So ich glaube das 1. Kapitel ist fertig.
Ich stelle hier einmal das ganze 1. Kapitel hinein da ich noch einige Dinge geändert habe.
Der Ruf
Linda schlug die Augen auf. Um sie herum war es dunkel. ‚Es war nur ein Traum. Nur ein Traum.’ Versuchte sie sich zu beruhigen, aber ihr Herz raste weiter. Tausend Bilder jagten durch ihren Kopf, Erinnerungen die nicht die Ihren sein konnten.
Das Sonnige Morgenlicht durchflutete das Blätterdach und tauchte alles in ein grünes Licht.
Da war ein Baum. So majestätisch stand er da, als sei er der Grund weshalb die anderen Bäume sich in diesem Wald versammelten. Ein Gefühl von Wärme machte sich in ihr breit.
Dann war Filmriss.
Es war Nacht. Der Mond versteckte sich irgendwo hinter den Wolken. Doch es war keineswegs Dunkel. Ein Feuer wütete über einem kleinen Dorf. Lautes Geschrei mischt sich mit dem Knistern des Feuers. Gleich darauf zog ein riesiges Gewitter auf, welches das Feuer löschte. Dunkler Rauch stieg in den Himmel und gesellte sich zu den Wolken. Blitze zuckten überall.
Dann wieder Filmriss. Das nächste Bild war etwas ruhiger.
Der Himmel war stahlblau und die Sonne schien noch im Osten. Es musste also noch vor Mittag sein. Ein Junge und ein Mädchen standen auf der Wiese. Sie kamen Linda irgendwie bekannt vor, aber das konnte gar nicht sein. „Komm zurück!“ riefen sie, „Komm zurück!“
Dann war Ende. Langsam beruhigte sich Linda. Ihr Herzschlag verlangsamte sich und das Zittern hörte auf. Nur ihre Gedanken wirbelten immer noch durcheinander.
‚Wer waren diese beiden? Und wohin soll ich zurückkommen?’ Um sich abzulenken sah sie auf die Uhr. Schon fünf Uhr. Sich noch mal hinzulegen brachte auch nichts, sie konnte eh nicht mehr schlafen. Und in nur einer Stunde müsste sie sowieso aufstehen. Also setzte sie sich auf und warf die Decke auf die Seite. Sie streckte ihre Füsse auf den Boden und wollte aufstehen. Doch unter ihren Füssen befand sich nicht der gewohnte Parkettboden sondern etwas Weicheres. Linda machte ihre Nachttischlampe an und sah zu Boden. Sie stand auf einem Buch. Linda nahm es in die Hand und sah es an. Es war in schönes Leder gebunden und die Ecken waren mit Silber verstärkt. Es hatte keinen Titel. Linda hatte es geschenkt bekommen.
‚Von wem auch schon wieder?’ Es fiel ihr nicht ein. Linda sah sich um. Überhaupt lagen überall in ihrem Zimmer Bücher. Linda erinnerte sich, dass sie die letzen zwei Wochen kaum aufgeräumt hatte. Da sie nun in diesen frühen Morgenstunden nichts Besseres zu tun hatte, räumte sie ihr Zimmer auf. Vielleicht kam sie so auf andere Gedanken.
Eine Stunde später war das Zimmer blitzblank und Linda schon das erste Mal wieder müde. Doch nach der morgendlichen Dusche und dem täglichen Ruf ihrer Mutter zum Frühstück, fühlte sie wie ihre Lebensgeister neu erwachten.
Lindas Mutter war anfangs Vierzig und für ihr alter immer noch recht hübsch.
Ihre dunkelbraunen leicht gewellten Haare umrahmten ein zierliches Gesicht aus denen braune Augen leuchteten. Es waren nur noch wenige Spuren ihrer Krankheit vom letzen Jahr zu sehen. Lindas Mutter war meistens sehr nett aber sie hatte auch ihre Tage an denen sie wirklich schlecht gelaunt war. Aber glücklicherweise war heute kein solcher Tag.
„Guten Morgen, Schatz“, sagte sie freundlich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Gut geschlafen?“
„Mehr oder weniger“, war Lindas antwort. Ihre Mutter machte en besorgtes Gesicht. „Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur wirres Zeug geträumt“, versuchte Linda sie zu beruhigen und lächelte. Wieso sich ihre Mutter immer so Sorgen machte verstand Linda nicht. Aber es war ihr irgendwie auch egal.
Nach dem Frühstück ging Linda noch einmal ins Bad um sich fertig zu machen. Sie sah in den Spiegel und schaute in ein Gesicht das dem ihrer Mutter sehr ähnlich sah.
