headless
Wieder was von mir, gerade eben angefangen.
Viele Charaktere und Lokalitäten in der Geschichte basieren auf der Realität; So lässt es sich für mich einfach besser (be)schreiben.
Ich habe nicht in Kapitel eingeteilt. Mal sehen, ob ich das noch tun werde.
Die Sternchen (*) stehen für einen Zeitsprung. Eine Handlung wird kommentarlos abgeschlossen, ohne Zwischenszene, die die nächste Szene einleitet.
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(W)er liebt mich?
"Maja?!"
Ich zuckte zusammen. Der Trageriemen meines Rucksacks rutschte mir die schmale Schulter hinab, die volle Schultasche konnte ich gerade so auffangen, bevor sie mir in die Pfützen fiel, die sich über die gepflasterte Straße zogen. Seufzend drehte ich mich um und wunderte mich gar nicht darüber, dass Nic bereits hinter mir stand und mich mit seinem freundlichsten Lächeln, jedoch etwas abgehetzt wirkend, begrüßte. "Bin die halbe ... Straße runtergerannt ... hast mich nicht gehört.", keuchte er und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, worauf der dunkelblonde Junge nicht reagierte.
Wir gingen schweigend nebeneinander her.
Nur der Nieselregen, der monoton auf die Gehwege prasselte, was bisweilen zu hören.
Warum um Himmels Willen war ich denn eben so weggetreten gewesen?
"Geht´s dir gut?", hakte Nic, ich schaute ihn etwas irritiert an und der 16jährige, der mich um mehrere Köpfe überragte, begann zu grinsen. "Nein. Erinnerst du dich nicht; wir haben jetzt Chemie." Ich grinste ebenfalls und schob das massive Tor zur Seite, das den Schulhof vom Park abgrenzte.
"Doch, doch. Ich erinnere mich." Ich grinste beschämt und knuffte Nic dann meinen Ellenbogen in die Seite, darum bemüht, meinen Rucksack nicht wieder zu verlieren.
Wir schlenderten durch das Foyer, grüßten ein paar Lehrer, die uns freundlich zu nickten, und Nic drehte vor den Spinden ab, um nochmal in die Mensa zu gehen, wo er sich jeden Morgen etwas zur Stärkung für die kommenden Unterrichtsstunden kaufte.
Lächelnd schaute ich ihm hinterher, ehe ich den Blick auf meinen Spind richtete. Hektisch kramte ich in der Tasche meines dunklen Rucksacks nach dem Schlüssel, den ich grundsätzlich dann nicht fand, wenn die Zeit knapp war. Schließlich hielt ich aber doch noch das raschelnde Bund in den Händen, schloss auf und stopfte meine Jacke in den, nach meiner Auffassung viel zu kleinen Spind. Mit einem gedämpften Scheppern warf ich die wacklige Türe ins Schloss und trabte durch den langen Keller zur Treppe, die mich wieder ins Foyer und schließlich zu meinem Klassenraum führte.
*
"Wie furchtbar ...", stöhnte Kris und ließ den Kopf auf die zerkratzte Schulbank sinken. Die blonden, etwa schulterlangen Haare des Mädchens waren heute Morgen zerstrubbelt und standen wirr vom Kopf ab. "Was hast du denn heut Morgen eingeschmissen?", witzelte ich, während ich mit einem lauten Knall meine Bücher auf selbigen Tisch fallen ließ.
Kris sah heute morgen wirklich nicht gut aus. Tiefe Ränder unter den Augen zeugten davon, dass die letzte Nacht wohl lang gewesen sein musste. "Zum ausschlafen hast du noch genau" - Ich schielte auf meine Armbanduhr - "zwei Minuten Zeit."
Sorgfältig rückte ich meine Sachen zurecht. Dann überschlug ich die Beine, um mich entspannt in die Stuhllehne sinken zu lassen.
"Wieder zu lange in der Milch ar gewesen?" Ich musterte Kristina vorwurfsvoll. Sie war meine beste Freundin seit wir uns kannten, also seit knapp 3 Jahren, und ich wusste mittlerweile, dass eine ihrer Vorlieben das nächtliche Rumtreiben war. Die Milchbar war eine ihrer bevorzugten Nachtlokale.
Kurz blickte ich noch in die hellblauen, glasig-trüben Augen meiner Freundin. Dann vergrub sie den Kopf in den verschränkten Armen. Ich holte Luft, wollte mit ihr Reden, doch sekundengleich schellte die Klingel.
Die Chemiestunde war - wie nicht anders zu erwarten - äußerst langweilig.
