BlackButerfly
1.Kapitel
Müde blinzelte sie in die Sonne, die durch die schmutzige Scheibe des Fensters schien. Der Gang des großen, altmodischen Schulhauses war leer. Schon lange hatten die letzten Schüler das Gebäude verlassen und waren ihren Ferien entgegen gefahren. Nur Nora war noch da. Gelangweilt saß sie in einem Eck des riesigen, düsterwirkenden Schulhauses und starrte aus dem Fenster. Ferien! Sie wollte keine Ferien. Die schulfreien Wochen zwangen sie nur, bei ihrem Vater zu Hause zu bleiben. Sie hasste ihn. Immer war er betrunken. Noras Rücken war übersät mit Blutergüssen, die in verschiedenen Violett- und Grüntönen schillerten. Das Werk ihres alleinerziehenden Vaters.
Es war ein warmer Tag, doch Nora trug ihre gewöhnlichen Klamotten. Eine langärmliche, schwarze Sweetjacke, darunter ein tiefschwarzes Top und eine dunkelblaue Miss Sixty- Jeans. Um ihren Hals hatte sie ein kleines Kreuz hängen, dass nicht ihre Gläubigkeit, sondern ihren Schmerz ausdrücken sollte. Ihre Harre hatte sie schwarz gefärbt und trug sie streng zurückgekämmt als Pferdeschwanz. Der Zopf fiel ihr in sanften Locken auf die Schultern. Viele hielten sie für einen Gruftie, oder sogar für eine Satanistin, doch das war sie nicht. Sie war einfach nur ein gepeinigtes, junges Mädchen, dass gerne träumte. Nora hatte keine Freunde. In ihrer Klasse wurde sie einfach ignoriert. Manchmal wurde auf dem Gang über sie gelästert und getuschelt, das wusste sie, doch sie tat nichts dagegen. Ihr Leben erschien ihr sinnlos. Jetzt erst recht seit...
„Was machst du denn noch hier?“, riss sie eine Stimme aus ihren trüben Gedanken. Nora blickte auf und sah ihn zwei rehbraune Augen, die sie vergnügt betrachteten.
„Das Gleiche könnte ich dich genauso fragen“, knurrte Nora und blickte wieder aus dem Fenster. Sie hoffte Sebastian würde wieder Leine ziehen, doch er tat es nicht. Er setzte sich einfach neben sie. Nora ignorierte ihn. Sie schob beiläufig einen Jackenärmel hoch, um sich zu kratzen. Die Narben an ihrem Arm juckten. Einige der Schnitte hatten sich entzündet. Sie spürte Sebastians Blick. Sie riss den Kopf herum.
„Ist was?“, fauchte sie unfreundlich. Der hochgewachsene Junge sah erst ihren Arm an und dann sie.
„Warum tust du das?“, fragte er sie verständnislos. Nora seufzte und lehnte ihren Kopf an die kalte Wand hinter ihr.
„Weißt du, manchmal ist der Schmerz einfach zu groß und man hofft, durch das herausfließende Blut verschwindet auch der Druck, der auf einem lastet.“
Sebastian schwieg.
„Ich wusste, dass du es nicht verstehst!“, sagte Nora und stand auf. Sie nahm ihre Tasche und ging langsam auf den Ausgang zu. Sebastians Sneaker quietschten leise auf den grünen Linoleum. Nora wollte nicht, dass er ihr folgte, doch sie konnte ihm nicht verbieten das Schulgebäude ebenfalls zu verlassen. Mit energischen Schritten lief sie über den Schulhof, doch Sebastian packte sie plötzlich am Arm.
„Warum bist du so abweisend? Was habe ich dir getan?“, fragte er sie laut. Nora war froh, dass außer ihnen kein Schüler mehr da war, aber andererseits ärgerte sie sich über den Ton, mit dem Sebastian mit ihr sprach. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie blickte den jungen vor ihr mit höchster Verachtung an.
„Weil ich euer Mitleid nicht will. Weil ihr doch alle hinter meinem Rücken über mich redet. Du bist einer von IHNEN. Warum redest du überhaupt mit mir? Bin ich nicht unter deinem Niveau? Ach ist mir doch egal. Ich will einfach nur meine Ruhe!“, keifte sie und riss sich los. Er packte die Kapuze ihrer Jacke. Keine sehr nette Geste, doch er war mit ihrer Antwort nicht zufrieden. Der eh schon leicht kaputte Reißverschluss von Noras Jacke glitt auf und gab ihren verunstalteten Rücken preis. Sie erstarrte, als sie Sebastians Blicke auf ihren Schulterblättern spürte. Wütend fuhr sie herum.
„Hast du jetzt gesehen, worauf du scharf warst? Kannst deinen Freunden ja erzählen, wie arm ich doch dran bin. Ihr habt doch keine Ahnung!“
Sie zog sich ihre Jacke wieder an und funkelte Sebastian an.
Der sah betreten zu Boden: „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Eigentlich wollte ich dich nur am Gehen hindern.“, verteidigte er sich. Nora schnaubte verächtlich und wand sich zum gehen. Sie spürte Sebastians Blicke noch lange, doch sie drehte sich nicht noch einmal um.
