Wuschel
Eckpunkte:
.Mitwirkende Autoren: kleine-Araberstute schreibt Chesters Part (Kerstin Eiwen); Chocolate (Sara Kirchhoff) schrieb Elias Part bis Mitte von Szene o5; Wuschel (Enya Benthaus) schreibt Elias Part ab Mitte Szene o5
.Achtung: Lemon || Slash !
.im RPG-Stil gehalten
.Viel Spaß! Wer Rächtschraibfählar findet, darf sie gerne behalten
***
Szene o1 - Samstag; Der Emo-Treff - TEIL 1
„Samantha ist da“, weckte ihn Connies Stimme. Chester gab einen unverständlichen Laut von sich und hob ein Augenlid. Seine Mutter stand neben seinem Bett und schaute ihn abwartend an.
„Hmpf“, grummelte Chester und öffnete die Augen. Er blinzelte ins Sonnenlicht. Connie musste die Jalousie hochgezogen haben.
„Ich sag ihr, dass sie warten soll. Beeil dich“, sagte Connie und ging zur Tür. Doch ehe sie diese hatte schließen können, brummte Chester eine Frage. „Warum bist du nicht in der Arbeit?“ Seine ohnehin schon tiefe Stimme klang noch tiefer, schläfriger.
„Heute ist Samstag.“ Klick. Die Tür war geschlossen worden.
Chester kniff die Augen zusammen und schlug die Bettdecke ein Stück zurück. Er starrte an die blutrote Decke seines Zimmers und fragte sich, welcher Teufel Sam wohl geritten haben musste, dass sie mitten in der Nacht bei ihm vorbeischaute.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es nicht ganz mitten in der Nacht war; 1o:3o Uhr. Er stöhnte auf und setzte die Füße auf den eiskalten Boden. Reichlich verschlafen stand er auf und schlurfte ins Bad, um sich eine Hand voll kalten Wasser ins Gesicht zu spritzen. , dachte er sarkastisch und schlüpfte unter die Dusche. Während er das warme Wasser über seinen Körper laufen ließ, überlegte er, warum Sam schon jetzt auf der Matte stand. Sie waren jetzt seit etwa über einen Monat zusammen, etwas, das bei Chester nur selten vorkam. Aber bei Sam stimmte einfach alles. Wirklich lieben tat er sie nicht, aber er fühlte sich schon stark zu ihr hingezogen. Sie war keine von den typischen Mädels, mit ihr konnte man auch reden. Und sie wusste, was sie wollte. Sowohl im Leben als auch im Bett.
Chester stellte das Wasser ab und wickelte sich in sein Handtuch, trat aus der Dusche und schaute in den Spiegel. Seine Haare standen zu allen Seiten ab. Er griff nach dem Kamm und versuchte, ihrer Herr zu werden.
„Chester! Beeil dich ein bisschen!“, rief Connie von unten.
„Ja-ha“, brummte Chester und bezweifelte, dass sie unten in der Küche seine Antwort gehört hatten. Er schlurfte barfuss in sein Zimmer und zog seine Boxershorts, sein schwarzes „Linkin Park“-T-Shirt und die schwarze Röhrenjeans an und schlüpfte dann in Socken und Chucks. Nietengürtel, schwarz-weiß kariertes Schweißband und seine Handstulpe dran und ein Blick in den Spiegel – Chester seufzte. Seine Haare waren schlimm. Schlimmer als schlimm. Wenn nicht sogar noch schlimmer.
Entgegen seiner Stimmung fröhlich durch die Glöckchen an den Schuhen bimmelnd ging er zurück ins Bad und widmete sich seinen verkorksten schwarzen Haaren. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis alle Strähnen so saßen, wie er es wollte. Stolz fuhr er sich noch mal durch die gestylten Haare und kam dann bimmelnd die Treppe herunter.
Sam wartete bereits am Fußende auf ihn und er begrüßte sie mit einem Kuss. Sie trug ebenfalls eine schwarze Röhrenjeans, dazu ein pinkes Top mit schwarzen Sternchen, eine pinke Schleife im Haar sowie ein Würfelkettchen an Hals und Hose. Sie verhakte ihre Finger mit seinen und zog ihn nach draußen.
„Ciao!“, rief Connie, doch weder Sam noch Chester schenkten ihr Beachtung.
„Was ist denn los, dass du mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett jagst?“, fragte Chester und schaute missmutig. Selbst Sam verzieh er nur durch einen triftigen Grund, wenn sie ihn weckte.
„Emotreffen“, flötete diese und schob ihn in den Bus, der schnaufend vor ihnen gehalten hatte.
