[T&P] Traber

Diabolo
Ja es gibt bereits einen Thread mit diesem Namen; der beschäftigt sich allerdings mit Reithilfen

Hallo liebe GB'ler,
Aus gegebenen Anlässen wurde ich dazu animiert über Traber/Trabrennen nachzudenken. Ich als Barockreiter und absoluter verfechter der klassisch/iberischen Reitweise war da doch etwas Vorurteilsbelastet. Ein Pferd, 2 jährig auf der Rennbahn, V/A als Fremdwort- Hirschhälse bis zum Horizont etc. pp.
Bin dann trotzdem mal zu dem Stall mit den Trabern gefahren und war positiv überrascht. Das Pferd, welches ich mir angesehen habe, hat eine 90.000€ Lebensgewinnsumme, war 10 Jahre auf der Rennbahn und ist wirklich überhaupt nicht kaputt. Natürlich ist der Vorwärtsdrang enorm, aber das liegt da vermehrt am 'Siegerwillen' wenn man zu mehreren im Gelände ist.
Auch die Einstellung der Besitzer war unglaublich (Frau reitet ebenfalls klassische Dressur) und so bin ich derzeit ernsthaft am überlegen.

Trotzdem gibt es neben diesen Ausnahmen auch wirklich ernorm schwarze Schafe- mein Gott, wie kann man ein zwei jähriges Pferd auf die Rennbahn schicken ? Nun gut, da verdient das Pferd dann 3 Jahre sein Geld und ist danach dann ein geschundenes Tier, welches gerade noch für den Metzger 'gut genug' ist (ich rede hier nicht aus meinem Blickwinkel (; )
Okay, trotzdem ist mir aufgefallen das es auch wirklich viele 'gut' gerittene Traber gibt. Vielleicht kann dieser Thread ja ein bisschen als Erfahrungsaustauschplattform dienen.

Apropos; werden Traber eig. auch von anderen Reitern (keine Rennreiter) direkt vom Züchter übernommen? Kaum, oder? Sind dann doch eher die Freizeitreiter mit dem guten Herz für Schlachtvieh (böse formuliert).
Diabolo
Woa ja, das ist heftig !
Was ich halt so auffällig fand gestern, war das unheimlich einzigartige Gemüt dieser Pferde. So freundlich, temperamentvoll und ausdrucksstark- das war echt unglaublich. Vorallem das die nach 10 Jahren Rennbahn alle Gangarten beherrschen und sich teilweise auch echt schön anbieten (vorallem der ruhigere der beiden läuft schön am Zügel). Beim schnelleren- und erfolgreicheren- ist das schon etwas schwerer, da muss man noch etwas mehr gegen dieses 'hals durchdrücken' vorgehen.

Sind auf jeden Fall faszinierende Tiere, hätte ich wirklich nicht gedacht.
Aber wie ist das denn auf Dressurturnieren mit der Wertung- habt ihr da Erfahrungen gemacht? Weil ich denke doch dass die Pferde zum einen Vorurteilsbelastet sind (s.h. auch Beispiel Haflinger auf Turnieren) zum Andern aber doch einen viel raumgreifenderen Trab zeigen können als andere Pferde, oder nicht?
coccinelle
Hallo,
meine Ex-Rb war auch eine Traberin. Anfangs merkte ich davon nichtmal was, sie lief ganz normal wie jedes andere Reitpferd. Erst als ich anfangen wollte, auch höhere Lektionen zu reiten und mehr wert auf zB einen durchgesprungenen Galopp legte, merke ich, dass sie "anders" war.
Auf ein Dressurturnier haben wir uns nie getraut, obwohl sie besser am Zügel lief als manch anderes Warmblut. Ich hatte einfach zu viel Angst vor dem Galoppieren, der bis zuletzt ein Balanceproblem war.
Allerdings gibt es ja auch spezielle Traberdressuren, bei denen der Galopp weggelassen wird.
Vom Wesen her war sie wirklich eine ganz tolle, immer bemüht und ich erinnere mich nicht an ein einziges mal, an dem sie mich irgendwie austricksen wollte oder böswillig war.

