Thevan
Hallllooooooo ihr Lieben
Ich hab mal wieder was geschrieben ^_^ Anlass ist... das sich mein Freund von mir getrennt hat. Und ich versucht habe, irgendwie aufzuschreiben, was mir in dem Moment durch den Kopf gegangen ist. Und daraus ist dann irgendwie eine ganze Geschichte in meinem Kopf entstanden, von der ich euch gerne den "Prolog" zeigen möchte.
~Prolog~
"Du bist ein so liebes Mädchen."
Die ersten Worte die er zu mir sagt. Und ich weiß im gleichen Moment - es ist Schluss.
Tief in meinem innern geht irgendwas kaputt. Mein Herz? Der Rest von mir ist wie betäubt. Ich spüre nur diesen Riss, wie körperlichen Schmerz.
"Und es fällt mir wirklich schwer. Aber... ich kann so nicht weiter machen."
Wie reagiert man, wenn die erste Liebe einen nicht mehr will? Wie geht man damit um?
Als mein Vater meine Mutter verließ, verlegte sie sich auf Rache: Warf seinen Laptop, das Handy, sein Navi aus dem Fenster, zerschnitt seine Autoreifen.
Als Mark mit ihr Schluss machte stürzte meine beste Freundin sich in Selbstmitleid und nahm in nur einer Woche gut fünf Kilo zu: Frustpralinen, Trostchips, Herzschmerzgummibären.
Und ich?
Noch während er mir erklärt das es ihm alles zu viel würde, er mehr Freiheit bräuchte, ich ihn eingeengt hatte - noch in diesem Moment begreife ich eins: Ich wollte ihn um keinen Preis verlieren. Nicht noch mal.
"Gib uns noch eine Chance." Meine Stimme war erstaunlich ruhig. Ich hatte erwartet in Tränen aus zu brechen, doch das Gegenteil war der Fall: Ich war ziemlich gefasst, kam mir vor, als würden wir nur über das Wetter reden. Lag es am Schock?
"Bitte... lass uns gemeinsam Versuchen das wieder hin zu bekommen."
Dieser dringende Wunsch, ihn zu überzeugen. Alles zu tun, damit er es sich überlegt. Weiß ich schon jetzt, das es keinen Sinn hat? Irgendwie spüre ich es, aber will es nicht wahr haben.
"Nein. Hör mal..."
"Ruben, bitte..."
"Nein. Hör mir zu." seine Stimme ist noch immer so weich. Als hätte er Angst mich noch mehr zu verletzen, wenn er lauter wird.
Die Tränen kommen jetzt doch, ich spüre sie brennend in meinen Augenwinkeln, als könnten sie sich nicht entscheiden ob sie wirklich von dort fort wollen.
"Ich... mein Gefühl sagt mir einfach, das ich keine Beziehung mehr will. Bitte versuch nicht, mich davon zu überzeugen, es doch noch mal zu versuchen. Es ist besser so. Ich fühle mich nicht mehr wohl"
Seine worte rieseln langsam durch meinen Kopf, brauchen lange, bis sie soweit sind, das cih sie begreifen kann.
"Warum hast du nichts gesagt?" Ich presse den Hörer an mein Ohr, will mich an irgendwas fest halten. "Wenn du das früher gesagt hättest..." und dann, plötzlich, die Frage:
"Fühlst du nichts mehr für mich?"
Ich will es so gerne verstehen, aber ich kann nicht. Am Sonntag war er noch hier, hat mich in seinen Armen gehalten und mir vor dem Schlafen gehen ins Ohr geflüstert, das er mich liebt. Und jetzt, keine Woche später... ist das plötzlich alles vergessen?
Bitte um Kommentare und Kritik
Knuff
Wow. Ich finds klasse. Das Beste/Traurigste daran ist, dass du das alles aus eingener Erfahrung geschrieben hast und genau das gefühlt hast [wahrscheinlich].
Von daher finde ich auch Kritik an dieser Stelle - bzw. an der Geschichte - überflüssig. Und da ich sie sowieso toll finde, brauche ich auch keine zu äußern.