„Elena, ich sag’s dir jetzt zum letzen Mal: Mach endlich die verdammte Tür auf und lass mich ins Bad!“, knurrte Elias wütend und drückte ungeduldig die Türklinke herunter, obwohl er wusste, dass es nichts bringen würde. „Du weißt ganz genau, dass ich heute noch weg will!“
Der Schwarzhaarige stand vor der verschlossenen Tür, nur mit Boxershorts bekleidet und mittlerweile am Rande seiner Reizbarkeit. Natürlich wusste er, dass seine kleine Schwester ihn nur provozieren wollte und bis zu einem gewissen Punkt konnte er normalerweise auch ruhig bleiben, es gelassen sehen - aber nicht heute! Er hatte noch gut eine Stunde um pünktlich an der Bushaltestelle zu sein, an der er sich mit Candy, einer Freundin, verabredet hatte um zum Emotreffen zu fahren. Eigentlich war das ja zu schaffen, aber wenn sich das kleine, biestige Mädchen, das sich seine Schwester schimpfte, nicht langsam beeilte, würde er über kurz oder lang zu spät kommen.
„Elena…“, sagte er mit einer bedrohlich ruhigen Stimme und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen, verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich meine es ernst.“ Scheinbar schien sie sich langsam dazu zu bequemen, doch die Tür zu öffnen, denn er hörte nur wenige Sekunden später wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und im nächsten Augenblick grinste ihm das blonde Mädchen gut gelaunt entgegen.
„Warum denn so patzig heute? Hat dich dein Freund gestern versetzt oder was?“
„Nein, und jetzt lass mich endlich rein, du kleines Biest, und verschwinde. Spiel mit deinen Teddys und lass mich in Ruhe.“ Genervt schob Elias sich an seiner kleinen Schwester vorbei ins Badezimmer, schubste sie energisch hinaus und schloss die Tür hinter ihr ab.
„Hey, ich bin kein Kleinkind mehr!“, hörte er sie vor der Tür empört widersprechen, doch er verdrehte nur die Augen, stellte das Radio auf der kleinen Kommode auf volle Lautstärke, trotz HipHop, der gespielt wurde, und ignorierte ihr Genörgel.
Während er duschte beruhigte er sich wieder einigermaßen und freute sich stattdessen auf den heutigen Tag - Emotreffen in Köln. Endlich würde er den Freund seiner besten Freundin, Samantha, kennenlernen. Die letzten vier Male hatte Sam sich irgendeine Ausrede überlegt, warum ihr Neuer und sie nicht kommen konnten, aber heute war es dann endlich soweit. Einen der Songs mitsummend, trat er wieder aus der Dusche, schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und stellte das Radio aus, bevor er wieder in sein Zimmer ging, das schräg gegenüber des Bades lag. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr - noch eine halbe Stunde. Dann würde er wohl nachher beim Treff frühstücken müssen. Schnell zog er sich seine Röhrenjeans, ein schwarzes Langarmshirt und darüber einen ebenfalls schwarzen Sweater an, bevor er in seine Chucks schlüpfte und dann wieder ins Bad eilte, um sich fertig zu machen. Mit reichlich Haargel und Sorgfalt brachte er seine Haare in Form und machte sich anschließend daran, seine Augen mit Kajal zu umranden. Als er damit fertig war, betrachtete er sich kritisch im Spiegel. Doch, so konnte er vor die Tür gehen. Sich beeilend griff er zu seinem Haarspray und deckte sich und das halbe Badezimmer damit ein, ehe er schnell die Tür hinter sich schloss um nicht zu ersticken.
Hastig lief er die Treppe hinunter, warf sich seine Kampftasche, die bereits neben der Haustür lag, über die Schulter und rief ein „Ich bin dann weg!“ in den Flur hinein, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ohne dass er auch nur eine Reaktion abgewartet hätte. Im Laufschritt ging er den Bürgersteig entlang und hoffte, dass er noch nicht zu spät war. , dachte er besorgt und beschleunigte seine Schritte noch ein wenig.
Er bog um die nächste Hausecke und da sah er sie: Der Bus stand bereits an der Haltestelle und ein wasserstoffblondes Mädchen mit toupierten Haaren und pinken Strähnchen schien gerade durch die geöffnete Einstiegstür auf den Busfahrer einzureden. Elias musste leicht grinsen - das war typisch für sie. Anstatt sich jedoch weiter über das Bild zu amüsieren, begann er nun wirklich zu laufen und winkte seiner Freundin entgegen.
„Sehen Sie, da ist er ja schon“, sagte Candy triumphierend und zeigte auf den herankommenden Elias, der nur wenige Sekunden später neben ihr zu stehen kam. „Hallo Schnuffel“, begrüßte sie ihn lächelnd und stieg dann in den Bus ein. Er tat es ihr gleich und ließ sich dann neben der Blonden auf einen Sitz fallen, lächelte gut gelaunt.
