Da das letze Update bereits eine Weile her ist und ich eine Woche weg bin, gibts etwas mehr ^_^
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Abschätzend sehe ich zu ihm herüber. Meine eine Hand umklammert noch immer meinen Bauch, während die andere entspannend meine Schläfe massiert. Ich hätte nicht gedacht, dass er so aufgebracht sein kann – und vor allem, dass er seiner Wut auf solche Art Erleichterung schafft.
„Was siehst du mich so an? Sie wollten dich umbringen!“, bringt er zu seiner Verteidigung, als hätte mein Blick etwas Vorwurfsvolles gehabt, weshalb ich hastig zu Boden blicke, um keine falschen Eindrücke zu erzeugen.
„Scheint dich meinen Vorgängern nicht gestört zu haben“, gebe ich schwach zurück, wobei mir eine Spur schlechter wird. Der Gedanke, er habe das Leben anderer ausgelöscht, versetzt mir einen Stich; die Tatsache, dass es ebenfalls Halbdämonen waren, macht es noch schlimmer. Schwer schluckend halte ich mich davon ab, wieder zu ihm herüber zu sehen, als er sich einige Sekunden bis zu seiner Antwort nimmt.
„Das war etwas anderes. Bisher haben sich die Halbdämonen immer geweigert, mit uns zu kooperieren“, erklärt er schließlich, woraufhin ich ein unzufriedenes Schnaufen von mir gebe.
„Habt ihr sie überhaupt vor die Wahl gestellt? Ich hatte nicht das Gefühl, als wenn sowas in Frage gekommen wäre, hättest du dich nicht so dafür eingesetzt.“
„Die meisten hatten ihre Kontrolle zu dem Zeitpunkt bereits verloren.“
„Und der Rest?“, keife ich bissig. Der Blick, den ich ihm zuwerfe, ist dieses Mal tatsächlich vorwurfsvoll – und obwohl ich nicht weiß, woher sie kommt, hat sich Verzweiflung darunter gemischt. Noch grausamer fühle ich mich jedoch, als er meinem Blick reumütig ausweicht und sich zum Fenster umdreht, um mit hängendem Kopf hinaus auf den Teich zu blicken. Kopfschüttelnd lasse ich mich nach hinten fallen.
„Was ist mit Lilly?“, frage ich nach einer Weile schwach.
„Darr hat einige Nachforschungen angestellt und ist sich ziemlich sicher, dass ihr nur mütterlicherseits verwandt seid“, antwortet er und ich kann hören, wie er sich einige Schritte durch den Raum bewegt. Es ist seltsam zu erfahren, dass Lilly und ich nicht denselben Vater haben, doch in dieser Situation eher eine Erleichterung, weshalb ich entspannt die Augen schließe. Ich muss mir zumindest in dieser Hinsicht keine Sorgen machen, dass ihr Leben in Gefahr ist.
„Aber sie war schon geboren worden, als mein Vater noch gelebt hat“, wunder ich laut, während die logische Schlussfolgerung daraus mir einen Stich versetzt. Obwohl ich keine genauen Erinnerungen an meinen Vater habe, weiß ich, dass er mir sehr wichtig gewesen ist – und meine Mutter hat ihn hintergangen.
„Schon tragisch; er hat sein Leben für eine Frau geopfert, die ihm nicht einmal treu gewesen ist“, seufzt Yuan. Neben mir sackt die Matratze ein, doch verspüre ich nicht das Bedürfnis, wegzulaufen. Im Moment erscheint er mir vertrauenswürdig; es liegt nicht diese Spannung in der Luft, bei der ich Angst hätte, er könne etwas vorhaben.
