@Hidalgo: Irgendwie will ich immer dann schreiben, wenn ich grad keine Zeit habe xD' das ist grausam... Ist zwar schon genug fertig, dass ich wieder etwas reinstellen könnte, aber ich möchte damit noch warten, bis die Geschichte an einem gewissen Punkt ist ^^
Aber schön, dass du wieder fleißig am Mitlesen bist
edit: Update
-
"Hast du meine SMS gekriegt?", frage ich nach, in der Hoffnung, die Stimmung etwas zu lockern. Keine gute Idee, wie ich feststellen muss.
"Ja, aber du meine Antwort scheinbar nicht", schnauft er missbilligend, "Deshalb, nur mal zu deiner Information: 'Später' heißt nicht, warte mitten in der Nacht vor meiner Haustür auf mich. Stalker."
Damit schiebt er sich an mir vorbei, um reinzugehen. Verdutzt bleibe ich zurück; Augen und Mund weit offen, während mein Leidensgenosse gereizt die Fäuste ballt.
'Was gibt ihm das Recht, sich wie das letzte Arsch zu verhalten, wenn er den Mist baut?', brodelt er so bedrohlich, dass ich nicht wage, darauf zu antworten, und stattdessen versuche, mich Ginny zu widmen. In der Hoffnung, dass er mir nicht gleicht die Tür vor der Nase zuknallt.
"Okay, Ginny, warte!", rufe ich hilflos, doch wendet er mir nicht einmal kurz sein Gesicht zu, "Ginny, warte doch bitte! Ich habe mir einfach Sorgen um dich gemacht, okay?"
Er stockt, dreht sich langsam um. In Zeitlupe, um es genau zu nehmen, ehe er mir einen abschätzenden Blick schenkt und unheilahnend nachhakt: "Warum? Mir geht es gut, wie du siehst."
Toll, jetzt haben wir den Salat.
'Wie kann er nur so scheinheilig tun?'
Keine Ahnung. Wie soll ich das Gespräch jetzt weiterführen? Oder in die Richtung lenken? Vielleicht sollte ich einfach eine Ausrede erfinden. Ich weiß nicht, ob es so gut ist, da mit ihm drüber zu reden.
'Und ob du mit ihm darüber reden wirst!', fährt er mich von der Seite mit drohender Faust an, weshalb ich fast zusammengezuckt wäre - und das hätte Ginny mit Sicherheit seltsam gefunden. Ich will nicht, dass er mich noch merkwürdiger findet.
Auf jeden Fall kann ich das nicht einfach so sagen. Was soll er denn von mir denken? Das ist schließlich sein Leben.
'Interessiert mich nicht. Wir haben offiziell Anspruch erhoben und das hat er mitgekriegt! Wenn er jetzt einfach durch die Gegend vögelt, ohne uns erst eine ordentliche Absage erteilt zu haben, ist das seine eigene Schuld, verdammt!'
"Julian?", reißt Ginny mich aus den Gedanken. Diesmal klingt er nicht nach 'Verpiss dich!', sondern eher nach 'Du bleibst an Ort und Stelle stehen und spuckst sofort aus, was du sagen willst. Wenn du versuchst, wegzurennen, wirst du angekettet und gefoltert, bis du mit der Sprache herausrückst.' .
Oh Gott, was soll ich nur machen?
Ich kriege Panik. Sie kommt in mir hoch und raubt mir die Luft zum Sprechen. Zum Leben. Ich sterbe an Ort und Stelle. Verdammt, ich bin noch viel zu jung zum Sterben.
'Lass mich!', greift er bestimmt ein. Eine Hand packt mich an der Schulter. Ich denke noch, er will mich zur Seite stoßen, da dringt er bereits in mich ein und ehe ich mich versehen habe, stehe ich plötzlich neben mir. Wortwörtlich. Für meinen stressüberfüllten Geist ging das eben viel zu schnell, alsdass ich es auch nur ansatzweise hätte begreifen können.
Währenddessen stürmt er ohne zu zögern auf Ginny zu, der erschrocken zusammenzuckt, doch nicht von der Stelle weicht, als mein anderes Ich ihn geradezu niederstarrt. Einige Sekunden blicken sie sich in die Augen; dann ist all diese Wut und Enttäuschung, mit der konfrontiert wird, zu viel, und Ginny blickt unsicher an ihm vorbei.
"Und jetzt frag mich nochmal: 'Warum?' !", fordert er ihn grollend auf, woraufhin Ginny, tief und zittrig durchatmend, ein Stück kleiner zu werden scheint. Es sieht beinahe so aus, als würde er gleich auf Ginny herabspucken, doch stattdessen nimmt er sein Kinn grob zwischen die Finger und zwingt ihn, ihn anzusehen.
"Glaub nicht, dass du einfach so damit davonkommst. Jetzt meinem Blick auszuweichen bringt rein gar nichts", knurrt er bedrohlich.
"Ich weiß", seufzt Ginny kleinlaut, auch wenn er ihm nur kurz in die Augen sehen kann, "Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber-"
"Kein 'aber' !", unterbricht er ihn wirscht, "Versuch nicht, mich für blöd zu verkaufen, Ginny! Das klappt vielleicht bei dem lieben, naiven Julian, der dir so blind vertraut, aber nicht mit mir!"
Überrascht sieht Ginny ihn nun doch an, ehe ein melancholisches Lächeln seine Lippen umspielt und er die Finger sanft von seinem Kinn schiebt. Seufzend gesteht er: "Ich wusste doch, dass das nicht derselbe Julian ist, mit dem ich letztes Mal geredet habe. Du bist der, mit dem ich zusammen war, nicht?"