„Hey Candy. Wo sind die anderen?“
„Die sind mit dem Fahrrad gefahren. Wohnen ja auch näher am Dom. Willst du?“, fragte sie und hielt ihm einen Kopfhörer hin, begann dann zu grinsen und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Na wie war’s gestern eigentlich mit Dan? Hast ja gar nicht mehr angerufen.“
Elias steckte sich den Hörer ins Ohr und seufzte. „Schlimm. Der sieht zwar gut aus, ist aber dumm wie sonst was und langweilig. Aber der Film war gut“, antwortete Elias lächelnd. Er war nicht wirklich traurig wegen dem missglückten Kinobesuch vom Vortag - Dan kannte er ohnehin erst seit ein paar Tagen und so verzweifelt war er dann auch wieder nicht.
Das eine Wort gab ihm den Rest, während Sam gut gelaunt in den Bus hüpfte und sich, ohne sich umzusehen, auf einen Platz ganz hinten fallen ließ. Chester nahm sich da doch ein bisschen mehr Zeit und kaufte erstmal für sie beide eine Fahrkarte. Er schaute sich, wie immer, die Leute im Bus an und entdeckte ein hellblondes Mädchen mit pinken Strähnen und stark toupierten Haaren (sowas konnte er ja gar nicht ab!) und daneben einen schwarzhaarigen Emo, der, wie Chester ihn einschätzte, mindestens bi war. Ein angeekelter Gesichtsausdruck huschte über sein Gesicht und er rief sich zwangsläufig Samanthas Worte ins Gedächtnis: „Elias kommt auch. Du musst ihn unbedingt kennenlernen! Er ist total cool. Aber bitte sei nett zu ihm, Schatz, ja? Ich weiß, du hasst Schwule, aber er ist echt in Ordnung!“ Elias. Sams bester Freund. Schwul. Echt in Ordnung?! Heute würde er ihn kennenlernen. Etwas, worauf er ja nun gar keinen Bock hatte. Zumal mit der Aussicht, beim Emotreffen wieder in Mitten einer knuddelnden Masse zu sitzen.
Noch schlechter gelaunt als zuvor schlurfte er zu Sam und setzte sich neben sie.
„Was ’s los?“
„Nix.“
Sie schaute ihn mit ihren rehbraunen Augen fragend an und er musste erneut feststellen, wie hübsch sie doch war. Und sie sah auch noch so anders als die ganzen Mädchen aus, die er sonst zu Gesicht bekam. Ihre schwarzen Haare umrahmten sanft ihr olivfarbenes, ovales Gesicht und fielen ihr locker über die Schultern. Ihre dünnen Lippen passten perfekt zu den hohen Wangenknochen und der Stern unterhalb ihres rechten Auges unterstrich ihren exotischen Teint.
Mike, Chesters bester Kumpel, fragte ihn öfter, was Sam an ihm eigentlich fand. Er konnte es nicht verstehen, wie „eine solche Schönheit Zeit an so einem Arsch wie du es bist“ vergeuden konnte. Im Gegensatz zu Chester wartete Mike tagtäglich auf die „große Liebe“ und fand es „einfach nur scheiße“, dass Chester so oft seine Freundinnen wechselte.
„Mir kannst du’s doch sagen!“ Sam lächelte ihn an.
Ja, mit ihr konnte man wirklich reden. Sie war bis jetzt immer für ihn da gewesen und mit ihr hatte er über so viel gesprochen. Über Sachen, die er sich nicht mal selbst eingestanden hatte, bis sie sich dann irgendwie über seine Lippen gestohlen hatten. Trotzdem war er sich ganz sicher, dass er sie nicht liebte.
„Da drüben“, Chester nickte in Richtung der beiden Emos, „sitzt ein schwuler Emo. Ganz sicher. Und wetten, er ist zusammen mit seiner Freundin auf dem Weg zum Dom?“ Beinahe hätte er ein missmutiges Knurren von sich gegeben.
Sam schaute an ihm vorbei und er sah Überraschung gefolgt von Freude in ihren Augen aufblitzen. , flehte er in Gedanken. Doch Sam war schon aufgesprungen und eilte mit hüpfenden Locken auf die Emos zu.
„Schnuffel!“, rief sie den ganzen Bus zusammen, sodass sich alle nach ihr umschauten. Eine der Omas schüttelte verständnislos den Kopf.
Es war wie ein Tritt in Chesters Magen. Wie konnte er nur so viel Pech haben?
„Candy!“ Warum musste sie auch noch gleich beide kennen?! „Hallo!“ Sams Stimme überschlug sich fast vor Freude.
