Hab nochmal einen neuen etwas längren Teil geschreiben und hoffe, dass er nicht so langweilig ist wei ich die andern finde
Würde mich über Kritik und Rückmeldungen freuen
Meister der Worte waren meine „Befreier“ jedenfalls nicht, denn ohne irgendetwas zu sagen, stießen sie mich durch die Dunkelheit. Mehrmals passierte es, dass ich über lose Steine stolperte, die sich mir absichtlich in den Weg warfen und nur knapp das Gleichgewicht halten konnte. Auch gaben sie ein Tempo vor, dass ich mit meinen steifen Gelenken kaum einhalten konnte. Schon nach wenigen Minuten, die mir wie Stunden vor kamen, ging mein Atem schneller und meine Beine fingen an zu schmerzen. Als ich es dann in einiger Entfernung schwach leuchten sah dachte ich zuerst, meine Augen würden mir einen Streich spielen, doch das Leuchten wurde immer intensiver, umso näher wir diesem kamen. Meine Augen, die sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten brannten ein wenig, doch das Licht kam von einem schmalen Vorsprung, zu dem eine steile Treppe hinaufführte. Vorsichtig wandte ich mich zu meinen Begleitern um, doch ich konnte nur zwei in große schwarze Kutten gekleidete Gestalten sehen, die sich die Kapuze so weit über den Kopf gezogen hatten, dass man nichts erkennen konnte.
Einer der Beiden bemerkte meinen Blick und stieß mir in den Rücken, da wir inzwischen an der Treppe angelangt waren. Langsam stolperte ich die ausgetretenen Stufen hinauf, immer in Richtung des Lichts. Hinter dem Sims ging es wieder in einen Gang, der an einer großen Eisen beschlagenen Flügeltür endete. Beeindruckt starrte ich die Tür, die mit seltsamen Zeichen und Mustern versehen war, an und wollte schon eines der Muster mit meiner Hand berühren, da vernahm ich hinter mir ein drohendes Knurren, das nichts menschliches an sich hatte und ließ meine Hand ganz schnell wieder sinken.
Schneller als ich irgendwie reagieren konnte wurde mir ein Tuch um die Augen gebunden und dann hörte ich, wie sich die Türflügel knarrend auseinander bewegten. Zu gerne hätte ich gesehen, wo ich mich nun befand, doch ich wurde wie eine Puppe zu einer nächsten Gestalt weitergegeben, die mich übernahm und weiterführte. Immer wieder wurde meine Augenbinde überprüft, immer wieder wurde ich weitergegeben und weitergeführt. Es wurde mal wärmer, mal kälter, doch sonst konnte ich nichts spüren. Weder roch ich irgendetwas, noch konnte ich irgendetwas hören, nicht mal meine eigenen Schritte.
Ich fühlte mich schutzlos ausgeliefert und wütend, was hatte ich verbrochen hier so behandelt zu werden? Ich unternahm einen halbherzigen Versuch mich zu wehren, der jedoch im Keim erstickt wurde, da ich mir so nur einen kräftigen Schlag einhandelte. Was wohl meine Familie dachte, falls ich überhaupt eine hatte. Der Wunsch sich an irgendetwas festhalten zu können, an irgendeinen Namen zu erinnern, der mir Kraft gab das hier durchzustehen wurde stärker, erfüllte sich jedoch nicht.
Inzwischen hatte ich aufgehört zu zählen, wie oft ich schon weitergegeben worden war und ließ mich nur noch führen.
Doch meine kleine Wanderung war urplötzlich zu ende. Mein Betreuer gab mir mit ein wenig Druck auf meine Brust zu verstehen, dass ich stehen bleiben sollte. Inzwischen konnte ich ihre stummen Befehle sogar verstehen, ohne dass sie gewalttätig werden mussten.
Wie als hätte man mein Gehirn wieder eingeschaltet kehrten mit dem abnehmen der Binde all meine Sinne wieder zu mir zurück. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich wieder hörte, roch, den Gallengeschmack auf meiner Zunge spürte und ich musste meine Augen zuerst wieder zukneifen, denn das helle Sonnenlicht, das durch den hohen Saal flutete stach entsetzlich. Während sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnten, drehte ich mich ein wenig um zu sehen, ob mein Betreuer noch bei mir war, doch ich war allein. Meine Beine schmerzten von all dem herum gerenne und zu allem Überfluss ließ mein Magen ein lautes unzufriedenes Knurren hören, dass von einem starken Hunger und Durstgefühl begleitet wurde.