Auf dem Schülerparkplatz schloss sie ihren kleinen, roten Wagen auf und warf die Schultasche achtlos auf die Rückbank. Nora atmete tief durch und lenkte den Wagen auf die vollen Straßen von Manhattan. Sie hasste die Stadt, doch für ein 17jähriges Mädchen gab es kein Entkommen. Sie war ihrem Vater ausgeliefert. Der Wagen bog in die Columbus Avenue ein und sie ließ das Auto vor einem heruntergekommenem Haus ausrollen. Ferien! Was für eine absurde Idee des Staates.
Als sie die Tür öffnete drang ihr sofort der ekelhafte Gestank von Alkohol in die Nase. Ihr Vater hatte also wieder getrunken. Warum erwartete sie eigentlich immer, dass er es einmal nicht tat? Sie legte den Schlüssel auf die kleine Kommode hinter der Tür und streifte ihre Schuhe ab. Als sie den kleinen, aus dunklem Holz gefertigten Schrank betrachtete, sah sie vor ihrem inneren Augen Bilder von früher. Das Haus war einmal ein kleines Prachtstück gewesen. Ob es sich wieder so herrichten ließ, wie es einst war? Sie verbannte den Gedanken aus ihrem Kopf und warf die Tasche achtlos in die Ecke. Aus dem Wohnzimmer drangen laute Schnarchgeräusche hervor. Nora schloss die nur angelehnte Tür und ging in die Küche. Auf dem Tisch standen unzählige leere Bierflaschen und eine halb ausgetrunkene Billigweinflasche. Das Licht fiel durch das grüne Glas und warf seltsame Muster auf den Tisch.
Ihr Vater polterte herein und nahm die Weinflasche an sich.
„Mach mir was zu essen du unützes Ding“, fuhr er seine Tochter an. Nora starrte ihn an. Sie hatte keine Angst vor ihm. Die Angst war schon vor Jahren dem Hass gewichen.
„Mach es dir doch selber! Ich bin nicht dein Kammerdiener. Wenn du dich nicht immer so zusaufen würdest, könntest du dir selbst was zu essen holen!“, fauchte sie. Ihr Vater holte aus und schlug sie mitten ins Gesicht. Das war das erste Mal, dass er sie nicht auf den Rücken geschlagen hatte.
Auf Wunsch schreibe ich weiter... Die Geschichte ist noch nicht sonderlich überarbeitet. Is mir einfach so gerade eben aus den Fingern "geflossen"
Müde blinzelte sie in die Sonne, die durch die schmutzige Scheibe des Fensters schien. Der Gang des großen, altmodischen Schulhauses war leer. Schon lange hatten die letzten Schüler das Gebäude verlassen und waren ihren Ferien entgegen gefahren. Nur Nora war noch da. Gelangweilt saß sie in einem Eck des riesigen, düsterwirkenden Schulhauses und starrte aus dem Fenster. Ferien! Sie wollte keine Ferien. Die schulfreien Wochen zwangen sie nur, bei ihrem Vater zu Hause zu bleiben. Sie hasste ihn. Immer war er betrunken. Noras Rücken war übersät mit Blutergüssen, die in verschiedenen Violett- und Grüntönen schillerten. Das Werk ihres alleinerziehenden Vaters.
Es war ein warmer Tag, doch Nora trug ihre gewöhnlichen Klamotten. Eine langärmliche, schwarze Sweetjacke, darunter ein tiefschwarzes Top und eine dunkelblaue Miss Sixty- Jeans. Um ihren Hals hatte sie ein kleines Kreuz hängen, dass nicht ihre Gläubigkeit, sondern ihren Schmerz ausdrücken sollte. Ihre Harre hatte sie schwarz gefärbt und trug sie streng zurückgekämmt als Pferdeschwanz. Der Zopf fiel ihr in sanften Locken auf die Schultern. Viele hielten sie für einen Gruftie, oder sogar für eine Satanistin, doch das war sie nicht. Sie war einfach nur ein gepeinigtes, junges Mädchen, dass gerne träumte. Nora hatte keine Freunde. In ihrer Klasse wurde sie einfach ignoriert. Manchmal wurde auf dem Gang über sie gelästert und getuschelt, das wusste sie, doch sie tat nichts dagegen. Ihr Leben erschien ihr sinnlos. Jetzt erst recht seit...
„Was machst du denn noch hier?“, riss sie eine Stimme aus ihren trüben Gedanken. Nora blickte auf und sah ihn zwei rehbraune Augen, die sie vergnügt betrachteten.
„Das Gleiche könnte ich dich genauso fragen“, knurrte Nora und blickte wieder aus dem Fenster. Sie hoffte Sebastian würde wieder Leine ziehen, doch er tat es nicht. Er setzte sich einfach neben sie. Nora ignorierte ihn. Sie schob beiläufig einen Jackenärmel hoch, um sich zu kratzen. Die Narben an ihrem Arm juckten. Einige der Schnitte hatten sich entzündet. Sie spürte Sebastians Blick. Sie riss den Kopf herum.
