[Jule]
Ich mag Titel, die einfach, aber aussagekräftig sind. Deshalb hab ich diesen gewählt... inspiriert von Silbermond - Kartenhaus.
Prolog
Ich kann alles erreichen, was ich will.
Ich kann alles drehen, wenn ich es nur will.
Ich bin nicht abhängig, sondern frei.
Alles an mir ist echt. Jedes Lächeln, jeder Blick.
Ich hatte nie die Absicht etwas an mir zu verändern,
ich wollte nie anders sein, als ich bin.
Ich hatte gehofft, dir geht es genauso...
Kapitel I
Sein Blick lässt das Blut in meinen Adern zum gefrieren, sein Augenaufschlag zählt die Sekunden. Sie scheinen endlos zu sein... Wenn er zu reden beginnt, fällt es mir schwer, seine Worte zu verstehen, weil mein Herz so laut gegen meinen Brustkorb hämmert, dass ich nichts anderes mehr höre. Wer mir vorwirft, dass ich komische Antworten auf seine Fragen gebe, hat also keine Ahnung, was in mir vorgeht.
Das Begehren von allem, was er tut, begann vor ungefähr 2 Jahren, als ich ihm zum ersten Mal begegnete. Sein braunes, dichtes Haar faszinierte mich im ersten Augenblick. Seine blauen Augen, die wie Wasser bei Mondlicht schimmern, schaffen es, trotz ihrer Kühlheit ein Feuer in sich zu beherbergen, dass mir warm und kalt zugleich wird. Er hat eine raue Stimme, die tausend geschätzte Oktaven unter meiner liegt. Wenn er spricht, dröhnt der Bass in meinem Bauch und bringt all die Schmetterlinge zum Flattern, die sonst friedlich in mir schlummern.
Ich habe die Eigenart Tagebuch zu schreiben und mir mindestens einmal im Monat alle Einträge durchzulesen, die ich die letzten Jahre gemacht habe. Das ist zeitaufwendig, bringt mich jedoch immerwieder zum Schmunzeln und Lachen. Manchmal sogar zum Weinen. Der Eintrag, den ich niederschrieb, als er mir zum ersten mal begegnete, ist mein liebster.
Liebes Tagebuch,
seit Jahren habe ich keinen Jungen mehr außer meinen Vater, Bruder und Opa in meinen Einträgern erwähnt, aber das soll jetzt ein Ende haben. Heute scheint die Sonne nicht nur vor meinem Fenster, sondern auch in meinem Herzen. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber er lächelt das schönste Lächeln, das man nur lächeln kann. Und er spricht mit der schönsten Stimme, mit der man nur sprechen kann. Meine Lippen kribbeln, weil sie sich nach seinen Küssen sehnen. Ich wette, er küsst ebenso gut, wie er spricht, aussieht und lächelt.
Ich bin fasziniert von seiner Art und Weise sich zu geben. Wenn er seinen Kopf schief legt und ihm seine Haare ins Gesicht fallen, wenn er dazu sein wunderschönes Grinsen zum Besten gibt und die Sonne seine Schokoladenseite - aus der er durch und durch besteht - zeigt, weiß ich, dass ich gefunden habe, wonach ich immer suchte.
Jetzt liegt es an mir ihn dazu zu bringen, mich zu bemerken. Denn heute, als ich ihn zum ersten Mal sah, stand ich hinter einem Baum.
In Liebe, Alisa.
Ich mag den Schwung meiner Schrift, der an dem Tag einen besonderen Ausschlag nahm, was vermutlich an der Hormonausschüttung in meinem Körper lag, die übermäßig stattfand. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber es ist das gleiche wie mit dem Schmerz. Es vergeht nicht, man findet sich nur damit ab.
Auf diesen Tagebucheintrag sind ungefähr 720 weitere gefolgt. Vielleicht ein paar mehr oder weniger, je nachdem wie viele Tage ich ausgesetzt habe. Wenn ich mir alle an einem Stück durchlese, bin ich eine ganze Weile beschäftigt und anschließend weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. In meinem Kopf scheint bei jedem gelesenen Eintrag eine kleine Gedankenbombe zu explodieren. Bei 740 kleinen Bomben kann man sich vorstellen, dass ich am Ende verwirrter bin als vorher und erstmal längere Zeit brauche, um mich wieder einigermaßen herzustellen.
