+hust+
Hay,
hab mich mal wieder an die Arbeit gesetzt...habe das erste Kapitel jetzt nochmal editiert (bei mir in word) und werde den ersten Teil vom ersten Kapitel jetzt nochmal reinstellen. Könnt ja vergleichen. Dann hab ich noch so weitergeschrieben. es gibt also wieder Lesestoff. Kann aber nicht versprechen, dass es dann immer so weitergeht
Die Zimmertür öffnete sich und ein schmales Gesicht lugte in Theas Reich. Es war ihr Vater. Mit seiner rauen Stimme dröhnte er dem Mädchen zu: „Dorothe! Komm schon, das Essen wird kalt. Wir haben gute Neuigkeiten für dich!“ Damit ließ er seine Tochter allein. Diese seufzte und erhob sich aus ihrem nieder gewälztem Sessel. Was kann mich denn jetzt noch aufheitern!? Ich war gerade am Grab meiner Schwester, aber das stört hier wohl niemanden. Thea war die Einzige, die noch nicht ganz über den Verlust des jüngsten Familienmitgliedes hinweg gekommen war und das fand sie auch gut so. Denn immer wieder fragte sie sich, wie es wohl wäre, alle Toten zu vergessen.
Das Mädchen betrat die Küche und ihre Eltern saßen mit einem strahlenden Lächeln am Tisch. Ihr schien es seltsam, denn sie hatten selten so fröhlich geschaut, seit dem Vorfall. Sie setzte sich und durchbohrte ihre Eltern mit einem fragenden Blick. Da fing auch schon ihre Mutter zu erzählen an: „Weißt du, wir haben uns überlegt, eine Zeit von hier fort zu gehen, da dieser Verlust uns ja immer noch schwer belastet.“ Thea öffnete den Mund, doch sie schloss ihn gleich wieder, um gespannt weiter zu lauschen. „Du wirst wohl dein Englisch etwas aufpeppeln müssen! Wir werden für ein paar Wochen nach Cornwall ziehen. Dort am Meer liegt ein wunderschönes Ferienhaus und ich habe gehört, es soll auch ganz in der Nähe ein Reitgestüt geben. Also...!?“ Thea blieb misstrauisch: „Das ist ja klasse, aber die Sache hat natürlich einen Haken.“ Zu ihrem Erstaunen stimmte ihr Vater zu: „ Ja, das stimmt. Es ist nicht allein wegen Catha, sondern auch wegen mir, oder anders ausgedrückt, wegen meinem Job. Mein Chef bot mir eine Beförderung an, doch dazu, meinte er, müsse ich erst eine Art Vorstellungsgespräch in Cornwall führen, um dann hier in Deutschland eventuell den neuen Job entgegen nehmen zu können. Aber bei der Sache haben wir ja natürlich auch an dich gedacht und deswegen das Haus am Meer gebucht.“ Nun war Thea baff. Wie konnten ihre Eltern nur glauben, ihr würde es besser gehen, wenn sie von zu Hause fortging? Weg, von ihren Freunden, die vielleicht die einzigen waren, die sie jetzt noch trösten konnten. Die Wut in ihr wurde größer und nach ein paar Sekunden meinte sie in einem barschen Ton: „Also habt ihr eigentlich überhaupt nicht an Catha gedacht, sondern nur an deinen Job!?“ Ihr Vater war empört: „Freust du dich denn gar nicht? Wir dachten, dir gefällt Cornwall und in Englisch warst du ja auch immer bei den Besten.“ Thea schüttelte den Kopf und als sie bemerkte, wie ihre Augen nass wurden, schrie sie ihre Eltern wütend an: „Habt ihr denn überhaupt keine Gefühle mehr? Denkt ihr überhaupt nach? Eure Tochter wurde ermordet und als wäre nichts geschehen, sitzt ihr hier und tut so, als würdet ihr mir helfen wollen. Komm, wir ziehen mal schnell nach Cornwall. Ohne Freunde geht es dir da bestimmt super. Na klar, bestimmt. Ich werde nicht nach England gehen. Im Gegenteil zu euch vermisse ich Catha sehr und ich lasse ihre Sachen hier auf keinen Fall einfach so liegen. Ich werde nicht einfach aus Verzweiflung, weil ich nicht mehr weiter weiß meine Freunde und Heimat verlassen. Geht doch alleine, wenn ihr unbedingt wollt.“ Mit diesen Worten ließ sie ihre ratlosen Eltern in der Küche sitzen und rannte in ihr Zimmer. Wütend schloss sie die Tür hinter sich ab und setzte sich auf ihr Bett. Jetzt ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Wie oft hatte sie in den letzten Wochen so dasitzen müssen und sich mit dem traurigen Gedanken, ihre Schwester nun endgültig nie wieder zu sehn angefreundet? Sie hatte keine Lust mehr. Ihr schien es, als wäre es ihren Eltern gleich, ob ihre Schwester noch lebte oder nicht. Sie waren kaum noch zu Hause und wenn sie alle drei zusammen saßen, war das Klima oft so drückend, dass sich niemand traute etwas zu sagen. Oft war sie dann einfach aufgestanden, hatte ihren Teller weggeräumt und war wieder in ihr Zimmer verschwunden. Thea wurde immer einsamer. In der Schule unterhielt sie sich kaum noch mit ihren wenigen Freunden und auch sonst war sie immer schweigsamer geworden. Mit ihrem Ärmel wischte sie sich die letzten Tränen von den Augen und griff zu ihrem Telefon, das auf dem kleinen Kopfkissen lag. Langsam tippte sie eine Nummer ein und lauschte. „Hallo, Miriam Säner hier.“ „Hey du, ich muss dir was erzählen!“ Die Stimme, die vor wenigen Sekunden noch so freundlich geklungen hatte, wurde rasch zu einem ruhigen Flüstern. „Hey, was ist denn los? Hattest du wieder...!?“ „Nein, ja, doch schon. Meine Eltern wollen nach Cornwall ziehen. Nur für ein paar Wochen.“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang überrascht: „ Aber das ist doch super.“ „Findest du? Ich glaube ich halte es da nicht lange aus. So ohne Freunde und überhaupt...“ „Ach was. Glaub mir, der Urlaub wird dir gut tun. Ob du dich nun zu Hause von der Außenwelt abschottest, oder in Cornwall“, lachte Theas Freundin los, „war nur ein Scherz. Aber ich an deiner Stelle würde gehen. Du siehst endlich mal was anderes und dafür kannst du schonmal auf deine Freunde verzichten. Außerdem können wir ja telefonieren. Komm, lass dir diese Chance nicht entgehen. Ich verspreche dir, wir werden eine große Party feiern, wenn du wieder da bist!“ „Jaja, schon gut. Aber ich weiß nicht, vielleicht hast du ja doch Recht!?“ „Na hör mal, ich habe immer Recht! Rede auf jeden Fall noch einmal mit deinen Eltern, sie verstehen dich bestimmt. Sie können ja nicht erwarten, dass du in deiner Situation einfach über alles wegschauen kannst. Oh, ich muss Schluss machen. Lass es dir gut gehen! Tschüss.“ „Ich ruf dich an. Danke für alles, tschüss!“ Ja, so war sie, Miriam Säner. Immer zum Scherzen aufgelegt und doch schaffte sie es immer, Thea zu trösten. Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht des Mädchens breit. Seufzend blickte sich sich in ihrem Zimmer um. Vielleicht hatte ihre Freundin wirklich Recht. Es sind ja nur ein paar Wochen.