An sich spricht mmN nichts gegen Traber, aber wer in den Dressursport einsteigen will, kann es sich auch einfacher machen Augenzwinkern
Diabolo
Die hohe Schule Lektionen lerne ich sowieso bei G und den MH. Da weiß ich einfach das vollkommen nach meiner 'Philosophie' des Reitens geritten wird und die Pferde diese Leistungen auch wirklich bringen können und zum Großteil selbst anbieten.
Ich denke ich bin einfach zu ehrgeizig als dass ich ich das Angebot (Traber) ablehnen könnte, einfach weil das doch eine schöne Aufgabe ist ehemalige Rennpferde schön gelassen zu reiten- irgendwie... großes Grinsen

Traberdressuren? Das wusste ich gar nicht, klingt auch interessant und ist sicher auch sinnvoll.
Die Fotos sehen echt übel aus..ziemlich verschnallt die/der Gute
Druckluft
Trabrennen sind die Disziplin im Reit-/Fahrsport, die ich am meisten verabscheue.
Der Grund liegt auf der Hand: Pferde sind Fluchttiere und ihre "Fluchtgangart" ist der Galopp. Ich finde es absolut scheußlich, wenn ihnen antrainiert wird im Trab um "ihr Leben" zu rennen.

Sicherlich gibt es auch in anderen Disziplinen Trainingmethoden, die dem Pferd nicht gut tun, um es harmloser auszudrücken (z.B. in der Dressur- Rollkur), aber doch finde ich Trabrennen von allen am Schlimmsten.
Wenn man sich nur mal ansieht, wie viele Riemen die Pferde überall am Körper haben; ihnen bleibt nichts übrig als mit so einem Kopf zu durch die Gegen zu laufen/rennen.

Absolut nicht pferdegerecht.


Ich bin damals einen Galopper geritten, der war 18 und auch nicht mehr ganz fit; allerdings ließ der sich "normal" reiten.
Ebenfalls hatte ich einen Traber unterm Sattel (als RB), der 4 Jahre auf der Rennbahn war. Die Besitzerin hatte ihn da aber schon über 3 Jahre und ritt ihn hauptsächlich dressurmäßig als Zweitpferd. Und dieses Pferd kannte kein V/A, keine Losgelassenheit und die Balance besonders im Galopp ließ zu wünschen übrig.

Auch wenn Traber extra für diese Rennen gezüchtet werden, frag ich mich wofür das gut sein soll. Schrecklich wie ich finde.

Schön dass du, Diabolo scheinbar eine Ausnahme kennengelernt hast; allerdings frag ich mich da: Hat das Pferd auch einen Hirschhals? Dann stelle ich mir das wirkliche dressurmäßige Arbeiten doch sehr schwer für's Pferd vor.
Diabolo
Ich suche keine Reitbeteiligung zum weit kommen- wie gesagt zum Weiterbilden habe ich die MH - sondern einfach ein Pferd zum Vertrauen, dessen Besitzer sich auch der klassischen Reitweise öffnen können und nicht vollkommen auf ihre Schlaufiverschnallten Pferde fixiert sind.
Araber tendieren ebenfalls zum 'Hirschhals' und gerade dieser ist doch meistens auf falsche Bemuskelung/Unterhals/schlecht geritten zurück zu führen; dagegen lässt sich was tun.

Das Zuchtprinzip das du ansprichst ist aber nicht nur bei Trabern zu kritisieren, das geht ebenso bei Isländern und allen anderen Rassen; ich finde es z.B grässlich das alle Pferde immer größer und größer, dünner und dünner, sportlicher und sportlicher gezüchtet werden. Aber es gibt nunmal verschiedene Reitsportmöglichkeiten, die alle verschiedene Typen fordern und die Ansprüche werden auch immer höher. Während die einen dopen, überzüchten die nächsten und die wieder Nächsten greifen auf fragwürdige Trainingsmethoden zurück.

