ich heimlich einen Brief zurück.
Das hättest du dir früher überlegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Wenn du dich vor deinen Freunden nicht behaupten kannst und deine Meinung verteidigen, dann solltest du mich lieber in Ruhe lassen.
Lilly
Nachdem er diese Worte gelesen hatte, würdigte er mich keines Blickes mehr. Er sprach auch nicht mehr mit mir, was mir auf der einen Seite ganz Recht war, doch auf der anderen stach es in mein Herz. Ein riesen Gefühlschaos machte sich in mir breit. In der Pause saß ich wieder bei meinem Baum, bis ein Mädchen auf mich zu kam. Hoffentlich sagt sie nicht auch so dumme Sprüche zu mir, wie die anderen Mädchen. Ohne ein Wort setzte sie sich neben mich. „Ich bin Eileen“, sagte das Mädchen neben mir. Ich sah sie an, hob meine Augenbrauen, doch dann lächelte ich. „Ich bin Lilly“, sagte ich. „Mir ging es mal ähnlich wie dir, aber mit Lucas, dem besten Freund von Pierre.“, sprach sie. „Ich wohne in der Bahnhofstraße, Nummer 7. Komm doch heute Mittag vorbei.“ lächelte ich, während ich aufstand und ins Schulhaus zurück schlenderte.
Mittags lag ich auf dem Sofa und schaute Fern. Die Verabredung mit Eileen hatte ich vollkommen vergessen. Plötzlich klingelte es an der Haustür. Im Schlafanzug stampfte ich zur Tür. Eileen stand vor mir. „Hey, dich habe ich ja total vergessen. Komm rein“, lächelte ich und führte sie ins Haus. Mein Zimmer zeigte ich ihr als Erstes. Anscheinend gefiel ihr unser Haus. Zusammen legten wir uns auf mein Bett und erzählten uns erst einmal alles. Von Kindheit an, über Eltern und sonstige Themen. Sie hatte einen alkoholsüchtigen Vater und eine desinteressierte Mutter. Ich war etwas geschockt, aber ich wusste auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Trotz allem war sie sehr nett und ich mochte sie. Ich schätze, ich habe eine neue Freundin gefunden.