Milly2OO7
Thada.
Nochwas von mir.
Ist mir gestern Abend eingefallen, während ich Bilder meines Pferdes durchgeguckt habe & dabei ein wunderbares Lied gehört habe ‹3
Ich dachte mir, ich stell das hier mal rein, weil ich hier 1) wirklich gute Kritik kriege & 2) weil ich Langeweile habe
Ich danke speziell noch Jeanny, weil sie so wunderbare Kritik abgibt, die mir wirklich weiterhilt.
Danke ‹3
Liedtipp: http://www.youtube.com/watch?v=iLBNgNo_O3k Das beste Sommerlied überhaupt
Wir liegen auf der großen Parkwiese und sehen in den Himmel. Du liegst einfach neben mir. Still.
Und doch weiß ich, was du denkst. Wir brauchen nicht zu reden, wir verstehen uns auch so.
Ich nehme deine Hand in meine, drücke einen Kuss auf den Rücken und lege sie auf meinen Bauch.
Du lächelst mich sanft an, streichst mit deiner freien Hand über mein Gesicht. Meinen Hals. Wieder zu meinem Gesicht und drückst mit deinem Finger sanft auf meine Nase und machst ein Hup-Geräusch. Ich kann nicht anders, als zu lachen. Nicht laut und hysterisch. Eher leise, mehr kichernd. Du hauchst einen leichten Kuss auf meine Lippen, der sich mit einem frischen Luftzug vergleichen lässt.
Ich lege meinen Kopf auf deiner Brust ab, deine Hand immer noch fest umschlossen, schließe die Augen und denke nach. Überlege, wie das mit uns passiert ist. Wie es zu dem geworden ist, was wir jetzt haben.
Im Herbst des letzten Jahres hat es angefangen. Wir waren zwar auf einer Schule, doch ich hatte nie Notiz von dir genommen. Du hast mich gar nicht interessiert, weil du nahezu unerreichbar schienst. Ich war in der neunten Klasse, du warst schon in der Elften. Ich wusste zwar, wer du bist. Wie du heißt. Wie du aussiehst. Doch das war auch alles. Meine Freundinnen fanden dich toll, weil du doch „so einen geilen Hintern“ hast. Mir war es immer egal gewesen, weil du so fern warst.
Ich wusste von der Schwester meiner besten Freundin, dass du ein absolutes Mathe-Ass bist, wohingegen ich als Niete da stand. Doch du warst mir egal. Ebenso wie diese Information, weil ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte.
Irgendwann hat meine Mutter mich für eine Privatnachhilfe angemeldet. Ein Von-Schüler-zu-Schüler Ding. Ich habe mich bei meinen Freundinnen aufgeregt, dass ich Nachhilfe nicht will, dass es eh nichts bringen wird und dass ich lieber sitzen bleiben würde, als von irgendeinem Streber jede Woche 3x Nachhilfe zu bekommen.
Sie sagten immer, ich sei eine arme Sau. Jedoch hatte mir ihr Beileid auch nichts einbringen können. Die Nachhilfe war organisiert..
Dann kam die erste Nachhilfestunde. Ich saß gelangweilt in unserer Küche und wartete darauf, dass meine Nachhilfe kam. Und dann kamst du. Meine Mutter stellte dich kurz vor, verließ dann wieder das Zimmer.
Zum ersten Mal war ich von dir geblendet. Du hast mich angelächelt und dann hingesetzt. Hast freundlich mit mir geredet, während du deine Utensilien herausgeholt hast.
Ich weiß bis heute nicht, was du am Anfang zu mir gesagt hast. Ich war in deinen Augen versunken. Deinen schönen Augen mit dieser undefinierbaren Augenfarbe, die mich jedes Mal aufs Neue faszinieren. Blau. Grün. Grau. Braun. Ein Mix aus allem.
Wir trafen uns mehrmals die Woche um Mathe zu lernen, doch in der Schule hatten wir weiterhin keinen Kontakt. Nichtmal grüßen taten wir uns. Wieso weiß ich nicht.
Ich erzählte meinen Freundinnen nicht, dass du meine Nachhilfe warst, weil ich es nicht für wichtig empfunden.
Bei jeder einzelnen Nachhilfestunde habe ich etwas Neues an dir entdeckt. Die Grübchen, wenn du lachst. Die Falte, die sich auf deiner Stirn bildet, wenn du mich erwartungsvoll ansiehst. Ich bemerkte, dass du deine Wangen aufplusterst, wenn du ungeduldig wirst.
