danke

wenn du sie noch findest, kannste ja bescheid geben
aw, so langsam kommt das Ganze ins Rollen ^^
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Kapitel 3
Murrend drehe ich mich auf die Seite; weg von der Stimme, die verlangt, dass ich aufstehe, während ich unzufrieden vor mich hin murmel. Ich will einfach weiterschlafen, weshalb ich sofort wieder wegsacke, als man mich für einen bloßen Moment in Ruhe lässt. Dann wird wieder an mir gerüttelt; ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist.
"Kleiner, aufstehen!", befiehlt mir eine unfreundliche Stimme, die mir nur vage bekannt vorkommt.
Wieso klingt Mama so männlich?, frage ich mich unsinnigerweise, ehe ich mich ruckartig aufsetze und den Dämon anstarre, der genervt zurücksieht. "Verdammt, wieso müsst ihr Menschen bloß so viel schlafen?"
"Keine Ahnung", antworte ich schnippisch auf sein Knurren und kletter vom Bett herunter, um neben ihm zu stehen. Etwas verärgert stelle ich fest, dass ich zu ihm hochsehen muss, obwohl ich knapp 1,80m groß bin.
Er ist mindestens einen Kopf größer als ich , stelle ich mit wachsendem Missfallen fest und verschränke dir Arme vor der Brust. "Wenn du mich schon weckst, bring mich wenigstens zu meiner Schwester!"
Er zieht skeptisch die Augenbrauen hoch, ist sich wahrscheinlich nicht sicher, ob das gerade ernst gemeint war. Natürlich bin ich nicht in der Position, irgendwelche Forderungen zu stellen, seien sie noch so einfach zu erfüllen. Im Moment befinde ich mich in der Gefangenschaft übernatürlicher Wesen, deren Existenz ich mir niemals hätte vorstellen können - und erstaunlicherweise ist meine Angst komplett verschwunden.
Klar, ist ja auch unrealistisch, dass das hier überhaupt passiert, lache ich innerlich über mich und die Situation. Obwohl es mir sogar mehr als realistisch erscheint - vor allem, wenn ich an die Schmerzen zurückdenke -, versuche ich mir weiß zu machen, es sei bloß ein blöder Traum.
Oder "Verstecke Kamera"?
"Wann du deine Schwester siehst, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht früher als du denkst, vielleicht auch erst in ein paar Tagen. Das kommt ganz darauf an, ob seine Boshaftigkeit dazu aufgelegt ist oder nicht", erklärt Darr schulterzuckend und läuft aus dem Raum hinaus, während er mir einen Wink gibt, ihm zu folgen. Das ungute Gefühl beschleicht mich, dass aus jeder Ecke plötzlich eine Falle schießen und mich töten könnte; daher gebe ich mir Mühe, genau auf die Stellen zu treten, auf die auch Darr getreten ist.
"Sein Boshaftigkeit?", frage ich interessiert nach. "Also ist das dann Satan?"
"Naja", erwidert er langezogen und kratzt sich seinen Stoppelbart.
Aha, auch Dämonen haben einen Bart!, stelle ich fasziniert fest, obwohl es nun nichts Besonderes mehr sein sollte. Schließlich sieht Darr in vielerlei Hinsicht menschlich aus. "Ich denke, ihr auf der Erde würdet ihn so bezeichnen. Allerdings hat es nichts wirklich mit einander zu tun. Eure Ideologie von Gut und Böse funktioniert hier nicht so ganz; eure Engel und Dämonen werden hier nicht einmal so genannt."
"Huh? Wie sollte es denn sonst sein?", hake ich leicht verwirrt nach und laufe etwas schneller, um neben ihm gehen und ihm ins Gesicht schauen zu können. Es ist irgendwie seltsam, mit jemandem wie ihn zu sehen, aber erstaunlicherweise hält das flaue Gefühl in meinem Magen sich in Grenzen. Es ist so unwirklich, was gestern passiert ist, und noch viel unwirklicher, was in diesem Moment abgeht.
"Bist du engstirnig", stöhnt er, während er fassungslos den Kopf schüttelt. "Glaubst du nicht, auf der Erde hätte man Lia für einen Engel gehalten, obwohl sie nichts dergleichen ist?", versucht er es mit einem Beispiel, woraufhin ich ihn nur fragend angucke. "Lia. Die, die dich gestern verarztet hat - oder hast du das schon wieder vergessen?"
"Nein, nein", antworte ich hastig und schüttel energisch den Kopf. "Aber was ist sie dann?"