Diese Form von Nacherzählung auf Papier ist aber nicht die einzige Eigenart an mir. Ich bin sehr schüchtern und neige dazu, mich unangenehmen Situationen zu entziehen, in dem ich ihnen entweder aus dem Weg gehe oder weglaufe. Letzteres hat mich schon des öfteren in anschließende Verlegenheit gebracht.
Ein Tagebucheintrag zum Beispiel erzählt von dem Tag, an dem ich es nicht schaffte, zu meiner Fazination zu stehen, die ich ihm gegenüber empfinde...
Liebes Tagebuch,
alles ist so grauenvoll. Die Zeit, in der ich mich im Park aufhalte, wird immer länger. Bis heute dachte ich, dass ich unbemerkt sei, aber leider musste ich mich des Gegenteiles überzeugen. Wieso nur?
Begonnen hat es wie immer. Ich habe mich hinter diesem Baum plaziert, hinter dem ich gestanden hatte, als ich ihn das erste Mal sah. Aber im Gegensatz zu sonst, hielt ich mich nicht alleine dort auf. Ich weiß nicht, wie ich sie übersehen konnte... aber plötzlich stand sie hinter mir und sprach mit einer Stimme, mit der ebenso gut eine Hexe hätte sprechen können. Sie fragte mich, was ich dort mache und ich blieb wie angewurzelt stehen. In diesem Augenblick war es nahezu unmöglich ein Wort rauszubringen. Es ging einfach nicht.
Ich habe mich umgedreht, zum Glück gab es in der Nähe keinen Spiegel, sonst hätte ich mit Sicherheit selbst vor meinen vor Erschrecken aufgerissenen Augen Angst gehabt. Jedenfalls sah ich dieses kleine, rothaarige Mädchen und im Nachhinein bin ich mir sicher, dass sie tatsächlich eine Hexe ist - sie stellte mir ihre Frage erneut, als ich nicht antwortete. Aber diesmal lauter. Eindeutig zu laut! Er hat sich umgedreht und mich angestarrt, mit seinen eisblauen Augen, dessen Flammen mich so stark verbrannten, dass ich mir jetzt noch einbilde, die Hitze auf meiner Haut fühlen zu können.
Natürlich bin ich weggerannt. Was hätte ich anderes tun sollen? Ich bin so schnell gerannt, wie ich nur konnte und erst stehen geblieben, als mich die verschlossene Tür meiner Wohnung dazu zwang.
Ich glaube ich muss mir ein anderes Versteck suchen. Aber was, wenn ich keines finde? Werde ich ihn jemals wiedersehen?
In Liebe, Alisa.
Grauenvoll. Ich traute mich 3 Tage nicht mehr in den Park und wurde von der Sehnsucht zerfressen, was sich darin äußerte, dass ich nichts mehr zu mir nahm außer Wasser. Nach dem dritten Tag ertrug ich mein eigenes Spiegelbild nicht mehr. Er hatte mich zu etwas völlig anderem gemacht - man musste bedenken, dass er das mit nur einem Blick geschafft hatte. Ein Blick durch wasserblaue, feurige Augen. Nach ungefähr einer Woche passierte ich wieder das Stadtparktor und schlenderte die Parkwege entlang, wie jeder andere auch. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich nicht innerlich, sondern auch äußerlich von all den "Normalen" abhob. Die meisten von ihnen waren braunhaarig, es gab wenige Blonde oder Schwarzhaarige. Einige waren geschminkt, andere schienen gerade erst aus dem Bett gestiegen zu sein und so wie ihre Haare aussahen, konnte man das auf ihrem Kopf unmöglich eine Frisur nennen. Doch obwohl alle unterschiedlich aussahen und man nur schwer den einen mit dem anderen vergleichen konnte, stach ich aus der Menge heraus.
Ich war ungefähr vier Köpfe kleiner als sie, meine Haare waren ebenso schwarz wie meine Augenringe - wobei die noch ein wenig bläulich schimmerten. Die Spitze meiner Nase wölbte sich zum Himmel hin und man erkannte sofort, dass sie die sonnenbrandgefährdetste Stelle an meinem Körper war. Unter meinem überlangen Shirt, das ich aus Trotz in einer Frauen - und keiner Kinderboutique erstanden hatte, sah man meine verkümmerten Brüste kaum. Alles in allem fühlte ich mich mindestens genauso unattraktiv, wie ich war.