Den größten Teil meiner Zeit verbrachte ich damit, sinnlos in der Klasse herumzustarren, wo ich doch eigentlich Formeln und Gleichungen hätte aufstellen müssen. Doch für solch banale Dinge war mir meine Zeit wirklich zu schade.
Ab und zu schaute ich Sepp und Nic dabei zu, wie sie Robert mit Radiergummi und Papierschnipseln bewarfen. Oder Geli, die verzweifelt versuchte, ihr volles, krauses Haar mit einem winzigen Gummi zusammenzubinden.
"Bescheuert ...", schnaufte ich, verdrehte die Augen und wandte den Blick wieder zu Frau Schillings, die Robert zum einhundertmillionsten Mal erklärte, wie man eine chemische Gleichung aufstellte, während dieser übrigens immer noch Radiergummi und Papier in den Haaren hängen hatte.
Neben mir - ein schmerzverzerrtes Stöhnen. Kris war wohl mittlerweile aus ihrem (äußerst unauffälligen) Schlaf aufgewacht und blinzelte mich an, immer noch genauso müde und kaputt wie zu Anfang der Stunde.
"Man, nun sag doch. Was ist los? Was hast du´n letzte Nacht getrieben?"
"War in so´nem ... Dings hier ... dieses ... wie heißt es gleich?" Ich zog die Stirn in Falten. "Youth! Genau, Youth. Dieses evangelische Jugendhaus."
Das war jetzt tatsächlich verwirrend. Kristina und evangelisches Jugendhaus - das passte nicht.
"Welche zehn Pferde haben dich denn dahin gejagt?", fragte ich ungläubig und lehnte mich in meinem Holzstuhl zurück.
"Genau genommen war es ein Pferd. Und sein Name war David. Lange Geschichte -"
"Hab Zeit!"
*
Und so erzählte mir Kristina haarklein, wie sie von diesen David dazu überredet wurde, einen Schritt ins Youth zu setzen, und wie sie mit ihm dort die Nacht durch getanzt und gefeiert hat.
Klasse. Wenigstens eine hatte ihren Spaß. Aber ich gönnte es ihr ja.
"Maja."
Ich schreckte hoch.
"Maja, würdest du bitte noch einmal für Robert die Gleichung an der Tafel ausgleichen."
Ich runzelte die Stirn, blieb noch einen Moment erstarrt sitzen und erhob mich dann, noch immer etwas verkrampft. Warum ich? Warum musste ausgerechnet mich die olle Schillings immer drankriegen?
Seufzend kletterte ich über die Rucksäcke der anderen, die verstreut im Gang lagen, und nahm der knochigen Tante mit Hochsteckfrisur die Kreide aus der Hand. Geistesabwesend kritzelte ich zwischen den Buchstaben herum, bis ich einigermaßen zufrieden war, dann drückte ich der Schillings die Kreide wieder in die Hand und ging kommentarlos zurück auf meinen Platz.
*
Auf dem Hof herrschte reges Treiben, als ich mit Kris und ein paar anderen aus dem Eingangstor trat. Vor der westlichen Turnhalle hatte sich eine Menschentraube gebildet, die vorwiegend aus Oberstuf´lern bestand. Neugierig wie wir beide waren, trabten wir auf die Menge zu und kämpften uns durch. Kris, die wesentlich kleiner und schmaler war als ich, schaffte es nicht, durch die dicht gedrängte Masse zu stoßen. Ich jedoch hatte mich auf meine Ellenbogen verlassen können und stand nun vorn.
Was ich sah, überraschte mich so sehr, dass ich leise quiekte. Fabian, ein extrem gutaussehender 13.Klässler, von dem ich seit Jahren schwärmte, wurde gerade von ein paar übel aussehenden Typen angegriffen. Was mich aber noch viel mehr erschrak, war, dass niemand eingriff. Alle glotzten nur, während der 19jährige, der zugebenermaßen tatsächlich ein wenig klein geraten war, an die Wand gedrängt und bechimpft wurde.
Ich dagegen wurde panisch.
"Jetzt macht doch mal was!", rief ich zwei Jungs aus Fabi´s Klasse zu; Zwillinge, die ich relativ gut kannte. Die jedoch schüttelten nur den Kopf.
'Das kann´s doch nicht sein!', dachte ich.
Was nun geschah, war eher eine Kurzschlussreaktion: Ich rannte energischen Schrittes auf die Gruppe zu, schubste einen der Schläger an und beschimpfte ihn wie eine Furie. Was denen eigentlich einfalle, einen einzelnen Schüler anzugreifen. Noch dazu mitten auf einem Schulhof, der nicht mal der ihrer eigenen Schule war.