Eine schmale Nase, etwas dickere Lippen und dunkelblaue Augen.
Sie hatte hellbraune bis rote Haare die mit blonden Strähnen durchzogen waren die sie wohl von der Sonne hatte. Wenn sie die Haare streckte, reichten sie ihr bis auf die Hüften. Aber ihre Haare waren gekringelt wodurch sie um einiges kürzer ausfielen. Jeden Morgen war es ein Kampf ihre Haare zu bändigen doch mittlerweile gelang es ich recht gut. Bewaffnet mit Kamm und Haargummi machte sie sich bereit. Kurze Zeit später waren sie zu einem Zopf geflochten und die Fransen die sie sich einmal geschnitten hatte waren aus dem Gesicht gekämmt, denn langsam waren sie zu lang und sie fielen ihr andauernd in die Augen.
Halbwegs zufrieden ging sie aus dem Bad und zog sich fertig an. Dann ging sie hinaus in die Kälte.
Es war ende Januar und eine feine Schicht Schnee bedeckte die Welt. Linda hoffte dass es nicht gefroren war. Mit dem Fahrrad wäre das ganz und gar nicht lustig gewesen. Doch es verlief alles gut. Mal abgesehen davon dass ihre Hände abgefroren waren da sie die Handschuhe vergessen hatte. Auf dem Schulhof war noch niemand den sie kannte. War sie so früh losgefahren? Sie sah auf ihre Armbanduhr. Zehn nach sieben, und um halb acht begann die Schule erst. Normalerweise kam sie sonst zu Spät. Linda schlenderte zu einer Bank die Frei war und setzte sich. Kurz ging sie nochmals die Hausaufgaben durch aber sie hatte alles gemacht. Unweigerlich flogen ihre Gedanken zu dem Traum von letzter Nacht. Sie sah die Bilder und die Worte immer noch deutlich vor sich.
‚Komm zurück.’ Halte es in ihrem Kopf.
‚Wohin?’, fragte Linda. Doch Keine Antwort. Nur immer wieder dieselben Worte.
‚Komm zurück!’ Um nicht zu verzweifeln schob sie die Gedanken fort und stand auf. Sie rieb sich die Hände und Hauchte hinein um sie wieder einigermassen warm zu bekommen. Glücklicherweise kam da Isabella, ihre Freundin. „Hallo Isi!“ „Hey Linda, Wie geht es dir so? Hast du ein schönes Wochenende gehabt?“ fragte Isi auf ihre überschwängliche Art. „Mir geht’s gut. Das Wochenende war ganz in Ordnung. Wir sind Skifahren gegangen. Und du?“
„Ich war das ganze Wochenende zuhause und musste auf Fabio aufpassen.“ Isi machte ein gequältes Gesicht. Linda musste Lachen.
„Das ist nicht lustig. Das ganze Wochenende nichts anderes zu tun als mir Fabio einen Schneemann zu bauen!“
„Tut mir leid“, es war schliesslich nicht Lindas Absicht gewesen sie auszulachen.
„Schon gut. Hast du gewusst das wir heute eine neue Schülerin bekommen?“ Isabellas Launen wechselten so schnell, dass Linda manchmal gar nicht mitkam. „Mitten im Schuljahr?“
„Ja, seltsam nicht?“
„Schon. Weißt du woher sie kommt?“
„Nein keine Ahnung“, Isabella schüttelte den Kopf. Da klingelte es. „Aber wir werden es wohl bald erfahren“, sie grinste und ging Richtung Schulhaus. Linda blieb noch kurz stehen und machte sich dann ebenfalls auf den Weg. Die erste Stunde hatten sie Geschichte. Linda mochte dieses Fach eigentlich, aber bei dieser Lehrerin konnte sie einfach nichts behalten. Vor dem Klassenzimmer angekommen, sah Linda sich um. Die Neue schien noch nicht da zu sein. So ging Linda hinein und setzte sich auf den freien Platz neben Isi. Es dauerte keine halbe Minute bis diese sich zu Linda hinüberlehnte und flüsterte: „Schau, da ist die Neue“, dabei deutete sie mit dem Finger zur Tür. Linda sah auf und erblickte ein Mädchen das ein wenig grösser und älter war als sie selbst. Sie hatte ihre tiefschwarzen, glatten Haare gestuft und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die vorderen Haare, welche nicht in den Pferdeschwanz passten, reichten ihr bis zum Kinn. Doch dass was am meisten auffiel waren ihre Augen. Sie waren leuchtend grün und suchten gerade das Schulzimmer nach einem freien Platz ab. Bald fanden sie einen und das Mädchen ging auf den freuen Platz zwei Reihen hinter Linda und Isabella zu. Dabei schien es sie nicht im Geringsten zu stören das ihr alle hinterher sahen und dabei kein Wort herausbrachten. Kaum sass sie auf ihrem Platz kam auch schon Frau Merino zur Tür herein. Sie schloss die Tür und sah sich kurz suchend um, dann sah sie das fremde Mädchen. Es war immer noch mucksmäuschenstill als Frau Merino auf sie zuging und sie ansprach: „Du bist doch die Neue Schülerin richtig? Stellst du dich bitte schnell vor?