„Schnuffel!“
Ein wenig überrascht wandte Elias sich um und begann zu grinsen, als er Sam durch den Gang auf sich zu kommen sah. Schnell stand er auf, damit er ihrem Ansturm auch etwas entgegenzusetzen hatte und schloss sie zur Begrüßung in seine Arme, weiterhin amüsiert über ihre aufgedrehte Art.
„Hey Sam – wo is’ er denn?“, flüsterte er lächelnd in ihr Ohr und war sich sicher, dass sie wusste wer gemeint war. Sie löste sich wieder von ihm, glücklich lächelnd, und deutete auf einen Kerl der ziemlich weit hinten saß und aussah, als hätte man ihn gerade gegen seinen Willen in diesen Bus gezerrt, der geradewegs in Richtung Hölle fuhr. Was allerdings nicht hieß, dass er hässlich war, im Gegenteil – mit seinen schwarzen Haaren und dem einprägsamen Gesicht hatte er sicherlich schon viele für sich gewonnen. Trotzdem machte ihn sein Gesichtsausdruck nicht wirklich sympathisch.
Gut, Sam hatte ihn schon vorgewarnt. Hinsichtlich seiner Abneigung gegenüber Schwulen, aber daran würde Elias sich nicht groß stören – vielleicht würde es ja sogar ein wenig Spaß machen, ihn damit zu ärgern, mit seiner Abneigung zu spielen. Bei diesem Gedanken grinste er noch ein wenig breiter. Natürlich würde er es nicht zu weit treiben, schließlich war dieser Chester Sams Freund.
Er wartete ab, bis sich die beiden Mädchen ebenfalls begrüßt hatten und sah dann forschend von seiner besten Freundin zur hinteren Sitzreihe und wieder zurück.
„Dann sollten wir ihn mal nicht zu lange alleine da sitzen lassen, oder? Seine Laune scheint ja ohnehin schon auf dem Tiefpunkt zu sein“, meinte er schließlich und war schon gespannt auf den Neuen seiner Freundin. Zwar brauchte sie nicht seine Zustimmung oder so etwas in der Art, aber dennoch wollte er sie in guten Händen wissen.
Also gingen sie hintereinander zu den letzten Sitzreihen des Busses und während Sam sich wieder neben ihrem neuen Freund niederließ, setzte Elias sich auf den Sitz daneben, so dass er seine Beine auf dem Gang hatte und das Paar sehen konnte. Candy sah das als Einladung und setzte sich prompt auf seinen Schoß. Elias lachte leise und grinste, während er seine Arme um ihren Bauch schlang um sich festhalten zu können.
„Natürlich darfst du dich dahin setzen. Der andere Sitz wäre auch viel zu unbequem gewesen“, sagte er lächelnd und mit dem ihm meistens anhaftenden Sarkasmus. Candy sah ihn nur über ihre Schulter hinweg grinsend an und wandte sich dann, wie Elias, wieder den anderen beiden zu.
„Hallo Chester“, sagte er und musterte den Angesprochenen neugierig. „Sam hat schon viel von dir erzählt.“
Chester zog angesichts des Theaters, dessen Bühne sich direkt hier vor seiner Nase befand, eine Augenbraue hoch und lächelte gequält. „Hi.“ Dabei musterte er Sam prüfend. War Elias alias Schnuffel nicht schwul? Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte, wäre der beste Freund von Sam hetero. Es wäre ihm sogar weitaus lieber.
Brav reichte er erst dem blonden Mädchen, dann Elias die Hand. Auf großes Knuddeln hatte er sowieso keine Lust, selbst, wenn es sich nicht um eine verfickte Schwuchtel handeln würde.
Bei den beiden Worten verfickt und Schwuchtel in einem Satz musste Chester schlucken. Nein, er wollte sich lieber nicht vorstellen, wie das Ganze ging.
Schnell griff er nach Sams Hand und verhakte seine Finger mit ihren. Dieser Schnuffel sollte früh genug merken, dass er sich nicht auf ihn einlassen würde. Eher würde er es mit einem Nilpferd treiben.
Bei solchen anormalen Typen wusste man ja nie, was die dachten. Vielleicht suchte er ja noch eine schnelle Nummer für heute Nacht und Chester wollte gleich klarstellen, was Sache war.
, dachte er sich und schaute Sam an.
Sie lächelte, wusste genau, was dieser Blick bedeutet und zog seinen Kopf zu sich, küsste ihn. Doch bei einem einfachen Kuss wollten es weder er, noch wie er Samantha kannte, sie belassen. Schon stieß ihre Zungenspitze gegen seine Lippen und nur allzu gerne ließ er sie ein, begrüßte sie mit seiner eigenen. Wenn dieser Schnuffel bei diesem Kuss nicht merkte, wer zu wem gehörte, dann musste er entweder notgeil oder einfach nur blöd sein. Beides passte in Chesters Bild zu Schwulen sehr gut herein.