„Hat da jemand Hunger?“, vernahm ich da hinter mir eine sanfte, helle Stimme. Überrascht drehte ich mich um und stand einer großen, schwarzen und eindeutig weiblichen Gestalt gegenüber. Auf einen Wink von ihr trat eine kleine stämmige Gestalt, die ein großes Tablett, auf dem einige Früchte, ein wenig Brot und eine Glaskaraffe mit Wasser standen, vor sich her trug, ein. Argwöhnisch und misstrauisch betrachtete mich dieser Winzling, bevor er das Tablett vor mir abstellte und dann schnell wieder verschwand.
„Greif zu!“
Ich zögerte, doch mein Hunger war stärker als die Vorsicht. Langsam nahm ich mir einen roten Apfel, betrachtete ihn kurz und biss dann hinein. Ein wenig Fruchtsaft lief mir das Kinn herunter, doch der Apfel schmeckte so gut, dass ich alle Vorsicht fahren ließ und mich über den Rest des Tabletts hermachte.
`Mit vollem Magen und leckerem essen zu sterben ist ja gar nicht mal so schlecht´, dachte ich sarkastisch bei mir, wofür ich einen seltsamen Blick von meiner Aufpasserin erhielt. Ich hob eine Augenbraue und setze den Krug dann an meine Lippen um mit kräftigen Schlücken die Flüssigkeit meinen ausgetrockneten Hals hinunterrannen zu lassen. Ich setzte nicht einmal los um Luft zu holen, sondern schüttete alles in mich hinein, in der Hoffnung, sollte das Wasser vergiftet sein an der Überdosis schnell zu sterben. Dass sie mich am leben lassen wollten bezweifelte ich, doch dem Verurteilten erst noch was zu essen zu geben und im Kerker einzusperren, anstatt ihn einfach so schnell zu töten kam mir schon seltsam vor.
„Tat gut, was?“
Ich antwortete nicht, wendete mich aber zu der Rednerin um. Diese musterte mich aus ihren, wie ich zu erstaunt feststellte, schwarzen Augen und sah mich halb erwartungsvoll, halb spöttisch an.
„Wie lange hab ich noch?“, fragte ich sie gerade heraus und sah ihr fest in die Augen.
„ Dein ganzes Leben und vielleicht noch mehr“, antwortete sie mir, wohl wissend, dass ihre Antwort mich kein Stückchen weiterbringen würde.
Es herrschte Schweigen, während ich meinen Blick von ihr abwandte und mich neugierig in dem Saal umsah, in dem ich mich gerade befand. Riesige Säulen stützten die Decke, die sich wie ein Himmel über mir erstreckte. Bedächtig schritt ich zu der Säule, die mir am nächsten war, fühlte mit meinen Fingern über die glatte Oberfläche und ließ mich dann langsam an der Säule auf den Boden hinunter gleiten.
„Ich muss mit dir reden“, eröffnete die Betreuerin ein Gespräch, auf das ich lieber nicht eingegangen wäre, da ich ein ungutes Gefühl dabei hatte.
„Na dann nur raus mit der Sprache, meine Gute!“, gab ich mich gelassen und versuchte meine Unsicherheit zu überspielen.
„Nenn mich einfach Aileen. Aber ich will nicht um den heißen Brei herum reden. Du bist du hier, weil wir dich gerne aufnehmen würden.“
Aileen machte eine Stilvolle Pause um mir etwas Zeit zum atmen zu geben. „Allerdings musst du das auch wollen. Denn mit dir würden einige Veränderungen geschehen. Was dein Aussehen betrifft jedenfalls.“
Wieder spürte ich ihren Blick auf meinem Körper, der wie ich etwas feststellte in sehr luxuriöser Kleidung steckte. Ich trug eine ziemlich zerschlissene Hose und ein ebenso zerschlissenes Hemd, welches keine Ärmel hatte. Ich schluckte, da ich mir neben Aileen plötzlich wie ein armer Bettler vor kam, denn sie trug eine prächtige Rüstung aus glattem und poliertem Stahl. An ihrer Seite baumelte ein prächtiges Breitschwert, in dessen Knauf ein violetter Stein eingesetzt war. Ihre ebenfalls schwarzen Haare trug sie offen, sodass diese sich wie schwarzes Gold über ihre starken Schultern ergossen.