Das ist ein Thema das den gesamten Reitsport betrifft und vllt. bei der ein oder anderen Disziplin nur deutlicher zum Vorschein kommt.
Nicht falsch verstehen, ich halte ebenfalls nicht besonders viel auf Rennen jeglicher Art- aber auch da gibt es solche und solche und ich möchte mir nicht herausnehmen da irgendeine Schublade zu öffnen und die gesamten Reiter dieser Rubrik zu verallgemeinern.


edit:// Achja, wo du die Natürlichkeit in Frage stellst; da kann man gleich mal den Springsport fokusieren; Pferde umspringen Hindernisse nämlich nur im Notfall- auch das ist nicht natürlich. Allgemein ist 'reiten' nicht natürlich, weswegen ich dieses Argument immer total verwerflich finde Augenzwinkern
Die Pferde sind so gezüchtet- auch Springer, Traber, Dressurler.
Druckluft
Zitat:
Original von Diabolo
Das Zuchtprinzip das du ansprichst ist aber nicht nur bei Trabern zu kritisieren, das geht ebenso bei Isländern und allen anderen Rassen; ich finde es z.B grässlich das alle Pferde immer größer und größer, dünner und dünner, sportlicher und sportlicher gezüchtet werden. Aber es gibt nunmal verschiedene Reitsportmöglichkeiten, die alle verschiedene Typen fordern und die Ansprüche werden auch immer höher. Während die einen dopen, überzüchten die nächsten und die wieder Nächsten greifen auf fragwürdige Trainingsmethoden zurück.



Ja, sicherlich; das meinte ich auch gar nicht. Ich steh auch auf die altbelassenen Rassen, gerade bei New Forests, Tinkern, Haflingern, etc., gar keine Frage.

Und ich möchte auch niemanden in eine Schublade stecken; dafür habe ich zu wenig Erfahrung und zu wenig Kontakte in diesem Bereich.

Ich sagte ja schon, dass es auch andere Bereiche gibt, die nicht ganz "sauber" arbeiten/handeln; aber das ich den Trabrennsport eben besonders "grausam" finde. Ich war noch nie bei einem solchen dabei;
deswegen ist es nur ein Empfinden.
Diabolo
Ja, da hast du sicher Recht. Wobei ich denke, dass sich die 'Grausamkeit' doch gesteigert hat. Früher, mit weniger Leistungsdruck, hatten die Pferde noch etwas mehr Entwicklungszeit- aber ich denke auch das ist Sportübergreifend.
Ich schau mir den Traber auf alle Fälle auch nochmal an.
Tatjana
Zitat:
Original von Miral
Muss man denn ein Pferd, das für den Trabrennsport gezüchtet wurde, dressurreiten?


Muss man Pferde überhaupt reiten? Dazu geboren, sind sie nicht.
Diabolo
Ein Pferd kann aber auch locker, losgelassen und gut gymnastiziert 'schnell gehen' Augenzwinkern
Faceless
Mein kleiner Schützling (RB) ist auch ein Traber, ein Russischer Budjonny. Soweit ich informiert bin war er sogar auf der Rennbahn, maximal 2 - 3 mal, aber immerhin. So zumindest das, was uns mal erzählt wurde.
Mittlerweile ist der 'Kleine' 24, wird im März 25 und ist noch immer vollkommen klasse drauf. NAtürlich nicht mehr für hohe Lektionen o.Ä. geeignet, aber letzten Winter befanden wir uns auf einer guten A-Ebene. smile
Natürlich merkt man, dass da 'Vollblut' drin steckt - viel Aufmerksamkeit, ein enormer Vorwärtsdrang, ein wenig hitzig im Gelände... aber vollkommen ehrlich, liebenswürdig und richtig treudoof großes Grinsen
Zwar verliert der Kleine ab und an im Gelände die 'Kontrolle', sprich wenn es mit mehreren Pferden auf die Galoppstrecken geht, sind mir meistens die 1., aber trotz allem ist er immer vorsichtig und würde sich & mich nie in gefahr bringen.
Das mit dem 'Schnell gehen' hält sich auch relativ in Grenzen: anfangs waren wir immer mit abstand die schnellsten im schritt, weil er einfach einen ernorme vorwärtsdrang besitzt, und auch sehr luaffreudig ist - aber genauso lernwillig und rittig ist er auch, lässt sich super versammeln und kann genauso 'gut' in normalem Tempo laufen.
Beim longieren bspw. kommt dieser 'Trabertrab' sehr gut durch, d.h. man erkennt schon, dass er ein Traber ist, aber ansonsten springt er den Galopp gut durch, läuft klar, wenn er nicht gerade super faul ist. großes Grinsen
Sein Temperament wird halt vor allem deutlich, wenn man ihn beispielsweise laufen lässt - da zeigt er natürlich, dass er auf mal gerne gab gibt. ^^
alles in allem ist er aber ein total charakterstarkes pferd, welches genauso gut zum 'dressurrreiten' o.Ä. geeignet ist wie viele andere.

