Ich spreche mich nicht für "Nicht aufs Pferd lassen" aus, sondern eher für eine fundierte Ausbildung. Ein Anfänger kann nun mal nicht korrekt einwirken, egal wie alt er ist, und am Anfang, ohne sich mit der Materie Pferd auseinandergesetzt zu haben, wird keiner erahnen können, wie sein vierbeiniger Partner reagieren wird und wie er darauf reagieren soll.
Dort wo ich reite, gibt es "Muki-Reiten" - Ein Elternteil macht mit dem Kind ein Shetty bereit (unter vorheriger Anleitung, Instruktion und Begleitung) und dann machen sie eine geführte Schrittrunde im Gelände in der Gruppe. Die Kinder haben vor allem den Spass, mit dem Pony zusammen draussen zu sein, lernen die Grundlagen vom Umgang mit dem Pony und können auch damit umgehen und können dann immer noch, wenn sie älter werden, richtig anfangen zu reiten.
Für mich gehören kleine Kinder ganz klar auf Ponys - ich kann kaum hinsehen, wenn ich irgendeinen Zwerg auf einem Riesenwarmblut sehe, der mit den Schenkeln nicht mal ansatzweise übers Sattelblatt zur Gurtlage hinreicht - wie bitte soll das arme Kind denn Schenkelhilfen lernen und geben können? Ideal ist ein gut gerittenes, artiges Pony (am besten etwas grösser, damit es von einem guten Reiter korrigiert und gearbeitet werden kann), perfekt ist der Typ Pony, der sich um das Kind kümmert und anpasst (totenbrav und geduldig, so lange die Person noch unsicher ist, je selbstbewusster und risikofreudiger der Reiter wird, desto lebendiger und fordernder wird das Pony, macht auch mal nen Buckler oder testet aus - ja, das gibt es!). Das bedingt natürlich, dass dem Kind als erstes Werte rund ums Pferd vermittelt werden, unter anderem eben die Fairness gegenüber dem Pferd und das Wissen, dass das Pferd im Normalfall seiner Natur entsprechend handelt und man das beachten muss.
Für den Anfang fnde ich eigentlich Führtraining ideal, dass das Kind erst mit einer erfahrenen Person an der Seite (ein älteres Reitmädchen oder so, vll. nicht unbedingt die RL), wie man das Pony holt, wie man es putzt und warum dieses und jenes so ist, es dann durch Hindernisse führen kann, vll. auch mal einen Spaziergang. Anschliessend wird erweitert, das Kind kommt aufs Pony und meistert die Hindernisse geführt (Slalom, auf- und Absteigen, über Stangen treten, etwas aufnehmen und wieder ablegen, sonstige Gymkhana-Hindernisse) und absolviert die Anfängerübungen - ich habe immer mehr den Eindruck, dass man sich nachher sicherer fühlt, wenn es dann das erste Mal ums Antraben geht, wenn man sich vorher diese Sicherheiten bereits geholt hat. Ausserdem sah es bisher bei den Kindern nach jeder Menge Spass aus

Wenn das Kind im Schritt sicher sitzt, egal was es gerade tun soll, sehe ich nachher auch nicht mehr ein Problem damit, es im Schritt langsam an die Hilfengebung heranzuführen, bis es diese Sachen schliesslich selber kann.
Kombinieren kann man es natürlich ideal mit Volti, wo nochmal mehr Gefühl für die Bewegung hinzukommt. Dann kann man meiner Meinung langsam mit Trabarbeit an der Longe anfangen.
Ich bin etwas ein Fan von kleinen Wettbewerben, die es dort wo ich reite auch gibt - auch als Anfänger kann man am internen Gymkhana mit Schulponys starten, halt einfach in Zweiergruppen, einer führt, einer reitet und in der Mitte wird gewechselt. Das können sie, haben sie auch im RU gelernt und sind total stolz darauf. Oder eben kleine Zwischenprüfungen, Motivationsabzeichen wie sie beispielsweise in Frankreich oder Grossbritannien bekannt sind - es ist einfacher, wenn man die ganze Theorie vor den richtigen Abzeichen schon mal in Etappen gelernt hat und auch praktisch vorführen konnte, es nimmt die Nervösität, wenn man es dann später mit den "ernsten" Prüfungen versucht.
Für mich kommt es extrem auf den RU an, ob man es verantworten kann, ein kleines Kind reiten lernen zu lassen.