Daran hat sich heute nicht viel geändert. Ich bin immernoch der gleiche Mensch, der ich vor Jahren war. Unscheinbar und dadurch auf eine komische Art und Weise auffällig. Aber etwas habe ich gelernt... dass jede äußerliche Veränderungen nichts an dem Inneren ändert. Das werde ich niemals vergessen, denn dieser eine Tagebucheintrag wird mich immerwieder daran erinnern.
Liebes Tagebuch,
Äußerlichkeiten scheinen nicht wichtig zu sein. Ich habe alles versucht aus mir heraus zu holen, aber nichts hat geholfen. Nachdem ich ihm abends bis zu dieser Disco am Stadtrand gefolgt bin, habe ich am nächsten Tag den Entschluss gefasst, sie ebenfalls zu besuchen.
Ich habe mir die Haare gewaschen und hoch gesteckt, habe meine Augenringe mit Make-Up überschminkt, dessen Reste mir jetzt noch auf der Haut brennen. Ich habe blauen Lidschatten verwendet, weil ich dachte, dass es gut zu seinen Augen passte... zu meinen vielleicht nicht, aber zu seinen. Das war ein Hauptargument für mich.
Doch nicht genug der Tortur, ich habe mich in das enge Kleid meiner früheren Freundin gequetscht, das sie ungefähr mit 8 Jahren getragen hat und meinen BH habe ich mit Klopapier ausgestopft, in der Hoffnung ein bisschen mehr Dekoltee zu bekommen. Das Resultat war ganz anschaulich, wenn man meine Nase hinter der Hand versteckte, die ich mir vor das Gesicht hielt.
Hoffnungsvoll machte ich mich auf den Weg in die Disco, aber weit kam ich nicht. Trotz meines Ausweises, der belegte, dass ich 26 Jahre alt war, ließen die Türsteher mich nicht herein. Stattdessen unterstellten sie mir meinen Ausweis gefälscht zu haben und stempelten mich als kleine, pubertäre Teenagergöre ab, die sich, bevor sie meint sich als 26 auszugeben, lieber die Nase anlegen lassen sollte.
Das war Grund genug mir später in der Wohnung allen Maskara runterzuheulen und zu beschließen, dass Veränderungen am Äußeren vielleicht bei jemandem Etwas brachte, aber nicht bei mir. Ich würde immer bleiben, wie ich war.
In Liebe, die kleine Alisa.
Freue mich über Kritik =D
Kartenhaus
Prolog
Ich kann alles erreichen, was ich will.
Ich kann alles drehen, wenn ich es nur will.
Ich bin nicht abhängig, sondern frei.
Alles an mir ist echt. Jedes Lächeln, jeder Blick.
Ich hatte nie die Absicht etwas an mir zu verändern,
ich wollte nie anders sein, als ich bin.
Ich hatte gehofft, dir geht es genauso...
Kapitel I
Sein Blick lässt das Blut in meinen Adern zum gefrieren, sein Augenaufschlag zählt die Sekunden. Sie scheinen endlos zu sein... Wenn er zu reden beginnt, fällt es mir schwer, seine Worte zu verstehen, weil mein Herz so laut gegen meinen Brustkorb hämmert, dass ich nichts anderes mehr höre. Wer mir vorwirft, dass ich komische Antworten auf seine Fragen gebe, hat also keine Ahnung, was in mir vorgeht.
Das Begehren von allem, was er tut, begann vor ungefähr 2 Jahren, als ich ihm zum ersten Mal begegnete. Sein braunes, dichtes Haar faszinierte mich im ersten Augenblick. Seine blauen Augen, die wie Wasser bei Mondlicht schimmern, schaffen es, trotz ihrer Kühlheit ein Feuer in sich zu beherbergen, dass mir warm und kalt zugleich wird. Er hat eine raue Stimme, die tausend geschätzte Oktaven unter meiner liegt. Wenn er spricht, dröhnt der Bass in meinem Bauch und bringt all die Schmetterlinge zum Flattern, die sonst friedlich in mir schlummern.
Ich habe die Eigenart Tagebuch zu schreiben und mir mindestens einmal im Monat alle Einträge durchzulesen, die ich die letzten Jahre gemacht habe. Das ist zeitaufwendig, bringt mich jedoch immerwieder zum Schmunzeln und Lachen. Manchmal sogar zum Weinen. Der Eintrag, den ich niederschrieb, als er mir zum ersten mal begegnete, ist mein liebster.