Der Rest der Gang ließ von Fabian ab und begann zu kichern, als mich der Boss der Bande, ein stämmiger, dunkelhaariger Junge mit leichtem Akzent, entsetzt musterte. Dieser Typ sah mehr als kaputt aus. Er trug eine alte, zerissene Lederjacke, von der ich annahm, dass sie nur noch aus Flicken bestand. Die fettigen Haare standen ungekämmt ab und der Gestank, den dieser Kerl hinter sich her zog, war mehr als abstoßend. Während ich ihn noch immer angewidert musterte, erhob sich Fabi vom Boden, wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht und würdigte seine glotzenden Freunde keines Blickes, als er sich zwischen den Schläger und mich stellte.
"Lass das Mädchen in Ruhe.", sagte er tollkühn, fast wie aus einem sehr schlechten Kitschroman. Doch ich fand es in diesem Moment beeindruckend, wie sich der relativ klein geratene Junge schützend vor mich stellte und seinem Feind starr in die Augen sah.
Inzwischen hatte ich die Zeit, meinen Blick kurz noch einmal durch die Reihen zu schwenken. Ich hatte das Gefühl, die gesamte Schülerschaft würde uns anstarren. Tatenlos. Wie konnte man nur so ignorant sein.
Plötzlich hörte ich nebenmir ein Stöhnen, fuhr blitzschnell herum und stützte schon Fabian, der nach einem tritt vom Boss der Gang rückwärts taumelte.
Phil, ein bestimmt zwei Meter großer, dunkelhaariger Junge schoss aus der Menge auf den Typen zu, drückte ihn gegen die Wand und verpasste ihm mit dem Knie einen Tritt ins Schwarze.
"Scheiße!", rief ich, dem Tritt von einem der Schläger ausweichend. Blindlings rannte ich auf Kristina zu, die wie eine irre mitten in der Menge stand und sich durch hüpfen und gleichzeitiges Armwedeln bemerkbar zu machen versuchte. Das letzte, was ich spürte, war, dass mich jemand am Arm zurückzerrte. Dann war da ein heftiger Schlag in die Magengegend.
Ich taumelte, sank zu Boden und blieb liegen.
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Danke bis hier hin für´s lesen! Die Geschichte wird natürlich fortgesetzt.
Hoffentlich hat hierzu jemand etwas zu sagen, ich freue mich über Lob und Kritik!
LG; headless
Viele Charaktere und Lokalitäten in der Geschichte basieren auf der Realität; So lässt es sich für mich einfach besser (be)schreiben.
Ich habe nicht in Kapitel eingeteilt. Mal sehen, ob ich das noch tun werde.
Die Sternchen (*) stehen für einen Zeitsprung. Eine Handlung wird kommentarlos abgeschlossen, ohne Zwischenszene, die die nächste Szene einleitet.
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(W)er liebt mich?
"Maja?!"
Ich zuckte zusammen. Der Trageriemen meines Rucksacks rutschte mir die schmale Schulter hinab, die volle Schultasche konnte ich gerade so auffangen, bevor sie mir in die Pfützen fiel, die sich über die gepflasterte Straße zogen. Seufzend drehte ich mich um und wunderte mich gar nicht darüber, dass Nic bereits hinter mir stand und mich mit seinem freundlichsten Lächeln, jedoch etwas abgehetzt wirkend, begrüßte. "Bin die halbe ... Straße runtergerannt ... hast mich nicht gehört.", keuchte er und ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, worauf der dunkelblonde Junge nicht reagierte.
Wir gingen schweigend nebeneinander her.
Nur der Nieselregen, der monoton auf die Gehwege prasselte, was bisweilen zu hören.
Warum um Himmels Willen war ich denn eben so weggetreten gewesen?
"Geht´s dir gut?", hakte Nic, ich schaute ihn etwas irritiert an und der 16jährige, der mich um mehrere Köpfe überragte, begann zu grinsen. "Nein. Erinnerst du dich nicht; wir haben jetzt Chemie." Ich grinste ebenfalls und schob das massive Tor zur Seite, das den Schulhof vom Park abgrenzte.
"Doch, doch. Ich erinnere mich." Ich grinste beschämt und knuffte Nic dann meinen Ellenbogen in die Seite, darum bemüht, meinen Rucksack nicht wieder zu verlieren.
Wir schlenderten durch das Foyer, grüßten ein paar Lehrer, die uns freundlich zu nickten, und Nic drehte vor den Spinden ab, um nochmal in die Mensa zu gehen, wo er sich jeden Morgen etwas zur Stärkung für die kommenden Unterrichtsstunden kaufte.