ich glaube, das hängt allerdings damit zusammen, dass er so früh wieder von der ganzen 'Szene' weggekommen ist. Meine Nachbarin beispielweise hatte auch eine traberstute, die (leider) schon gar keinen galopp mehr kannte. die war auch 2 - 3 jahre auf der bahn...
Jinn
Zitat:
Original von Ann
Zitat:
Original von Miral
Aber wenn man Dressurreiten möchte, mit Lektionen, Aufrichtung und allem was dazu gehört, sollte man sich mMn auch ein Pferd kaufen, das dafür gezüchtet wurde und somit die physischen Gegebenheiten angeboren hat.


Dann dürften spanische Rassen theoretisch schonmal keine Dressur gehen - dann ihre Anatomie ist keinesfalls ideal für die Dressur.
Ebenfalls würden so gut wie alle Ponyrassen, Kaltblüter, Friesen und schwere Warmblüter deiner Definition nach keine Dressur gehen dürfen.


Na wenn man jetzt wieder nach der Anatomie geht dürfte man dann ja gar nicht reiten ...


Wir haben selbst einen Traber in unserer Familie, ich kenne das Geschehen auf den Rennbahnen und weiß auch wie die Tiere trainiert werden.

Wie überall gibt es sicher auch hier die "Guten" und die "Bösen". Leider überwiegen aber Letztere, und die Situation die du beschrieben hast würde ich eher als Ausnahme abstempeln. Gerade im Rennsport hat man mit einer Bussi-Bussi-Methode eher weniger Erfolg. Ist auch im Galopprennsport nicht anders.
Ohne "Knalleffekt" (Ohrenstöpsel) würde viele auf der Ziellinie mehr versagen als andersrum.

Es ist ganz normal dass die Pferde schon mit 1 1/2 Jahren angefangen werden zu arbeiten. Viel Zeit wird sich dabei auch nicht gelassen, einfahren bei dem Stall in unserer Nähe lässt sich ganz einfach beschreiben: Geschirr auflegen, herumführen, das ein paar mal wiederholen und schon wird eingespannt. Danach gehts eigentlich ganz schnell. Es wird viel trainiert, und bei den ersten Renne trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Viele Traber werden als "Freizeitpferde" verkauft noch bevor sie 5 Jahre alt sind. Entweder waren sie zu langsam oder sie wurden disqualifiziert (Galopp). Natürlich gibt es dann auch noch die anderen Traber zu verkaufen, die die ihr ganzes Leben lang brav von Rennen zu Rennen getrottet sind. Auch die werden als Freizeitpferde verkauft, wobei es aber bei denen sehr schwierig wird die dann "anständig" zu reiten.

Leider ist es wirklich so dass manche Traber später nie wieder (anständig) galoppieren. Das lieg zwar nicht nur daran dass der Galopp wegtrainiert wird, sonder schon an der Zucht selbst da da dem Galopp natürlich nicht viel Beachtung geschenkt wir.
Im Allgemeinen ist ein Trabergalopp eher flach und neigt zum Viertakt bzw Tralopp. Viele Traber tölten auch. Bei unserem Traber ist das alles auch nach mehr als 4 Jahren nicht vollständig weg, obwohl viel darauf geachtet wurde ihn nicht zu überfordern.

Wer ein Dressurpferd zum Turnierereiten möchte, mit dem er auch was gewinnen kann, ist mit einem Traber falsch bedient. Traber sind auf Turnieren unerwünscht, zumindest bei uns (und in guter Kenner erkennt einen Traber sofort). Die Schaufelbewegung der Vorderbeine wird stark abbewertet und beim Galopp wird oftmals eine Taktstörung gesehen (die vielleicht gar nicht so vorhanden ist, obwohl es holprig aussieht), aber im Gegensatz zu den ganzen Donnerhalls und Rubinsteins sich natürlich extrem bemerkbar macht.

Ich persönlich würde keinen Traber zum Reiten wollen, auch nicht zum "nur herumgammeln". Das würde ich dem Tier nicht antun wollen, und das wärs mir auch nicht wert.
Zum Kutschefahren sind Traber bei und entsprechendem Charakter aber fahelhaft geeignet (natürlich muss man ihn auch schon noch Umschulen), und für einen Hobbyfahrer ist ein gutmütiger Traber wirklich das beste was ihm passieren kann.