Jede Stunde lernte ich etwas dazu. Ich wurde wirklich besser in Mathe, selbst mein Mathelehrer merkte das. So verwandelte sich die 6 in der ersten Arbeit in eine 3 in der Zweiten.
Du hattest mich da das erste Mal in den Arm genommen, mir freundschaftlich die Haare verwuschelt und gesagt, dass du stolz auf mich seiest.
Danach sprachst du mich in der Schule an, kamst zu mir um zu fragen, wann wir uns das nächste Mal treffen sollten.
Meine Freundinnen sahen uns verwirrt an, ihre Kinnladen schienen förmlich am Boden zu kleben.
Als du gingst, sahen sie mich nur sprachlos an. Sie konnten gar nicht glauben, dass du meine Mathenachhilfe warst. Regten sich auf, warum ich nicht schon früher etwas erzählt habe.
Im Winter habe ich es geschafft, wieder eine 3 in Mathe zu schreiben. Ich war mehr als dankbar, dass ich dich hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht wirklich, was ich ohne dich zu der Zeit gemacht hätte. Sitzen bleiben habe ich auch nicht gewollt, obwohl ich es mehrmals gesagt hatte.
Inzwischen verschwendeten wir 1 ½ Stunden unserer 3 stündigen Nachhilfe damit, über alles Mögliche zu reden. Ich habe herausgefunden, dass du eine Klasse übersprungen hattest, also eigentlich erst in der Zehnten wärest. Was dich natürlich schlagartig noch interessanter machte.
Wir erzählten uns gegenseitig Alles, lachten zusammen oder redeten über ernstere Themen. Wir interessierten uns beide für Politik. Oft sprachen wir über politische Veränderungen, egal ob sie positiv oder negativ waren. Wir planten, auf ein paar Demonstrationen zu gehen, egal, was wir dafür tun müssten.
Zu Weihnachten hast du mir eine wunderschöne Porzellanfigur eines Engels geschenkt, zusammen mit einem Brief und einem Kinogutschein. Ein Film meiner Wahl. Zusammen mit dir.
Als ich meinen Freundinnen dies erzählte, haben sie angefangen, hysterisch zu kreischen und meinten, ich müsse mich verändern. Mehr schminken. Figurbetonender kleiden. All so was.
Doch ich wollte mich nicht verändern. Ich habe keinen Sinn darin gesehen. Wir waren inzwischen schließlich gute Freunde geworden.
Den Gutschein habe ich gefaltet und in meine Geldbörse getan. Der Engel hatte einen Ehrenplatz auf meinem Nachtisch bekommen.
Wir haben unseren Plan verwirklicht und waren zusammen auf einer Demonstration, haben dafür sogar zusammen die Schule geschwänzt. Wir wurden zusammen festgenommen. Unsere Eltern wurden informiert, die uns auch sofort abholten.
Sie gaben uns keine Standpauken sondern meinten, dass wir nächstes Mal Bescheid sagen sollten, damit sie mitkommen könnten.
Wir haben uns öfter getroffen, unabhängig von den Nachhilfestunden. In den Pausen waren ich und meine besten Freundinnen meistens bei dir und deiner Clique. Manchmal auch ich alleine. Oder du bist zu uns gekommen, um mit mir zu reden.
Im Frühling warst du so was wie mein bester Freund geworden. Zumindest habe ich dich seitdem als diesen angesehen. Wir haben viel zusammen gemacht. Wir waren Schwimmen. Auf weiteren politischen Demonstrationen. Im Kino. Oder haben uns einfach in den Park auf die Wiese gelegt und geredet. Du warst immer für mich da. Ich konnte mit dir über alles reden. Oder auch nicht. Ich brauchte nicht mehr reden. Wir haben uns ohne Worte verstanden.
Wenn ich traurig war, hattest du mich wortlos in den Arm genommen und hast mich weinen lassen. In deiner Gegenwart war es mir nicht peinlich. Ich habe dir vertraut, habe gemeint, dass du es Niemandem erzählen würdest.
Wir verbrachten die Pausen schon öfter alleine, gingen zusammen über den Schulhof oder legten uns auf eine Wiese. Viele haben gemeint, wir seien zusammen. Doch das stimmte nicht. Wir waren nur Freunde. Beste Freunde. Nicht mehr.