"Sie gehört zu den Fahir, einem Vogelklan aus den nördlichen Schneeländern, der letztendlich zu einer Unterart von all denen gehört, die ihr als Dämonen betrachtet. Stell es dir vor, als wäre
Dämon nichts anderes als bei euch
Paarhufer, worunter es noch viele einzelne Gruppen gibt, die sich teilweise komplett unterscheiden", erzählt er, ehe er einmal tief Luft holt.
"Und was sind dann Engel?", kann ich mich nicht zurückhalten, obwohl ich mitbekomme, dass er langsam sehr genervt ist. Allerdings wächst meine Neugierde mit jedem Wort, das seine Lippen verlässt.
"Engel", seufzt Darr, "wären anhand unseres Beispiels gesehen Unpaarhufer."
"Unpaarhufer?", frage ich verwirrt nach.
"Man, kennst du dich in deiner eigenen Welt nicht aus oder was?", bemerkt er etwas verärgert. "Unpaarhufer und Paarhufer sind beides Untergruppen der Säugetiere. Es gibt noch viel mehr, aber ich habe mir gerade mal diese beiden ausgesucht, weil ihr Menschen sie oft verwechselt und sie sich recht ähnlich sind.
"Wie Engel und Dämonen?", versuche ich etwas Intelligentes zu sagen und merke aufgrund seines zustimmenden Nickens, dass es auch wirklich intelligent - oder zumindest nicht ganz so dumm - war. "Und worin unterscheiden sich Engel und Dämonen?"
"Engel haben ausnahmslos Flügel, während bei uns Dämonen nur die wenigstens fliegen können. Desweiteren funktioniert ihr Körper komplett anders als unser; das ist mit dem Körper eines Dämons und dem eines Menschens zu vergleichen. Erinner dich mal an die Medizin, die du gestern bekommen hast - deine Wunden sind komplett verheilt, oder?"
Etwas überrascht begutachte ich meine Arme, hebe sogar mein Shirt hoch, um darunter sehen zu können. Tatsächlich sind alle Kratzer verschwunden, weshalb ich ein anerkennendes "Wow!" nicht unterdrücken kann.
"Diese Salbe", fährt Darr fort, "wirkt nur bei Menschen so gut. Bei Dämonen geschieht der Heilprozess wesentlich langsamer, während auch nur eine geringe Dosierung dieser Substanz für Engel sofort tödlich enden würde."
Okay, nehmen wir an, das hier ist kein Traum - normalerweise sind meine Träume nämlich nicht so detailreich -, dann hat dieser Kerl entweder total einen an der Waffel oder..., führe ich meinen Gedankengang nicht weiter fort, weil plötzlich etwas geradezu an meinem Arm reißt. Zischend fahre ich herum und bemerke, dass Darr stehen geblieben ist. Ich sehe nach vorn, wo ich ein gigantisches, schwarzes Tor erblicke, in dessen Oberfläche ein karger Baum eingraviert ist. Davor stehen zwei Wachen in silberner Rüstung, die jeweils eine Zwei-Hand-Bardiche mit eindrucksvoll glänzenden Klingen tragen. Sie beobachten uns durch das Visier ihrer gehörnten Helme, tauschen ein paar Blicke aus, ehe sie uns - oder besser gesagt Darr, auffordernd zunicken.
"Komm mit, und bleib dicht hinter mir", befiehlt Darr in ernstem Ton und lässt mich wundern, ob meine Existenz ihn vielleicht doch mehr kümmert, als ich bisher dachte. Eine absurde Schlussfolgerung, doch lässt sein Verhalten nichts anderes zu. "Denk bloß nicht, ich habe mich in dich verknallt oder so. Ich studiere seit Jahren das Verhalten von Menschen und du bist ein sehr interessantes Versuchsobjekt."
Er kann doch meine Gedanken lesen, wetten?, grummel ich zu mir selbst, während ich ihm folge. Nervös spiele ich mit den Fingern, wodurch meine Hände bloß schwitzig werden, und lecke mir die Lippen. Ich werde nun Satan treffen, den Obersten der Hölle und den Bösesten aller Dämonen - und ich kann nicht leugnen, dass mir das Atmen auf einmal schwerer fällt. Die großen Flügel öffnen sich lautlos, obwohl das nicht hätte möglich sein sollen.
Okay, mit "hätte möglich sein sollen" komme ich hier nun wirklich nicht weiter, stelle ich resigniert seufzend fest. Wir treten in einen Saal ein, dessen Seiten jeweils von einem langen, hölzernen Tisch geziert sind. Dahinter sitzen etliche Dämon, die uns anstarren, wobei ich das Gefühl habe, dass ihre Blicke eher auf mir liegen. Am Ende des Saals befindet sich ein Thron; und dort thront ein Dämon. Ich sage nicht sitzt, denn er sitzt nicht - er thront.