So, ich hab denn jetzt auch wieder Internet und konnte endlich eure Kommentare lesen!
Danke, echt danke, weiß gar nicht, was ich sonst noch sagen soll. Megatoll, dass hier sooo viele mitlesen, juhu!
Danke auch für eure Tipps.
Was den Charakter 'Luke' angeht, wird erstmal nicht mehr verraten, lest einfach
Achja, und da gefragt wurde: Die Internetversion (die fertig ist) hat nur 18 Kapitel.
Hier aber mal das Nächste:
9
Paula war sprachlos über die Menge an Kleidung, die ihr Entführer herbei geschafft hatte und wurde immer wütender auf sich selbst angesichts dieses irrsinnigen Wunsches, dessen Erfüllung, so großzügig sie auch war, sie keinen Schritt weiter brachte, ja, ihr nicht mal einen großartig verbesserten Komfort geben konnte. Ungläubig starrte sie auf die Designerpumps und die edlen Kleider, die sie auszulachen schienen. War das Kors Ziel gewesen? Sie zu verhöhnen? Paula musste sich zwingen, nicht in Tränen auszubrechen angesichts ihrer Wut über sich selbst. Wie unglaublich dumm war sie eigentlich?
Als sie sich umblickte, sah sie, dass Ian duschte, doch Paula beschloss, sich nur am Waschbecken oberflächlich zu waschen, um sich den Männern nicht nackt präsentieren zu müssen.
Als sie ihren Kopf unter den kalten Wasserstrahl hielt, versuchte das Mdchen angestrengt, über ihre Vergangenheit nachzudenken. Konnte sie sich denn an gar nichts erinnern? Es musste doch irgendwelche Bruchstücke geben, nur den kleinsten Fetzen Gedächtnis, irgendeinen Hinweis, an dem sie sich entlang hangeln konnte, zu dem ihr später vielleicht noch mehr einfiel. Es musste einfach irgendetwas geben, was sie über sich wusste, denn schließlich erinnerte sie sich auch noch daran, dass Schuhe Schuhe hießen und dass Tannen grün waren.
Nichts. Es schien, als sei ihre Erinnerung selektiv entfernt worden. Alles, was ihr Aufschluss über ihre Vergangenheit, ihre Familie, über sich selbst geben konnte, schien komplett ausgelöscht zu sein. Hieß es nicht, die Erinnerung sei ein Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden konnte? Wie hatte Kor es geschafft, ihr diesen wichtigen Teil ihrer selbst zu stehlen? Wieso konnte sie sich an dumme Zitate erinnern, nicht aber an ihren Namen?
Paula drehte den Wasserhahn aus und griff nach einem von Kor gebrachten Kleidungsstück, um sich abzutrocknen. Wenigstens einen Nutzen, den diese Dinger brachten. Das Mädchen beschloss, Ian auch ein Shirt zum Abtrocknen anzubieten, doch als sie sich umdrehte, war der junge Mann verschwunden.
Paulas spürte, wie sich Panik in ihr breit machte, wie ihr Herz schneller schlug. Wie konnte es sein, dass Ian sich in Luft aufzulösen pflegte? War er einfach schon fertig mit dem Duschen und wieder in den anderen Raum gegangen?
Das als Handtuch benutzte Kleidungsstück auf den Boden fallen lassend lief Paula zurück in den mittleren Raum.
Er war leer.
„Ian!“, hörte sie sich schreien, obwohl sie wusste, dass sie keine Antwort erhalten würde. Paulas Kopf dröhnte. Der Raum schien auf einmal zu schwenken, sich zu drehen. Sie biss die Zähne zusammen und ließ sich auf den Boden sinken. Der Kopfschmerz wurde stechend, dann umgab sie nur noch Schwärze.
„Luke!“
Der junge Mann schaute auf.
„Es ist Steve. Na an der Tür, geh schon hin!“
Luke erhob sich vom Sofa und ging in Richtung Haustür. Es war schon nach neun. Was wollte sein Nachbar so spät abends noch? Ob es wieder um seine Frau ging? Luke beschloss, ihm ein paar Kekse anzubieten. Vielleicht auch einen Wein oder ein Bier, wenn es wieder besonders schlimm war.
„Entschuldige, dass ich so spät noch störe“, begann Steve, sein Blick auf dem Boden haftend. „Es hat einfach nicht bis morgen warten können.“
Ian vernahm das Summen des Kunstlichtes, als er aufwachte. Er blinzelte durch die Augen und versuchte, sich zu bewegen, doch seine Knochen fühlten sich tonnenschwer an. Dann spürte er, wie sich jemand über ihn beugte und sah in ein Gesicht, das ihm fremd war. Die Frau trug einen weißen Mundschutz und hatte streng zurück gebundene Haare und ein völlig symmetrisches Gesicht. Er erwartete, dass sie etwas sagen würde, doch die Frau schwieg, scheinbar völlig konzentriert.
Wo war er? Ians Puls raste und sein Blick flog durch den Raum. Wie war er hier her gekommen? Der Raum war ähnlich steril wie das Gefängnis, in dem er sich noch eben befunden hatte. Die gleichen Fliesen, das gleiche Licht. An den Wänden standen Gerätschaften, die er noch nie zuvor gesehen hatte und auf die er sich keinen Reim machen konnte. War er krank? Hatte Kor ihn in ein Krankenhaus gebracht? Oder ging hier etwas viel Schlimmeres vor sich? Wieso konnte er sich nicht bewegen?
Ian spürte die Schweißperlen auf seiner Stirn und warf seinen Kopf hin und her. Er fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, aus dem er nicht aufwachen konnte. Von Zeit zu Zeit piepte ein Gerät an der Wand hinter ihm. Dann verstand er, dass er es war, der das Piepen auslöste, er war verkabelt - angeschlossen an die Apparaturen, die aus einem Raumschiff zu stammen schienen.
Die Frau mit der strengen Frisur erschien wieder in Ians Blickfeld. Er versuchte, irgendetwas zu sagen, sie anzubrüllen, doch es gelang ihm nicht, seine Stimmbänder waren wie gelähmt. Innere Panik überkam ihn und er nahm alle Kraft zusammen, sich aufzurichten, schaffte es aber nur ein paar Zentimeter. Die Frau sah Ian an, aber sie schaute ihm nicht in die Augen, sondern betrachtete ihn wie einen Gegenstand, ohne jeglichen Ausdruck. Sie drückte einen Knopf an einem der Geräte an der Wand und Ian wusste, dass sie ihm irgendetwas indizierte.
Dann wünschte er sich, zu sterben.