Ich hatte noch immer 3x die Woche Nachhilfe bei dir, obwohl wir inzwischen mehr über Privates redeten, als Mathe zu üben.
Trotzdem wurde ich besser. Aus einer 3 wurde eine 3+, aus dieser eine glatte 2. Ich war glücklich, du warst glücklich, meine Mutter war glücklich. Alles hatte sich zum besten gewendet.
Irgendwann warst du in meinem Zimmer. Während ich für einen Moment heraus gegangen bin, hattest du mit deinem Arm versehentlich den Porzellanengel herunter geworfen. Er war in 1000 Teile zersplittert und ich konnte nur über deine Tollpatschigkeit lachen. Als ich das Zimmer wieder betrat hast du fluchend auf dem Boden gesessen und versucht, die Teile wieder zusammen zu setzen. Ich fand das einfach süß, wie du da gesessen und gepuzzelt hast. Jedoch hat es nichts gebracht. Der Engel war kaputt.
Das Kinoticket war ebenfalls weg. Als wir einmal im Park saßen, warst du kurz weg. Da wurde mir meine Geldbörse geklaut. Es waren zwar keine Checkkarten drin. Auch nicht viel Geld. Aber dein Gutschein. Das machte mich mehr als wütend. Aber der Typ war weg. Ebenso wie der Gutschein.
Am 19 Juni saßen wir mal wieder zusammen im Park. Die Sonne ging langsam unter, du hattest einen Arm um meine Schulter gelegt.
Wir redeten darüber, dass bald Sommer sei. Die Zeit der Veränderungen. So hatte ich ihn immer genannt. Auf seinen fragenden Gesichtsausdruck hin habe ich erklärt, dass der Sommer für mich schon immer die Jahreszeit der Veränderungen und Entwicklungen gewesen war. Im Sommer war ich geboren. Im Sommer wurde meine Schwester geboren. Im Sommer hatte ich meinen ersten Freund. Im Sommer kam ich in die Schule. Im Sommer lernte ich meine beste Freundin kennen. Im Sommer habe ich einen Hund bekommen.
Er nahm mich in den Arm, fragte, ob ich glaubte, dass diesen Sommer auch Änderungen folgen würden. Ich zuckte mit den Schultern, lehnte mich gegen ihn. Ich meinte, dass sicherlich welche kommen würden, die Frage ist nur wann. Und in welcher Form.
Er fragte, ob ich glaubte, dass sich zwischen uns etwas verändern würde.
Ich zuckte erneut mit den Schultern. Ich wollte in diesem Moment nicht wahrhaben, dass sich etwas ändern könnte.
Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, flüsterte mir leise ins Ohr. Es war, als würde er es aufgenommen haben und es immer wieder abspielen würde.
Ich habe mich in dich verliebt.
Im ersten Moment habe ich nicht anders gekonnt. Ich habe gelacht. Mich aus deinem Griff befreit, auf den Boden gelegt und gelacht. Mir liefen schon die Tränen aus den Augenwänden, mein Bauch schmerzte inzwischen auch.
Ich habe gedacht, du hättest einen Witz gemacht. Mich angelogen.
Doch du saßest da und hattest mich nur traurig angesehen. In dem Moment verstummte mein Lachen und mir wurde klar, dass du es ernst gemeint hattest.
Ich stand auf, meinte, ich müsse weg und bin nach Hause gerannt.
Ich war verwirrt, wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Fühlen sollte.
Du warst mein Ein und Alles. Der Mensch, dem ich mein Leben anvertrauen würde.
Doch hatte ich mich auch in dich verliebt? Hatte ich die gleichen Gefühle für dich, wie du für mich?
In dieser Nacht träumte ich von dir. Von deinen wunderschönen Augen, die mich von unserem ersten, direkten Treffen an, fasziniert hatten. Von deinem Lachen, das für mich inzwischen eine der schönsten Melodien geworden ist. Der Wärme, die von dir ausging, wenn du mich umarmt hattest.
Am nächsten Tag haben wir uns zunächst kaum gesehen. Du hast mich auf den Fluren gemieden, bist mir immer aus dem Weg gegangen Ich bin in der großen Pause kurz zu dir gekommen, habe dir wortlos einen Zettel gegeben und bin wieder abgehauen. Ich habe deinen verwirrten Blick in meinem Rücken gespürt, doch ich wollte mich nicht umdrehen.