Elias beobachtete seine beste Freundin und lächelte schließlich zufrieden. Zwar hatte Chester noch nicht endgültig bestanden, aber immerhin schien er Sam glücklich zu machen - nicht, dass er das bisher bezweifelt hätte. Zu diesem Gedanken war es nie gekommen, weil sie kaum, eigentlich noch nie, etwas ernsthaft Schlechtes über ihn gesagt hatte. Aber wie sagt man so schön? Liebe macht blind. Also würde er weiterhin ein wachsames Auge auf ihren Neuen haben, immerhin ging es hier um Sam. Na ja, aber irgendwo übertrieben sie es mit dem Abgeschlabber dann doch. Es war immer noch ein wenig ungewohnt für ihn, sie so vertraut mit jemandem zu sehen.
So war er recht dankbar, als Candy ihn aus seinen Gedanken riss, ihm wieder einen der Kopfhörer entgegenhielt und kurz darauf über irgendeine neue Band zu plappern begann. Elias lauschte ihr lächelnd, sein Kinn auf ihrer Schulter abgestützt und sagte dann und wann etwas, wenn sie eine erwartungsvolle Pause machte um seine Meinung zu hören. Seine Gedanken wanderten trotzdem wieder zu Sam und ihrem neuen Freund. , dachte er zufrieden und warf den beiden einen kurzen Blick zu. Tatsächlich hatte er eine größere Szene erwartet, sich schon irgendwie auf ein Wortgefecht gefreut… aber okay, wahrscheinlich sollte er für Sam froh darüber sein, dass das Zusammentreffen bisher recht friedlich verlaufen war.
Dann hielt der Bus an und er musste nur einen kurzen Blick nach draußen werfen um zu wissen, dass sie da waren.
„Candy, steh auf“, sagte er ein wenig ungeduldig als diese nicht sofort Anstalten machte, nach draußen zu gehen.
„Wieso? Ist doch gemütlich so“, sagte sie grinsend und lehnte sich demonstrativ gegen seine Brust. Elias seufzte. Das war typisch Candy - ein bisschen aufdringlich, dafür aber sehr selbstbewusst und manchmal auch provokant. Sie liebte es, ihn zu ärgern.
„Ich spür meine Beine schon nicht mehr - hast du zugenommen? Letztes Mal kamst du mir nicht so schwer vor“, bemerkte er und war sich der Wirkung seiner Worte vollkommen bewusst. Aber er kannte Candy genau und wusste, dass sie ihn nicht wirklich ernst nehmen würde.
Diese verzog gespielt beleidigt das Gesicht und erhob sich von seinem Schoß, den Gang entlang zum Ausgang stolzierend. Er lachte leise und eilte ihr nach, sprang aus dem Bus und stellte sich neben die Blonde, während er auf die anderen beiden wartete.
„Was willst du noch? Ich werde nicht mehr mit dir reden bis du dich entschuldigt hast, du unsensibler Sitzbankersatz“, begrüßte ihn Candy mit vor der Brust verschränkten Armen und drehte ihm den Rücken zu.
Elias ging um sie herum, sodass er ihr wieder direkt ins Gesicht schauen konnte und lächelte sein treuherzigstes Lächeln.
„Tut mir Leid, Candy.“
„Vergeben und vergessen“, sagte diese, sichtlich zufrieden und ihr bis dahin unterdrücktes Grinsen nun offen zeigend.
.Mitwirkende Autoren: kleine-Araberstute schreibt Chesters Part (Kerstin Eiwen); Chocolate (Sara Kirchhoff) schrieb Elias Part bis Mitte von Szene o5; Wuschel (Enya Benthaus) schreibt Elias Part ab Mitte Szene o5
.Achtung: Lemon || Slash !
.im RPG-Stil gehalten
.Viel Spaß! Wer Rächtschraibfählar findet, darf sie gerne behalten

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Szene o1 - Samstag; Der Emo-Treff - TEIL 1
„Samantha ist da“, weckte ihn Connies Stimme. Chester gab einen unverständlichen Laut von sich und hob ein Augenlid. Seine Mutter stand neben seinem Bett und schaute ihn abwartend an.
„Hmpf“, grummelte Chester und öffnete die Augen. Er blinzelte ins Sonnenlicht. Connie musste die Jalousie hochgezogen haben.
