Achja, irgendwo liegt auch noch das Ende rum hier, danke für die Erinnerung, hab die Veröffentlichung hier völlig verdrängt.
Also hier das letzte Kapitel, ihr werdet es wohl hassen, aber Rückmeldung höre ich trotzdem oder grade dann immer ganz gerne, würd mich also freuen.
Und nächstes Mal erinnert mich einfach früher und sorry
17
Kor erwartete, dass Ian etwas sagen würde, irgendetwas entgegnen würde und sei es nur ein weiterer Fluch, aber er schwieg und starrte auf die Fliesen als würde er sie durch bloße Gedankenkraft zum Zerspringen bringen wollen.
„Was macht ihr für eine Scheiße mit uns!?“
Paula, die noch eben so schweigsam und fügsam gewesen war, ballte die Hände zu Fäusten. „Wieso sind wir hier eingesperrt? Wo sind wir überhaupt?“
„Es ist alles nicht so einfach, Paula. Ich würde vorschlagen, wir machen das in Ruhe. Du setzt dich erst einmal hin und…“
Paula ließ sich hart auf die Erde fallen. Sie wirke wie ein beleidigter Teenager, der seinen Willen nicht bekommen hatte und nun schmollte. Kors Blick streifte Ian, der fürchterliche Schmerzen zu haben schien. Er jammerte nicht mehr, aber Kor hatte Angst, dass das nicht unbedingt ein gutes Zeichen war. Wie lange würde er noch bereit sein, zu kämpfen? Wann würde er sich aufgeben?
„Ich halluziniere, oder?“ Es war entsetzlich, wie schwach seine Stimme war. „Ich bilde mir Sachen ein, die nicht da sind. Ich habe Steve gesehen, hier im Raum, hinter dieser Scheibe…“
„Ich weiß, dass ihr derzeit einiges nicht versteht. Es geht dir grade nicht so gut und…“
„Es geht ihm nicht so gut?! Mensch Kor, Ian braucht einen Arzt, der stirbt uns hier noch weg!“ Paula war wieder aufgebrachter und Kor war innerlich froh darüber. Ihre teilnahmslose Apathie war nicht auszuhalten gewesen. Er musste dringend mit Francis sprechen.
„Es wird kein Arzt kommen und ich glaube, das wisst ihr auch. Ian, wärst du bereit, mit uns zu reden?“
„Was soll ich euch denn erzählen, ich habe doch schon alles…“
„Du siehst doch selbst, dass es mit dir so nicht weitergehen kann. Du machst mir Sorgen und ich will probieren, es im Guten zu versuchen.“
„Im Guten?!“ Ian hob seinen Kopf und seine kalten Augen schienen durch Kor hindurchzustarren. Er biss seine Zähne zusammen, dann richtete er sich auf und kam den einen Schritt auf die Scheibe zu.
„Im Guten?! Willst du mich eigentlich verarschen? Ich glaub du hast nicht den blassesten Schimmer, was du für einen Scheiß redest!“ Ians Stimme überschlug sich, als er gegen die Scheibe trat.
„Ich hasse es, dich anzubetteln, aber gib mir was gegen diesen Wahnsinn in meinem Kopf! Ich halte das nicht aus, Kor. Du kannst dir das nicht vorstellen! Weißt du, wie es sich anfühlt wenn…“
Ian stockte und Kor war froh darüber, denn das brüchige Zittern in Ians Schreien ging an seine Substanz. Er war für einen solchen Job einfach nicht gemacht.