Toll. <3
Freches Möhrchen
Hey hey!^^
Also eigentlich ist diese Geschichte absolut nichts für meinen heiligen Abend oder für Weihnachten.. dafür ist sie zu traurig und zu real. Wenn man sie ließt kommt genau das Gefühl herüber, als hätte mein Freund gerade mit mir Schluss gemacht (nicht, dass ich einen hätte, sniff*). Du schaffst es, dass man sich die Situation bildlich genau vorstellen kann, wobei ich sagen muss, dass mir die Sache mit dem Telefonhörer etwas zu spät kommt^^ ich denke die ganze Zeit ihr steht euch an einem Spätnachmittag gegenüber, aber in letzter Sekunde muss ich irgendwie meine Gedanken umsortieren mit dem Bild: Telefonhörer, zwei Leitungen, zwei verschiedene Bilder..
Aber mal ganz erlich: DER PROLOG IST DOCH ECHT KLASSE!
Fröhliche Weihnachten, ich wünsche du bekommst ein Pflaster geschenkt, das dein Herz verarztet
Thevan
Danke schön ihr beiden, für die Kommentare ^_^ Hab mich sehr gefreut.
@ Freches Möhrchen: Ein Pflaster hab ich zwar nicht bekommen, aber langsam gehts dennoch wieder aufwärts. Und du hast recht! Das mit dem telefonhörer kommt etwas spät.. mhm.. mal sehen ob ich das vielleicht doch noch weglasse *grübel*
TerraTX
Sehr realistisch und komplett wahr. Kenne diese Situation aus eigener Erfahrung xD
naja, ich würde den Telefonhörer weglassen ^^"
Thevan
So.. danke für die Kommentare euch allen <3
Hier ist das erste Kapitel. Auch recht kurz... aber irgendwie fand ich es so gut abgerundet ^_^ Kritik ist sehr gerne gesehen, Lob natürlich auch!
- Kapitel 1 -
Es gibt Dinge im Leben, die einfach passieren. Warum? Das weiß keiner so genau. Ein geliebter Mensch erkrankt an Krebs, der Hund läuft weg und wird von einem Auto überfahren. Der Mensch, von dem du gedacht hast, er wäre dein Gegenstück, lässt dich fallen wie einen schimmeligen Toast.
Meine Mutter erklärt solche Sachen gerne mit dem Schicksal. In ihren Augen hat alles was im Leben passiert einen bestimmten Sinn. Vielleicht hat deine Oma diese schwere Krankheit, damit die Familie wieder mehr zusammen wächst? Vielleicht hat dein Freund sich verlassen, weil eure Zeit einfach abgelaufen war und es für dich Zeit ist, ein neues Kapitel in deinem Leben zu beginnen?
Das ist das letzte was ich heute hören will - ich will weinen, leiden, meine Ruhe haben - und ich habe Glück. Als ich an diesem morgen in die Küche komme, riecht es wie jeden Sonntag nach geröstetem Rosinenbrot und frischem Kakao, doch meine Mutter ist nicht da. Auf der Tischplatte klebt ein Zettel: "Rina - Bin mit Maria ins Fitnessstudio gegangen. Bringe heute mittag was vom Chinesen mit, Mama"
Daneben steht ein liebevoll angerichtetes Frühstück für mich, komplett mit Ei und mein Lieblings Schokoladenaufstrich. Ich kann nichts essen. Ich habe keinen Hunger.
Müde reiße ich den Zettel ab und werfe ihn auf dem Weg nach oben in den Mülleimer. Die Treppe kommt mir heute viel steiler vor als sonst.
Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, abwechselnd geweint und nachgedacht. War es meine Schuld? Was habe ich falsch gemacht? Gab es Zeichen, die ich übersehen habe, nicht sehen wollte? Und, am schlimmsten: hat er gelogen? Hat er mich nie geliebt? War ich für ihn nur... irgendein Mädchen?