„Ich sag ihr, dass sie warten soll. Beeil dich“, sagte Connie und ging zur Tür. Doch ehe sie diese hatte schließen können, brummte Chester eine Frage. „Warum bist du nicht in der Arbeit?“ Seine ohnehin schon tiefe Stimme klang noch tiefer, schläfriger.
„Heute ist Samstag.“ Klick. Die Tür war geschlossen worden.
Chester kniff die Augen zusammen und schlug die Bettdecke ein Stück zurück. Er starrte an die blutrote Decke seines Zimmers und fragte sich, welcher Teufel Sam wohl geritten haben musste, dass sie mitten in der Nacht bei ihm vorbeischaute.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es nicht ganz mitten in der Nacht war; 1o:3o Uhr. Er stöhnte auf und setzte die Füße auf den eiskalten Boden. Reichlich verschlafen stand er auf und schlurfte ins Bad, um sich eine Hand voll kalten Wasser ins Gesicht zu spritzen. , dachte er sarkastisch und schlüpfte unter die Dusche. Während er das warme Wasser über seinen Körper laufen ließ, überlegte er, warum Sam schon jetzt auf der Matte stand. Sie waren jetzt seit etwa über einen Monat zusammen, etwas, das bei Chester nur selten vorkam. Aber bei Sam stimmte einfach alles. Wirklich lieben tat er sie nicht, aber er fühlte sich schon stark zu ihr hingezogen. Sie war keine von den typischen Mädels, mit ihr konnte man auch reden. Und sie wusste, was sie wollte. Sowohl im Leben als auch im Bett.
Chester stellte das Wasser ab und wickelte sich in sein Handtuch, trat aus der Dusche und schaute in den Spiegel. Seine Haare standen zu allen Seiten ab. Er griff nach dem Kamm und versuchte, ihrer Herr zu werden.
„Chester! Beeil dich ein bisschen!“, rief Connie von unten.
„Ja-ha“, brummte Chester und bezweifelte, dass sie unten in der Küche seine Antwort gehört hatten. Er schlurfte barfuss in sein Zimmer und zog seine Boxershorts, sein schwarzes „Linkin Park“-T-Shirt und die schwarze Röhrenjeans an und schlüpfte dann in Socken und Chucks. Nietengürtel, schwarz-weiß kariertes Schweißband und seine Handstulpe dran und ein Blick in den Spiegel – Chester seufzte. Seine Haare waren schlimm. Schlimmer als schlimm. Wenn nicht sogar noch schlimmer.
Entgegen seiner Stimmung fröhlich durch die Glöckchen an den Schuhen bimmelnd ging er zurück ins Bad und widmete sich seinen verkorksten schwarzen Haaren. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis alle Strähnen so saßen, wie er es wollte. Stolz fuhr er sich noch mal durch die gestylten Haare und kam dann bimmelnd die Treppe herunter.
Sam wartete bereits am Fußende auf ihn und er begrüßte sie mit einem Kuss. Sie trug ebenfalls eine schwarze Röhrenjeans, dazu ein pinkes Top mit schwarzen Sternchen, eine pinke Schleife im Haar sowie ein Würfelkettchen an Hals und Hose. Sie verhakte ihre Finger mit seinen und zog ihn nach draußen.
„Ciao!“, rief Connie, doch weder Sam noch Chester schenkten ihr Beachtung.
„Was ist denn los, dass du mich in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett jagst?“, fragte Chester und schaute missmutig. Selbst Sam verzieh er nur durch einen triftigen Grund, wenn sie ihn weckte.
„Emotreffen“, flötete diese und schob ihn in den Bus, der schnaufend vor ihnen gehalten hatte.
„Elena, ich sag’s dir jetzt zum letzen Mal: Mach endlich die verdammte Tür auf und lass mich ins Bad!“, knurrte Elias wütend und drückte ungeduldig die Türklinke herunter, obwohl er wusste, dass es nichts bringen würde. „Du weißt ganz genau, dass ich heute noch weg will!“
Der Schwarzhaarige stand vor der verschlossenen Tür, nur mit Boxershorts bekleidet und mittlerweile am Rande seiner Reizbarkeit. Natürlich wusste er, dass seine kleine Schwester ihn nur provozieren wollte und bis zu einem gewissen Punkt konnte er normalerweise auch ruhig bleiben, es gelassen sehen - aber nicht heute! Er hatte noch gut eine Stunde um pünktlich an der Bushaltestelle zu sein, an der er sich mit Candy, einer Freundin, verabredet hatte um zum Emotreffen zu fahren. Eigentlich war das ja zu schaffen, aber wenn sich das kleine, biestige Mädchen, das sich seine Schwester schimpfte, nicht langsam beeilte, würde er über kurz oder lang zu spät kommen.