„Diese blutigen Hände, Kor! Es ist, als überlagern sie jedes Bild, das mein krankes Hirn sonst noch irgendwie erreicht. Ich kriege sie nicht aus meinem Kopf! Dieses Blut von Steve… Luke… was verdammt wollte Steve und wieso hab ich… wieso habt ihr mich hier eingesperrt?“
„Ich kann dir keine Schmerzmittel geben, aber wir werden dich gleich rausholen und in ein Besprechungszimmer gehen und dann…“
„Lasst uns doch einfach frei, verdammt. Es hat doch keinen Sinn…“
„Ian, beruhig dich und mach’ es nicht noch schlimmer. Setz dich hin und atme tief durch. Es wird nicht sehr lange dauern, höchstens ein, zwei Minuten.“
„Was zur Hölle ist das für ein bescheuertes Spiel hier?“ Ian dachte nicht im Traum daran, sich zu beruhigen. Sein Puls raste und auch wenn Kor wahrscheinlich Recht hatte und er gut daran täte, sich zu schonen, war es ihm schleierhaft, wie er ernsthaft erwarten konnte, dass Ian sich setzen und gemütlich auf sein Ende warten würde.
Die Einwegscheibe verdunkelte sich und Ians Blick fiel auf Paula, die noch immer auf dem Boden saß und paralysiert dreinblickte.
„Was für ein scheiß Experiment ist das?! Ich kann nicht glauben, dass das hier wirklich passiert. Wir träumen nur, oder? Wir sind einfach nur in einem bekloppten Traum gefangen und können nicht aufwachen!“
Er wusste nicht, ob er eine Antwort von Paula erwartet hatte, aber grade als er merkte, dass sie das Bewusstsein verloren hatte, klappten seine Beine zusammen und sein Körper schlug auf den harten Boden auf. Und dann war sie endlich da – die Dunkelheit.
Als Paula wieder aufwachte, brauchte sie einen Moment, sich ihrer Umgebung bewusst zu werden. Was war passiert? Ian, Kor… all das Geschreie und Gezeter. Und Ians Träume. Wer zur Hölle war Dr. Lukas Kahrio? Paula rieb sich die Augen und sah sich um. Als Paula wieder aufwachte, brauchte sie einen Moment, sich ihrer Umgebung bewusst zu werden. Sie saß zusammengesackt und gefesselt auf einem harten Stuhl in einer Art Büroraum. Was war passiert? Ian, Kor… all das Geschreie und Gezeter. Und Ians Träume. Wer zur Hölle war Dr. Lukas Kahrio? Paula sah sich um. Sie hatten sie rausgebracht. Zum ersten Mal, seit der Zeit, der sie sich bewusst war, befand sie sich nicht mehr in dem schrecklich weißen Gefängnis. Sie verspürte eine übermannende Müdigkeit, zwang sich aber, die Augen offen zu behalten. Sie saß an einem Eichentisch – verdammt – woher wusste sie, dass das Eiche war? - und neben ihr saß Ian, der noch benommener zu sein schien, als sie selbst. Sie konnte nicht erkennen, ob er überhaupt bei Bewusstsein war.
Ihre Glieder schmerzten und sie sehnte sich nach einem weichen Bett. Ob sie jemals wieder in einem schlafen würde? Paula seufzte. Was war mit ihr los? Ihr Handeln und ihre Gedanken waren ihr suspekt und auch wenn sie nicht wusste, wer sie war, machten ihre Reaktionen ihr Angst. Wieso war sie so gleichgültig? Wieso scherte sie sich einen Mist um das, was um sie herum geschah, was mit Ian los war, was hier drin passierte? Wieso zum Teufel schien sie all das gar nicht mehr zu berühren? Ein Schutzreflex?
„Was macht ihr bloß mit mir?“ Paula wimmerte und jetzt spürte sie, dass ihr heiße Tränen die Wangen runter liefen. Sie fühlte sich wie ein Häufchen Elend. Wozu hatten sie sie hier hergebracht, in diesen dunklen Raum, der außer den Stühlen und dem Tisch kein weiteres Mobiliar enthielt? Für wen waren die anderen beiden Stühle gedacht, die auf der anderen Seite des Tisches standen? Würde Kor gleich auftauchen? Würde er sie aufklären? Würde sie endlich erfahren, was zum Teufel hier vor sich ging, wo sie war, was der Grund dieses Wahnsinns war und wann endlich man sie freilassen wollte?