Von der Kaputtheit der Beine her sind nur die älteren, pensionierten Traber auffällig. Bei den früh zu verkaufenden ist meist schon noch alles in Ordnung, da weiß ich wirklich von mehr Springpferden mit Beinschäden.

Wenn es einen interessiert sollte man mal auf die Rennbahn gehen. Danach kann man für sich selbst entscheiden ob man nun "dafür" oder "dagegen" ist, ums einfach auszudrücken ...
Nieves
Eine Freundin hatte auch mal zwei Traber; einen von der Rennbahn, und eine, die sie bereits roh gekauft hatte. Der Wallach, der von der Rennbahn kam, tat sich mit dem Galoppieren schwer, war aber sonst ein total ruhiges Verlasspferd. Die junge Stute wurde ganz toll ausgebildet und ist wirklich schön gegangen. Ich durfte sie auch eine Zeit lang reiten und ehrlich gesagt finde ich den Galopp von Trabern absolut geil :'D Das ist, als würden die einfach nur dahinfliegen, keine Ahnung, warum man sie nur traben lässt. xD Klar, gute Bewertungn würde ihr Galopp nicht kriegen, der ist ja ziemlich flach, aber an sich traumhaft zu sitzen :'D Für Freizeitreiter bestimmt was schönes :>
nathcen
Ich nehme mal an, dass Diabolo zwar Dressurambitionen hat, aber rein garnicht auf die Turnierreiterei bezogen (wo es ja nicht nur um Können, sondern auch um Gangpotential geht ...)
Wieso man auf einem Traber Dressur reitet? Na, um ihn zu gymnastizieren. Ich glaube, hier haben einige den Zweck der Dressur etwas aus den Augen verloren. Denn: "Die Dressur ist fürs Pferd da und nicht das Pferd für die Dressur"

Und warum sollte man nicht auf Trabern reiten, nur weil sie vielleicht nicht das Gangpotentiel oder den Ausdruck schlechthin unterm Reiter haben?
Beinahe jedes Pferd ist bis in die Versammlung zu führen - es macht halt bei vielen nicht so viel her, wie bei einem PRE oder Lusitano.
Man kann von jedem Pferd lernen. Natürlich ist bei vielen schon eher Schluss und man kommt vielleicht nicht bis zur Piaffe (wobei ich vor kurzem einen sehr rassetypischen Araberwallach während eines Kurses bei seinen ersten Piaffetritten beobachten durfte - jahrelange Arbeit, die sich wirklich ausgezahlt hat)

Das habe ich oben übrigens auch nicht verstanden: Seit wann ist ein Warmblut, wie es im Sport anzutreffen ist, für die Dressur besser geeignet als ein iberisches Pferd?
Vielleicht haben die großen Warmblüter mehr Gangpotenzial, aber da hört es auch schon auf. Ein Iberer kann sich hundertmal besser auf die Hinterhand setzen und baut bei richtigem Training unglaublich schnell Muskeln an (wobei alle schweren Pferde schneller Muskeln aufbauen, als leichtere)
Nur weil im großen Dressursport die Gänge eine große Rolle spielen heißt das noch lange nicht, dass ein Pferd mit guten Gängen gleich mehr Dressurtalent in sich hat.
Im Gegenteil, die enorm schwungvollen Gänge machen es mittlerweile Pferd und Reiter immer schwerer ein harmonisches Bild anzugeben.



Zum Thema Traber: Ich bin bisher zwei verschiedene Traberstuten geritten, hat mich aber nicht so begeistert. Lag allerdings eher daran, dass die Pferde enorm schlecht geritten waren und nicht an ihrer Rassezugehörigkeit.
Diabolo
Zitat:
Original von Tíreth
Zitat:
Original von Ann
Zitat:
Original von Miral
Aber wenn man Dressurreiten möchte, mit Lektionen, Aufrichtung und allem was dazu gehört, sollte man sich mMn auch ein Pferd kaufen, das dafür gezüchtet wurde und somit die physischen Gegebenheiten angeboren hat.


Dann dürften spanische Rassen theoretisch schonmal keine Dressur gehen - dann ihre Anatomie ist keinesfalls ideal für die Dressur.
Ebenfalls würden so gut wie alle Ponyrassen, Kaltblüter, Friesen und schwere Warmblüter deiner Definition nach keine Dressur gehen dürfen.

