Wow, vielen Dank für eure Kommis und das Lob, da hätte ich ja nie mit gerechnet, bin ganz sprachlos und weiß echt nicht, was ich dazu schreiben soll, außer Danke erstmal
Danke auch für die Kritik und die Verbesserungsvorschläge.
Die Story ist im Übrigen jetzt fertig geschrieben
Hier also Kapitel 7:
7
Paulas Herz schlug schneller. Sie rief Ian herbei, der vor der Liege hockte und den Boden darunter begutachtete.
Der junge Mann schaute erst ungläubig, dann lief er aber die wenigen Schritte auf Paula zu und fuhr mit seinen Fingerkuppen die winzigen Fugen entlang. Ian sagte nichts und Paula befürchtete für einen Moment, er würde ihre Hoffnungen zerschlagen; sagen, dass das alles sein könnte, aber ganz sicher kein Ausgang, aber er tat es nicht.
„Wie haben wir das übersehen können?“, fragte er nur ungläubig und dann probierte er, sich gegen die Tür zu stemmen, um diese zum Aufspringen zu bewegen, auch wenn sie beide wussten, dass diese Versuche sinnlos waren. Die Tür war von außen fest verriegelt und jedenfalls im Moment gab es noch keine Möglichkeit, sie von innen irgendwie zu öffnen.
„So kommt er also hier rein“, stellte Ian fest, als er einige Schritte zurück ging, seinen Blick noch immer auf der Wand haftend.
„Und was machen wir jetzt?“, hörte Paula sich fragen, obwohl sie nicht damit rechnete, dass Ian so schnell einen Plan gefasst hatte.
„Warten“, entgegnete er. „Er wird ja wieder hereinkommen. Und dann werden wir es irgendwie schaffen, ihn zu überwältigen.“
Paula sah Ian an und schwieg. Ob er Recht hatte? Ob es wirklich so einfach sein würde? Sie war sich sicher, dass Kor aufpassen würde. Diese ganze Sache war viel zu gut geplant, viel zu gut überlegt, als dass er nicht damit rechnen würde, dass sie irgendwann die Tür erkennen und davor auf ihn lauern würden. Kor würde keine Fehler machen, nicht derart grobe, dessen war sich Paula in ihrem Inneren schmerzlich bewusst. Und dann erinnerte sie sich wieder daran, dass Kor gesagt hatte, er würde jedes ihrer Worte hören und wenn er tatsächlich überall Lautsprecher oder Ähnliches installiert hatte, müssten sie sich etwas viel Besseres einfallen lassen als so offen über ihre doch sehr trivialen Ausbruchspläne zu reden und dann auch noch zu erwarten, dass sie ihnen gelingen würden. Kor war nicht dumm, er handelte nicht unüberlegt und Ian täte besser daran, sich dieses einzugestehen.
Die Stunden vergingen und Paula saß an der Wand gegenüber des kleinen Fensters und sah zu, wie die Welt draußen in der zunehmenden Dunkelheit verschwand. Es wurde Nacht. Ihre erste Nacht in Gefangenschaft – oder jedenfalls die erste, derer sie sich bewusst war. Ian schien sich nicht entscheiden zu können, ob er unruhig hin- und herlaufen und ihren Entführer beleidigen oder sich doch lieber ruhig verhalten und sich seinem Schicksal ergeben sollte. Heute Nacht würden sie hier nicht rauskommen.
Paula hatte probiert, einzuschlafen, aber obwohl sie müde war, war es ihr nicht gelungen. Sie wusste, dass Ian auf dem Boden schlafen musste, wenn sie auf der Pritsche lag und das wollte sie ihrem Mitgefangenen nicht zumuten, auch wenn dieser meinte, dass sie ein Vorrecht auf die Liege hätte, weil sie eine Frau war.
Paula wollte nicht auf Grund ihres Geschlechtes bevorteilt werden. Sie wusste, dass Ian es gut meinte, aber sie brachte es nicht über sich, diesen Vorteil auszukosten und so hatte sie es nicht lange mit ihrem Gewissen ausmachen können, auf der Pritsche zu liegen, während der junge Mann mit nackten Oberkörper auf den kalten Fließen lag, sein T-Shirt als Kopfkissen verwendend. Das Mädchen konnte sowieso nicht schlafen. Ihre Gedanken und Ängste ergriffen immer mehr Besitz von ihr und das grelle Neonlicht brannte ihr in den Augen. Als sie sich nun an der kahlen Wand niedergelassen hatte, bot sie Ian zum dritten Mal die Liege an. Warum hatte Kor ihnen nur eine gegeben? Wusste er nicht, was er ihnen damit antat, hatte er keine zweite bekommen oder war es schlimmer, erfreute er sich gar an ihrem Leid?
