mal n ganzes Kapitel, dafür kommt bis Neujahr auch eh nichts mehr ^^ in diesem Kapitel sind die ersten großen Änderungen zu verzeichnen
okay, Kapitel 4 ist 5k Zeichen zu lang, also doch nicht ganz
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Seit geschlagenen zehn Minuten untersuche ich das Tor; begutachte es, fahre die Konturen der Gravierungen mit den Fingern ab und, da alles nichts bringt, lehne mich mit all meiner Kraft dagegen, um wenigstens einen der Flügel dazu zu bringen, sich zu bewegen. Während ich mit einer Hand am Spalt zwischen den Flügeln herumhantiere und versuche, einen festen Griff zu erlangen, halte ich mit der anderen die meiner Schwester fest. Lilly hat sich inzwischen stur auf den Boden gesetzt, um demonstrativ mit hervorgeschobener Unterlippe zu schmollen. Es wäre zwecklos, sie um Hilfe zu bitten, da sie definitiv nicht von hier weg möchte - wenigstens hat sie der Kuss zum Schweigen gebracht, auch wenn ich beim Gedanken daran rot anlaufe.
Hinter mir befinden sich rund zwanzig schweigende Dämonen, die mich anstarre. Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, da ich es nicht wage, mich umzudrehen, doch es ist, als könnte ich ihre Blicke auf mir spüren. Einige von ihnen sind bestimmt mitleidig, einige voller Hohn und andere einfach neugierig; trotzdem wiegt jeder von ihnen gleichviel auf meinen Schultern, die unter dem Gewicht langsam nachzugeben drohen.
"Gott, steh mir bei", murmel ich seit inzwischen bestimmt einer viertel Stunde das erste Mal Worte, wegen denen ich mir sofort auf die Zunge beiße. Das amüsierte Lachen sagt mir, dass er nur auf ein solches Stichwort gewartet hat, um einzugreifen. Satan weiß, dass ich hier nicht herauskomme - und er will den Moment genießen, in dem ich es erkenne und zu verzweifeln beginne. Wütend drehe ich mich um und starre ihm direkt ins Gesicht - er steht kaum zwei Meter hinter mir.
"Was?", knurre ich herausfordernd, obwohl ich beinahe schreckhaft zurückgewichen wäre. Um ehrlich zu sein würde ich in diesem Moment sogar nichts lieber machen, als mich zu Hause unter meine Bettdecke zu kuscheln und das sichere Versteck zu genießen. Allerdings musste Satan mein Leben zerstören und versuchen, mir meine kleine Schwester zu rauben, die ich sofort schützend an mich ziehe - ihr gefällt es ganz und gar nicht.
"Nichts", antwortet Satan mit freundlichem Lächeln. Wüsste ich es nicht besser, würde ich glatt sagen, das Lächeln sei lasziv. Er seufzt theatralisch. "Ich dachte nur, du könntest meine Hilfe gebrauchen. Du weißt schon, mit dem Tor da."
"Nein, danke", lehne ich ab, wobei etwas in Satans Augen gefährlich aufblitzt. Ich ignoriere es geflissentlich. Gerade setze ich zu einer weiteren Antwort an, als Lilly ein Kampfschrei loslässt und mir in die Hand beißt, woraufhin ich sofort erschrocken loslasse. Ein Fehler, denn nun rennt sie Satan direkt in die Arme, um sich hinter ihm zu verstecken - das Biest streckt mir sogar die Zunge raus.
"Lilly, komm sofort wieder her!", befehle ich ihr aufgebracht, während ich mit dem Finger vor meine Füße deute. "Wir müssen sofort gehen. Stell dir nur Mama vor, wie sie Zuhause sitzt und weint, nur weil du nicht zurückkommst."