„Ist was?“, fauchte sie unfreundlich. Der hochgewachsene Junge sah erst ihren Arm an und dann sie.
„Warum tust du das?“, fragte er sie verständnislos. Nora seufzte und lehnte ihren Kopf an die kalte Wand hinter ihr.
„Weißt du, manchmal ist der Schmerz einfach zu groß und man hofft, durch das herausfließende Blut verschwindet auch der Druck, der auf einem lastet.“
Sebastian schwieg.
„Ich wusste, dass du es nicht verstehst!“, sagte Nora und stand auf. Sie nahm ihre Tasche und ging langsam auf den Ausgang zu. Sebastians Sneaker quietschten leise auf den grünen Linoleum. Nora wollte nicht, dass er ihr folgte, doch sie konnte ihm nicht verbieten das Schulgebäude ebenfalls zu verlassen. Mit energischen Schritten lief sie über den Schulhof, doch Sebastian packte sie plötzlich am Arm.
„Warum bist du so abweisend? Was habe ich dir getan?“, fragte er sie laut. Nora war froh, dass außer ihnen kein Schüler mehr da war, aber andererseits ärgerte sie sich über den Ton, mit dem Sebastian mit ihr sprach. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie blickte den jungen vor ihr mit höchster Verachtung an.
„Weil ich euer Mitleid nicht will. Weil ihr doch alle hinter meinem Rücken über mich redet. Du bist einer von IHNEN. Warum redest du überhaupt mit mir? Bin ich nicht unter deinem Niveau? Ach ist mir doch egal. Ich will einfach nur meine Ruhe!“, keifte sie und riss sich los. Er packte die Kapuze ihrer Jacke. Keine sehr nette Geste, doch er war mit ihrer Antwort nicht zufrieden. Der eh schon leicht kaputte Reißverschluss von Noras Jacke glitt auf und gab ihren verunstalteten Rücken preis. Sie erstarrte, als sie Sebastians Blicke auf ihren Schulterblättern spürte. Wütend fuhr sie herum.
„Hast du jetzt gesehen, worauf du scharf warst? Kannst deinen Freunden ja erzählen, wie arm ich doch dran bin. Ihr habt doch keine Ahnung!“
Sie zog sich ihre Jacke wieder an und funkelte Sebastian an.
Der sah betreten zu Boden: „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Eigentlich wollte ich dich nur am Gehen hindern.“, verteidigte er sich. Nora schnaubte verächtlich und wand sich zum gehen. Sie spürte Sebastians Blicke noch lange, doch sie drehte sich nicht noch einmal um.
Auf dem Schülerparkplatz schloss sie ihren kleinen, roten Wagen auf und warf die Schultasche achtlos auf die Rückbank. Nora atmete tief durch und lenkte den Wagen auf die vollen Straßen von Manhattan. Sie hasste die Stadt, doch für ein 17jähriges Mädchen gab es kein Entkommen. Sie war ihrem Vater ausgeliefert. Der Wagen bog in die Columbus Avenue ein und sie ließ das Auto vor einem heruntergekommenem Haus ausrollen. Ferien! Was für eine absurde Idee des Staates.
Als sie die Tür öffnete drang ihr sofort der ekelhafte Gestank von Alkohol in die Nase. Ihr Vater hatte also wieder getrunken. Warum erwartete sie eigentlich immer, dass er es einmal nicht tat? Sie legte den Schlüssel auf die kleine Kommode hinter der Tür und streifte ihre Schuhe ab. Als sie den kleinen, aus dunklem Holz gefertigten Schrank betrachtete, sah sie vor ihrem inneren Augen Bilder von früher. Das Haus war einmal ein kleines Prachtstück gewesen. Ob es sich wieder so herrichten ließ, wie es einst war? Sie verbannte den Gedanken aus ihrem Kopf und warf die Tasche achtlos in die Ecke. Aus dem Wohnzimmer drangen laute Schnarchgeräusche hervor. Nora schloss die nur angelehnte Tür und ging in die Küche. Auf dem Tisch standen unzählige leere Bierflaschen und eine halb ausgetrunkene Billigweinflasche. Das Licht fiel durch das grüne Glas und warf seltsame Muster auf den Tisch.
Ihr Vater polterte herein und nahm die Weinflasche an sich.
„Mach mir was zu essen du unützes Ding“, fuhr er seine Tochter an. Nora starrte ihn an. Sie hatte keine Angst vor ihm. Die Angst war schon vor Jahren dem Hass gewichen.
„Mach es dir doch selber! Ich bin nicht dein Kammerdiener. Wenn du dich nicht immer so zusaufen würdest, könntest du dir selbst was zu essen holen!“, fauchte sie. Ihr Vater holte aus und schlug sie mitten ins Gesicht. Das war das erste Mal, dass er sie nicht auf den Rücken geschlagen hatte.
Auf Wunsch schreibe ich weiter... Die Geschichte ist noch nicht sonderlich überarbeitet. Is mir einfach so gerade eben aus den Fingern "geflossen"