„Schon seltsam“, beginne ich langsam die Augen öffnend und an die Decke starrend, „Unter normalen Bedingungen würde mich das wirklich schocken – und obwohl ich es meiner Mutter übel nehme, dass sie meinen Vater betrogen hat, bin ich ihr irgendwie dankbar dafür. Das bedeutet nämlich, dass Lilly kein Halbdämon ist und diese bescheuerten Großfürsten es nicht auf sie abgesehen haben.“
„Hey, nicht beleidigend werden, ich bin auch einer“, gibt er beleidigt zurück. Ich kann nicht anders, als mit einem Grinsen zu ihm herüber zu sehen. Die Stimmung ist einfach angenehm gelassen.
„Und besonders bescheuert“, ärger ich ihn noch etwas, bevor ich mir mit den Händen einige Strähnen zur Seite streiche, die mir in den Augen hängen.
„Sehr nett, wirklich“, seufzt er kopfschüttelnd. Meine Antwort besteht bloß aus einem Schulterzucken, da ein flüchtiger Blick auf meine Haut mich darauf aufmerksam macht, was mir im Versammlungsraum aufgefallen ist. Ich werde blau. Hellblau, wenn man es genau nimmt.
„Du wirst zum Dämon“, sagt Yuan plötzlich erklärend. Offensichtlich hat er mitbekommen, was mich beschäftigt. Skeptisch ziehe ich die Brauen kraus; er hat mir soeben eine Möglichkeit eröffnet, die ich nicht als solche anerkennen will.
„Warum sollte ich? Ich war mein ganzes Leben lang ein Mensch und wenn überhaupt, wäre ich ein Halbdämon.“
„Mag stimmen, doch da du dich momentan in unserer Welt befindest, ist der Einfluss dämonischer Magie wesentlich stärker, zumal du sie auch gehäuft selbst benutzt. Als du hier angekommen bist, wurde der Prozess in Gang gesetzt – und je öfter du Magie benutzt, desto schneller wird die Verwandlung stattfinden.“
„Dann werde ich einfach keine Magie mehr benutzen“, gebe ich patzig zur Antwort. Mich von ihm weg drehend beiße ich mir im stillen Protest auf die Unterlippe. Ich will mich nicht einmal mit diesem Thema beschäftigen; erst bin ich kein Mensch mehr, sondern ein Halbdämon, und nun soll ich auch noch äußerlich zu einem Dämon werden. Irgendwo ist Schluss.
„Du wirst keine andere Wahl haben, wenn du lernen willst, deine Kräfte zu-“
„Dann lerne ich es eben nicht!“, unterbreche ihn sofort, auch wenn mir klar ist, wie unsinnig das wäre. Die Dämonenfürsten haben deutlich gemacht, dass sie mich töten werden, wenn irgendetwas nicht läuft, wie geplant – und obwohl es außer mir noch niemandem angeboten wurde, hat Yuan bestätigt, dass die Halbdämonen, die nicht kooperieren, getötet werden. Seufzend schließe ich die Augen, ziehe Arme und Beine an den Körper.
„Es wird schon.“
Leise, aufmunternde Worte, die ich so wenig erwartet hätte wie die Hand, die mir sanft über Schulter und Oberarm streicht. Mir kommt der Gedanke, er sei vielleicht doch nicht ganz so schlecht, wie ich anfangs angenommen habe – und noch während ich diese Idee sofort wieder verwerfen will, muss ich an die Erinnerungen denken, die mir, wenn auch unfreiwillig, zu teil geworden sind.
„Warst das du? Ich meine, was ich gesehen habe. Letze Nacht“, stelle ich nach einer Weile kleinlaut die Frage, deren Antwort ich zwar kenne, doch die einer klaren Bestätigung bedarf. Unsicher halte ich die Luft an, da ich erwarte, er könne jeden Moment aufstehen und weggehen, weil es sich um ein Tabu-Thema handelt.
„Was wäre wenn?“, haucht er so zart, dass es mir fast entgangen wäre. Die streichelnde Hand ruht unbewegt auf mir, während ich nach einer guten Antwort suche, die mir nicht einfallen mag, weshalb ich es spontan versuche.