„Das klingt ja schon mal sehr informativ“, bemerkte ich augenrollend und durchsuchte mein Gedächtnis mal wieder nach irgendeinem Erinnerungsfetzen.
„Du kannst dich an nichts erinnern, da wir dich vor deinen Erinnerungen schützen wollen“, sagte sie leise und wandte zum ersten mal den Blick ab. „ Du würdest daran zugrunde gehen. Das was dein Volk mit dir gemacht hat war etwas, was nie hätte geschehen dürfen, sie haben dich eiskalt ausgenutzt und schutzlos dem Feind überlassen. Wären wir nicht gekommen und hätten dich gerettet …“, sie ließ den Satz unvollständig und trat einige Schritte zurück. „Geh zum Spiegel und sag mir was du erkennen kannst.“, das war unmissverständlich ein Befehl. Ich hatte keine Lust wieder geschlagen zu werden und vor allem nicht von einer Frau, also tat ich, wie Aileen mir befohlen hatte.
Als ich mich dann jedoch im Spiegel sah, erschrak ich. Quer über meine rechte Wange verlief eine Wunde, die allerdings schon dabei war wieder zu verheilen. Lauter kleinere Wunden zierten meinen Gesamten Oberkörper, der im Vergleich zu dem von Aileen so schmächtig wirkte, wie der von einem halbwüchsigen Knaben. Meine dunkelblauen, mandelförmigen Augen wurden von tiefen Schatten umringt, die von einer Vergangenheit erzählten, von der ich vielleicht wirklich nichts wissen wollte.
„Was siehst du?“, fragte mich Aileen in einem seltsamen Tonfall, den ich nicht zuordnen konnte.
„Mich“, antwortete ich knapp.
„Falsch. Du siehst das was von einem ehemaligen stolzen Elfen noch übrig geblieben ist.“ Sie wandte den Kopf ab und ich fragte mich, ob meine Vergangenheit sie wirklich so mitnahm oder ob sie mir das nur vortäuschte, jedenfalls konnte ich ihr Verhalten einfach nicht deuten.
„Du warst mal jemand, doch dann wurdest du verraten, von den Leuten, für die du dein Leben gegeben hättest ...“ Sie schloss kurz die Augen und verstummte dann.
„Wieso habt ihr mich dann in euren Kerker werfen lassen, wieso habt ihr mich überhaupt hierher geholt?“
Kurz schien sie mit sich zu ringen, ja sie wusste die Antwort, doch ob sie mir diese mitteilen würde war da eine ganz andere Sache.
„Ich bin nicht dazu imstande dir antworten zu geben, ob du jemals Antworten bekommen wirst weiß nur der Meister. Wenn du dich allerdings dazu entscheidest unser Angebot auszuschlagen, dann werden wir das akzeptieren. Wir werden dich wieder dahin zurückbringen, wo wir dich gerettet haben. Doch du wirst nichts haben, nichts außer den Kleidern die du am Leib trägst, denn dir wurde alles genommen. Es liegt ganz bei dir.“
Mein Mund fühlte sich trocken an, als ich Aileen mit etwas heiserer Stimme fragte: „Was muss ich den tun um euch beizutreten? Inwiefern werde ich mich verändern?“
Aileen seufzte erleichtert, dass ich zumindest darüber nachdachte anzunehmen. Vielleicht stand meine Entscheidung auch schon fest, ich wusste es nicht genau.
„ Nicht viel. Du musst einen Schwur sprechen, der dich für immer mit uns verbindet und dann musst du dich von deinem Körper verabschieden, denn er wird die größten Veränderungen annehmen.“
„Inwiefern?“
„Ich weiß es nicht, das weiß niemand. Vor allem nicht bei dir.“
Ich hob fragend eine Augenbraue, während sie nach den passenden Worten suchte.