In der zweiten großen Pause bist du zu uns gekommen. Du hast mich aus dem Kreis gezogen, hast mich angelächelt und geküsst. Einfach so. Vor allen anderen. Einen Arm hattest du um meine Taille geschlungen. In deiner anderen Hand hast du den kleinen Zettel festgehalten.
Ich habe mich auch in dich verliebt.
Ich habe gesagt, dass der Sommer Veränderungen bringt. Wir sind nicht mehr ‚ineinander verliebt’. Wir sind nicht mehr das niedliche Paar vom Anfang, das sich zu jeder Gelegenheit küsste, um sich dem anderen Nahe zu fühlen. Das mehr mit Küssen als mit Sprechen beschäftigt war.
Wir lieben uns. Wir genießen es einfach, den jeweils anderen in unserer Nähe zu haben. Wir reden viel. Über alles, was uns wichtig ist.
Natürlich küssen wir uns noch. Aber nicht mehr so gierig. So durstig. Inzwischen sind die Küsse liebevoll. Zärtlich.
Leise fange ich an, eine Melodie zu summen und deine Hand fester zu umschließen. Nun liegen wir hier. Mitten im Sommer. Der Himmel ist wolkenlos, es ist warm und die Vögel zwitschern.
Ich öffne meine Augen wieder und sehe direkt in Deine. Du grinst mich lieb an, drückst mir einen kleinen Kuss auf die Nase.
Wir stehen auf, er nimmt meine Hand in Seine. In meiner anderen Hand trage ich meine Schuhe. Das Gras kitzelt unter meinen Fußsohlen, wodurch ich die ganze Zeit am Kichern bin.
Du lässt meine Hand los, schlingst deinen Arm um meine Taille und küsst mich auf die Wange. Du flüsterst mir mit deiner Samtstimme Dinge in mein Ohr, die schöner klingen, als jede Melodie, die jemals komponiert wurde.
Ich liebe dich.
Ich dich auch. Mehr als alles andere auf der Welt.
Zusammen verlassen wir den Park, gehen in die Stadt hinein. Unserer Zukunft entgegen. Um zu sehen, was uns ‚unser’ Sommer noch alles bringen wird.
Das wars.
Kritik, Verbesserungen & wenn verdient, Lob bitte ^^

Nochwas von mir.

Ist mir gestern Abend eingefallen, während ich Bilder meines Pferdes durchgeguckt habe & dabei ein wunderbares Lied gehört habe ‹3
Ich dachte mir, ich stell das hier mal rein, weil ich hier 1) wirklich gute Kritik kriege & 2) weil ich Langeweile habe

Ich danke speziell noch Jeanny, weil sie so wunderbare Kritik abgibt, die mir wirklich weiterhilt.

Liedtipp: http://www.youtube.com/watch?v=iLBNgNo_O3k Das beste Sommerlied überhaupt

Wir liegen auf der großen Parkwiese und sehen in den Himmel. Du liegst einfach neben mir. Still.
Und doch weiß ich, was du denkst. Wir brauchen nicht zu reden, wir verstehen uns auch so.
Ich nehme deine Hand in meine, drücke einen Kuss auf den Rücken und lege sie auf meinen Bauch.
Du lächelst mich sanft an, streichst mit deiner freien Hand über mein Gesicht. Meinen Hals. Wieder zu meinem Gesicht und drückst mit deinem Finger sanft auf meine Nase und machst ein Hup-Geräusch. Ich kann nicht anders, als zu lachen. Nicht laut und hysterisch. Eher leise, mehr kichernd. Du hauchst einen leichten Kuss auf meine Lippen, der sich mit einem frischen Luftzug vergleichen lässt.
Ich lege meinen Kopf auf deiner Brust ab, deine Hand immer noch fest umschlossen, schließe die Augen und denke nach. Überlege, wie das mit uns passiert ist. Wie es zu dem geworden ist, was wir jetzt haben.
Im Herbst des letzten Jahres hat es angefangen. Wir waren zwar auf einer Schule, doch ich hatte nie Notiz von dir genommen. Du hast mich gar nicht interessiert, weil du nahezu unerreichbar schienst. Ich war in der neunten Klasse, du warst schon in der Elften. Ich wusste zwar, wer du bist. Wie du heißt. Wie du aussiehst. Doch das war auch alles. Meine Freundinnen fanden dich toll, weil du doch „so einen geilen Hintern“ hast. Mir war es immer egal gewesen, weil du so fern warst.