"Versuch nicht, ihr irgendetwas einzureden", schlägt Satan meine diplomatischen Versuche eiskalt ab. "Sie hat sich bereits entschieden, nicht mir dir zurückzugehen. Eure Welt hat für sie nichts zu bieten, vor allem mit dir und deiner Mutter. Abgesehen davon, hast du nicht selbst gesagt, du würdest sie am liebsten loswerden?"
"Wann habe ich das bitteschön gesagt?", schießt es aus mir heraus, wobei ich die Empörung kaum zurückhalten kann.
Es ist klar, wer Lilly hier etwas eingeredet hat, stelle ich fest. Vielleicht ist es für sie Zuhause nicht immer leicht, doch sie würde niemals so über mich und meine Mutter reden.
"Ständig!", mischt Lilly sich plötzlich ein. Ich sehe sie erschrocken an, mich wundernd, welcher Gehirnwäsche man sie wohl unterzogen hat. "Du meckerst immer an mir herum! Lilly tu dies, Lilly tu das, Lilly geh schlafen, Lilly steh auf! Ich habe keine Lust mehr!"
Am liebsten würde ich ihr widersprechen und ihr erzählen, wie schön und perfekt alles Zuhause ist - doch ich kann es nicht. Sie hat recht, ich kommandiere sie ständig herum und meine auch noch, es sei zu ihrem besten. Dass es das auch wirklich ist, weiß sie nicht - und ich kann es ihr nicht einmal übel nehmen, denn sie ist noch zu jung, um es wirklich zu verstehen.
Am liebsten würde ich ihr sagen, dass ihre Freunde Zuhause auf sie warten und alle sie vermissen; ihr erzählen, wie sehr sie doch alle lieben und dass das Grund genug sei, zurückzukehren - doch ich kann es einfach nicht, denn ich weiß, sie würde mir nicht zuhören. Sie würde mir nicht einmal zuhören wollen. Wie soll man auch ein kleines Kind zurücklocken, das geradewegs in eine magische Welt gestolpert ist, von der es schon immer geträumt hat?
Geradewegs in eine Welt, die mir Angst einjagt. – In diesem Augenblick realisiere ich, dass das alles verdammt nochmal verdammt echt ist.
"Du siehst also", reißt Satan mich aus meinen Gedanken, während er die Hände in die Seiten legt. "dass sie keinerlei Interesse hat, mich zu verlassen. Und um ehrlich zu sein, brauche ich auch dringend eine Frau an meiner Seite."
"Eine Frau", wiederhole ich abfällig, als mich plötzlich der sogenannte Geistesblitz triff.
Er hat nur gesagt, dass er eine Frau braucht! "Wenn ich dir also eine bessere Frau besorge, lässt du Lilly gehen?", schlussfolgere ich, den vorwurfsvollen Blick meiner Schwester ignorierend. Es sollte mich entsetzen, dass so jemand Interesse an meiner Schwester hat - und noch schlimmer: sie an ihm! - doch ich bin einfach nur erleichtert, als er mir grinsend mit einem Nicken zustimmt.
"Yuu! Du hast gesagt, dass du nur mich heiraten wirst!", beschwert sich Lilly augenblicklich und zerrt an seinem Hemd. Dieses Kind scheint keine Ahnung von der wahren Natur eines Dämons zu haben - gut, ich vielleicht auch nicht, aber zumindest mehr als sie.
"Lilly", seufzt Satan traurig, während er vor ihr auf die Knie geht, um ihr direkt in die Augen sehen zu können. Vorsichtig greift er nach ihrer Hand und streicht sanft mit dem Daumen darüber. "Du weißt doch selbst, wie unmöglich es für ihn sein wird, jemanden zu finden, der noch wunderbarer ist als du", erklärt er ihr leise, ehe seine große Hand zu ihrem winzigen Gesicht wandert, um die rosigen Wangen zu liebkosen. Bei dem Anblick wird mir schlecht.
"Glaub mir, ich finde jemanden!", schnaube ich. "Lass mich einfach hier raus und wir werden sehen, wie lange du ihr treu bleibst!"