„Es wäre seltsam. Das hätte ich dir nicht zugetraut“, gebe ich zu, woraufhin Yuan ein undefinierbares Geräusch von sich gibt, das irgendwo zwischen einem Schnaufen und Murren liegt. Es klingt verdammt unzufrieden.
„Was, das ich Gefühle habe?“, gibt er angefressen zurück, ehe er meine Befürchtungen tatsächlich bestätigt und aufsteht, um wegzugehen. Das Geräusch eines geschoben werdenden Stuhls zeigt mir, dass er sich wieder vors Fenster gesetzt hat, weshalb ich mich seufzend unter den Laken verkrieche. Zwar bin ich nicht müde, doch erschöpft genug, um etwas zu dösen, zumal ich nichts Besseres zu tun habe.
Ich bin bereits halb weggenickt, als Yuan sich neben mir ins Bett legt und zögerlich durch mein Haar streicht. Erneut fühlt sich die Berührung so angenehm an, dass ich nicht anders kann, als genießend in ihr zu schwelgen. Zärtlichkeiten standen seit einer so langen Zeit nicht mehr, dass sie mich dieses Gefühl der Heimat und Zugehörigkeit hat vermissen lassen. Zwar handelt es sich nicht einmal um meine Woche, seitdem ich das letzte Mal in den Armen meiner Familie gewesen bin, doch ist so viel passiert, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkommt.
Das Bedürfnis, mich einfach an ihn zu kuscheln, wächst immens, bis ein so großer Widerstand erforderlich ist, dass es passiv gar nicht mehr zu bewältigen ist und ich komplett aufwache, nur um mir klarzumachen, wer genau sich gerade an meinen Rücken kuschelt, die Arme um meinen Brustkorb schlingt, mich sanft an sich drückt und seine Gesicht in meinem Nacken vergräbt, sodass ich kribbelnd seinen heißen Atem spüren kann.
Meine Lungen sind frei von Sauerstoff, den ich tief Luft holend wiederzuerlangen versuche, doch schnürt sich meine Kehle unter der Hitze zu, die sich in meinem Körper ausbreitet. Vorsichtig und langsam, damit er nicht merkt, dass ich wach bin, balle ich meine nervösen Finger zu Fäusten, um das Zittern zu unterdrücken, das in mir aufkeimt.
„Entspann dich, ich werde dir nichts tun“. nuschelt er gegen meine nackte Haut. was mich erschrocken zusammenzucken lässt. Die Stelle brennt heiß, während eine Erkenntnis sich schwer über mich legt, als wolle sie mich mit all ihrer Kraft zerdrücken. Ich habe keine Angst davor, er könne etwas tun; ich bin es, der seine Finger kaum still halten kann – und das macht mir Angst.
„Ich muss aus Toilette“, murmel ich verwirrt über mich selbst, während ich unter der Decke hervor krabbel, um das Bett am Fußende zu verlassen. Zwar traue ich mich nicht, es zu überprüfen, sondern starre bloß stur zur Tür zum Bad, doch bin ich mir sicher, dass Yuan mich beobachtet. Jede einzelne Muskelbewegung wird er wahrnehmen, weshalb ich mich zusammenreiße, mir nichts anmerken zu lassen. Er darf nicht wissen, was in meinem aufgebracht pochenden Herzen vorgeht.
Verdammt, ich weiß es noch nicht einmal selbst.
Meine Verzweiflung äußert sich in einem klagenden Stöhnen, als ich die Tür endlich hinter mir geschlossen habe, um das Gesicht in den Händen vergraben an ihr hinab zu sinken. Ich kann bloß hoffen, dass die Wände dick genug sind, um nicht gehört zu werden. Noch immer kribbeln meine Finger ungeduldig, als dürsteten sie danach, endlich etwas berühren zu können. Seufzend lasse ich sie über den Boden gleiten; unbefriedigend.