Wie lange sollte das noch so weitergehen? Könnte es sein, dass…
In diesem Moment schwang die Tür auf und Kor, dessen Gesicht noch härter und irgendwie sorgenvoller wirkte als sonst und ein weiterer Mann betraten den Raum. Paula versuchte, in Kors Augen zu blicken, aber er schaute nur zu Boden, als würde er ihrem Blick absichtlich ausweichen.
Das junge Mädchen rüttelte an ihren Fesseln.
„Sucht man nach mir, Kor? Ist da draußen irgendwer, der sich Sorgen darum macht, wo ich bin?“ Sie wusste, dass sie keine Antwort zu erwarten hatte. „Wieso habt ihr uns entführt? Wozu das alles?! Etwas, über das ich noch nicht nachgedacht habe?“ Stille. Vielleicht war es das. Nur ein Rätsel nach dem Ausweg wie es sie öfter in Online-Flash-Games gab. Hinweise hier, Hinweise da und irgendwo versteckt in einer alten Vase in einer Bodenluke der Schlüssel zur Tür. Das Bescheuerte war nur, dass es keine Bodenluken gab. Es gab auch keine Vasen oder alte Gemälde, es gab nicht einmal eine verdammte Tür. Es gab überhaupt nichts, nicht den kleinsten Anhaltspunkt. Paula schloss die Augen und atmete tief durch. Sie hasste sich dafür, dass sie über Computerspiele Bescheid wusste, sich aber nicht einmal an ihren Namen erinnern konnte. Verlief eine Amnesie immer auf diese Art und Weise oder war es vielleicht etwas völlig anderes, das sie hier heimsuchte? Hatte sie überhaupt jemals eine Identität gehabt? Paulas Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen. Sie war definitiv Teil eines kranken Experiments, so viel hatte sie mittlerweile verstanden. Aber wieso sie? Wozu? Was war in ihrer Vergangenheit passiert, dass man sie…
„Paula, Ian, das ist Steve.“ Kor deutete auf den blonden Mann, der ihm gefolgt war und die beiden setzen sich auf die andere Seite des Tisches. Ian, ihr kennt euch ja schon.“
Ian murmelte etwas, was Paula beim besten Willen nicht verstehen konnte. Es schien ihm unglaublich schwer zu fallen, bei Bewusstsein zu bleiben. Woher sollte ihr Mitgefangener Steve bereits kennen? War er schon einmal hier… Steve! Nannte Ian so nicht den Mann, der ihn in seinen Träumen verfolgte? Paula hustete und hatte das Gefühl, schwerer Luft zu bekommen. Was ging hier vor sich?
„Ich habe euch versprochen, dass heute Redetag ist“, ergriff Kor wieder das Wort, nachdem er kurz gewartet hatte, um sicherzugehen, dass Ian aufnahmefähig genug war. „Ich weiß, dass ihr Fragen habt, die euch innerlich zerreißen und auf die ihr keine Antwort finden könnt, je sehr ihr euch auch den Kopf zermatert. Ja, wer seid ihr?“
Kor schien jetzt durch Paula hindurchzublicken. „Ihr denkt, es kann nichts unerträglicher sein, als die Ungewissheit, die euch Tag und Nacht quält, das Nichtwissen, das euch zermürbt. Ihr wollt Antworten, irgendwelche, und es ist euch egal, wie sie lauten, wenn sie euch doch nur zu irgendeiner Erkenntnis bringen; wenn ihr durch sie endlich verstehen könnt, was ihr hier durchmacht. Ganz egal was es ist, denn ihr denkt, keine Wahrheit kann schlimmer sein, als die ewigen Fragen, die hämmernden Gedanken, die eurer gesamten Denken und Handeln bestimmen.“
Paula nahm as dem Augenwinkel war, wie Ian den Kopf hob und Kor anstarrte.