Ich wusste von der Schwester meiner besten Freundin, dass du ein absolutes Mathe-Ass bist, wohingegen ich als Niete da stand. Doch du warst mir egal. Ebenso wie diese Information, weil ich nicht wusste, was ich damit anfangen sollte.
Irgendwann hat meine Mutter mich für eine Privatnachhilfe angemeldet. Ein Von-Schüler-zu-Schüler Ding. Ich habe mich bei meinen Freundinnen aufgeregt, dass ich Nachhilfe nicht will, dass es eh nichts bringen wird und dass ich lieber sitzen bleiben würde, als von irgendeinem Streber jede Woche 3x Nachhilfe zu bekommen.
Sie sagten immer, ich sei eine arme Sau. Jedoch hatte mir ihr Beileid auch nichts einbringen können. Die Nachhilfe war organisiert..
Dann kam die erste Nachhilfestunde. Ich saß gelangweilt in unserer Küche und wartete darauf, dass meine Nachhilfe kam. Und dann kamst du. Meine Mutter stellte dich kurz vor, verließ dann wieder das Zimmer.
Zum ersten Mal war ich von dir geblendet. Du hast mich angelächelt und dann hingesetzt. Hast freundlich mit mir geredet, während du deine Utensilien herausgeholt hast.
Ich weiß bis heute nicht, was du am Anfang zu mir gesagt hast. Ich war in deinen Augen versunken. Deinen schönen Augen mit dieser undefinierbaren Augenfarbe, die mich jedes Mal aufs Neue faszinieren. Blau. Grün. Grau. Braun. Ein Mix aus allem.
Wir trafen uns mehrmals die Woche um Mathe zu lernen, doch in der Schule hatten wir weiterhin keinen Kontakt. Nichtmal grüßen taten wir uns. Wieso weiß ich nicht.
Ich erzählte meinen Freundinnen nicht, dass du meine Nachhilfe warst, weil ich es nicht für wichtig empfunden.
Bei jeder einzelnen Nachhilfestunde habe ich etwas Neues an dir entdeckt. Die Grübchen, wenn du lachst. Die Falte, die sich auf deiner Stirn bildet, wenn du mich erwartungsvoll ansiehst. Ich bemerkte, dass du deine Wangen aufplusterst, wenn du ungeduldig wirst.
Jede Stunde lernte ich etwas dazu. Ich wurde wirklich besser in Mathe, selbst mein Mathelehrer merkte das. So verwandelte sich die 6 in der ersten Arbeit in eine 3 in der Zweiten.
Du hattest mich da das erste Mal in den Arm genommen, mir freundschaftlich die Haare verwuschelt und gesagt, dass du stolz auf mich seiest.
Danach sprachst du mich in der Schule an, kamst zu mir um zu fragen, wann wir uns das nächste Mal treffen sollten.
Meine Freundinnen sahen uns verwirrt an, ihre Kinnladen schienen förmlich am Boden zu kleben.
Als du gingst, sahen sie mich nur sprachlos an. Sie konnten gar nicht glauben, dass du meine Mathenachhilfe warst. Regten sich auf, warum ich nicht schon früher etwas erzählt habe.
Im Winter habe ich es geschafft, wieder eine 3 in Mathe zu schreiben. Ich war mehr als dankbar, dass ich dich hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht wirklich, was ich ohne dich zu der Zeit gemacht hätte. Sitzen bleiben habe ich auch nicht gewollt, obwohl ich es mehrmals gesagt hatte.
Inzwischen verschwendeten wir 1 ½ Stunden unserer 3 stündigen Nachhilfe damit, über alles Mögliche zu reden. Ich habe herausgefunden, dass du eine Klasse übersprungen hattest, also eigentlich erst in der Zehnten wärest. Was dich natürlich schlagartig noch interessanter machte.
Wir erzählten uns gegenseitig Alles, lachten zusammen oder redeten über ernstere Themen. Wir interessierten uns beide für Politik. Oft sprachen wir über politische Veränderungen, egal ob sie positiv oder negativ waren. Wir planten, auf ein paar Demonstrationen zu gehen, egal, was wir dafür tun müssten.
Zu Weihnachten hast du mir eine wunderschöne Porzellanfigur eines Engels geschenkt, zusammen mit einem Brief und einem Kinogutschein. Ein Film meiner Wahl. Zusammen mit dir.