„Elena…“, sagte er mit einer bedrohlich ruhigen Stimme und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen, verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich meine es ernst.“ Scheinbar schien sie sich langsam dazu zu bequemen, doch die Tür zu öffnen, denn er hörte nur wenige Sekunden später wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und im nächsten Augenblick grinste ihm das blonde Mädchen gut gelaunt entgegen.
„Warum denn so patzig heute? Hat dich dein Freund gestern versetzt oder was?“
„Nein, und jetzt lass mich endlich rein, du kleines Biest, und verschwinde. Spiel mit deinen Teddys und lass mich in Ruhe.“ Genervt schob Elias sich an seiner kleinen Schwester vorbei ins Badezimmer, schubste sie energisch hinaus und schloss die Tür hinter ihr ab.
„Hey, ich bin kein Kleinkind mehr!“, hörte er sie vor der Tür empört widersprechen, doch er verdrehte nur die Augen, stellte das Radio auf der kleinen Kommode auf volle Lautstärke, trotz HipHop, der gespielt wurde, und ignorierte ihr Genörgel.
Während er duschte beruhigte er sich wieder einigermaßen und freute sich stattdessen auf den heutigen Tag - Emotreffen in Köln. Endlich würde er den Freund seiner besten Freundin, Samantha, kennenlernen. Die letzten vier Male hatte Sam sich irgendeine Ausrede überlegt, warum ihr Neuer und sie nicht kommen konnten, aber heute war es dann endlich soweit. Einen der Songs mitsummend, trat er wieder aus der Dusche, schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und stellte das Radio aus, bevor er wieder in sein Zimmer ging, das schräg gegenüber des Bades lag. Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr - noch eine halbe Stunde. Dann würde er wohl nachher beim Treff frühstücken müssen. Schnell zog er sich seine Röhrenjeans, ein schwarzes Langarmshirt und darüber einen ebenfalls schwarzen Sweater an, bevor er in seine Chucks schlüpfte und dann wieder ins Bad eilte, um sich fertig zu machen. Mit reichlich Haargel und Sorgfalt brachte er seine Haare in Form und machte sich anschließend daran, seine Augen mit Kajal zu umranden. Als er damit fertig war, betrachtete er sich kritisch im Spiegel. Doch, so konnte er vor die Tür gehen. Sich beeilend griff er zu seinem Haarspray und deckte sich und das halbe Badezimmer damit ein, ehe er schnell die Tür hinter sich schloss um nicht zu ersticken.
Hastig lief er die Treppe hinunter, warf sich seine Kampftasche, die bereits neben der Haustür lag, über die Schulter und rief ein „Ich bin dann weg!“ in den Flur hinein, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ohne dass er auch nur eine Reaktion abgewartet hätte. Im Laufschritt ging er den Bürgersteig entlang und hoffte, dass er noch nicht zu spät war. , dachte er besorgt und beschleunigte seine Schritte noch ein wenig.
Er bog um die nächste Hausecke und da sah er sie: Der Bus stand bereits an der Haltestelle und ein wasserstoffblondes Mädchen mit toupierten Haaren und pinken Strähnchen schien gerade durch die geöffnete Einstiegstür auf den Busfahrer einzureden. Elias musste leicht grinsen - das war typisch für sie. Anstatt sich jedoch weiter über das Bild zu amüsieren, begann er nun wirklich zu laufen und winkte seiner Freundin entgegen.
„Sehen Sie, da ist er ja schon“, sagte Candy triumphierend und zeigte auf den herankommenden Elias, der nur wenige Sekunden später neben ihr zu stehen kam. „Hallo Schnuffel“, begrüßte sie ihn lächelnd und stieg dann in den Bus ein. Er tat es ihr gleich und ließ sich dann neben der Blonden auf einen Sitz fallen, lächelte gut gelaunt.
„Hey Candy. Wo sind die anderen?“
„Die sind mit dem Fahrrad gefahren. Wohnen ja auch näher am Dom. Willst du?“, fragte sie und hielt ihm einen Kopfhörer hin, begann dann zu grinsen und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Na wie war’s gestern eigentlich mit Dan? Hast ja gar nicht mehr angerufen.“
Elias steckte sich den Hörer ins Ohr und seufzte. „Schlimm. Der sieht zwar gut aus, ist aber dumm wie sonst was und langweilig. Aber der Film war gut“, antwortete Elias lächelnd. Er war nicht wirklich traurig wegen dem missglückten Kinobesuch vom Vortag - Dan kannte er ohnehin erst seit ein paar Tagen und so verzweifelt war er dann auch wieder nicht.