Ich verstehe allerdings auch nicht, warum sich Diabolo jetzt für Traber interessiert, wenn sie doch Dressurambitionen hat.
Sicherlich, Dressurreiten kann man mit jedem Pferd, aber ob man sich jetzt dafür extra nen Traber holen muss...

Zitat:
Man fährt ja auch nicht mit einem Formel-1-Auto durchs Gelände...

Den Vergleich finde ich gar nicht so schlecht.

Hast du meine Beiträge überhaupt gelesen?
Macht auf mich eher nicht den Eindruck und für gute- vorallem überzeugende Argumentation sollte man den Ausgangspunkts seines Diskussionspartners kennen (;

Zitat:
Die hohe Schule Lektionen lerne ich sowieso bei G und den MH. Da weiß ich einfach das vollkommen nach meiner 'Philosophie' des Reitens geritten wird und die Pferde diese Leistungen auch wirklich bringen können und zum Großteil selbst anbieten.


Zitat:
Ich suche keine Reitbeteiligung zum weit kommen- wie gesagt zum Weiterbilden habe ich die MH - sondern einfach ein Pferd zum Vertrauen, dessen Besitzer sich auch der klassischen Reitweise öffnen können und nicht vollkommen auf ihre Schlaufiverschnallten Pferde fixiert sind.

Und das findet sich hier nunmal schwer (; Die Besitzerin des Trabers hingegen hat selbst Lehrgänge besucht und ist vollkommen überzeugt.
Apropos Dressurpotenzial; G selbst meinte einmal zu mir das Westernpferde/Reiter z.B viel leichter an die hohe Schule Übungen heranzuführen sind als weiß Gott welch ach so sportlich gezüchteter Trakehner.
Abgesehen davon ist die Aussage "Warum da jetzt ein Traber her muss" ziemlich unpassend. Wie gesagt gehöre ich zu Traberkritikern in dieser Hinsicht und bin sicher nicht Himmelhochjauchzend da hingekommen, bzw. habe Traberinserate fokussiert, im Gegenteil; überzeugt hat mich dieses Pferd trotzdem

Zitat:

Ich nehme mal an, dass Diabolo zwar Dressurambitionen hat, aber rein garnicht auf die Turnierreiterei bezogen (wo es ja nicht nur um Können, sondern auch um Gangpotential geht ...)
Wieso man auf einem Traber Dressur reitet? Na, um ihn zu gymnastizieren. Ich glaube, hier haben einige den Zweck der Dressur etwas aus den Augen verloren. Denn: "Die Dressur ist fürs Pferd da und nicht das Pferd für die Dressur"

Danke nechtan, genau meine Rede.
Jinn
Zitat:
Beinahe jedes Pferd ist bis in die Versammlung zu führen

Die Versammlung endet mit Piaffe (bzw. Levade). Und da kommt nicht jedes Pferd hin.
Ich war früher auch der Meinung, jedes Pferd sei mit einer klassischen Ausbildung bis in die Hohe Schule zu fördern. Aber das stimmt nicht. So wie nicht jeder Mensch das Kunstturnen beherrscht. Auch wenn er noch so hart trainiert.
Auch Pferde haben Talente (diese hängen aber nicht nur mit dem Exteriteur zusammen).
Wieder ein Beispiel am Menschen: Basketballspieler sind riesßig. Für diesen Sport eigentlich eine Voraussetzung. Trotzdem wird es unter 1000 Basketballspieler mindestens einen geben, der unter 170cm groß ist und trotzdem zu den weltbesten Spielern gehört. Er hat nicht die körperlichen Voraussetzungen, jedoch ganz augenscheinlich Talent. Wohingegen jeder Mensch über 2 Meter nicht gleich ein Basketballspieler sein kann. Deshalb würde ich sagen dass das ein Balanceakt ist. Trotzdem sind körperliche Voraussetzungen wichtig.

Das heißt jetzt nicht dass man einen Traber nicht Dressurreiten kann. Natürlich ist das möglich, warum auch nicht, schließlich kann auch "so ein Pferd" anständig gymnastiziert werden. Nur für Turniere wird es nicht ausreichend sein. Auch wenn die Lektionen genauso korrekt sind wie bei einem Warmblut. Wenn die Eleganz fehlt ist das nunmal so.

