Traurige Geschichte [Kein Name vorhanden]

Royal*Princess
Nun, da hier soviele Schreiberlinge am Werk sind, werde ich diese Kurzgeschichte auch posten, in ein paar teile aufgeteilt.
Prinzipiell ist sie fertig, hatte sie auch mal in einem anderen Forum gepostet, allerdings werde ich das Ende evtl. noch ein wenig ausbessern.

Namen hat die Geschichte leider keinen, und jetzt im Nachhinein will ich mir auch keinen mehr ausdenken Augenzwinkern

Klar ist einiges an Verbesserungsbedarf vorhanden, aber da der Abschluss der Geschichte bereits im dezember lag, möchte ich nichts mehr daran verändern, vor allem weil die Geschichte anfangs nur für mich geplant war, ohne sie irgendjemandem zu zeigen.

Ihr müsst euch dann nach dem 1.Teil ne Woche gedulden, bis ich wieder aus dem urlaub da bin - aber ich würde mich über konstruktive Kritik sehr freuen.

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Müde schlug ich meine Augen auf, als mein Wecker mich mit einem nerv tötenden Piepsen weckte. Ich rieb mir die Augen, streckte mich kurz und brachte das Gerät zum Schweigen.
Ich lauschte in der Stille – nein, außer mir war niemand im Haus unterwegs. Rasch schwang ich mich aus dem Bett, schlüpfte in eine schwarze Hose und einen roten Kapuzenpulli, dann schlurfte ich schlaftrunken ins Badezimmer. Nachdem ich fertig geschminkt war , schnappte ich mir aus der Küche einen Müsliriegel , zog meine schwarzen Chucks an, nahm eine Jacke von der Garderobe und schulterte meinen Rucksack. Anschließend verließ ich die Wohnung, zog die Tür hinter mir ins Schloss. Auch im Treppenhaus war noch niemand zu sehen, im Halbdunkeln tapste ich die Treppe hinunter und ging aus dem Gebäude. Etwa 100 Meter weiter setzte ich mich auf eine Parkbank. Ein leichter, aber kalter Wind blies mir ins Gesicht, die Bank war noch feucht von der Nacht. Die Straßenlaternen brannten nicht alle, einige waren kaputt, doch die Stadtverwaltung sah andre Verwendungszwecke für die Steuern als sinnvoller an. Außer mir war niemand unterwegs – kein Wunder , es war 4 Uhr morgens und wenn ich richtig lag, ein Dienstag.

Zur Schule musste ich erst um 8 Uhr, mir bleiben also 4 Stunden, in denen ich in der Dunkelheit ausharrte. Ich fror ziemlich, doch alles war besser, als mit meinem Vater in einer Wohnung zu sein. Ich hatte ihn am Abend zuvor heimkommen gehört, dem Krach nach zu urteilen war er wieder durch die verschiedensten Kneipen gezogen. Seit meine Mutter vor 5 Jahren, als ich gerade mal 10 Jahre alt war, bei einem Auto-Unfall gestorben war, hatte der Alkohol meinen Vater fest in seiner Gewalt.
Stumm starrte ich in die Dunkelheit – war das wirklich schon 5 Jahre her? Trotzdem kam es mir vor, als wäre es gerade gestern gewesen, der Schmerz war immer noch so groß wie eh und je, jede Erinnerung an meine Mutter schmerzte. Doch auch gerade diese Erinnerungen gaben mir Kraft, alles durchzustehen und nicht komplett zu verzweifeln.
Inzwischen war die Sonne am Horizont sichtbar geworden, meine Uhr sagte mir, dass es 6 Uhr morgens war. Ich erhob mich wieder von der Parkbank, um meine morgendliche Runde zu drehen. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke weiter hoch und rieb mir die Hände, bis ich sie wieder einigermaßen spürte. Ich hatte Glück, dass es bis jetzt noch nicht geschneit hatte bzw. der Nachtfrost stärker geworden war, denn dann müsste ich mir wieder eine neue Unterkunft für meine Morgenausflüge suchen. So aber war es gerade noch zu auszuhalten, zum aufwärmen marschierte ich etwas schneller in Richtung See. Der See befand sich im Stadtpark. Aufgrund der niedrigen Temperaturen war er bereits zugefroren, nachmittags tummelten sich hier gleichermaßen Erwachsen, und Kinder auf dem Eis. Um 7 Uhr war das Gelände natürlich noch menschenleer. Ich kickte mit der Fußspitze nach einer Dose, die am Boden lag, klappernd rollte sie auf den zugefrorenen See. Mein Atem bildete kleine weiße Wölkchen, und ich bereute es, keinen Schal mitgenommen zu haben. Fröstelnd bog ich nach rechts ab und ging durch eine kleine Seitengasse, um auf einem der Plätze der Stadt anzukommen. Mit der Straßenbahn würde ich 5 Minuten zur Schule brauchen, zu Fuß allerdings durch einige Umwege 45 Minuten. Da ich sowieso nicht länger als nötig zuhause bleiben würde, nahm ich den Fußmarsch als sportliche Betätigung in Kauf.

