Arbeitstitel: Benni

Majarina
Die Welt aus dem Gleitschritt bringen
Drei Jahre.
Drei Jahre ohne Benni.
Heute hätte er seinen dreizehnten Geburtstag gehabt. Ich weiß nicht ob Benni irgendwo auf dieser Welt seinen dreizehnten Geburtstag feiert.
Weil niemand sagen kann, ob mein kleiner Bruder noch lebt.

Mein kleiner Bruder Benjamin ist eines der Kinder, die verschwinden und nie wieder gesehen werden. Seit drei Jahren ist Benni spurlos verschwunden. Er ist weg. An einem Sommerabend kam er nicht mehr nach Haus. Monatelang suchten die Polizisten nach Benni. Ich denke, sie suchen sogar jetzt noch nach ihm. Im ganzen Land wurde sein Foto verteilt, sogar in der Schweiz, in Österreich - überall. Als hätte der Erdboden ihn verschlungen. Einfach weg. Alles vergeblich. Für meine Familie gab es kein Happy End. Sie brachten unseren Benni nicht heim.
Sein Fall hat Aufsehen erregt. Ein kleiner Dorfjunge verschwindet, taucht nicht mehr auf. Die Menschen hatten Angst. Riesengroße Angst. Einige Wochen ließ niemand sein Kind unbeaufsichtigt. Manch einer ließ nicht einmal mehr den Hund in den Garten. Aber jetzt haben sie vergessen. Sie haben Benni aus ihrem Gedächtnis gelöscht - sie wollen sich nicht erinnern. Niemand denkt gerne über solch eine Geschichte nach.

Ich habe nur einen einzigen Wunsch - endlich zu wissen, was Benni geschehen ist, warum er aus unserer Mitte gerissen wurde. Ich würde ihn gerne würdig beerdigen. Ich glaube nicht das Benni noch lebt, auch wenn ich das meiner Mutter niemals sagen würde.
Ich kann nichts mehr für Benni tun. Aber eines kann ich für ihn tun, ich kann an ihn erinnern. Ich lasse nicht zu das auch die Erinnerungen an ihn sterben. Die Menschen sollen sich erinnern und wissen, wer er war.

Ich bin vor kurzem achtzehn Jahre alt geworden. Ich darf leben und ich möchte auch leben. Ich weiß nicht wie lange ich noch leben darf - die Endlichkeit des Lebens ist mir mit Bennis Verschwinden schmerzlich bewusst geworden. An diesem Tag ist meine Mutter gestorben - nicht körperlich, aber innerlich ist sie schon lange tot. Sie wartet nur noch auf den Herzinfarkt der sie endlich von ihrem Leiden erlöst.

Ich schreibe unsere Geschichte auf bevor es zu spät ist. Die zahllosen Fahndungsplakate sollen endlich eine Geschichte bekommen. Und Benni ist eines der zahllosen Gesichter auf den Plakaten.
Freches Möhrchen
Pffiuit! *pfeif* Augenzwinkern
Starkes Thema angesprochen, nicht schlecht.
Der kurze Text gefällt mir, ist sehr ausdrucksstark und emotionsvoll.
Ist das ein echtes Thema aus deinem Leben? Wenn ja, dann kann ich nur meinen Respekt entgegenbringen und den Hut vor dir ziehen, dass du dich dazu gebracht hast, es aufzuschreiben, in eine Geschichte zu fassen und uns zu präsentieren. fröhlich
Bin gespannt auf den nächsten Teil..
Majarina
Zitat:
Original von Freches Möhrchen
Pffiuit! *pfeif* Augenzwinkern
Starkes Thema angesprochen, nicht schlecht.
Der kurze Text gefällt mir, ist sehr ausdrucksstark und emotionsvoll.
Ist das ein echtes Thema aus deinem Leben? Wenn ja, dann kann ich nur meinen Respekt entgegenbringen und den Hut vor dir ziehen, dass du dich dazu gebracht hast, es aufzuschreiben, in eine Geschichte zu fassen und uns zu präsentieren. fröhlich
Bin gespannt auf den nächsten Teil..


Nein, glücklicherweise nicht, ich finde das Thema aber sehr interessant (=.

Danke auch dir Jeanny (=.

Hab etwas gebastelt:
Die Welt aus dem Gleitschritt bringen
Drei Jahre.
Drei Jahre ohne Benni.
Heute hätte er seinen dreizehnten Geburtstag gehabt. Ich weiß nicht ob Benni irgendwo auf dieser Welt seinen dreizehnten Geburtstag feiert.
Weil niemand sagen kann, ob mein kleiner Bruder noch lebt.

Mein kleiner Bruder Benjamin ist eines der Kinder, die verschwinden und nie wieder gesehen werden. Seit drei Jahren ist Benni spurlos verschwunden. Er ist weg. An einem Sommerabend kam er nicht mehr nach Haus. Monatelang suchten die Polizisten nach Benni. Ich denke, sie suchen sogar jetzt noch nach ihm. Im ganzen Land wurde sein Foto verteilt, sogar in der Schweiz, in Österreich - überall. Als hätte der Erdboden ihn verschlungen. Einfach weg. Alles vergeblich. Für meine Familie gab es kein Happy End. Sie brachten unseren Benni nicht heim.
Sein Fall hat Aufsehen erregt. Ein kleiner Dorfjunge verschwindet, taucht nicht mehr auf. Die Menschen hatten Angst. Riesengroße Angst. Einige Wochen ließ niemand sein Kind unbeaufsichtigt. Manch einer ließ nicht einmal mehr den Hund in den Garten. Aber jetzt haben sie vergessen. Sie haben Benni aus ihrem Gedächtnis gelöscht - sie wollen sich nicht erinnern. Niemand denkt gerne über solch eine Geschichte nach.

Ich habe nur einen einzigen Wunsch - endlich zu wissen, was Benni geschehen ist, warum er aus unserer Mitte gerissen wurde. Ich würde ihn gerne würdig beerdigen. Ich glaube nicht das Benni noch lebt, auch wenn ich das meiner Mutter niemals sagen würde.
Ich kann nichts mehr für Benni tun. Aber eines kann ich für ihn tun, ich kann an ihn erinnern. Ich lasse nicht zu das auch die Erinnerungen an ihn sterben. Die Menschen sollen sich erinnern und wissen, wer er war.

Ich bin vor kurzem achtzehn Jahre alt geworden. Ich darf leben und ich möchte auch leben. Ich weiß nicht wie lange ich noch leben darf - die Endlichkeit des Lebens ist mir mit Bennis Verschwinden schmerzlich bewusst geworden. An diesem Tag ist meine Mutter gestorben - nicht körperlich, aber innerlich ist sie schon lange tot. Sie wartet nur noch auf den Herzinfarkt der sie endlich von ihrem Leiden erlöst.

Ich schreibe unsere Geschichte auf bevor es zu spät ist. Die zahllosen Fahndungsplakate sollen endlich eine Geschichte bekommen. Und Benni ist eines der zahllosen Gesichter auf den Plakaten.

Liebe Grüße,
Maja