‚Ian hätte seinen Wunsch nicht vergeuden sollen’, fuhr es Paula unwillkürlich durch den Kopf. ‚Wieso hatte er nicht nach einem zweiten Bett verlangt, einem richtigen Bett? Oder nach einer Uhr, die gewisse Orientierung möglich machen würde oder nach Decken oder nach einem Ausschalten der Neonröhren in der Nacht? Wieso hatte er über all das gar nicht nachgedacht?’
Bevor sie es einordnen konnte warf sie Ian ihre Gedanken vor.
Ian, der sich grade auf der Pritsche niedergelassen hatte, starrte Paula resigniert in die Augen. Sie sah, dass er mich sich haderte, scheinbar schien er nach einer Antwort zu suchen, aber dann legte er sich einfach hin und drehte dem Mädchen den Rücken zu.
„Und was ist mit dir? Klamotten sind ja auch ein furchtbar hilfreicher Wunsch, der uns hier drin ganz sicher weiterbringt. Hast du dir toll überlegt, danke, echt.“
Paula war nicht auf Ians zynische Art vorbereitet gewesen und ohne es zu wollen, verfiel sie in eine Abwehrhaltung und verteidigte sich gegen Anschuldigungen, die keine waren.
„Was bildest du dir eigentlich ein?“, fauchte sie, ohne sich dessen bewusst zu werden. „Ohne mich wärest du noch keinen Schritt weiter hier drin, du machst dir das Leben echt zu einfach! Sitz nur rum, fluchst ein bisschen, kommst zu keinem Ergebnis und machst mir Vorhaltungen. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“
Ian entgegnete nichts und obwohl Paula erschrocken über ihre plötzliche Wut war, stand sie auf und ging auf die Pritsche zu.
„Ich werde darauf schlafen“, hörte sie sich mit fester und überraschend entschlossner Stimme sagen, als sie in Ians müde rote Augen sah. „Lieg meinetwegen wieder auf der Erde, mir ist es egal!“
Ohne etwas zu erwidern richtete der junge Mann sich auf und schaute Paula in die Augen, die seinen Blick aber beim besten Willen nicht deuten konnte.
„Ja, Paula“, sagte er dann ruhig. „Wenn es dir hilft, dann auch so.“
Mit diesen Worten stand er auf, um sich zwei Schritte weiter wieder auf den kalten Fliesen niederzulassen, seinen Kopf wieder auf sein dünnes Shirt bettend.
„Gute Nacht, Paula“, sagte er nur noch, als er sich umdrehte und das rothaarige Mädchen wunderte sich, dass er ihr nicht vor Wut an die Gurgel gesprungen war. War es das, was sie wollte, oder warum verhielt sie sich so pubertär und unmöglich? Was bildete sie sich eigentlich ein, wer sie war? Ian Vorwürfe zu machen, war wohl das Letzte, wozu sie berechtigt war und auch das Letzte, was ihnen jetzt irgendwie weiterhelfe würde.
Paula drehte sich auf die Seite und schloss die Augen, doch das Kunstlicht schien sie noch immer zu blenden. Sie wälzte sich herum und grade wollte sie sich bei Ian entschuldigen, als sie sein schwaches Gemurmel vernahm.
„Kor, mach dieses Licht aus. Mach bitte bitte dieses verdammte Licht aus.“
Und dann wurde es plötzlich dunkel im Raum.
Edit: Und weil es sooo lange gedauert hat bis zu Kapitel 7 und ihr so nette und tereue Leserlein seid, schiebe ich Kapitel 8 mal gleich hinterher^^ Also ich mags.
8
Es war Winter. Der geschmolzene Schnee glitt an den Fensterscheiben des hell erleuchteten Zimmers herunter, welches durch den großen Kamin erwärmt wurde. Der Mann saß auf dem Sofa und beobachtete das Spielen der Flammen, welche an dem sorgsam aufgescheiteten Holz empor loderten. Er genoss das Knistern des Holzes und die gemütliche, romantische Wirkung des Feuers an diesem kalten Winterabend. Aus der Küche drang ein leises Singen zu ihm herüber und kurze Zeit später kam eine Frau mit einer Porzellanschale in das Wohnzimmer. Seine Frau. Sie sah wunderschön aus mit ihren langen dunklen Locken und dem Babybauch, der sich immer deutlicher abzeichnete. Er liebte sie wie am ersten Tag, liebte sie wie sein Leben. Nein, mehr als das.
