Hornisse
Hallo da draußen,
Nachdem 'Gefangen' ja ganz gut ankommt, habe ich beschlossen, meine neustes Werk hier auch vorzustellen und begrüße euch recht herzlich zu der Geschichte eines jungen Mannes, dem alles genommen wurde - seine Heimat, seine Familie, seine Freuden, seine Identität - sein Leben.
Allein die Erinnerungen, die Liebe zur Musik und seine Träume hindern ihn daran, zugrunde zu gehen und so tut er das, was er vorher nicht für möglich gehalten hatte - er lebt weiter - der Träume wegen.
Ich hoffe, dass "Für Elise" euch gefällt und freue mich wie immer über jegliche Art von Kommentaren.
Es geht los mit einem Brief, das dient jedoch nur dem Einstieg, die weiteren Kapitel sind als Erzählung aus der 3. Person verfasst.
Der Brief ist sich in schöner Schreibschrift vorzustellen, leider sind hier ja nur sehr begrenzte Schriftarten möglich, irgendwas, was auch nur im Ansatz nach Handschrift aussieht, ist nicht dabei, aber ich vertrau da mal auf eure Vorstellungskraft.
Habt Freude.
1. Briefe
Denkst du manchmal an mich, Elise? Lange Zeit ist es her, aber Zeit, was ist schon Zeit? Sie ist so relativ, das erfahre ich hier jeden Tag und jede Nacht aufs Neue. Tage und Nächte, in denen ich an dich denke. Immerzu. Und obwohl ich weiß, dass du diese Briefe nie erhalten wirst, dass du nie über die blaue Tinte meiner Schrift streichen und nie eine Träne auf das alte Papier tropfen lassen wirst, stillt es doch mein Verlangen, sie für dich zu verfassen, dich teilhaben an meinem Leben, welches keines mehr ist.
Dir geht es gut, und das zu wissen, erhellt meinen Tag und auch meine Nacht und es ist das Einzige, was hier noch zählt.
Ich habe jetzt tatsächlich ein Klavier hier und wie du dir vorstellen kannst, ist das das schönste Geschenk, das sie mir machen konnten. Vielleicht traue ich mich bald einmal, ihnen meine Musik vorzuspielen, unsere Musik, aber ich befürchte, dass sie sie nicht mögen werden. Sie haben einen ganz anderen Geschmack hier, in jeder Hinsicht und ich muss mich erst daran gewöhnen.
Ich habe heute wieder gespielt, sei es um zu erinnern, sei es, um zu vergessen und es überwältigt mich. Die Klänge der Musik stellen diese ganz besondere Verbindung zu dir her und vermögen es, den Raum mit dieser Atmosphäre zu füllen, die fast greifbar ist und mich daran hindert, zu zerfallen.
Du solltest spazieren gehen, Elise, und dir eure Welt anschauen. Schau dir doch bloß einmal die Welt an! Die Natur ist die faszinierendste Sehenswürdigkeit, die es gibt und du wirst Gottes Wunder in jedem Insekt, in jedem Eichenblatt und in jeder Schneeflocke, die der Wind zu dir treibt, erkennen.
Ich vermisse unsere Natur, Elise. So sehr, wie ich mir es niemals hatte vorstellen können. Hier sieht alles so anders aus. Alles ist so anders.
Obwohl man mich so nett aufgenommen hat und es wirklich hätte schlimmer kommen können, brauche ich doch viel Zeit, um mich einzugewöhnen und die neuen Freuden hier erkennen zu können. Man hat viel Geduld und Zeit für mich. Zu wenig Zeit – es scheint fast, als gäbe es so etwas hier gar nicht.
Hattest du jemals Zweifel, Elise? Hast du jemals gedacht, dass das alles gar nicht wahr ist? Man sagt mir, ich sei ein Träumer und obwohl es vielleicht ein Vorwurf sein sollte, ist es das das größte Kompliment, dass sie mir machen konnten, denn ohne Träume und Illusionen, wo wären wir denn da, sollen sie mir sagen. Mein Geist wäre dem einer Amöbe gleich, dem eines Wurms vielleicht und meine Existenz wäre dann tatsächlich nur noch ein unbedeutender Hauch des Windes.
