Sorry, ich habs heute den ganzen Tag net geschafft, ins I-Net zu kommen... Hier kommt der Rest, den ich schon geschrieben hab
Kapitel 4
Das Ilanha-Internat
Aufgeregt wie kleine Kinder laufen wir ihr hinterher. Wir gehen durch die Tür und finden uns vor einer großen Treppe wieder. Die Steinstufen sind breit und ausgetreten und man kann bequem zu dritt nebeneinander laufen. Wir folgen Madam Pompur eine Treppe hoch, dann die nächste und die nächste. Ein Blick nach oben zeigt mir, dass wir wohl noch eine Weile laufen müssen, bis wir im neunten Stock angekommen sind. Seufzend gehe ich einen Schritt schneller, um Arina und Ylana einzuholen.
Nach gut fünf Minuten sind wir endlich oben angekommen. Die Treppe endet hier und führt in einen kleinen Raum, der sehr gemütlich aussieht. In einer Ecke steht ein Kachelofen, in dem ein Feuer lustig vor sich hin flackert. Zwei runde Tische stehen an der Wand, drumherum Sessel, die mit rotem Stoff bezogen sind und so aussehen, als würde man, wenn man einmal darin sitzt, nicht besonders elegant wieder hochkommen. Und an den Wänden hängen immer noch die Portraits. Die ganze Treppe war mit ihnen gesäumt und auch in diesem Raum hingen sie dicht an dicht.
Von hier aus gehen drei Korridore ab: einer nach links, einer nach rechts und einer geradeaus.
Madam Pompur steht in dem kleinen Raum und wartet, bis alle angekommen sind. „Das hier ist das sogenannte „Wohnzimmer“. Er dient als Treffpunkt und manchmal auch als Lese- oder Lernecke. Es gibt noch einen großen Gemeinschaftsraum für Mädchen und Jungen“, sie macht eine wage Handbewegung in richtung des mittleren Korridors, „und jeder Flügel hat noch mal einen eigenen. Ich begleite jetzt erst die Jungen in ihren Schlafsaal, ihr Mädchen wartet bitte hier auf mich!“ Und damit war sie verschwunden und mit ihr alle Jungen.
Es war, als würde plötzlich der Lehrer aus dem Klassenraum gehen: plötzlich fingen alle gleichzeitig an zu reden. Auch wir bildeten keine Ausnahme und Ylana schnatterte drauf los: „Wow, habt ihr das Schloss gesehen?“ Nein, ich war natürlich mit geschlossenen Augen die Treppe raufgegangen... Aber recht hat sie schon. „Die vielen Bilder! Und wie groß die Treppe ist! Wir werden jeden Morgen zehn Minuten früher aufstehen müssen, damit wir Zeit haben um runter zu gehen!“ Ja, das war ein ernsthaftes Problem. Vor allem für Langschläfer wie Ylana und mich. Aber Ylana redete schon weiter: „Was meint ihr, wie lange wird es dauern bis wir uns hier auskennen?“ Zwei Jahre? Drei? Ich kann mir nicht vorstellen, überhaupt einmal alle Räume zu kennen. „Und wo wohl die Unterrichtsräume sind? Und der Speisesaal?“ Auch das gilt es, möglichst schnell herauszufinden. Essen ist fast so wichtig wie schlafen! Aber jetzt muss ich erst einmal Ylanas Redeschwall unterbrechen, was sich als keine besonders leichte Aufgabe erweist. „Ylana, es ist ja gut! Wir haben das Schloss doch alle gesehen und keiner weiß mehr als du!“ - „Na, dann lasst es uns herausfinden! Bis Madam Pompur zurück ist, haben wir vielleicht schon die Schlafsäle gefunden!“ Aber damit bin ich nicht einverstanden. „Nein. Arina hat sich schon genug Ärger eingehandelt mit ihrer Aktion vorhin. Ich finde, wir sollten jetzt einfach mal unauffällig im Hintergrund bleiben.“ Das sieht wohl auch Ylana ein und – oh wunder! – plötzlich ist sie ruhig. Erleichtert aufatmend genieße ich die entstandene Stille. Nicht, dass es ruhig wäre, alle anderen reden ja genauso viel wie Ylana, aber jetzt muss ich wenigstens nicht mehr zuhören.
Langsam schlendere ich zu einem der Bilder, das an der Wand hängt. Eine ältere Frau schaut mich daraus etwas argwöhnisch an. „Lisan Durt, gest. am 13.5.245 vor unserer Zeitrechnung“, steht auf dem Schild unter dem Bild. „Ui, die ist ja schon alt!“, höre ich neben mir Arina murmeln. Ja, sie sieht auch alt aus. Ihre weiß-grau melierten Haare hat sie zu einem lockeren Dutt zusammengesteckt, aber die heraushängenden Strähnen hängen langweilig an ihr herunter. Auch ihre Klamotten sehen nicht besonders hübsch aus. Nur die leuchtend grünen Augen bilden eine seltsamen Kontrast zu den restlichen Farben.
Madam Pompur schreckt mich aus meinen Gedanken auf, als sie aus dem linken Korridor zurückkommt. „So, und nun zu euch“, versucht sie sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Nach einer Weile sind dann auch wirklich alle ruhig und schauen sie erwartungsvoll an. „Ihr schlaft im Ostflügel, das ist dieser Korridor“, sie zeigt in den Gang, der nach rechts abgeht. „Folgt mir!“, sagt sie, und verschwindet in dem Korridor.
Wir laufen ihr wieder alle hinterher, doch als wir im Korridor sind, umschließt uns undurchdringliche Dunkelheit. Kein Licht scheint herein, die Wände scheinen alles zu verschlucken. „Das ist normal“, beruhigt uns Madam Pompur, die jetzt stehen geblieben ist und anscheinend Gedanken lesen kann. „Ihr werdet alle noch mit einem Bann belegt, so dass ihr euch in allen Korridoren frei bewegen könnt. Ohne mich würdet ihr hier nie wieder herausfinden, denn ihr würdet vollkommen eure Orientierung verlieren.“ Ein Blick zurück zum „Wohnzimmer“ zeigt mir, dass man auch diesen Raum nicht mehr sieht. Wir sind völlig ausgeliefert! „Nehmt euch alle an der Hand, ich werde euch führen!“ Wir bilden eine lange Kette, an deren Anfang Madam Pompur läuft.
So gelangen wir nach wenigen Minuten mehr oder weniger unbeschadet an eine Tür, die in einen weiteren Raum führt. Hier können wir plötzlich wieder normal sehen. Der Raum ist um einiges größer als der, aus dem wir gekommen sind und bietet mehr Sitzgelegenheiten. Ansonsten ist er ähnlich wie das „Wohnzimmer“ eingerichtet. An den Wänden hängen wieder Bilder und die Wand ist grob oder gar nicht verputzt. „Das ist der Gemeinschaftsraum der Mädchen“, erklärt uns Madam Pompur und geht zielstrebig quer durch den Raum zu einer anderen Tür. Sie geht durch diese hindurch und wartet, bis wir alle nachgekommen sind. Wo wir jetzt sind, weiß ich nicht, denn nachdem die Tür geschlossen wurde, werden wir wieder von Dunkelheit umgeben und keiner sieht seine Hand vor Augen. „Mensch, ist das gruselig...“, flüstert Ylana mir zu. Ich nicke, um gleich darauf zu merken, dass Ylana das ja gar nicht gesehen haben kann. Also brumme ich noch zustimmend und gehe dann weiter, Seite an Seite mit Ylana und Arina.