"Natürlich, sofort", erwidert er, nachdem er mich einige Sekunden lang erfolgreich ignoriert hat. Er will mich eindeutig provozieren. Seine Bewegungen erscheinen mir in Zeitlupe, als er sich schwerfällig aufrichtet, um Darr herbeizuwinken. Der rote Dämon folgt dem Befehl sofort, während ein warnender Ausdruck auf seinem Gesicht liegt - es würde mich nicht stören, wäre nicht ich die Person, die er mit seinem Blick fixiert.
Ich habe Satan höchstpersönlich plattgesessen, wovor willst du mich noch warnen?
"Lass mich raten, ich soll mich um ihn kümmern?", murrte Darr äußerst unmotiviert. Ich erinner mich, dass er mich als interessantes Versuchsobjekt bezeichnet hat, doch von Begeisterung ist nichts mehr zu sehen.
"Richtig", grinst Satan und klopft Darr aufmunternd auf die Schulter. "Sag mir bescheid, wenn er so weit ist. Ich habe noch etwas zu erledigen", erklärt er, ehe er sich an Lilly wendet und ihr etwas ins Ohr flüstert. Sie fängt an zu kichern, greift seine Hand und zieht ihn in Richtung des Throns, während ich verwirrt zurückbleibe. Ich will gar nicht wissen,
warum sie gelacht hat.
"Was heißt hier wenn ich fertig bin?", mecker ich mit die in Seiten gestemmten Händen. "Wenn ich mit meiner Suche fertig bin, dann ist er mit Lilly fertig, so viel ist sicher! Ich werde nicht zulassen, dass sie auch nur eine Minute länger als nötig in seiner Gegenwart verbringt."
"Dann gib doch einfach auf", seufzt Darr, winkt auf meinen fragenden Blick hin allerdings nur ab und legt eine Hand auf das dunkle Tor. Seine Muskeln spannen sich an, sodass sogar einige Adern hervortreten, ehe ein schwarzer Nebel aus seinem Arm heraustritt und ihn spiralförmig umrundet. Die Linien wandern hinauf zu seiner Hand, während sich ein Flügel des Tors langsam öffnet.
"Bei Satan hat es nicht so anstrengend ausgesehen", stelle ich fest, auch wenn ich deshalb noch einen weiteren, genervten Blick ernte. Darrs Fass scheint kurz vorm Überlaufen zu sein.
"Yuan ist nicht umsonst Herrscher, während ich nur ein kleiner Forscher bin", antwortet er knapp, ehe er durch den Spalt im Tor hindurchtritt und auf mich wartet, um ihm zu folgen. "Du wirst bei mir im Zimmer wohnen, bis die Angelegenheit geklärt ist."
"Glaub mir, ich werde dir nicht lange zur Last fallen", erwider ich mit einem entschlossenen Nicken, während Darr mich die Gänge entlang führt. Wir verbringen den Weg schweigend, da wir beide zu tief in Gedanken versunken sind, um anständige Konversation zu führen. Mein Problem ist, dass ich niemanden kenne, den ich mit Satan vermählen und der dem Ganzen auch noch zustimmen würde. Es ist unwahrscheinlich, dass ich auf die Erde gelassen werde, um einen menschlichen Ersatz für Lilly zu besorgen - und mit den Dämonen hier habe ich bisher noch nicht sehr viel zu tun gehabt. Folglich wird es mehr als schwer sein, eine Frau für Satan zu finden.
"Was ist eigentlich mit dieser Lia?", fällt mir plötzlich ein. "Wäre sie nicht besser für Satan geeignet als Lilly? Ich meine, schließlich ist sie ein Dämon", überlege ich laut, auch wenn Darrs Blick mir zeigt, dass er nicht sehr viel von dieser Idee hält.