Ja, ich träume, Elise. Ich schließe die Augen, stelle mir vor, träume, und denke daran, dich nur noch einmal jemals wieder zu sehen. Ich würde dein Lied spielen, dein Lied, Elise und wir würden weinen und tanzen und träumen. Was wäre die Existenz ohne Träume? Was könnte sie mir geben, das großartiger wäre?
Ich habe ein Lächeln im Gesicht, wenn ich an dich denke. Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir lieben, sagte mein Vater mir einmal. Ich liebe, Elise. Ich werde immer lieben.
Alles, was wir je entscheiden müssen, ist, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist. Wir sollten endlich beschließen, glücklich zu sein, und es ist uns selbst überlassen, ob wir dieses Glück in einem alten Wein oder in den Symphonien Beethovens finden. Glücklich zu sein, auch ohne Glück, das ist Glück, Elise. Wir sind reich, so reich, weil wir etwas besitzen, das uns nie jemand nehmen kann. Wie viele Freuden werden zertreten, weil man auf das zu Füßen liegende nicht achtet?
Ich hoffe du denkst an mich, Elise. Ich hoffe, du träumst. Ich weiß, dass die Zeit deine Wunden niemals heilen kann. Aber vielleicht kann sie dich an den Schmerz gewöhnen. Vielleicht kannst du irgendwann lächeln, wenn du an mich zurück denkst. Vielleicht werden für dich irgendwann wieder Rosen an den Dornen wachsen und die Sonne durch die Wolken scheinen. Es wird nie wieder so werden, wie früher. Das kann es nicht, jetzt, wo ich hier bin.
Aber ich werde in deiner Erinnerung leben, Elise. Für immer.
Nachdem 'Gefangen' ja ganz gut ankommt, habe ich beschlossen, meine neustes Werk hier auch vorzustellen und begrüße euch recht herzlich zu der Geschichte eines jungen Mannes, dem alles genommen wurde - seine Heimat, seine Familie, seine Freuden, seine Identität - sein Leben.
Allein die Erinnerungen, die Liebe zur Musik und seine Träume hindern ihn daran, zugrunde zu gehen und so tut er das, was er vorher nicht für möglich gehalten hatte - er lebt weiter - der Träume wegen.
Ich hoffe, dass "Für Elise" euch gefällt und freue mich wie immer über jegliche Art von Kommentaren.
Es geht los mit einem Brief, das dient jedoch nur dem Einstieg, die weiteren Kapitel sind als Erzählung aus der 3. Person verfasst.
Der Brief ist sich in schöner Schreibschrift vorzustellen, leider sind hier ja nur sehr begrenzte Schriftarten möglich, irgendwas, was auch nur im Ansatz nach Handschrift aussieht, ist nicht dabei, aber ich vertrau da mal auf eure Vorstellungskraft.
Habt Freude.
Für Elise
How many roads must a man walk down,
before you can call him a man?
How many years can some people exist,
before they're allowed to be free?
Yes, and how many times can a man turn his head,
and pretend that he just doesn't see?
The answer my friend is blowing in the wind,
the answer is blowing in the wind.
How many times must a man look up,
before he can see the sky?
Yes, and how many deaths will it take till we know,
that too many people have died?
The answer my friend is blowing in the wind,
the answer is blowing in the wind.
(Bob Dylan – Blowing in the wind)
before you can call him a man?
How many years can some people exist,
before they're allowed to be free?
Yes, and how many times can a man turn his head,
and pretend that he just doesn't see?
The answer my friend is blowing in the wind,
the answer is blowing in the wind.
How many times must a man look up,
before he can see the sky?
Yes, and how many deaths will it take till we know,
that too many people have died?
The answer my friend is blowing in the wind,
the answer is blowing in the wind.
(Bob Dylan – Blowing in the wind)
1. Briefe
Denkst du manchmal an mich, Elise? Lange Zeit ist es her, aber Zeit, was ist schon Zeit? Sie ist so relativ, das erfahre ich hier jeden Tag und jede Nacht aufs Neue. Tage und Nächte, in denen ich an dich denke. Immerzu. Und obwohl ich weiß, dass du diese Briefe nie erhalten wirst, dass du nie über die blaue Tinte meiner Schrift streichen und nie eine Träne auf das alte Papier tropfen lassen wirst, stillt es doch mein Verlangen, sie für dich zu verfassen, dich teilhaben an meinem Leben, welches keines mehr ist.