Liebes Tagebuch,
seit Jahren habe ich keinen Jungen mehr außer meinen Vater, Bruder und Opa in meinen Einträgern erwähnt, aber das soll jetzt ein Ende haben. Heute scheint die Sonne nicht nur vor meinem Fenster, sondern auch in meinem Herzen. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber er lächelt das schönste Lächeln, das man nur lächeln kann. Und er spricht mit der schönsten Stimme, mit der man nur sprechen kann. Meine Lippen kribbeln, weil sie sich nach seinen Küssen sehnen. Ich wette, er küsst ebenso gut, wie er spricht, aussieht und lächelt.
Ich bin fasziniert von seiner Art und Weise sich zu geben. Wenn er seinen Kopf schief legt und ihm seine Haare ins Gesicht fallen, wenn er dazu sein wunderschönes Grinsen zum Besten gibt und die Sonne seine Schokoladenseite - aus der er durch und durch besteht - zeigt, weiß ich, dass ich gefunden habe, wonach ich immer suchte.
Jetzt liegt es an mir ihn dazu zu bringen, mich zu bemerken. Denn heute, als ich ihn zum ersten Mal sah, stand ich hinter einem Baum.
In Liebe, Alisa.
Ich mag den Schwung meiner Schrift, der an dem Tag einen besonderen Ausschlag nahm, was vermutlich an der Hormonausschüttung in meinem Körper lag, die übermäßig stattfand. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber es ist das gleiche wie mit dem Schmerz. Es vergeht nicht, man findet sich nur damit ab.
Auf diesen Tagebucheintrag sind ungefähr 720 weitere gefolgt. Vielleicht ein paar mehr oder weniger, je nachdem wie viele Tage ich ausgesetzt habe. Wenn ich mir alle an einem Stück durchlese, bin ich eine ganze Weile beschäftigt und anschließend weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. In meinem Kopf scheint bei jedem gelesenen Eintrag eine kleine Gedankenbombe zu explodieren. Bei 740 kleinen Bomben kann man sich vorstellen, dass ich am Ende verwirrter bin als vorher und erstmal längere Zeit brauche, um mich wieder einigermaßen herzustellen.
Diese Form von Nacherzählung auf Papier ist aber nicht die einzige Eigenart an mir. Ich bin sehr schüchtern und neige dazu, mich unangenehmen Situationen zu entziehen, in dem ich ihnen entweder aus dem Weg gehe oder weglaufe. Letzteres hat mich schon des öfteren in anschließende Verlegenheit gebracht.
Ein Tagebucheintrag zum Beispiel erzählt von dem Tag, an dem ich es nicht schaffte, zu meiner Fazination zu stehen, die ich ihm gegenüber empfinde...
Liebes Tagebuch,
alles ist so grauenvoll. Die Zeit, in der ich mich im Park aufhalte, wird immer länger. Bis heute dachte ich, dass ich unbemerkt sei, aber leider musste ich mich des Gegenteiles überzeugen. Wieso nur?
Begonnen hat es wie immer. Ich habe mich hinter diesem Baum plaziert, hinter dem ich gestanden hatte, als ich ihn das erste Mal sah. Aber im Gegensatz zu sonst, hielt ich mich nicht alleine dort auf. Ich weiß nicht, wie ich sie übersehen konnte... aber plötzlich stand sie hinter mir und sprach mit einer Stimme, mit der ebenso gut eine Hexe hätte sprechen können. Sie fragte mich, was ich dort mache und ich blieb wie angewurzelt stehen. In diesem Augenblick war es nahezu unmöglich ein Wort rauszubringen. Es ging einfach nicht.
Ich habe mich umgedreht, zum Glück gab es in der Nähe keinen Spiegel, sonst hätte ich mit Sicherheit selbst vor meinen vor Erschrecken aufgerissenen Augen Angst gehabt. Jedenfalls sah ich dieses kleine, rothaarige Mädchen und im Nachhinein bin ich mir sicher, dass sie tatsächlich eine Hexe ist - sie stellte mir ihre Frage erneut, als ich nicht antwortete. Aber diesmal lauter. Eindeutig zu laut! Er hat sich umgedreht und mich angestarrt, mit seinen eisblauen Augen, dessen Flammen mich so stark verbrannten, dass ich mir jetzt noch einbilde, die Hitze auf meiner Haut fühlen zu können.
Natürlich bin ich weggerannt. Was hätte ich anderes tun sollen? Ich bin so schnell gerannt, wie ich nur konnte und erst stehen geblieben, als mich die verschlossene Tür meiner Wohnung dazu zwang.