"Sagen wir einfach, Lia ist nicht sein Typ", erklärt Darr ausweichend, weshalb ich ihn skeptisch beobachte. Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch und entlocke ihm ein erneutes Seufzen. "Yuan hat ein leichtes Problem damit, wenn er jemanden nicht einschüchtern kann - und da sie sich überhaupt nichts aus Ranghöheren macht, zeigt sie ihm ganz gern mal, was sie eigentlich wirklich von ihm hält."
"Und auf welchen Typ steht er dann?", frage ich, nachdem ich zu seiner Erklärung genickt habe. "Das muss ich schließlich wissen, wenn ich ihm eine Braut suchen will."
"Er steht" - Darr seufzt schon wieder - "auf Wesen, die er verunsichern kann. Etwas rebellisch sollten sie sein, aber dabei so schwach, dass er sie ohne Probleme beherrschen kann. Er liebt es, die Leute um den Fingern zu wickeln - und wenn das nicht hilft, benutzt er auch mit Freude Gewalt, um an seine Ziele zu kommen. Sprich: Mit Liebe hat das alles wenig zu tun, ihm geht es nur um seinen Spaß."
"Das klingt ja sehr nett", schnaufe ich und verschränke demonstrativ die Arme, während ich Darr nachdenklich beobachte. Ich kann Lilly eindeutig nicht den Bösartigkeiten von Satan ausliefern.
"Er hat ein kleines Dominanzproblem und ist etwas machtsüchtig, da hast du vielleicht recht", gibt Darr zu, auch wenn er sich bemüht, es nicht ganz so schlecht klingen zu lassen. "Aber er hat auch gute Seiten, sogar wenn er bloß mit einem spielt. Denn egal, wie sehr ihn einige Leute hassen; man kann sich auf ihn verlassen."
"Da ich zu den Leuten zähle, die ihn hassen, interessiert mich das nicht sonderlich", bemerke ich unzufrieden und halte ruckartig inne, als Darr stehen bleibt, um sich zu mir umzudrehen. Einen Augenblick wirkt er, als würde er mir gleich den Kopf abreißen, doch dann bemerke ich, dass er vor einer Tür gehalten hat.
"Mein Zimmer", erklärt er kühl, ehe er die Klinke herunterdrückt. Erleichtert atme ich aus, während er mich hinein bittet, anstatt mich eigenhändig umzubringen.
Ich wünschte, es wäre alles nur ein Traum, denke ich erschöpft. Wäre es bloß ein Traum, könnte ich einfach aufwachen - doch das funktioniert nicht. In einer realen Welt gefangen bleibt mir nichts übrig, als mich hier zurechtzufinden oder zu sterben, wobei mir letzteres am liebsten wäre. Ich bin nicht scharf darauf, hier ein Leben anzufangen - oder zu der Erde zurückzukehren und zu wissen, dass diese Wesen wirklich existieren. Doch da ich nicht allein bin, ist der Tod keine Lösung.
"Ich weiß überhaupt nicht, was Lilly an ihm findet", murmel ich zu mir selbst, während ich nachdenklich zu Boden sehe und mich am Kopf kratze. Erst jetzt stelle ich fest, dass meine sonst so bewundernswert schöne, goldene Haarpracht zu einem schweißverklebten Übel mutiert ist.
"Hey, kann ich irgendwo duschen?", frage ich und hebe den Kopf, um Darr zu beobachten. Er hat sich auf einem großen Doppelbett niedergelassen und starrt konzentriert auf seine Hände, als würden sie das größte Geheimnis der Welt in beherbergen. Kurz blickt er auf, ehe er auf eine Tür ein Stück neben dem Bett deutet.
Wenigstens gibt es es hier Duschen, stelle ich zufrieden fest, während ich in den Raum gehe.