Als ich meinen Freundinnen dies erzählte, haben sie angefangen, hysterisch zu kreischen und meinten, ich müsse mich verändern. Mehr schminken. Figurbetonender kleiden. All so was.
Doch ich wollte mich nicht verändern. Ich habe keinen Sinn darin gesehen. Wir waren inzwischen schließlich gute Freunde geworden.
Den Gutschein habe ich gefaltet und in meine Geldbörse getan. Der Engel hatte einen Ehrenplatz auf meinem Nachtisch bekommen.
Wir haben unseren Plan verwirklicht und waren zusammen auf einer Demonstration, haben dafür sogar zusammen die Schule geschwänzt. Wir wurden zusammen festgenommen. Unsere Eltern wurden informiert, die uns auch sofort abholten.
Sie gaben uns keine Standpauken sondern meinten, dass wir nächstes Mal Bescheid sagen sollten, damit sie mitkommen könnten.
Wir haben uns öfter getroffen, unabhängig von den Nachhilfestunden. In den Pausen waren ich und meine besten Freundinnen meistens bei dir und deiner Clique. Manchmal auch ich alleine. Oder du bist zu uns gekommen, um mit mir zu reden.
Im Frühling warst du so was wie mein bester Freund geworden. Zumindest habe ich dich seitdem als diesen angesehen. Wir haben viel zusammen gemacht. Wir waren Schwimmen. Auf weiteren politischen Demonstrationen. Im Kino. Oder haben uns einfach in den Park auf die Wiese gelegt und geredet. Du warst immer für mich da. Ich konnte mit dir über alles reden. Oder auch nicht. Ich brauchte nicht mehr reden. Wir haben uns ohne Worte verstanden.
Wenn ich traurig war, hattest du mich wortlos in den Arm genommen und hast mich weinen lassen. In deiner Gegenwart war es mir nicht peinlich. Ich habe dir vertraut, habe gemeint, dass du es Niemandem erzählen würdest.
Wir verbrachten die Pausen schon öfter alleine, gingen zusammen über den Schulhof oder legten uns auf eine Wiese. Viele haben gemeint, wir seien zusammen. Doch das stimmte nicht. Wir waren nur Freunde. Beste Freunde. Nicht mehr.
Ich hatte noch immer 3x die Woche Nachhilfe bei dir, obwohl wir inzwischen mehr über Privates redeten, als Mathe zu üben.
Trotzdem wurde ich besser. Aus einer 3 wurde eine 3+, aus dieser eine glatte 2. Ich war glücklich, du warst glücklich, meine Mutter war glücklich. Alles hatte sich zum besten gewendet.
Irgendwann warst du in meinem Zimmer. Während ich für einen Moment heraus gegangen bin, hattest du mit deinem Arm versehentlich den Porzellanengel herunter geworfen. Er war in 1000 Teile zersplittert und ich konnte nur über deine Tollpatschigkeit lachen. Als ich das Zimmer wieder betrat hast du fluchend auf dem Boden gesessen und versucht, die Teile wieder zusammen zu setzen. Ich fand das einfach süß, wie du da gesessen und gepuzzelt hast. Jedoch hat es nichts gebracht. Der Engel war kaputt.
Das Kinoticket war ebenfalls weg. Als wir einmal im Park saßen, warst du kurz weg. Da wurde mir meine Geldbörse geklaut. Es waren zwar keine Checkkarten drin. Auch nicht viel Geld. Aber dein Gutschein. Das machte mich mehr als wütend. Aber der Typ war weg. Ebenso wie der Gutschein.
Am 19 Juni saßen wir mal wieder zusammen im Park. Die Sonne ging langsam unter, du hattest einen Arm um meine Schulter gelegt.
Wir redeten darüber, dass bald Sommer sei. Die Zeit der Veränderungen. So hatte ich ihn immer genannt. Auf seinen fragenden Gesichtsausdruck hin habe ich erklärt, dass der Sommer für mich schon immer die Jahreszeit der Veränderungen und Entwicklungen gewesen war. Im Sommer war ich geboren. Im Sommer wurde meine Schwester geboren. Im Sommer hatte ich meinen ersten Freund. Im Sommer kam ich in die Schule. Im Sommer lernte ich meine beste Freundin kennen. Im Sommer habe ich einen Hund bekommen.