Mein Zimmer ist dunkel. Bevor ich mich wieder auf mein Bett werfe, überlege ich kurz, die Rolladen hoch zu ziehen oder wenigstens ein Fenster zu öffnen. Nein. Keine Lust. Unwichtig.
Ich vergrabe mein Gesicht im Kissen, ziehe die Beine an den Körper und beginne wieder zu heulen. Hier haben wir so oft zusammen gelegen. Wie oft bin ich Abends in seinen Armen eingeschlafen, an seine warme Brust gekuschelt, mit dem Gedanken, nicht glücklicher sein zu können?
Jetzt habe ich angefangen mich zu erinnern. Kann es nicht aufhalten. Die Bilder schießen mir nur so durch den Kopf, und jedes einzelne ist wie ein Stich ins Herz.
Wir treffen uns mit seinen Freunden, er legt den ganzen Abend wie selbstverständlich den Arm um mich. Wir liegen auf dem Bett, er schläft schon, ich streiche ihm sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er über mir, den nackten Körper an meinen geschmiegt.
Aufhören. Aufhören!
Stöhnend drehe ich mich auf den Rücken und umschlinge den Oberkörper mit beiden Armen. Es tut so weh. Tatsächlich wie echter, körperlicher Schmerz, als würde mir jemand ein unsichtbares Messer zwichen die Rippen bohren und es in unregelmäßigen Abständen hin und her Bewegen.
*
Das Mittagessen ist schrecklich.
Als meine Mutter mein verheultes Gesicht, die rot geränderten Augen sieht, lässt sie vor Schreck fast ihre Sporttasche fallen. "Was ist denn passiert?"
Sie nimmt mich in den Arm und streicht mir vorsichtig übers Haar - was mehr ist als ich ertragen kann. Die Tränen schießen mir nur so aus den Augen, laut und hysterisch schluchzend berge ich mein Gesicht an Mamas Pullover. Sie tätschelt mir hilflos den Rücken, weiß nicht, wie sie mit meinem plötzlichen Ausbruch umgehen soll. Klar. Ich weiß ja selber nicht. Ich komme mir so erbärmlich vor, wie ich in der Küche stehe und heule und kann es doch nicht ändern - es bricht einfach aus mir heraus, wie Eiter aus einer Wunde.
Stotternd, kaum zu verstehen erkläre ich ihr was passiert ist. Sie hört ruhig zu, hält mich einfach fest - bringt noch nicht mal einen von ihren Schicksals-Sprüchen.
"Oh Rina.. das tut mir so leid für dich."
Sie wischt mir mit dem Zipfel ihres Pullover Ärmels über die Wangen. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, und doch irgendwie getröstet. Wie früher, wenn ich mir mal das Knie aufgeschlagen hatte. Mama war immer da, um auf die Wunde zu pusten und den Schmerz zu lindern. War es besonders schlimm, gab es auch mal ein Eis, zur Ablenkung.
Ich sehe meine Mum an und frage mich, wann die dinge angefangen haben, kompliziert zu werden.
Thevan
hat keiner einen kommentar? *vorsichtig umseh*
Nanni
wow. Ich bin fasziniert, das klingt ja genial.
Mehr gibts nicht zu sagen *sprachlos*
LG Nanni
Nessy 34
Ich find die geschichte total toll als wäre das gerade vor meinen Augen passiert. Allerdings finde ich den Satz
Das Mittagessen ist schrecklich
etwas unpassend weil ihre Mutter steht ja noch mit der Sporttasche da.
Billy-v-Andrew
Hallo Thevan,
eine sehr schöne, realitätsbezogene, ehrliche Geschichte, gefühlvoll, gehaltvoll, schön zu lesen..
Und die einzige Unebenheit - die auch mir auffiel - ist jene mit dem Essen, aber das passiert schon mal.
Ich hoffe, dein Schmerz hat inzwischen ein wenig abgenommen.