Wände, Boden und Decke sind allesamt mit blutroten Fliesen ausgelegt, die mich an Darrs Hautfarbe erinnern. Wahrscheinlich würde er vollkommen verschwinden, stünde er nackt in diesem Raum. - Sofort schüttel ich den Kopf, um das Bild verschwinden zu lassen. Ich habe kein Problem mit nackten Männern, doch nackte Dämonen sind eindeutig zu viel. Um mich abzulenken, inspiziere ich den Rest des Bads; ein kleines Waschbecken, eine Toilette und komfortable Dusche. Direkt neben der Tür hängt ein mannsgroßer Spiegel, weshalb ich beiläufig einen Blick auf mich werfe - und erstarrte stehen bleibe.
Noch immer trage ich meine alten Schlafsachen; die ergraute Jogginghose mit den rosa Fäden und das lange, schwarze Hemd, auf dem mit großen, weißen Druckbuchstaben "
Fuck!" geschrieben steht.
Wieso hat mich darauf bloß keiner angesprochen?, frage ich mich, entsetzt darüber, dass ich so durch die Gegend laufe - und auch noch Satan gegenüber trete. Es ist mir wahrhaft ein Rätsel, warum mich noch keiner ausgelacht hat.
Seufzend streiche ich mir durchs Haar, bevor ich den Kopf aus der Tür strecke. So kann ich definitiv nicht weiter rumlaufen.
"Äh, Dämon? Darr?", frage ich in den Raum hinein, woraufhin ich ein genervtes Seufzen höre. Offensichtlich passe ich nicht in seinen Tagesplan hinein. "Könnte ich, also... Ich bräuchte Klamotten, verstehst du? Ich... Ich will nicht noch weiter, naja,
so rumrennen."
"Wieso? Die rosa Fäden sind doch äußerst niedlich", lacht er, ehe ich höre, wie etwas an den Laken reibt. Ich beobachte Darr, wie er das Zimmer durchquert, um einen einfachen, hölzernen Schrank zu öffnen, der neben einem großen, reich verzierten steht. Einen Moment wühlt er darin herum, bis er offensichtlich fündig wird und mit zwei schwarzen Teilen zu mir kommt.
"Glaubst du ernsthaft, dass mir deine Sachen passen?", frage ich mit einer hochgezogenen Augenbraue, während ich die Sachen skeptisch entgegen nehme und beäuge. Wenigstens lassen sich darauf keine seltsame Aufdrucke finden.
"Das ist nicht meine Kleidung. Es passiert nicht selten, dass irgendwelche unerwarteten Besucher sich bei mir einnisten. Und da es sowohl flügel- als auch schwanzlose Dämonen gibt, konnte ich dir etwas zusammensuchen", erklärt er, ehe er mit einem selbstzufriedenen Grinsen hinzufügt: "Und damit wirst du Satan leichter überzeugen können, glaub mir."
"Wenn du meinst", antworte ich, auch wenn ich mir nicht sicher bin, was meine Kleidung damit zu tun haben sollte. Ich murmel ein halbherziges Danke, bevor ich mich ins Bad zurückziehe, um meine Klamotten abzulegen und zu duschen. Das Wasser ist angenehm warm und scheint nicht anders zu sein, als das auf der Erde, weshalb ich mich endlich entspannen kann. Vorsichtig lehne ich mich gegen die Fliesen und lasse das vertraute Nass meinen Körper hinablaufen, während ich einfach loslasse. Ich kann mich auch später noch mit den Problemen befassen - und vor allem umso besser, wenn ich erstmal einen klaren Kopf bekomme.
Zeit verliert auf einmal an Bedeutung - weshalb ich umso mehr zusammenschrecke, als plötzlich die Tür geöffnet wird und Darr eintritt. Paralysiert betrachte ich den Dämon, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen mustert, ehe ich knallrot anlaufe und die Hände schützend vor meine Intimregion halte. Meine Kinnlade klappt entsetzt herunter, obwohl kein Wort meine Lippen passiert.