Dir geht es gut, und das zu wissen, erhellt meinen Tag und auch meine Nacht und es ist das Einzige, was hier noch zählt.
Ich habe jetzt tatsächlich ein Klavier hier und wie du dir vorstellen kannst, ist das das schönste Geschenk, das sie mir machen konnten. Vielleicht traue ich mich bald einmal, ihnen meine Musik vorzuspielen, unsere Musik, aber ich befürchte, dass sie sie nicht mögen werden. Sie haben einen ganz anderen Geschmack hier, in jeder Hinsicht und ich muss mich erst daran gewöhnen.
Ich habe heute wieder gespielt, sei es um zu erinnern, sei es, um zu vergessen und es überwältigt mich. Die Klänge der Musik stellen diese ganz besondere Verbindung zu dir her und vermögen es, den Raum mit dieser Atmosphäre zu füllen, die fast greifbar ist und mich daran hindert, zu zerfallen.
Du solltest spazieren gehen, Elise, und dir eure Welt anschauen. Schau dir doch bloß einmal die Welt an! Die Natur ist die faszinierendste Sehenswürdigkeit, die es gibt und du wirst Gottes Wunder in jedem Insekt, in jedem Eichenblatt und in jeder Schneeflocke, die der Wind zu dir treibt, erkennen.
Ich vermisse unsere Natur, Elise. So sehr, wie ich mir es niemals hatte vorstellen können. Hier sieht alles so anders aus. Alles ist so anders.
Obwohl man mich so nett aufgenommen hat und es wirklich hätte schlimmer kommen können, brauche ich doch viel Zeit, um mich einzugewöhnen und die neuen Freuden hier erkennen zu können. Man hat viel Geduld und Zeit für mich. Zu wenig Zeit – es scheint fast, als gäbe es so etwas hier gar nicht.
Hattest du jemals Zweifel, Elise? Hast du jemals gedacht, dass das alles gar nicht wahr ist? Man sagt mir, ich sei ein Träumer und obwohl es vielleicht ein Vorwurf sein sollte, ist es das das größte Kompliment, dass sie mir machen konnten, denn ohne Träume und Illusionen, wo wären wir denn da, sollen sie mir sagen. Mein Geist wäre dem einer Amöbe gleich, dem eines Wurms vielleicht und meine Existenz wäre dann tatsächlich nur noch ein unbedeutender Hauch des Windes.
Ja, ich träume, Elise. Ich schließe die Augen, stelle mir vor, träume, und denke daran, dich nur noch einmal jemals wieder zu sehen. Ich würde dein Lied spielen, dein Lied, Elise und wir würden weinen und tanzen und träumen. Was wäre die Existenz ohne Träume? Was könnte sie mir geben, das großartiger wäre?
Ich habe ein Lächeln im Gesicht, wenn ich an dich denke. Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir lieben, sagte mein Vater mir einmal. Ich liebe, Elise. Ich werde immer lieben.
Alles, was wir je entscheiden müssen, ist, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist. Wir sollten endlich beschließen, glücklich zu sein, und es ist uns selbst überlassen, ob wir dieses Glück in einem alten Wein oder in den Symphonien Beethovens finden. Glücklich zu sein, auch ohne Glück, das ist Glück, Elise. Wir sind reich, so reich, weil wir etwas besitzen, das uns nie jemand nehmen kann. Wie viele Freuden werden zertreten, weil man auf das zu Füßen liegende nicht achtet?
Ich hoffe du denkst an mich, Elise. Ich hoffe, du träumst. Ich weiß, dass die Zeit deine Wunden niemals heilen kann. Aber vielleicht kann sie dich an den Schmerz gewöhnen. Vielleicht kannst du irgendwann lächeln, wenn du an mich zurück denkst. Vielleicht werden für dich irgendwann wieder Rosen an den Dornen wachsen und die Sonne durch die Wolken scheinen. Es wird nie wieder so werden, wie früher. Das kann es nicht, jetzt, wo ich hier bin.
Aber ich werde in deiner Erinnerung leben, Elise. Für immer.