„Du bist der erste Elf den wir gefragt haben, du bist der erste elf der diese Festung je betreten hat. Von daher ...“
„Das heißt ich bin eurer Versuchskaninchen“, unterbrach ich sie und fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht. „Und ich würde mich damit gegen mein eigenes Volk stellen, habe ich Recht?“, fügte ich dann noch leiser hinzu. Aileen sah mir fest in die Augen und antwortete mir mit der Antwort, mit der ich zu einhundert Prozent gerechnet hatte, beide meine Fragen: „Ja.“
Ich ließ meinen Blick abermals durch den Raum schweifen und grübelte darüber nach, wie meine Zukunft wohl aussehen würde, wenn ich das Angebot aus schlug. „Überlege es dir gut, wir können dich nicht zwingen.“
Von der ganzen Grübelei bekam ich Kopfschmerzen. „ Wie lange habe ich Zeit mich zu entscheiden? Was werdet ihr mit mir machen?“
„Den Tag noch , ein paar Stunden. Du wirst unser Kind sein, so wie die andern auch, wir werden uns um dich kümmern, du wirst eine vernünftige Ausbildung bekommen, wir werden dich darauf vorbereiten, dass du eines Tages deine alten Bekannten wiedersehen wirst. Nur dass du dann auf unserer Seite stehen wirst.“
„Ich werde also gegen mein Volk kämpfen müssen, wenn ich mich für euch entscheide?“
Bilder blitzten in meinem Innern auf, bildschöne Gesichter mit Blut besudelt, ich ihr Vernichter.
Mitten in meinem Alptraum wurde ich dann allerdings gestört, da der kleine Knirps, der mir auch schon mein Essen gebracht hatte, in den Saal kam. Sein Blick war immer noch misstrauisch und das Glas was er in einer Hand hielt, streckte er nur so weit weg, wie es ihm nur möglich war. Trotz seiner Missgunst mir gegenüber, die ich darauf zu schrieb, dass ich ein Elf war, zischte mir der kleine Kerl noch etwas ins Ohr : „Tu es nicht!“
Dann verschwand er so schnell wie er gekommen war, nur das Glas, das vor mir Stand, zeugte davon, dass er da gewesen war.
„ Der Meister gibt dir noch den Rest des Tages Zeit dich zu entscheiden. Solltest du unser Angebot nicht annehmen wollen, dann trinke nichts aus diesem Glas, bis die Flüssigkeit wieder vollkommen durchsichtig ist. Sollte das geschehen sein, dann werden wir dich zurückbringen. Ich lasse dich jetzt allein, nur bedenke, dass sich dein Leben komplett verändern wird, egal für was du dich entscheidest.“, mit diesen Worten rauschte sie aus dem Raum.
Ich ging ein klein wenig näher an das Glas und spürte plötzlich in meiner Brust ein unangenehmes Ziehen, welches immer stärker wurde. Das `Tu es nicht´ des Zwerges spukte in meinem Kopf herum und alles in mir sträubte sich dagegen auch nur noch einen halben Millimeter näher an das Glas zu gehen. Doch da bemerkte ich eine seltsame Veränderung der Flüssigkeit. Diese trübte sich so stark, dass die Flüssigkeit einem matt grau erschien. Wieder erschienen Bilder vor mit, wie ich einem Elfen mit langem Blondem Haar mein Schwert in die Brust schlug. Seltsamerweise umspielte bei dieser Vorstellung ein zynisches Lächeln meine Lippen. Erschrocken fuhr ich hoch und sah mich um. Doch ich war allein, keiner war hier, der mich irgendwie hätte beeinflussen können. Als mich das nächste Bild einholte, wurde mir übel, eine zierliche Elfin, die ihren kleinen Sohn an die Brust presste und mit Panik verzerrtem Gesicht zu mir herüber starrte.Abermals unterbrach ich mich, lehnte mich gegen die Säule neben mir und fühlte mich verlassen, wieso musste gerade ich hier sein?
„Nimm es doch einfach als Geschenk“, hörte ich da plötzlich jemanden neben mir sagen und ich fuhr entsetzt herum. Doch neben mir war niemand. „Ich bin hier um dir ein Angebot zu machen. Du willst nicht töten, das kann ich gut verstehen, mir ging es Anfangs auch so. Doch weißt du was? Dich wird auch niemand zwingen zu töten. Du kannst deine gesamte Ausbildung vollenden, ohne jemals einem Tier oder andern Lebenswesen weh getan zu haben. Und du hast nach deiner Ausbildung die Wahl, ob du wieder zurückgehen willst oder ob du bei uns bleiben möchtest.“
„Meinst du das ernst?“
„Ja, ich meine es genau so wie ich es sage. Ich würde mich freuen dich meinen Sohn nennen zu dürfen. Doch das ist deine Entscheidung, ich lasse dich jetzt wieder allein.“
Ein Schauder lief mir den Rücken herab, als ich mich wieder dem Glas zu wandte. ...