LG, Billy
PS - glaube mir, Jungs geht es genauso
Thevan
So.. erstmal euch dreien ein ganz dickes danke schön fürs lesen ^_^
@ Nanni: hui.. da werd ich ganz rot, bei soviel lob *lach*
@ Nessy: Da hast du recht. Jetzt wo dus sagst.. da stimmt was nicht. Danke für den hinweis und das lob <3
@ Billy: Ja, mittlerweile ist es schon sehr viel besser, danke der nachfrage. Und natürlich auch vielen dank für den kommentar ^_^
Blümchen
seeeeeeeeeehr gut. Zwar hier und da ein paar kleine Fehlerchen, aber sehr mitreißend und ich habe es auf der Stelle verschlungen. 0815 Thema und 1A Umsetzung. Du hast ein Talent den Leser zu fesseln! Unheimlich gefühlsvoll geschrieben ++++
Franzi
wow, du hast die Gefühle so toll beschrieben das es mich glatt umhaut, ich kann zwar nicht direkt nach vollziehen wie es ist, wenn naja schluss gemacht wird, aber glaub mir ich weis genau wie es ist wenn man jemanden so vermisst das man denkt es zerreißt einen... Deine Beschreibung der Gefühle passt genau mehr kann ich dazu echt nicht sagen
Thevan
Huch, eure Kommis hab ich ja ganz übersehen *dolle schäm*
Danke Franzi_94 und Blümchen für die super lieben Kommentare.. hab mich sehr gefreut <3
Alle die es interessiert: Zweites Kapitel so gut wie fertig ^^
Lady <33
Toll.
Weiter weiter weiter
Billy-v-Andrew
Zitat: |
Original von Thevan
Alle die es interessiert: Zweites Kapitel so gut wie fertig ^^ |
na wären wir sonst hier
bin gespannt
Thevan
So.. fertig isses ^^
Ich weiß nciht, ob das jetzt irgendwie zu schnell Zeit gesprungen ist ô.0 Aber ich dachte, zuviel liebeskummer ist ja auch langweilig, irgendwie. Also wollte ich die eigentliche Geschichte in gang bringen. Bitte sehr:
- Kapitel 2 -
Es dauert eine Woche, bis der größte Schmerz abgeklungen ist.
Sieben schreckliche, trist graue Tage voller Selbstmitleid und nicht enden wollendem Schmerz. Von Sonntag bis Sonntag immer wieder Tränenausbrüche, unfreiwillige Erinnerungen, Augenblicke in denen ich einfach nur da sitze und aus dem Fenster starre.
Ich hätte nicht gedacht, das Liebeskummer so vielschichtig ist.
Ich weiß nicht was am schlimmsten ist: Das Gefühl, abgelehnt worden zu sein? Abgelehnt, weggestoßen von einer Person, für die ich alles getan hätte? Das Allein sein? Dieses Reißen, das Ziehen quer durch die Brust? Oder... zu wissen das sein Leben weiter geht, ohne mich, das er bald eine andere küssen... und so ansehen wird, wie er mich immer angesehen hat?
Auch das tut weh, die kleinen Szenen, die sich immer wieder in meinen Kopf schleichen und die ich nicht verdrängen kann, egal wie sehr ich es auch versuche. Die schönen Momente, die Umarmungen, das zusammen Lachen. Alles, was ich so vermisse.
Wir liegen zusammen auf der Wiese im Rheinpark, schweigen zusammen und genießen die Sonne, wissend, das der Andere noch da sein wird, wenn wir die Augen wieder öffnen. Ein Abend mit Freunden - locker, losgelöst voneinander, mal hier mal dort. Und dann doch zusammen nach hause fahren, sich später im Bett aneinander kuscheln. Sonntags spazieren gehen, den Hunden immer und immer wieder Stöckchen werfen, um die Wette rennen und sich dann atemlos lachend um den Hals fallen. Vertrauen. Zugehörigkeit.
Es tut so weh.
Sieben schreckliche, trist graue Tage lang.