Der Traber einer meiner Bekannten ist sehr gut geritten, beherrscht sämtliche Seitengänge (ja, auch im Galopp), hat eine wunderbar leichte federnde Anlehnung und ist auch im Stande eine korrekte Piaffe zu zeigen. Er ist wirklich ein Ausnahmepferd, diese Lernfähigkeit ist außergewöhnlich. Trotzdem sieht es nicht elegant aus.


Ja, Traber lassen sich problemlos reiten. Viele Traber lassen sich gut reiten. Manche Traber lassen sich
besser reiten. Wenige Traber lassen sich hervorragend reiten. Und Ausnahmen schaffen es bis zur Hohen Schule.

Willst du ein Pferd für die klassische Dressur und hast keinerlei Turnierambitionen, natürlich kann es dann ein Traber sein. Warum auch nicht? Es ist eine Herausforderung. Und bei einem Ex-Renner sicher mehr Arbeit als bei einem PRE. Viel lernen kann man von Traber allemal.
Zum Turnierreiten ist ein Traber aber eher fehl am Platz. Mit einem ganz Jungen hat man evtl noch eine Chance, aber mit einem ausrangiertes Rennpferd wird das schwierig.

Ach und ein fertig ausgebildetes Westernpferd ist von der Hohen Schule wirklich gar nicht mehr so weit entfernt. Schließlich kommt das aus der Klassik. Und vor allem nach der kalifornischen Reitweise gibts da mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede! Da ist ja eigentlich das Englischreiten weiter davon entfernt ...
Diabolo
Danke Jinn, das war jetzt wirklich informativ (;
Ja, den Traum meiner Reiterei konnte ich bei den MH auf Andalusiern erleben- so freudige, temperamentvolle, ausdrucksstarke Pferde bin ich vorher einfach noch nicht geritten. Mir geht es auch mehr um die Reitweise als um Turniere (für die mir so oder so ein Hänger fehlen würde - abgesehen davon liegen diese Erfahrungen hinter mir) und wie du schon sagtest lässt sich sicher auch ein Traber schön gymnastizieren und reiten. Ist vermutlich mehr Arbeit, aber dafür kann man das Endergebnis dann (hoffentlich) voll Stolz betrachten Augenzwinkern
edit:// Außerdem finde ich hat dieses Pferd verdient Freude an entspanntem Reiten zu entdecken und da die Besitzerin selbst auch um dieses losgelöste reiten bemüht ist könnte das durchaus machbar sein. Denke ich.

Ja, das Selbe hat G. auch gesagt. Ich hab ja so ziemlich alles schonmal ausprobiert, wobei sowohl G. als auch ich letztlich wirklich überzeugt waren das die klassische Reiterei doch bei Weitem am Besten zu mir passt Augenzwinkern
Pferdchen89
Ich bin ein absoluter Verfechter der Traber und schüttel immer wieder gen Kopf, wie viele Vorurteile es doch immer noch über Traber gibt (wobei manche auch leider zutreffend sind).


Zitat:
Original von Druckluft
Auch wenn Traber extra für diese Rennen gezüchtet werden, frag ich mich wofür das gut sein soll. Schrecklich wie ich finde.


Gerade diese Zucht find ich gut. Wie du schon schriebst, sie für Rennen gezüchtet. Das ist korrekt. Die Traberzucht ist seit Jahrhunderten auf Leistung, Schnelligkeit und Zähigkeit ausgelegt. Gerade das macht die Traber sehr hart. Die meistens Traber sind kerngesund (z.B. gehen sehr sehr viele barhuf). Auch Traber, die nie auf der Bahn waren.
Es geht nicht um Aussehen, um tolles Gangvermögen wie bei den Warmblutzuchten. Es geht einzig und allein um die Leistung.


Es gibt so viele Traber, die auch auf Distanzritten zu sehen sind, weil sie eben so eine Ausdauer haben.


Durch diese jahrhundert alte Leistungszucht, ist klar, dass die wenigsten Traber für das Dressurviereck zu gebrauchen sind (zumindest in höhren Lektionen). Dafür haben sie aber eine sehr kräftige Hinterhand mit einem enormen Schubvermögen. Von daher sind sie fürs Springen nicht ganz zu verachten.