„Die Kekse sind fertig“, sagte sie sanft und stellte die Schale auf den Couchtisch, dann setzte sie sich zu ihm aufs Sofa und lehnte sich an seine Schulter.
„Ich glaube, manchmal tritt sie schon“, meinte sie mit einem Blick auf ihren Bauch. Der Duft ihres Haares stieg dem Mann in die Nase und behutsam legte er einen Arm um sie. Er wusste nicht, wie er sein Glück in Worte fassen sollte. War er jemals zuvor so glücklich gewesen?
„Es ist perfekt, Luke“, fasste sie seine Gedanken zusammen als sie sich an ihn heran kuschelte. „Es könnte wirklich nicht besser sein.“
Er wollte erwidern, dass es ihm auch so ging, dass sie die Frau seines Lebens war und dass er sich nichts Erfüllenderes vorstellen könnte, als mit ihr zusammen alt zu werden, aber das Türklingeln durchriss die Idylle.
Ian wälzte sich auf dem harten Boden umher. Wovon war er aufgewacht? War es schon morgens? Er fühlte sich, als hätte er kaum geschlafen, doch das helle, surrende Licht brannte schon wieder in seinen Augen.
„Ian!“, hörte er die raue Männerstimme brüllen und er wurde sich bewusst, dass es Kor sein musste. Verschlafen rappelte er sich auf und schlich in den Raum, hinter dessen Scheibe er seinen Entführer erwartete.
Paula stand mitten im Raum und sah genauso verschlafen aus, wie er sich fühlte.
„Guten Morgen, Ian“, frohlockte Kor mit zuckersüßer Stimme. „Hattest du eine angenehme Nacht?“
Ian entgegnete nichts auf die Provokation. Ihm war nicht nach Streiten zu Mute, er wollte nur schlafen.
„Geht euch waschen oder so“, meinte Kor und seine Stimme wurde umbarmherzig. „Frühstück gibt’s heute nicht, wir sind hier ja schließlich nicht im Hotel.“ Er lachte, fing sich aber sofort wieder.
„Kor“, begann Paula und Ian wunderte sich darüber, dass sie ihren Entführer mal direkt ansprach. „Wo sind wir hier?“
Der Mann hinter der Scheibe schien amüsiert.
„Na das seht ihr doch, hm? Es gibt Wände, einen Fußboden…“
„Du weißt doch, was sie meint“, unterbrach Ian ihn und Kor schaute ungeduldig.
„Was? Soll ich euch die Koordinaten sagen? Geht Duschen, Zähneputzen oder was man in eurer Situation sonst so machen kann. Nicht, dass ich mir noch überlege, dass ihr doch keinen Waschraum braucht.“ Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
Ian vernahm, wie Paula sich umdrehte um lustlos zum Waschraum zu schlurfen, doch er hatte noch eine Frage an Kor.
„Nur eins“, sagte er. „Wenn montags Wunschtag ist… was für ein Tag ist Dienstag?“
Kor lächelte, und es sah fast freundschaftlich aus.
„Ian, du bist genauso dumm, wie du aussiehst. Heute ist Überraschungstag. Denkst du, ich antworte auf eine solche Frage? Und nun geh duschen, bevor das Mädchen das ganze warme Wasser verbraucht.“
Die Scheibe verdunkelte sich und Ian seufzte. Mit hängenden Schultern folgte er Paula in den dritten Raum.
Er wusste nicht, ob es überhaupt warmes Wasser geben würde, aber es war ihm auch egal. Viel mehr wunderte er sich über Paula, die in der linken Ecke zwischen Waschbecken und Toilettenkabinen stand und irgendwie überwältigt dreinblickte.
„Was ist?“, fragte der junge Mann beim Näherkommen, aber dann sah er auch schon, was Paulas Blicke auf sich gezogen hatte.
In der Ecke hingen und lagen Kleidungsstücke aller Art. Es waren nicht nur Shirts, Pullover und Hosen dabei, sondern auch Kleider, Jacken und Schuhe. Wie war es Kor möglich gewesen, dem Wunsch des Mädchens in so kurzer Zeit in einer solchen Art und Weise nachzukommen? Was hatte der ominöse Mann für ungeahnte Möglichkeiten?
Ian griff nach einem Kleid, das an der Wand hing und rieb den feinen Stoff zwischen seinen Fingern. Es wurde ihm klar, dass Kor viel mehr Mittel hatte, als sie beide gedacht hatten.
„Es muss noch eine Tür geben“, hörte er Paula dann sagen.