*
Die Woche, die ich wie in einem reißenden Strudel verbracht habe, der mich immer tiefer nach unten zog, war die letzte Woche der Sommerferien. Die Zeit ist an mir vorbei gezogen. Ich konnte mich zu nichts aufraffen, saß nur zuhause, isoliert und wie in Quarantäne. Die wenigen Freunde die ich habe wollte ich nicht sehen. Ich habe sie in letzter Zeit sowieso extrem vernachlässigt, da kommt es auf die eine Woche auch nicht mehr an, finde ich.
Was um mich herum passierte, war mir egal. Ich lebte nur in meinem Kopf, in Erinnerungen und Weinkrämpfen.
Irgendwann sah ich mich mal im Spiegel an, mich mit fettigen Haaren und total verquollenen Augen. Ich dachte: "Mein Gott. Das ist also die Kehrseite der Liebe. Seltsam. Man sieht wie Freunde unter beendeten Beziehungen leiden, man sieht es sogar in den Daily Soaps im Fernsehn. Und dennoch lässt man sich darauf ein. Nie wieder."
Meine Mutter war ein Schatz - ließ mich mit ihren Weisheiten in Ruhe, reichte mir Taschentücher wenn ich plötzlich in Tränen ausbrach, versuchte mich abzulenken in dem sie mir Bücher (ohne Liebespaare) aus der Bibliothek auslieh und sich dazu überwandt, mit mir Gamecube zu spielen, obwohl sie Spielekonsolen hasst.
Ruben und ich haben oft zusammen gezockt.
Ruben.
Am Montag morgen, dem ersten Schultag, dem achten Tag nach der Trennung, während ich im schmierigen Busfenster mein Spiegelbild betrachte, denke ich zum ersten mal seit langem nicht an ihn. Ich schaue hinaus auf die vorbei ziehenden Häuser und Menschen, die regennasse Straße und die bunten Schirme. Streiche mir den Pony aus dem Gesicht. Frage mich, was mich im neuen Schuljahr erwarten wird. Aber ich denke, zum ersten mal sein langem, nicht mehr an ihn.
Was hat meine Mutter gesagt, nachdem mein Vater sie betrogen und verlassen hatte?
"Wenn du ganz unten bist, gibt es wenigstens nur noch den Weg nach oben!"
*
Erste Schultage sind der Horror.
Die neuen Stundenpläne stecken voller Fehler, man steht vor den falschen Klassenräumen und rennt in jeder Unterrichtsstunde in den Bücherkeller, um dort ewig zu warten, bis man das jeweilige Fachbuch ausgeteilt bekommt.
Dazu kommt das meine Augen immernoch ein bisschen rot sind und meine Haut beinahe kränklich blass. Abgesehen davon muss ich das Schuljahr wiederholen, das elfte, um genauer zu sein. Wie das passieren konnte weiß ich selber nicht genau, Fakt ist, das ich mein Zeugnis mit einer fünf in Mathe - wie immer - und plötzlich auch einer fünf in Biologie ausgestellt bekam. Schlag ins Gesicht.
Mum machte kein großes aufheben darum. Sie hat selber mal ein Jahr wiederholt und seht das alles nicht so eng. Mein Vater - der früher oder später davon erfahren musste, der nur weil er nicht mehr bei uns wohnt, ist er ja noch lange kein Fremder - ging ebenfalls recht locker damit um. Nur mir.. mir liegt dieses Urteil wie ein Stein im Magen.
Das Jahr wiederholen - das bedeutet Fremde, das bedeutet sich in eine große Gruppe einzugliedern. Gegen die kritischen Blicke der Einzelnen zu bestehen und möglichst nicht zum Klassenopfer werden. Und ob ich das schaffe, ist fraglich. Vor allem nicht mit meiner Momentanen Selbstmord Ausstrahlung.
Ich melde mich bei den Tutoren der Jahrgangsstufe Elf und mische mich dann unauffällig zwischen meine neuen Klassenkameraden.
Die meisten von ihnen sehen ganz normal aus. Durschnitt, die Jungs mit kurzen Haaren und Sweat-shirts, die Mädchen dezent geschminkt und mehr oder weniger modisch gekleidet. Wie in meiner alten Stufe, eigentlich.