Ich bin seit Jahren begeisterte Traberreiterin. Ich hatte früher einen Traber, der das volle Klischee des "durchgeknallten Trabers" erfüllte. Er lief früher auf der Bahn und hat da wohl nicht ganz so schöne Sachen mit gemacht (hatte zwei Narben an den Hinterbeinen, hatte Angst vor Peitschen und Gerten). Er war stets nervös, ängstlich und schreckhaft, hibbelig, konnte nicht für 5 Minuten still stehen bleiben. Er hat sehr schwer Vertrauen zu Menschen aufgebaut. Ich weiß nicht, was er alles auf der Bahn erlebt hat, aber nicht alles war gut (wobei seine Vaterlinie aber auch u.a. für solche Pferde bekannt war). Aber er hatte genau auch so eine Härte, wofür Traber bekannt sind. Er war nie krank. In den drei Jahren den ich ihn ritt, hatte er nur einmal ein Hufgeschwür.
Leider wurde er aber nur 14 Jahre alt, aufgrund eines tragischen Unfalls.
Ansonsten würde er wohl heute noch über die Wiesen galoppieren. Er würde bald 17 Jahre alt werden... traurig

Seit einem halben Jahr habe ich eine RB an einem Traber, der 23 Jahre alt ist, wo man aber locker noch 10 Jahre abziehen kann. Er ist fit wie ein Turnschuh und erfreut sich Tag für Tag an seinem Leben. Der wird bestimmt noch 30 Jahre alt. großes Grinsen


Ich finde auch, dass es gravierende Unterschiede zwischen Ex-Renntrabern und solchen, die nie auf der Bahn liefen, gibt. Klar merkt man auch solchen Trabern seine Herkunft an, da sie eben dieses angeborene Gangvermögen haben. Aber ansonsten wie Feuer und Wasser.

Ein toller Vorteil an Ex-Trabrennpferden ist auch, dass sie super gut erzogen sind. Beim Putzen stehen die für eine Eins. Da ist nichts mit gezappel und gar treten oder schlagen. Beim Trensen sperren die er Maul schon sperrangelweit offen, wenn sie das Gebiss nur sehen. Selten sieht man so gut erzogene Warmblüter.

Für mich käme nichts anderes als ein Traber in Frage. Sollte ich mir irgendwann einmal ein eigenes Pferd kaufen, dann nur einen Traber. Einmal Traber, immer TRABER! fröhlich
nathcen
Zitat:
Original von Jinn
Zitat:
Beinahe jedes Pferd ist bis in die Versammlung zu führen

Die Versammlung endet mit Piaffe (bzw. Levade). Und da kommt nicht jedes Pferd hin.

Ja, sie endet damit - aber ich meinte jetzt eher Ansätze von Versammlung. Und die braucht man ja auch schon für andere Lektionen.
Das nicht jedes Pferd piaffieren wird, habe ich ja auch geschrieben smile
Ich meinte mit "In die Versammlung führen", dass man mit versammelten Lektionen bei fast jedem Pferd irgendwann anfangen kann, nicht dass sie einen extrem hohen Versammlungsgrad erreichen können.
Jinn
Zitat:
Original von nechtan
Zitat:
Original von Jinn
Zitat:
Beinahe jedes Pferd ist bis in die Versammlung zu führen

Die Versammlung endet mit Piaffe (bzw. Levade). Und da kommt nicht jedes Pferd hin.

Ja, sie endet damit - aber ich meinte jetzt eher Ansätze von Versammlung. Und die braucht man ja auch schon für andere Lektionen.
Das nicht jedes Pferd piaffieren wird, habe ich ja auch geschrieben smile
Ich meinte mit "In die Versammlung führen", dass man mit versammelten Lektionen bei fast jedem Pferd irgendwann anfangen kann, nicht dass sie einen extrem hohen Versammlungsgrad erreichen können.

Achso. Ja, also Ansätze von Versammlung kann man sicher bei fast jedem Pferd erreichen. Nur das Endstadium erreichen dann halt eher wenige ...

Zu dem mit dem Distanzreiten, da kenne ich auch mehrere Traber. Bei einem gemütlichen Trab sind die wirklich sehr ausdauernd. (Wenn die dann richtig lostraben sind die schneller als manches Pferd im Galopp ... smile )