Bourrin
Vorwort:
Es fiel der Menschheit noch nie leicht, zwischen Gut und Schlecht zu unterscheiden. Es sei dahingestellt, ob es Gut und Schlecht überhaupt gibt - ich möchte wetten, dass niemand die Grenze zwischen den beiden zufriedenstellend darlegen kann. Damit der fehlerhafte Mensch nun nicht ganz in den Wirren seiner primitiven Gedanken verlorengeht, stattete uns die Natur mit einem Sensor aus, der uns helfen soll, Gut und Böse wenigstens halbwegs abzugrenzen. Man nennt ihn "Gewissen." Aber wie bereits gesagt: Der Mensch ist fehlerhaft, und dies ist auch seine Wahrnehmung. Gefühle lösen komplizierte Reaktionen im Körper aus, deren Folge ganz einfache Gedanken sind wie: Ich bringe ihn um. Ein klar formulierter Satz, dessen Absicht jedoch durchschaubarer als sein Ausgang ist. Ob der Gedanke am Schluss in die Tat umgesetzt wird, und wie die Tat später verarbeitet wird - das entscheidet widerum unser "Gewissen".
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Graue Nebelschleier lagen auf den Wiesen und hielten Baumstämme in feuchter Umarmung. Zwischen den Wolken tauchte die Sonne auf, brannte sich wie eine glühende Kupfermünze ihren Weg über die Gebirgskette. Die Vögel, die bereits seit 5 Uhr früh zu Gange waren, verdoppelten ihre Anstrengung noch einmal und ein wahrhafter Schwall an Tierstimmen schallte durch das Tal und den vereinzelten Bauernhöfen hindurch.
Sie schlug die Augen auf.
Kälte umwob zusammen mit dem zarten Morgenlicht ihren nackten Körper, sein Herzschlag pochte an ihrem Ohr. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Noch war sie sich nicht bewusst, wo sie war oder wer an ihrer Seite lag. Sie lauschte einfach weiter dem beruhigendem Geräusch menschlichen Lebens, ließ zu, dass sein warmer Atem ihre Haut streichelte. Dann regte er sich. Mit einem lauten Gähnen zerstörte er die Magie des Augenblicks, schlang seine Arme um sie und presste sie an sich. "Guten Morgen." Ein verschmitztes Lächeln. Daniel! Sie starrte ihn an. Sein Lächeln verschwand, er runzelte die Stirn. "Ist alles in Ordnung?" Daniel. Jetzt verzogen sich ihre Mundwinkel ebenfalls nach oben, und sie nickte leicht. Er musterte sie noch einen kleinen Augenblick, dann schloss er sie wieder fest in seine Arme und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Auf die Wangen. Auf den Mund. Seine Hände streichelten über die Konturen ihres Körpers, als würde er sie zum erstenmal richtig wahrnehmen. Sie spürte sein Verlangen, und ihre Pupillen weiteten sich, nahmen jede Einzelheit in übertriebener Schärfe wahr. Das Spiel seiner Muskeln, als er sich auf sie schob, der Ausdruck in seinem Gesicht, das Zucken seiner geschlossenen Lider. Die feinen Äderchen darauf. Das pochende Blut darin...ein lautes Aufseufzen, dann verschwand sein Gewicht wieder von ihrem Körper. Sein Gesicht schwebte noch immer wie ein Lichtpunkt vor ihren Augen. "Daniel." Sie drehte den Kopf und beobachtete ihn. Er lag stumm neben ihr, das Geschehen kam ihr bereits vor wie ein Traum. Eine weitere, kurze Episode in ihrem Leben, der nicht soviel Zeit gewidmet wurde, dass man sie in aller Ruhe verarbeiten und in sich aufnehmen konnte. Sie schlief wieder ein.
Es fiel der Menschheit noch nie leicht, zwischen Gut und Schlecht zu unterscheiden. Es sei dahingestellt, ob es Gut und Schlecht überhaupt gibt - ich möchte wetten, dass niemand die Grenze zwischen den beiden zufriedenstellend darlegen kann. Damit der fehlerhafte Mensch nun nicht ganz in den Wirren seiner primitiven Gedanken verlorengeht, stattete uns die Natur mit einem Sensor aus, der uns helfen soll, Gut und Böse wenigstens halbwegs abzugrenzen. Man nennt ihn "Gewissen." Aber wie bereits gesagt: Der Mensch ist fehlerhaft, und dies ist auch seine Wahrnehmung. Gefühle lösen komplizierte Reaktionen im Körper aus, deren Folge ganz einfache Gedanken sind wie: Ich bringe ihn um. Ein klar formulierter Satz, dessen Absicht jedoch durchschaubarer als sein Ausgang ist. Ob der Gedanke am Schluss in die Tat umgesetzt wird, und wie die Tat später verarbeitet wird - das entscheidet widerum unser "Gewissen".
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Graue Nebelschleier lagen auf den Wiesen und hielten Baumstämme in feuchter Umarmung. Zwischen den Wolken tauchte die Sonne auf, brannte sich wie eine glühende Kupfermünze ihren Weg über die Gebirgskette. Die Vögel, die bereits seit 5 Uhr früh zu Gange waren, verdoppelten ihre Anstrengung noch einmal und ein wahrhafter Schwall an Tierstimmen schallte durch das Tal und den vereinzelten Bauernhöfen hindurch.
Sie schlug die Augen auf.
Kälte umwob zusammen mit dem zarten Morgenlicht ihren nackten Körper, sein Herzschlag pochte an ihrem Ohr. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Noch war sie sich nicht bewusst, wo sie war oder wer an ihrer Seite lag. Sie lauschte einfach weiter dem beruhigendem Geräusch menschlichen Lebens, ließ zu, dass sein warmer Atem ihre Haut streichelte. Dann regte er sich. Mit einem lauten Gähnen zerstörte er die Magie des Augenblicks, schlang seine Arme um sie und presste sie an sich. "Guten Morgen." Ein verschmitztes Lächeln. Daniel! Sie starrte ihn an. Sein Lächeln verschwand, er runzelte die Stirn. "Ist alles in Ordnung?" Daniel. Jetzt verzogen sich ihre Mundwinkel ebenfalls nach oben, und sie nickte leicht. Er musterte sie noch einen kleinen Augenblick, dann schloss er sie wieder fest in seine Arme und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Auf die Wangen. Auf den Mund. Seine Hände streichelten über die Konturen ihres Körpers, als würde er sie zum erstenmal richtig wahrnehmen. Sie spürte sein Verlangen, und ihre Pupillen weiteten sich, nahmen jede Einzelheit in übertriebener Schärfe wahr. Das Spiel seiner Muskeln, als er sich auf sie schob, der Ausdruck in seinem Gesicht, das Zucken seiner geschlossenen Lider. Die feinen Äderchen darauf. Das pochende Blut darin...ein lautes Aufseufzen, dann verschwand sein Gewicht wieder von ihrem Körper. Sein Gesicht schwebte noch immer wie ein Lichtpunkt vor ihren Augen. "Daniel." Sie drehte den Kopf und beobachtete ihn. Er lag stumm neben ihr, das Geschehen kam ihr bereits vor wie ein Traum. Eine weitere, kurze Episode in ihrem Leben, der nicht soviel Zeit gewidmet wurde, dass man sie in aller Ruhe verarbeiten und in sich aufnehmen konnte. Sie schlief wieder ein.