„Lasst uns gehen“, zischte er kraftlos. Sein ganzer Körper zitterte, als würde er furchtbar frieren, aber Paula wusste, dass das nicht der Grund dafür war. Ian saß dem Mann aus seinen Träumen gegenüber – einem Toten. Es war bemerkenswert, wie er sich zusammenreißen konnte, nicht völlig auszurasten. „Wir haben euch nichts getan!“
„Es geht hier nicht um Schuld oder Rache, Ian, das ging es nie.“
„Wer bist du?“, schrie Ian jetzt den Mann an, den Kor als Steve vorgestellt hatte. Dieser schien ungerührt. „Ich bin Steve, Ian, und ja, ich bin der Steve, den du in deinen Träumen gesehen hast.“
„Mein Nachbar…“
„Das Problem ist, Ian, dass ich nicht dein Nachbar bin. Ich war es auch nie und außer beim letzten Verhör sind wir uns noch nie zuvor begegnet.“
„Was zum…“ Ians Körper bebte und die Adern an seinem Hals traten hervor.
„Es war ein Experiment, Ian, und eines von denen, die schiefgelaufen sind. Man hatte versucht, dir Erinnerungen einzupflanzen, eine Identität zu geben und hat diese Erlebnisse von Dr. Lukas Kahrio – übrigens einer unserer Mitarbeiter, ein sehr fähiger Mann – auf dein Gehirn zu speichern. Wie eine Festplatte, die man beschreibt.“
Kor biss sich auf die Innenseite der Wange und starrte auf den Tisch, während Steve mit seinen Erzählungen fortfuhr.
„Es hat nicht geklappt und du hast nichts davon angenommen. Wolltest nicht Luke sein. Es klappte für kurze Sequenzen, einige Minuten, aber du fielst immer wieder in das Ich von Ian zurück. Das ist jetzt schon zwei Monate her. Aus irgendwelchen absonderlichen Gründen – wir sind dabei, sie zu untersuchen, daher auch einige Experimente, während einem bist du übrigens aufgewacht, denn du reagierst oft nicht, wie geplant und weist viele Anomalien auf – kehren jetzt diese Erinnerungen, die keine sind, als Träume in deinen Kopf zurück.“
„Was soll dieser Scheiß? Warum sind wir hier?!“ Ian wandte sich vor Wut und Hass und versuchte, sich in seinem Stuhl nach oben zu drücken, woran die Eisenketten ihn aber hinderten.
„Du machst uns Sorgen, Ian. Du reagierst ganz anders, als du solltest“, ergriff Kor jetzt wieder das Wort.
„Wer zur Hölle bin ich?!“
Kor atmete tief durch, dann sah er erst Ian, dann Paula in die Augen. „Es gibt etwas, das noch schlimmer und unerträglicher ist, als die Ungewissheit. Ihr werdet euch wünschen, diese Frage nie gestellt zu haben und wahrscheinlich werden wir von unseren Methoden Gebrauch machen, die Informationen, die wir euch heute geben, wieder aus eurem Gedächtnis zu löschen. „Es gibt etwas, was noch schlimmer ist, als die Fragen, und das ist die Wahrheit.“
Kor starrte Ian nun eindringlich an. Dieser bebte am ganzen Körper.
„Wenn ihr mir nicht gleich erzählt, was… Warum zum Teufel können wir uns an nichts erinnern?!“
Kor faltete die Hände, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dann fing er an, die Geschichte zu erzählen, deren Ende furchtbarer war, als alles bisher Vorgestellte.
edit: eigtl wollte ich das letzte kapitel am stück reinstellen, geht aber nicht, weil der beitrag dann zu lang war. ihr müsst also drei tage warten bis ich wieder antworten kann oder nen Kommentar schreiben, dann stelle ich den letzten Teil umgehend rein