Er nahm mich in den Arm, fragte, ob ich glaubte, dass diesen Sommer auch Änderungen folgen würden. Ich zuckte mit den Schultern, lehnte mich gegen ihn. Ich meinte, dass sicherlich welche kommen würden, die Frage ist nur wann. Und in welcher Form.
Er fragte, ob ich glaubte, dass sich zwischen uns etwas verändern würde.
Ich zuckte erneut mit den Schultern. Ich wollte in diesem Moment nicht wahrhaben, dass sich etwas ändern könnte.
Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, flüsterte mir leise ins Ohr. Es war, als würde er es aufgenommen haben und es immer wieder abspielen würde.
Ich habe mich in dich verliebt.
Im ersten Moment habe ich nicht anders gekonnt. Ich habe gelacht. Mich aus deinem Griff befreit, auf den Boden gelegt und gelacht. Mir liefen schon die Tränen aus den Augenwänden, mein Bauch schmerzte inzwischen auch.
Ich habe gedacht, du hättest einen Witz gemacht. Mich angelogen.
Doch du saßest da und hattest mich nur traurig angesehen. In dem Moment verstummte mein Lachen und mir wurde klar, dass du es ernst gemeint hattest.
Ich stand auf, meinte, ich müsse weg und bin nach Hause gerannt.
Ich war verwirrt, wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Fühlen sollte.
Du warst mein Ein und Alles. Der Mensch, dem ich mein Leben anvertrauen würde.
Doch hatte ich mich auch in dich verliebt? Hatte ich die gleichen Gefühle für dich, wie du für mich?
In dieser Nacht träumte ich von dir. Von deinen wunderschönen Augen, die mich von unserem ersten, direkten Treffen an, fasziniert hatten. Von deinem Lachen, das für mich inzwischen eine der schönsten Melodien geworden ist. Der Wärme, die von dir ausging, wenn du mich umarmt hattest.
Am nächsten Tag haben wir uns zunächst kaum gesehen. Du hast mich auf den Fluren gemieden, bist mir immer aus dem Weg gegangen Ich bin in der großen Pause kurz zu dir gekommen, habe dir wortlos einen Zettel gegeben und bin wieder abgehauen. Ich habe deinen verwirrten Blick in meinem Rücken gespürt, doch ich wollte mich nicht umdrehen.
In der zweiten großen Pause bist du zu uns gekommen. Du hast mich aus dem Kreis gezogen, hast mich angelächelt und geküsst. Einfach so. Vor allen anderen. Einen Arm hattest du um meine Taille geschlungen. In deiner anderen Hand hast du den kleinen Zettel festgehalten.
Ich habe mich auch in dich verliebt.
Ich habe gesagt, dass der Sommer Veränderungen bringt. Wir sind nicht mehr ‚ineinander verliebt’. Wir sind nicht mehr das niedliche Paar vom Anfang, das sich zu jeder Gelegenheit küsste, um sich dem anderen Nahe zu fühlen. Das mehr mit Küssen als mit Sprechen beschäftigt war.
Wir lieben uns. Wir genießen es einfach, den jeweils anderen in unserer Nähe zu haben. Wir reden viel. Über alles, was uns wichtig ist.
Natürlich küssen wir uns noch. Aber nicht mehr so gierig. So durstig. Inzwischen sind die Küsse liebevoll. Zärtlich.
Leise fange ich an, eine Melodie zu summen und deine Hand fester zu umschließen. Nun liegen wir hier. Mitten im Sommer. Der Himmel ist wolkenlos, es ist warm und die Vögel zwitschern.
Ich öffne meine Augen wieder und sehe direkt in Deine. Du grinst mich lieb an, drückst mir einen kleinen Kuss auf die Nase.
Wir stehen auf, er nimmt meine Hand in Seine. In meiner anderen Hand trage ich meine Schuhe. Das Gras kitzelt unter meinen Fußsohlen, wodurch ich die ganze Zeit am Kichern bin.
Du lässt meine Hand los, schlingst deinen Arm um meine Taille und küsst mich auf die Wange. Du flüsterst mir mit deiner Samtstimme Dinge in mein Ohr, die schöner klingen, als jede Melodie, die jemals komponiert wurde.
Ich liebe dich.
Ich dich auch. Mehr als alles andere auf der Welt.
Zusammen verlassen wir den Park, gehen in die Stadt hinein. Unserer Zukunft entgegen. Um zu sehen, was uns ‚unser’ Sommer noch alles bringen wird.
Das wars.