Lächelnd schaute ich ihm hinterher, ehe ich den Blick auf meinen Spind richtete. Hektisch kramte ich in der Tasche meines dunklen Rucksacks nach dem Schlüssel, den ich grundsätzlich dann nicht fand, wenn die Zeit knapp war. Schließlich hielt ich aber doch noch das raschelnde Bund in den Händen, schloss auf und stopfte meine Jacke in den, nach meiner Auffassung viel zu kleinen Spind. Mit einem gedämpften Scheppern warf ich die wacklige Türe ins Schloss und trabte durch den langen Keller zur Treppe, die mich wieder ins Foyer und schließlich zu meinem Klassenraum führte.
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"Wie furchtbar ...", stöhnte Kris und ließ den Kopf auf die zerkratzte Schulbank sinken. Die blonden, etwa schulterlangen Haare des Mädchens waren heute Morgen zerstrubbelt und standen wirr vom Kopf ab. "Was hast du denn heut Morgen eingeschmissen?", witzelte ich, während ich mit einem lauten Knall meine Bücher auf selbigen Tisch fallen ließ.
Kris sah heute morgen wirklich nicht gut aus. Tiefe Ränder unter den Augen zeugten davon, dass die letzte Nacht wohl lang gewesen sein musste. "Zum ausschlafen hast du noch genau" - Ich schielte auf meine Armbanduhr - "zwei Minuten Zeit."
Sorgfältig rückte ich meine Sachen zurecht. Dann überschlug ich die Beine, um mich entspannt in die Stuhllehne sinken zu lassen.
"Wieder zu lange in der Milch ar gewesen?" Ich musterte Kristina vorwurfsvoll. Sie war meine beste Freundin seit wir uns kannten, also seit knapp 3 Jahren, und ich wusste mittlerweile, dass eine ihrer Vorlieben das nächtliche Rumtreiben war. Die Milchbar war eine ihrer bevorzugten Nachtlokale.
Kurz blickte ich noch in die hellblauen, glasig-trüben Augen meiner Freundin. Dann vergrub sie den Kopf in den verschränkten Armen. Ich holte Luft, wollte mit ihr Reden, doch sekundengleich schellte die Klingel.
Die Chemiestunde war - wie nicht anders zu erwarten - äußerst langweilig.
Den größten Teil meiner Zeit verbrachte ich damit, sinnlos in der Klasse herumzustarren, wo ich doch eigentlich Formeln und Gleichungen hätte aufstellen müssen. Doch für solch banale Dinge war mir meine Zeit wirklich zu schade.
Ab und zu schaute ich Sepp und Nic dabei zu, wie sie Robert mit Radiergummi und Papierschnipseln bewarfen. Oder Geli, die verzweifelt versuchte, ihr volles, krauses Haar mit einem winzigen Gummi zusammenzubinden.
"Bescheuert ...", schnaufte ich, verdrehte die Augen und wandte den Blick wieder zu Frau Schillings, die Robert zum einhundertmillionsten Mal erklärte, wie man eine chemische Gleichung aufstellte, während dieser übrigens immer noch Radiergummi und Papier in den Haaren hängen hatte.
Neben mir - ein schmerzverzerrtes Stöhnen. Kris war wohl mittlerweile aus ihrem (äußerst unauffälligen) Schlaf aufgewacht und blinzelte mich an, immer noch genauso müde und kaputt wie zu Anfang der Stunde.
"Man, nun sag doch. Was ist los? Was hast du´n letzte Nacht getrieben?"
"War in so´nem ... Dings hier ... dieses ... wie heißt es gleich?" Ich zog die Stirn in Falten. "Youth! Genau, Youth. Dieses evangelische Jugendhaus."
Das war jetzt tatsächlich verwirrend. Kristina und evangelisches Jugendhaus - das passte nicht.
"Welche zehn Pferde haben dich denn dahin gejagt?", fragte ich ungläubig und lehnte mich in meinem Holzstuhl zurück.
"Genau genommen war es ein Pferd. Und sein Name war David. Lange Geschichte -"
"Hab Zeit!"
*
Und so erzählte mir Kristina haarklein, wie sie von diesen David dazu überredet wurde, einen Schritt ins Youth zu setzen, und wie sie mit ihm dort die Nacht durch getanzt und gefeiert hat.
Klasse. Wenigstens eine hatte ihren Spaß. Aber ich gönnte es ihr ja.
"Maja."
Ich schreckte hoch.
"Maja, würdest du bitte noch einmal für Robert die Gleichung an der Tafel ausgleichen."
Ich runzelte die Stirn, blieb noch einen Moment erstarrt sitzen und erhob mich dann, noch immer etwas verkrampft. Warum ich? Warum musste ausgerechnet mich die olle Schillings immer drankriegen?