Ich glaube ich muss mir ein anderes Versteck suchen. Aber was, wenn ich keines finde? Werde ich ihn jemals wiedersehen?
In Liebe, Alisa.
Grauenvoll. Ich traute mich 3 Tage nicht mehr in den Park und wurde von der Sehnsucht zerfressen, was sich darin äußerte, dass ich nichts mehr zu mir nahm außer Wasser. Nach dem dritten Tag ertrug ich mein eigenes Spiegelbild nicht mehr. Er hatte mich zu etwas völlig anderem gemacht - man musste bedenken, dass er das mit nur einem Blick geschafft hatte. Ein Blick durch wasserblaue, feurige Augen. Nach ungefähr einer Woche passierte ich wieder das Stadtparktor und schlenderte die Parkwege entlang, wie jeder andere auch. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich nicht innerlich, sondern auch äußerlich von all den "Normalen" abhob. Die meisten von ihnen waren braunhaarig, es gab wenige Blonde oder Schwarzhaarige. Einige waren geschminkt, andere schienen gerade erst aus dem Bett gestiegen zu sein und so wie ihre Haare aussahen, konnte man das auf ihrem Kopf unmöglich eine Frisur nennen. Doch obwohl alle unterschiedlich aussahen und man nur schwer den einen mit dem anderen vergleichen konnte, stach ich aus der Menge heraus.
Ich war ungefähr vier Köpfe kleiner als sie, meine Haare waren ebenso schwarz wie meine Augenringe - wobei die noch ein wenig bläulich schimmerten. Die Spitze meiner Nase wölbte sich zum Himmel hin und man erkannte sofort, dass sie die sonnenbrandgefährdetste Stelle an meinem Körper war. Unter meinem überlangen Shirt, das ich aus Trotz in einer Frauen - und keiner Kinderboutique erstanden hatte, sah man meine verkümmerten Brüste kaum. Alles in allem fühlte ich mich mindestens genauso unattraktiv, wie ich war.
Daran hat sich heute nicht viel geändert. Ich bin immernoch der gleiche Mensch, der ich vor Jahren war. Unscheinbar und dadurch auf eine komische Art und Weise auffällig. Aber etwas habe ich gelernt... dass jede äußerliche Veränderungen nichts an dem Inneren ändert. Das werde ich niemals vergessen, denn dieser eine Tagebucheintrag wird mich immerwieder daran erinnern.
Liebes Tagebuch,
Äußerlichkeiten scheinen nicht wichtig zu sein. Ich habe alles versucht aus mir heraus zu holen, aber nichts hat geholfen. Nachdem ich ihm abends bis zu dieser Disco am Stadtrand gefolgt bin, habe ich am nächsten Tag den Entschluss gefasst, sie ebenfalls zu besuchen.
Ich habe mir die Haare gewaschen und hoch gesteckt, habe meine Augenringe mit Make-Up überschminkt, dessen Reste mir jetzt noch auf der Haut brennen. Ich habe blauen Lidschatten verwendet, weil ich dachte, dass es gut zu seinen Augen passte... zu meinen vielleicht nicht, aber zu seinen. Das war ein Hauptargument für mich.
Doch nicht genug der Tortur, ich habe mich in das enge Kleid meiner früheren Freundin gequetscht, das sie ungefähr mit 8 Jahren getragen hat und meinen BH habe ich mit Klopapier ausgestopft, in der Hoffnung ein bisschen mehr Dekoltee zu bekommen. Das Resultat war ganz anschaulich, wenn man meine Nase hinter der Hand versteckte, die ich mir vor das Gesicht hielt.
Hoffnungsvoll machte ich mich auf den Weg in die Disco, aber weit kam ich nicht. Trotz meines Ausweises, der belegte, dass ich 26 Jahre alt war, ließen die Türsteher mich nicht herein. Stattdessen unterstellten sie mir meinen Ausweis gefälscht zu haben und stempelten mich als kleine, pubertäre Teenagergöre ab, die sich, bevor sie meint sich als 26 auszugeben, lieber die Nase anlegen lassen sollte.
Das war Grund genug mir später in der Wohnung allen Maskara runterzuheulen und zu beschließen, dass Veränderungen am Äußeren vielleicht bei jemandem Etwas brachte, aber nicht bei mir. Ich würde immer bleiben, wie ich war.
In Liebe, die kleine Alisa.
Freue mich über Kritik =D