„Nicht dein Ernst“, rede ich fassungslos mit mir selbst, ehe ich noch etwas wackelig auf den Beinen zur Dusche herüber gehe und den Hahn aufdrehe. Als mein letztes Stück Kleidung den Boden berührt, stehe ich bereits unter dem lauwarmen Strahl, der all diese verstörenden Gedanken und Gefühle mit seinen Tropfen dahin schwemmt.
10.Kapitel
Nach gefühlten Sekunden, die offensichtlich lang genug waren, um Yuans Geduld aufzubrauchen, erinnert mich ein grobes Klopfen daran, dass es noch eine Welt außerhalb dieser Dusche gibt, die nach meiner Anwesenheit verlangt, weshalb ich mich seufzend zur Tür bewege. Sie einen Spalt öffnend sehe ich direkt auf Yuan, der mich genervt ansieht.
„Warum dauert das so lange?“, fragt er die Hände in die Seiten stemmend, während er beschuldigend auf mich herab sieht. Sofort weiche ich seinem Blick aus; die Erinnerungen, die ich gerade erst losgeworden war, sind schon wieder zurück.
„Ich werde wohl noch duschen dürfen“, murmel ich kleinlaut, „Kannst du mir neue Klamotten besorgen?“
Da seine Antwort aus Stille besteht und ich sein Gesicht nicht sehen kann, weiß ich nicht, was er von meinen Worten hält, doch verschwindet er, nur um keine zehn Sekunden später mit frischen Sachen in den Händen wieder vor mir zu erscheinen. Nachdem ich sie entgegen genommen habe, schließe ich die Tür wieder hinter mir – und stelle beim Anziehen fest, dass diese Kleidung weniger verdeckt als die vorige.
Die Unterwäsche, auch wenn ich dankbar darüber bin, diesmal überhaupt welche bekommen zu haben, ist ein einfacher, schwarzer String, zu dem ich eine hautenge Jeans gekriegt habe. Das dunkle Oberteil ist aus hauchzartem, leicht durchsichtigen Stoff, der sich eng an mich schmiegt, während der V-Ausschnitt selbst mein nicht vorhandenes Dekolleté in Szene setzt.
Die Brauen skeptisch zueinander ziehend betrachte ich mein Spiegelbild – und wende mich kopfschüttelnd ab, um nach draußen zu Yuan zu gehen. Sein Gesicht ist von einem so selbstgefälligen Grinsen geziert, dass es mich die Zähne knirschen lässt.
„Du hast nicht zufällig etwas, dass weniger schwul aussieht oder?“, würge ich regelrecht hervor. Er selbst trägt ein lockeres Shirt und weite Jeans – und ich wette, dass seine Unterwäsche aus mehr Stoff besteht, als das Ding, das er mir gegeben hat.
„Schon, aber das steht dir hervorragend“, erwidert er nonchalant, „Du sollst schließlich gut aussehen, wenn du schon der Öffentlichkeit ausgesetzt bist.“
„Öffentlichkeit?“, wiederhole ich skeptisch, während mein geistiges Auge mich bereits in eine sexistische Szene setzt, aus der ich mich sehr schnell raushole. Ich schätze ihn nicht wie den Typen ein, der gern teilt. Abgesehen davon hat er mich in letzter Zeit was sexuelle Belangen betrifft in Frieden gelassen.
„Nun ja, du kriegst gleich noch etwas zu essen und dann beginnt deine erste Trainingseinheit mit Kypa – so lange die Versammlung noch dauert, werdet ihr hier trainieren, da Kypas Anwesenheit zwingend notwendig ist.“
„Und was hat das mit der Öffentlichkeit zu tun?“, hake ich skeptisch nach, was ihm ein Seufzen entlockt.
„Die restlichen Großfürsten wollen sich ein Bild davon machen, wie genau es um deine Kräfte steht und Kypa vorhat, es dir beizubringen. Sie halten ihn zwar alle für besonders kompetent, doch scheinbar hat trotzdem niemand Vertrauen übrig“, klärt er mich auf.