An der Schule angelangt setzte ich mich auf eine Mauer nahe der Fahrradhalle. „ Erst 7:15 „, dachte ich mir, als ich auf meine Armbanduhr schaute „ also muss ich noch warten“. Ich seufzte und versuchte, die Kälte zu ignorieren. Ich hob meinen Kopf und sah hinüber zur Grundschule, in die ich bis vor 6 Jahren gegangen war. Eine einzelne Träne lief meine Wange hinab – ich erinnerte mich an meine ersten Schultag, als ich aufgeregt mit einer viel zu großen Schultüte zusammen mit meinen Eltern vor dem Gebäude stand. Wir hatten eine wirklich perfekte Familie abgegeben, strahlend und glücklich. Ein Bild davon lag in meiner Schreibtisch-Schublade, doch kam es mir so fremd vor wie ein Foto in einem Magazin. Was für eine glückliche Kleinfamilie wir doch gewesen waren!
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die ersten Schüler mit ihren Fahrrädern eintrafen. Bevor ich welchen über den Weg lief, verzog ich mich hinter das Schulgebäude, setzte mich dort auf die Mauer und wartete. Meine Lippen waren aufgesprungen von der Kälte, meine Finger rot und ich zitterte, immerhin lagen die Temperaturen nachts unter 0° Celsius.“Naja, in der Schule wird mir schon wieder warm“ , machte ich mir selbst Mut. So starrte ich schweigend auf einen leeren Fleck, bis ich den Gong zur ersten Schulstunde hörte. Langsam schlenderte ich bis zum Haupteingang, wartete allerdings, bis die meisten Schüler bereits in ihre Klassenzimmer verschwunden waren. Dann öffnete ich die Tür zur Aula. Eine warme, angenehme Luft blies mir entgegen, ich spürte bereits wie ich förmlich wieder auftaute. Unbemerkt von einer Gruppe 12.-Klässler ging ich die Treppen hinauf in den ersten Stock. Der schwerste Abschnitt war der im Gang bis zu unserem Klassenzimmer, dem Klassenzimmer der 10 b. Ich musste an den Räumen der 4 9. Klassen vorbeigehen, in denen noch keine Lehrer waren und somit die Türen geöffnet waren. Schnell lief ich an den Räumen vorbei, um nicht wieder den Spott der gesamten Jugendlichen auf mich zu ziehen. Mein Herz pochte schnell, auch mein Atem ging unregelmäßig.

Ich atmete tief durch und öffnete die halb angelehnte Tür meines Klassenzimmers. Der Zettel mit der Aufschrift „ 10 b“ war von irgendwelchen Rowdies beschmiert worden und niemand sah es für nötig an, einen neuen aufzuhängen. Vorsichtig lugte ich zum Pult, stellte aber mit großer Erleichterung fest, dass unsre Mathe-Lehrerin noch nicht da war und huschte schnell zu meinem Einzelplatz in der letzten Reihe. Gerade gratulierte ich mir innerlich dazu, heute unbemerkt meinen Platz erreicht zu haben, da ging es auch schon los. „Hey Melly, du schaust aus wie ein Schneemann! Habt ihr keine Heizung zuhause? Wahrscheinlich könnt ihr euch die nicht mal leisten!“ Tobis Spruch zog das Gelächter der gesamten Klasse mit sich. Einige der Mädchen tuschelten untereinander, zeigten dabei mit dem Finger auf mich und kicherten. „ Nein, sie war noch auf dem Strich zum Geld verdienen!“ brachte Mark meine Mitschüler abermals zum Lachen. „ Sie? Auf dem Strich? Die will doch eh keiner!“ wagte sich jetzt auch Fabian zu rufen, die anderen stimmten ihm zu.

Ich biss mir auf die Lippen, um die Tränen zu unterdrücken, die bereits in meinen Augen schimmerten. „Hör einfach nicht zu, hör einfach nicht zu!“, redete ich mir selber zu. Also starrte ich schweigend aus dem Fenster, an dem sich Eiskristalle gebildet hatten, und tat, als würde ich nichts hören. Gerade bereiteten sich die Jungs auf einen neuen Angriff vor, als die Tür aufging und Frau Bogenreiter erschien. „ Was ist denn hier los? Setzt euch sofort auf eure Plätze!“, donnerte sie sofort los. Sie war beinahe bei allen Schülern unbeliebt, doch entgegen der Wünsche aller hatte die rüstige 50jährige nicht einen einzigen Tag im Schuljahr gefehlt und verfügte anscheinend über eine sehr robuste Gesundheit.
Schnell suchten alle ihre Plätze auf und kramten die Hausaufgaben heraus. Ich selber starrte weiterhin aus dem Fenster, kleine weiße Flocken wirbelten nun gegen die Scheibe. Völlig abwesend hatte ich nicht bemerkt, dass Frau Bogenreiter neben mir stand. „ Na, hast du etwa wieder keine Hausaufgabe?“, sagte sie spitz. Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf. „ Nun.. dann musst du wohl morgen Nachmittag etwas länger in der Schule bleiben und alles nachholen!“ gab sie mir mit sichtlicher Genugtuung zu verstehen. „ Aber Frau Bogenreiter, da muss sie doch auf den Strich gehen!“, rief Tobi dazwischen. „Ruhe jetzt, sonst bestell ich deine Eltern zu mir“ wetterte die Lehrerin.
Tobi verstummte, doch er warf mir noch ein überhebliches Grinsen zu. Frau Bogenreiter war inzwischen an die Tafel gegangen und schrieb nun irgendwelche mir unbekannten Formeln an. Einige meiner Mitschüler saßen gelangweilt auf ihren Plätzen, schrieben Zettelchen, malten oder träumten, andere, unsre Musterschüler, beteiligten sich fleißig am Unterricht. Ich selber widmete mich wieder der Betrachtung der Schneeflocken, die draußen wild umher wirbelten.
you and me
Mir gefällt die Geschichte.
Ich finde Gefühle kommen rüber,könnte aber auch noch mehr sein.
Die Mobbingattacke war eigentlich gut. Nur die Formulierung mit dem Straßenstrich fand ich etwas unpassend bzw. hätte ich es anders ausgedrückt und die gesamte Situation(nicht den Strich) noch mehr angespitzt. Auch die Lehrerin fragt meiner Meinung nach zu schnell und barsch was vorgefallen ist.
Sonst: Echt gut Augenzwinkern
Schreibst du weiter?