"Du bist schon eine Ewigkeit hier drin", schnauft Darr und verschränkt die Arme vorm Brustkorb. "Wenn du noch länger das Wasser anlässt, ist das ganze warme Wasser bald aufgebraucht - und rate mal wer den Ärger kriegt! Ich natürlich. Würdest du mir also bitte den Gefallen tun und deinen Arsch aus der Dusche bewegen, statt mich so blöd anzugucken?"
Eigentlich habe ich erwartet, dass er wütend wird oder zumindest genervt klingt, doch seine Stimme passt überhaupt nicht zu seinen Worten. Ein rauer, animalischer Ton hat sich bei ihm eingeschlichen, während er mich mit seinen Augen beinahe zu verschlingen scheint, sodass ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter läuft.
Guck du mich lieber nicht so an, verstecke ich meine Unsicherheit vor mir selbst, während ich, noch immer mein geliebtes Stück schützend, aus der Dusche trete und mit einer Hand das Wasser ausschalte, ehe ich sie schnell wieder zurückziehe, um so viel wie möglich vor ihm zu verhüllen.
"Anziehen kann ich mich allein, du brauchst also nicht hierzubleiben", bemerke ich, um ihm klarzumachen, dass er gerade nicht erwünscht ist. Doch anstatt zu gehen, schließt Darr bloß die Tür hinter sich.
"Ich denke, ich passe lieber auf dich auf", sagt er mit dunklem, unterschwelligem Knurren, während er sich gegens Türblatt lehnt - mit einem Gesichtsausdruck, der mir ein seltsames Gefühl gibt. Es ist, als wäre ich das unschuldige Tier, das gerade dem blutrünstigen Jäger in die Falle getappt ist. "Abgesehen davon, muss ich ja sehen, ob dir die Sachen auch wirklich passen."
"Keine Panik, das wirst du auch sehen, wenn du im Zimmer wartest", feixe ich und hebe das schwarze Shirt auf, das er mir gegeben hat, um einen besseren Sichtschutz vor mich halten können. "Ich habe nämlich keinen Bock, mich hier von irgendeinem Dämon bespannern zu lassen!"
"Da solltest du dich dran gewöhnen, wenn du deine Schwester retten willst", bemerkt er beiläufig und grinsend, woraufhin ich ihn verdutzt angucke.
Wie bitte? "Oder glaubst du wirklich, dass er Interesse an einem Kleinkind hat? Deine Schwester kann er sich in zehn Jahren noch immer holen, dafür hat er genug Zeit."
"Hä? Was meinst du damit?", frage ich unsicher einen Schritt zurück tretend. Noch lieber würde ich allerdings wissen, warum er mir das erzählt - doch eins nach dem anderen. "Wenn du das so sagst, klingt das ja, als würde ich ihre Stelle einnehmen sollen", lache ich, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich wirklich darüber lachen sollte.
Während ich ihn dämlich angrinse, tritt Darr Stück für Stück näher, weshalb ich jeden seiner Schritte ebenfalls zurückweiche. Allerdings spüre ich bereits nach wenigen Sekunden eine eisige Wand in meinem Rücken, sodass er kurz darauf direkt vor mir steht. Nervös kralle ich mich in das Shirt, wobei ich mich bemühe, seinem Blick standzuhalten. Plötzlich stützt der Dämon eine Hand direkt neben meinem Gesicht ab, ehe er sich zu mir herunter beugt, um in meine Augen sehen zu können. Erneut spüre ich, wie Hitze meine Wangen ergreift.
"Und was wäre, wenn es wirklich so wäre?", raunt er gegen meine Lippen, durch die ich zischend Luft hole. Mein Herz schlägt immer schneller, während ich mich so fest wie möglich gegen die Fliesen drücke, obwohl ich die Distanz zwischen uns dadurch kaum vergrößern kann. "Oder ist es dir die Unschuld deiner Schwester nicht wert?"