Seufzend kletterte ich über die Rucksäcke der anderen, die verstreut im Gang lagen, und nahm der knochigen Tante mit Hochsteckfrisur die Kreide aus der Hand. Geistesabwesend kritzelte ich zwischen den Buchstaben herum, bis ich einigermaßen zufrieden war, dann drückte ich der Schillings die Kreide wieder in die Hand und ging kommentarlos zurück auf meinen Platz.
*
Auf dem Hof herrschte reges Treiben, als ich mit Kris und ein paar anderen aus dem Eingangstor trat. Vor der westlichen Turnhalle hatte sich eine Menschentraube gebildet, die vorwiegend aus Oberstuf´lern bestand. Neugierig wie wir beide waren, trabten wir auf die Menge zu und kämpften uns durch. Kris, die wesentlich kleiner und schmaler war als ich, schaffte es nicht, durch die dicht gedrängte Masse zu stoßen. Ich jedoch hatte mich auf meine Ellenbogen verlassen können und stand nun vorn.
Was ich sah, überraschte mich so sehr, dass ich leise quiekte. Fabian, ein extrem gutaussehender 13.Klässler, von dem ich seit Jahren schwärmte, wurde gerade von ein paar übel aussehenden Typen angegriffen. Was mich aber noch viel mehr erschrak, war, dass niemand eingriff. Alle glotzten nur, während der 19jährige, der zugebenermaßen tatsächlich ein wenig klein geraten war, an die Wand gedrängt und bechimpft wurde.
Ich dagegen wurde panisch.
"Jetzt macht doch mal was!", rief ich zwei Jungs aus Fabi´s Klasse zu; Zwillinge, die ich relativ gut kannte. Die jedoch schüttelten nur den Kopf.
'Das kann´s doch nicht sein!', dachte ich.
Was nun geschah, war eher eine Kurzschlussreaktion: Ich rannte energischen Schrittes auf die Gruppe zu, schubste einen der Schläger an und beschimpfte ihn wie eine Furie. Was denen eigentlich einfalle, einen einzelnen Schüler anzugreifen. Noch dazu mitten auf einem Schulhof, der nicht mal der ihrer eigenen Schule war.
Der Rest der Gang ließ von Fabian ab und begann zu kichern, als mich der Boss der Bande, ein stämmiger, dunkelhaariger Junge mit leichtem Akzent, entsetzt musterte. Dieser Typ sah mehr als kaputt aus. Er trug eine alte, zerissene Lederjacke, von der ich annahm, dass sie nur noch aus Flicken bestand. Die fettigen Haare standen ungekämmt ab und der Gestank, den dieser Kerl hinter sich her zog, war mehr als abstoßend. Während ich ihn noch immer angewidert musterte, erhob sich Fabi vom Boden, wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht und würdigte seine glotzenden Freunde keines Blickes, als er sich zwischen den Schläger und mich stellte.
"Lass das Mädchen in Ruhe.", sagte er tollkühn, fast wie aus einem sehr schlechten Kitschroman. Doch ich fand es in diesem Moment beeindruckend, wie sich der relativ klein geratene Junge schützend vor mich stellte und seinem Feind starr in die Augen sah.
Inzwischen hatte ich die Zeit, meinen Blick kurz noch einmal durch die Reihen zu schwenken. Ich hatte das Gefühl, die gesamte Schülerschaft würde uns anstarren. Tatenlos. Wie konnte man nur so ignorant sein.
Plötzlich hörte ich nebenmir ein Stöhnen, fuhr blitzschnell herum und stützte schon Fabian, der nach einem tritt vom Boss der Gang rückwärts taumelte.
Phil, ein bestimmt zwei Meter großer, dunkelhaariger Junge schoss aus der Menge auf den Typen zu, drückte ihn gegen die Wand und verpasste ihm mit dem Knie einen Tritt ins Schwarze.
"Scheiße!", rief ich, dem Tritt von einem der Schläger ausweichend. Blindlings rannte ich auf Kristina zu, die wie eine irre mitten in der Menge stand und sich durch hüpfen und gleichzeitiges Armwedeln bemerkbar zu machen versuchte. Das letzte, was ich spürte, war, dass mich jemand am Arm zurückzerrte. Dann war da ein heftiger Schlag in die Magengegend.
Ich taumelte, sank zu Boden und blieb liegen.
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Danke bis hier hin für´s lesen! Die Geschichte wird natürlich fortgesetzt.
Hoffentlich hat hierzu jemand etwas zu sagen, ich freue mich über Lob und Kritik!
LG; headless