Eigentlich hatte ich nicht vor, zu diesem Thema etwas zu schreiben, besonders, da es hierzu auch bereits andere Theards gibt, meines Wissens nach.
Aber dann habe ich mich doch etwas reingelesen und bei den hartnäckigen Vorurteilen und teilweise undurchdachten Aussagen hat's mich dann doch gepackt.
Und als ich folgenden Beitrag von Bonita gelesen hat, war es nahezu unmöglich, mich weiter zu enthalten:
Zitat: |
Original von Bonita
Aber nicht nur die angerittenen Pferde sind oft arm dran.
Es gibt doch genauso diese Halterprüfungen (ungeritten) für 1 und 2-jährige.
Habt ihr euch da mal die Pferde angeschaut?!
1 Jahr alt
so sierht für mich kein Jährling aus.
Und das Bild ist noch harmlos.
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Das auf dem Foto abgebildete Pferd ist aus der Zucht von guten Freunden (Ute Utesch) von uns. Ich kenne das Pferd und die Person also persönlich und spreche da also aus Erfahrung: Die Pferde wuchsen (Zucht wurde aus persönlichen Gründen aufgegeben) im Herdenverband im Offenstall auf, wurden, natürlich, bereits im Fohlen- und Jährlingsalter im Umgang geschult und teilweise regelmäßig in Halterklassen vorgestellt. Das stimmt.
Aber: KEINES der Pferde wurde wesentlich vor seinem dritten Lebensjahr angeritten (höchstenfalls antrainiert, also wenige Wochen vorher longiert oder schon einmal Sattel aufgelegt), durch irgendwelche Medikamente in ihrem Wachstum beeinflusst oder in einer sonstigen Art und Weise für den Sport präperiert. Diese schonende und artgerechte Aufzucht zeigte sich ziemlich erfolgreich, immerhin ist ihr ehemaliger Hengst (MR JR Cool) ziemlich erfolgreich gewesen und so auch einige seiner Nachkommen. Auch Charcool war einige Jahre im Besitz der Familie.
Was man auf diesem Foto also sieht, ist nichts anderes als gute Erbveranlagung und Aufzucht.
Ich gebe zu, dass du natürlich auch ziemliches Pech dabei hattest. Denn du hast mit diesem Glücksgriff ziemlich in die Scheiße gegriffen, dein Beispiel hätte natürlich auch fruchten können.
Denn dieser Zuchtbetrieb sticht tatsächlich ziemlich heraus, wenn man sich in der Quarter Horse- oder generellen Westernbranche einmal umsieht.
Allerdings kann ich ahnungslose Leute, die sich mit der Anatomie und der natürlichen Veranlagung von Quarter Horses nicht auskennen, einfach nicht mehr reden können. Natürlich sieht so kein Jährling aus - aber in welchem Maßstab? Im Vergleich zu einem Araber?
Auch ein hier erwähntest (aber dessen Verfassers Namen vergessenes) Argument, dass viele Quarter Horses einfach stabiler gebaut und weiter im Kopf sind, ist - verzeiht - Bullshit. Natürlich sieht ein dreijähriges Quarter Horse aus wie ein fünfjähriger Warmblüter, weil ein Quarter von Anfang an weitaus besser bemuskelt ist, als andere Artgenossen.
Das lässt aber keinesfalls Rückschlüsse auf die Bereitschaft, eingeritten zu werden, ziehen. Denn sein reines, genetisches Potential macht ihn "frühreifer" in der Analogie zu anderen Rassen, aber man muss die Entscheidung schließlich INNERHALB der Rasse treffen. Immerhin haben entsprechende Pferde eben mit dieser Muskelmasse auch zu wachsen und das bedeutet keinesweg, dass die Knochen ebenso für größere Belastung bereit sind.
Ein zufrühes Anreiten (und das ist es meist, wenn das Pferd sein drittes Lebensjahr noch nicht erreicht hat) IST schädlich für das Pferd und sein späteren Lebensverlauf. Da spielt es erstmal keine Rolle, welche Rasse es angehörig ist.
Denn auch ein schön bemuskeltes, gescheites Pferd kann im Knochenbaumängel aufweisen. Und die sieht und spürt man nicht durch Handauflegen. Am ehsten kann noch ein Tierarzt durch korrespondierende Untersuchungen Rückschlüsse auf die Möglichkeit der Belastung ziehen, tatsächlich wird dies aber von den wenigsten Pferdehaltern (sprich Züchtern oder Trainiern) praktiziert.
Und es ist weitaus mehr als ein Vorurteil (wie Maybe behauptete), dass es gerade beim Westernreiten zu dem verfrühten Einreiten kommt. Denn gerade Prestige und Preise in den begehrten Futurity-Klassen forcieren und lancieren diesen Zustand auch noch.
Was natürlich keinesfalls initiiert, dass es in kongruenten Reitsparten nicht ebenso zugeht.