Danke Mizzy, das ist echt n tolles Lob... Danke!
Ist auch nicht schwer drauf zu kommen, Särääh, denke ich

Das ist ein abgewandeltes Zitat aus "Schwarz zu Blau von Peter Fox".
Oder doch?
Ich lag auf dem Bett, mein Blick zur Decke gerichtet. Es war jene Situation, die man nur zu oft in Filmen vorgespielt bekam. Man kannte sie in und auswendig, doch wenn man sich selbst in ihr befand, war es ein völlig neues Gefühl, das man erlebte. Wie konnte das mit mir passieren? Ich hatte viele Fehler in meinem Leben gemacht und ein Sprichwort hieß, dass man alles, was man tat, irgendwann zurück bekam. Doch konnte man tatsächlich so verkehrt sein, dass das Schicksal einen so hart traf?
Es waren jene Gedanken, die Schauspieler in Filmen vermittelten. Und trotzdem: Es war etwas völlig anderes, sie selbst zu denken.
Ich betrachtete die Tapetenstruktur an der Decke. Eine Struktur stand für etwas geordnetes, etwas, was sich ständig wiederholte. Doch in meinen Augen schien jede Steigung der Tapete anders zu sein und in verschiedenen Abständen zueinander zu liegen. Ohne, dass ich es beabsichtigte, assoziierte ich mit diesem Stück weißer Fläche mein Leben. Zwar hatte es einen groben Aufbau, aber wenn man genauer hinsah, dann erkannte man, dass es nicht nur aus Dingen bestand, die sich ständig wiederholten. Es gab auch immer wieder Tage, die sich vollständig von den anderen unterschieden. Wie Ausnahmen, die die Regel bestätigten. Meine Lebensstruktur.
Das Telefon klingelte. Mein Herz machte einen Sprung und hüpfte aufgeregt auf und ab. Machte es sich allen ernstes Hoffnungen, dass der anrief, mit dem ich gerade abschließen zu versuchte? Lächerlich.
Ich legte die Ohrmuschel unter meinen Kopf, schloss die Augen und hauchte mit zittriger Stimme „Larissa Hartwick?“ in den Hörer. In der Sekunde, die zwischen meiner Vorstellung und der des Anrufers lag, wagte ich nicht zu atmen. Ich presste die Luft in meinen Lungen zusammen, sodass meine Glieder vor Anstrengung zu zittern begannen.
„So schön dich zu hören.“
Ich wollte weinen, schreien, meine Wut heraus lassen – einfach nur vergessen und den Augenblick leben.
„Nate?“ Ungläubig lächelte ich, mir bewusst, dass er es nicht sehen konnte, aber hoffend, dass er es irgendwie fühlte. Eine Träne rann auf mein Kopfkissen hinab, sickerte ein, ohne nur den Hauch einer Sekunde zu zögern. Selbstbewusste Träne!
„Ja. Wie geht’s dir? Ich vermiss dich.“
Ich vermisste ihn auch! Und wie ich ihn vermisste! Dafür gab es gar keine Worte mehr. Aber irgendetwas in meinem Kopf wollte es Nate nicht so einfach machen. Immerhin hatte er mir nicht geantwortet, drei schier endlose Tage.
„Naja, wie solls mir gehen... nicht so gut, immerhin bist du weg und kommst nicht einmal auf die Idee dich bei mir zu melden. Weißt du eigentlich wie hart das für mich ist?“
Egal was er jetzt antwortete, es würde gelogen sein.
„Es tut mir Leid.“
Wieso musste ausgerechnet das gelogen sein?
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“
„Ich hab dir doch gesagt, dass ich hier nicht viel Zeit habe. Wenn ich mal eine freie Minute hätte, würde ich dir sofort schreiben, aber ich hab die Zeit nun mal nicht … Was soll ich denn machen? Meinst du für mich ist es schön, nur so selten was von dir zu hören?“
„Keine Ahnung, sag dus mir?“
Ich hörte, wie er genervt ausatmete und dabei die Hand über die Sprechmuschel legte, um es vor mir zu verbergen. Doch ich kannte ihn zu gut und er hätte wissen müssen, das ich das tat.
„Larissa, hör mal zu … Ich hab mir das hier zwar ausgesucht und ich war mir durchaus bewusst wie hart es werden würde, aber das ändert nichts dran, dass ich dich vermisse und über alles liebe.“
Genau das war es, was er an dem Tag seines Abflugs von mir hatte hören wollen. Jetzt fiel es mir wieder ein und überkam mich in Form eines kalten Schauers, der wie ein tollwütiges Tier über meinen Rücken jagte.
„Okay. Ich liebe dich auch.“
Möglicherweise hatte ich damit den bedeutenden Schritt getan, der unserer Beziehung neue Luft zum Atmen verlieh. Doch ich hätte in Betracht ziehen sollen, dass es dafür schon zu spät sein könnte. Aber jetzt, in diesem Augenblick, tat ich es nicht. Liebe macht blind.