"Richtig", kommentiert er die Arme vorm Brustkorb verschränkend, "Wir beide haben vorhin mit Adrian geredet, Ginny. Kein schöner Anblick, wie du dir mit Sicherheit vorstellen kannst."
"Tja, was soll ich dazu noch sagen?", fragt er rhetorisch, allerdings auch äußerst defensiv und schnippisch, während er an ihm vorbei geht. Direkt vor mir bleibt er stehen, schüttelt seufzend den Kopf und sagt resigniert, allerdings an Schärfe gewinnend: "Also, was erwartest du jetzt von mir? Ich hatte Sex mit Kevin, und? Du wolltest mich nicht mehr, verdammt, also führ dich nicht so auf!"
"Ich? Mich aufführen?", entgegnet er entrüstet. Von außen wirkt er dabei ruhig, doch weiß ich, dass er gleich auf Ginny losgehen wird. Eine Frage von Sekunden, weshalb ich hastig zwischen die beiden trete, um ihm direkt in die Augen sehen zu können. Das 'Nein!' sollte er dabei nicht einfach übergehen können.
'Julian, lass mich. Er hat es nicht anders verdient - und zwar sowas von nicht anders. Vielleicht bist du gewillt, ihm das einfach so zu verzeihen, aber ich mit Sicherheit nicht!'
Das hat nichts mit verzeihen zu tun!, keife ich aufgebracht zurück, Du sollst ihm nur nicht den Kopf abreißen, verdammt! Das kann man auch anders klären.
'Ach?', spottet er eine Braue skeptisch hebend, 'Jetzt hat der Herr also plötzlich alle Lösungen parat, ja? Und vorhin dachte ich noch, du kämst nicht mit der Situation klar, da muss ich mich wohl geirrt haben.'
Seine Wort regen in mir eine Übelkeit, als hätte er mir soeben einen Schlag in die Magengrube verpasst. Das tut weh. Schließlich weiß er, dass ich es nicht so gemeint habe. Seufzend drehe ich mich zu Ginny herum, der mit hängenden Schultern den Blick auf die Blumen gerichtet hat, die neben dem Weg gepflanzt sind. Ich will ihn berühren.
Ich weiß, dass es nichts bringt. Er wird es nicht spüren, selbst wenn ich auf ihn springe, doch kann ich mich nicht davon abhalten, ihm von hinten die Arme um die Schultern zu legen. Auf der Suche nach Geborgenheit - und Liebe. Wie erwartet reagiert er kein Bisschen. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich ihn wirklich spüre.
"Julian", beginnt er plötzlich, was mich zusammenzucken lässt, ehe er zögern fortfährt: "Wenn das dann alles gewesen ist, gehe ich jetzt rein - und du solltest nach Hause gehen. Deine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen."
"Was ist denn das für eine schlechte Ausrede?", lacht er ungehalten, woraufhin ich Ginny beschützerisch fester in meine Arme schließe, ehe ich durch ihn hindurch nach vorn taumel. Erschrocken sehe ich zurück, wehleidig darüber, dass ich seine Nähe tatsächlich nicht genießen kann.
"Das ist keine Ausrede", feixt Ginny sich augenblicklich umwendent, um ihm herausfordernd entgegen zu funkeln. Natürlich ist es bloß eine Ausrede, das weiß sogar ich, ich habe es sogar sofort gedacht, doch hätte ich es niemals ausgesprochen. Wenn er darüber nicht weiter reden möchte, müssen wir das respektieren. Ende.
"Und ob es eine ist", erwidert er siegessicher die Hände in die Seiten stemmend, wobei er Ginny herausfordernd ansieht: "Oder möchtest du etwa ernsthaft, dass ich jetzt gehe und wir nie wieder ein Wort mit einander wechseln?"
"Ich-", doch bevor er etwas ausplaudern kann, dass offensichtlich in ihm ruht, beißt Ginny sich auf die Unterlippe. Schnaufend senkt er einige Sekunden den Blick, ehe er die ihn langsam wieder hebt. Seine Augen glänzen, als er kratzig hervorbringt: "Ich will, dass du gehst."
Alles, woran ich denken kann, ist 'Nein!'. Ungeachtet dessen drängt sich Ginny mit gesenktem Blick an unserem Körper vorbei zur Tür, wo er mit den Hausschlüssel aus seiner Tasche zieht und nach dem richtigen Schlüssel zu fummeln beginnt. Ich dachte immer, mein Herz wäre bereits gebrochen, doch in dem Moment, in dem er den Schlüssel, gefolgt von einem lauten, verzweifelten Fluchen, fallen lässt, spüre ich, wie es zusammenbricht.
'Okay, ich bin mit meinem Latein am Ende. Deine Chance, Kleiner', seufzt er mit einem mitleidigen Lächel und winkt mich herüber. Nein. Definitiv nicht. Das kann er gern ausbaden; ich will nicht vor Ginny zusammenbrechen. Doch als mit erste Tränen in die Augen schießen und meine Konzentration noch stärker zu schwankt, finde ich mich plötzlich in unserem Körper wieder. Die kalte Nachtluft schneidet auf meinen feuchten Wangen. Hinter mir höre ich das Türschloss entriegeln.
"Ich liebe dich!"
Ein verzweifelter Ausruf, aber auch das reinste Gut meiner Seele, das ich für verschollen gehalten hatte. Die Arme um seinen Oberkörper schlingend hindere ich ihn daran, sich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen, während ich meine Gesicht zwischen seinen Schulterblättern vergrabe und mich weinend gegen ihn lehne. Meine Beine drohen, mir ihren Dienst zu versagen.