„Klasse, da werde ich mich bestimmt gut konzentrieren können“, gebe ich murrend zurück, während ich zum Tisch herüber gehe, um mich zusetzen.
„Wenn ich könnte, würde ich sie davon abhalten“, antwortet er ehrlich mit entschuldigendem Blick, weshalb ich abwinke. Es fällt mir leichter, ihn und alle anderen Dämonen zu verabscheuen, wenn er nicht nett zu mir ist.
„Die Rede war von Essen?“, greife ich einen Kommentar von ihm mit erwartungsvollem Blick auf. Abgesehen von dieser Grütze, die ich bei Yuan vorgesetzt bekommen habe, hat mir das Essen hier noch keine weiteren Überraschungen beschert, wodurch mein Appetit wieder angeregt wurde. Ein charmantes Lächeln, ein Fingerschnippen und plötzlich ist der kleine Tisch, an dem ich sitze, für zwei gedeckt. Dann klopft es auch schon an der Tür, die sich von selbst öffnet, um einer Dämonin Platz zu machen, die einen Wagen voll Unbekanntem herein schiebt.
Das Essen zu zweit verlief relativ ruhig; anfangs versuchte Yuan noch, Konversation zu führen, doch waren meine knappen Antworten genug, um ihn bald davon abzubringen. Inzwischen ist der Wagen leer und mein Magen voll, weshalb ich mich aufseufzend im Stuhl zurücklehne, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Unter der gefrorenen Oberfläche des Teichs schwimmt etwas umher. Ich nehme an, ein Fisch, doch würde ich in dieser Welt nicht darauf wetten.
„Ich denke, es wird dann Zeit, mit deinem Training zu beginnen“, erinnert mich Yuan trocken, da meine Bereitschaft zum Gespräch ihn nicht begeistert hat. Offensichtlich hat er erwartet, ich würde mich freuen, wenn so ein widerlicher Dämon wie er mit mir redet – und seltsamerweise habe ich sogar das Verlangen danach verspürt, während er in meinen Augen alles andere als widerlich zu sein scheint, weshalb ich fleißig dabei bin, vor meinem Geist unsere erste Begegnung zu wiederholen; wie er so arrogant auf mich herabgesehen hat und mir ernsthaft meine Schwester wegnehmen wollte.
„Musst du mich wieder teleportieren?“, erkundige ich mich mit sinkender Begeisterung, wobei ich mich weiger, zu ihm zu sehen. Das Essen war eine nette Abwechslung, doch die Aussicht, Magie benutzen zu müssen und noch mehr zu einem Dämon zu werden, ist nicht gerade prickelnd.
„Nein, ich muss nicht, aber ich werde“, gibt er bissig zurück, woraufhin ich ihm einen tödlichen Blick zuwerfe, der das arrogante Grinsen auf seine Lippen zurückzaubert, an das ich mich die ganze Zeit zu erinnern versucht habe, „Ist schließlich besser, wenn du so oder so lernen sollst, mit Magie umzugehen. Da solltest du dich schon dran gewöhnen, teleportiert zu werden.“
„Kann ich gut drauf verzichten“, murre ich wieder aus dem Fenster blickend. Als Antwort landet eine Hand auf meiner Schulter – und bevor ich zurückweichen kann, werde ich bereits teleportiert. Das gewohnte Ziehen scheint mich diesmal regelrecht zu zerreißen, während der Kampf mir wie eine Ewigkeit vorkommt. Allerdings habe ich mir in den Kopf gesetzt, mich nicht einfach von ihm herum teleportieren zu lassen, wie es ihm grade gefällt.
Plötzlich setzt die Übelkeit wie ein Hieb in den Magen ein. Keuchend reiße ich die Augen auf, vor denen die Welt zu einer Suppe verschwimmt, kurz bevor ich mich in einem saftig grünen Garten wiederfinde und auf die Knie sinke. Um meine Fassung – und vor allem das vorige Essen – ringend kralle ich mich in das weiche Gras.