Personen, die meine Aufmerksamkeit länger als einen Augenblick lang fesseln, gibt es nur eine Hand voll.
Ein Junge, groß und schlank, ein dutzend Gürtel um die Hüfte und einen knalligen Irokesen auf dem Kopf. Diese Farbe! Wie Orangenmarmelade. Neben ihm ein anderer, nicht spektakulär, aber mit wuseligen Locken und strahlendem, ansteckenden Lächeln. In einer Ecke ein Mädchen komplett in schwarz, Fingernägel und Rucksack inklusive, das in einem zerfledderten Manga herum blättert.
Den Titel kann ich nicht erkennen, aber das sie Mangas liest, macht die Fremde direkt irgendwie symphatisch.
Zu guter letzt ist da noch ein Pärchen - beide mit langen Dread Locks, diese typischen Kifferbeuteln aus Hanf über den Schultern und ziemlich bunt gekleidet. Sie sehen nett aus. Und jetzt... küssen sie sich.
Wie auf Kommando wende ich den Blick ab.
*
Seltsam, wie sehr Liebeskummer den Blick auf die Welt ändert.
Wenn man Radio hört, fällt einem plötzlich auf, wie viele Liebeslieder es auf der Welt gibt. Eines kitschiger als das andere. Und "I'm a believer" von den Beatles klingt seltsamerweise auch nur noch halb so gut.
Man vermeidet es, Bücher zu lesen, von denen man weiß, das Liebesszenen darin vorkommen. Man will einfach nicht mehr mit Liebe in berührung kommen, weil das Glück anderer den eigenen Schmerz nur noch heftiger macht.
Es ist, als hätte man lange eine dunkle Brille getragen und sie nun abgenommen. Noch ist alles sehr gleißend und tut in den Augen weh - aber man wird sich wieder daran gewöhnen, wie die Welt ist. Langsam vielleicht - aber irgendwann kann man wieder darin leben.
Soweit bin ich allerdings noch lange nicht.
Ich habe versucht alles aus meinem Leben zu verbannen, was mit Ruben zutun hatte, seine Zahnbürste aus dem Badezimmerfenster, seine Hausschuhe in den Mülleimer gepfeffert. Das war einfach. Und es hat gut getan.
Aber was ist mit den versteckten Dingen?
Mangas, aus denen er mir mal vorgelesen hat? Musik hören, die wir beide mochten und auf jeder Autofahrt gespielt haben? .... küssende Pärchen, die Erinnerungen wachrufen?
Das sind Dinge, die noch immer weh tun und die Zeit brauchen, bis sie mich nicht mehr berühren.
Um mich abzulenken lasse ich den Blick über meine neuen Klassenkameraden schweifen. Da sind ein paar Jungs, die mit mir sitzen geblieben sind, aber sonst kenne ich niemanden.
Mum hat heute morgen gesagt, ich soll das alles als neue Chance sehen. Es wäre sicher vom Schicksal so gewollt, das ich das Jahr wiederholen (ja, das hat sie ehrlich so gesagt!) und ich würde sicher einige gute Freunde finden.
Seltsam, das meine Mutter in solche Überlegungen nie einbezieht, wie.. sagen wir.. kontakscheu ich bin. wie schwer es mir fällt, auch nur mit Leuten zu sprechen, geschweige denn, mich richtig mit ihnen anzufreunden.
Nein, das lässt sie nicht gelten. Das Schicksal regelt das schon.
Holt mich hier raus.
Kommentare wie Kritik natürlich wie immer erwünscht ^__^
Nessy 34
Ich finde es cool. Es ist wieder toll geschrieben
Billy-v-Andrew
Thevan....
der Stil hat sich ein wenig verändert - aber in eine Richtung, die ich liebe!
Und - so ungerne ich es zugebe, aber da ich ehrlich bin - Gänsehaut und Tränen in den Augen, gepaart mit Nicken und Lächeln...
Danke!
Billy