“ Alle Augen auf sich gerichtet, stand das Mädchen auf und stellte sich vor: „Mein Name ist Abigail und ich komme aus Filistin.“ Darauf war die gute Frau Merino etwas verwirrt. „Filistin?“, fragte sie ungläubig. „Kannst du mir sagen wo das liegt?“ „Nein tut mir leid. Ich glaube das würde jetzt zu weit führen“, antwortete Abigail mit einer ruhigen und überlegten Stimme. Frau Merino nickte noch leicht verwirrt und ging nach vorne. Die folgenden Stunden waren so langweilig wie immer. Linda wusste nicht was sie von der Neuen halten sollte. Abigail wirkte irgendwie abwesend, als würde sie alles nichts angehen. Aber sie war auch stets sehr freundlich und zuvorkommend. In der grossen Pause ging Linda mit Isabella auf den Pausenhof um frische Luft zu schnappen. Die beiden unterhielten sich über Abigail. Dabei behielt Linda sie im Auge und bekam eine seltsame Szene mit. Maik, ein Junge aus der Parallelklasse der sich als allgemeiner Boss sah, und seine Anhänger erblickten Abigail wie sie alleine auf dem Schulhof stand. Maik der gerade nichts Besseres zu tun hatte, schlenderte auf die zu und rempelte sie an. Abigail fing den Stoss mit einem kleinen Schritt zur Seite gut ab. Maik drehte sich um, funkelte sie Böse an und fing an zu wettern: „Hast du Keine Augen im Kopf? Was fällt dir ein mich einfach so anzurempeln?“ Abigail erwiderte seinen Blick ruhig und erwiderte: „Es tut mir Leid. Ich habe dich nicht kommen sehen. Verzeihst du mir?“ Abigail schenkte ihm ein Lächeln. Genau in diesem Moment klingelte es und sie ging wieder ins Schulhaus. Maik stand verdattert da und wusste nicht was er sagen sollte. So hatte sich doch noch niemand bei ihm entschuldigt.
Am Mittag, als Linda sich gerade auf ihr Fahrrad setzten wollte, stand plötzlich Abigail neben ihr. „Hallo Linda, wie geht es eigentlich deiner Mutter?“, sprach sie Linda an. „Ihr geht es gut. Aber woher weißt du das? Ich habe es niemanden erzählt.“ Linda sah Abigail verwirrt an.
„Dann erinnerst du dich also tatsächlich an nichts mehr“, in Abigails fröhlichen Augen machte sich Traurigkeit breit. „Schade“, mit diesem Wort lief sie davon. Linda wollte noch etwas sagen aber jegliche Worte blieben ihr im Hals stecken.
‚Woran erinnere ich mich nicht? Was meint sie?’ Linda schüttelte unwillig den Kopf.
‚Ach sie redet doch nur wirres Zeug. Sie ist sicher nicht ganz richtig im Kopf. Ja, so wird es sein.’ Sie setzte sich auf ihr Fahrrad und fuhr nach Hause.
Da sie am Nachmittag keinen Unterricht hatte, setze sie sich gleich nach dem Mittagessen an die Hausaufgaben in ihr Zimmer. Doch die ganze Zeit ging ihr das Mädchen nicht aus dem Kopf. Immerzu musste sie an ihre traurigen und so ehrlichen Augen denken.
‚Können solche Augen wirklich lügen? Aber was meint sie? Was soll ich vergessen haben? Habe ich sie schon mal gesehen? Sollte ich sie kennen?’
Mitten in ihren Gedanken erfassten ihre Augen das Buch das sie heute Morgen gefunden hatte. Sie nahm es in die Hand und schlug es auf. Eine leere weisse Seite. Linda blätterte noch eine Seite weiter. Hier stand in feiner säuberlicher Schrift
‚Lindas Tagebuch’.
So ich hoffe es gefällt euch. Ich amche mich derweilen an das 2. Kapitel.
LG Irina