„Ts, hat er tatsächlich versucht, sich zu wehren“, höre ich Yuan sagen, dessen Stimme nur so vor Spott trieft. Natürlich; ich habe es versucht, aber nicht geschafft, schließlich habe ich mich mit jemand so Großartigem wie ihm angelegt. Das Gesicht verziehend grabe ich meine Finger in die feuchte Erde.
„Dann scheint er zumindest unterbewusst schon ganz gut zu wissen, was er zu tun hat“, diesmal ist es Kypa, der redet, ehe ich eine Hand spüre, die mir sanft über den Rücken streicht. Langsam blicke ich auf und in das besorgte Gesicht des schwarzen Dämons, dessen Katzenohren aufmerksam zucken.
„Alles in Ordnung?“
„Geht schon“, murmel ich seinem Blick ausweichend, der mich so mitleidig ansieht, dass es meine Nerven reizt. Ich will weder Mitleid noch Freundlichkeit von diesen Dämonen, die mein Leben zerstört haben.
„Gut“, erwidert er mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen, ehe er zu Yuan aufsieht, „Es wäre besser, wenn Ihr uns jetzt allein lassen würdet. Es wird ihn schon genug ablenken, dass er von den anderen beobachtet wird. Sollte Ihr ihm ebenfalls zusehen, wird das seiner Konzentration nur weiter unnötig schaden.“
Zögerlich sehe ich mich um; der Garten ist oben durch eine Kuppel vor der Kälte geschützt, die ihre weißen Flocken auf dem Glas sammelt, während drinnen ein Baum und zahlreiche Blumen blühen. Ein flussartiger Teich schlängelt durch das Gras und wird bloß von einer Brücke geziert, während seine Enden unter einer marmornen Erhöhung verschwinden, die durch ein Geländer von dem Garten abgegrenzt ist. Dort sitzen die Dämonenfürsten mit ihren Begleitern und einigen weiteren Dämonen an hellen Tischen, nur um allesamt auf mich zu starren.
Unsicher erhebe ich mich mit einem fragenden Blick zu Kypa, da Yuan bereits verschwunden ist.
„Ignorier sie einfach“, winkt er mit aufmunterndem Nicken ab und geht zum Baum herüber, nur um sich darunter niederzulassen. Erwartungsvoll sieht er zu mir, weshalb ich zögerlich folge, wobei mein Blick immer wieder zu den anderen Dämonen gleitet, die ich mit Sicherheit nicht werde ignorieren können. Kypa klopft auf ein Stück Gras neben sich, auf das ich mich setzte.
„Und nun?“, frage ich wenig enthusiastisch. Ich fühle mich beobachtet – zurecht – und es hindert die Übelkeit daran, endlich zu verschwinden.
„Schließ deine Augen“, weist er mich an; seine Stimme ist so sanft, so wenig gefahrenverheißend und dabei vielversprechend, dass sie das Gefühl gibt, alles wäre tatsächlich in Ordnung, wie es in diesem Moment ist – und vor allem, dass es keinen besseren Zustand gäbe. Seufzend schließe ich die Augen. Was soll ich auch anderes tun?
„Vergiss alles, was um dich herum ist. Vergiss sogar, dass ich hier bin. Konzentrier dich einfach auf dich selbst.“
„Und wie soll mir das helfen?“, kann ich die skeptische Frage nicht zurückhalten.
„Das wirst du sehen, wenn du es getan hast“, erklärt er mit einem Lächeln in der Stimme, das mich erneut aufseufzen lässt. Er hat mir nichts getan – und ich mag ihn irgendwie. Genauso wie ich angefangen habe, Yuan gegen meinen Willen zu mögen. Hastig verwerfe ich den Gedanken, um mich auf die Übung zu konzentrieren.