Das eine Wort gab ihm den Rest, während Sam gut gelaunt in den Bus hüpfte und sich, ohne sich umzusehen, auf einen Platz ganz hinten fallen ließ. Chester nahm sich da doch ein bisschen mehr Zeit und kaufte erstmal für sie beide eine Fahrkarte. Er schaute sich, wie immer, die Leute im Bus an und entdeckte ein hellblondes Mädchen mit pinken Strähnen und stark toupierten Haaren (sowas konnte er ja gar nicht ab!) und daneben einen schwarzhaarigen Emo, der, wie Chester ihn einschätzte, mindestens bi war. Ein angeekelter Gesichtsausdruck huschte über sein Gesicht und er rief sich zwangsläufig Samanthas Worte ins Gedächtnis: „Elias kommt auch. Du musst ihn unbedingt kennenlernen! Er ist total cool. Aber bitte sei nett zu ihm, Schatz, ja? Ich weiß, du hasst Schwule, aber er ist echt in Ordnung!“ Elias. Sams bester Freund. Schwul. Echt in Ordnung?! Heute würde er ihn kennenlernen. Etwas, worauf er ja nun gar keinen Bock hatte. Zumal mit der Aussicht, beim Emotreffen wieder in Mitten einer knuddelnden Masse zu sitzen.
Noch schlechter gelaunt als zuvor schlurfte er zu Sam und setzte sich neben sie.
„Was ’s los?“
„Nix.“
Sie schaute ihn mit ihren rehbraunen Augen fragend an und er musste erneut feststellen, wie hübsch sie doch war. Und sie sah auch noch so anders als die ganzen Mädchen aus, die er sonst zu Gesicht bekam. Ihre schwarzen Haare umrahmten sanft ihr olivfarbenes, ovales Gesicht und fielen ihr locker über die Schultern. Ihre dünnen Lippen passten perfekt zu den hohen Wangenknochen und der Stern unterhalb ihres rechten Auges unterstrich ihren exotischen Teint.
Mike, Chesters bester Kumpel, fragte ihn öfter, was Sam an ihm eigentlich fand. Er konnte es nicht verstehen, wie „eine solche Schönheit Zeit an so einem Arsch wie du es bist“ vergeuden konnte. Im Gegensatz zu Chester wartete Mike tagtäglich auf die „große Liebe“ und fand es „einfach nur scheiße“, dass Chester so oft seine Freundinnen wechselte.
„Mir kannst du’s doch sagen!“ Sam lächelte ihn an.
Ja, mit ihr konnte man wirklich reden. Sie war bis jetzt immer für ihn da gewesen und mit ihr hatte er über so viel gesprochen. Über Sachen, die er sich nicht mal selbst eingestanden hatte, bis sie sich dann irgendwie über seine Lippen gestohlen hatten. Trotzdem war er sich ganz sicher, dass er sie nicht liebte.
„Da drüben“, Chester nickte in Richtung der beiden Emos, „sitzt ein schwuler Emo. Ganz sicher. Und wetten, er ist zusammen mit seiner Freundin auf dem Weg zum Dom?“ Beinahe hätte er ein missmutiges Knurren von sich gegeben.
Sam schaute an ihm vorbei und er sah Überraschung gefolgt von Freude in ihren Augen aufblitzen. , flehte er in Gedanken. Doch Sam war schon aufgesprungen und eilte mit hüpfenden Locken auf die Emos zu.
„Schnuffel!“, rief sie den ganzen Bus zusammen, sodass sich alle nach ihr umschauten. Eine der Omas schüttelte verständnislos den Kopf.
Es war wie ein Tritt in Chesters Magen. Wie konnte er nur so viel Pech haben?
„Candy!“ Warum musste sie auch noch gleich beide kennen?! „Hallo!“ Sams Stimme überschlug sich fast vor Freude.
„Schnuffel!“
Ein wenig überrascht wandte Elias sich um und begann zu grinsen, als er Sam durch den Gang auf sich zu kommen sah. Schnell stand er auf, damit er ihrem Ansturm auch etwas entgegenzusetzen hatte und schloss sie zur Begrüßung in seine Arme, weiterhin amüsiert über ihre aufgedrehte Art.
„Hey Sam – wo is’ er denn?“, flüsterte er lächelnd in ihr Ohr und war sich sicher, dass sie wusste wer gemeint war. Sie löste sich wieder von ihm, glücklich lächelnd, und deutete auf einen Kerl der ziemlich weit hinten saß und aussah, als hätte man ihn gerade gegen seinen Willen in diesen Bus gezerrt, der geradewegs in Richtung Hölle fuhr. Was allerdings nicht hieß, dass er hässlich war, im Gegenteil – mit seinen schwarzen Haaren und dem einprägsamen Gesicht hatte er sicherlich schon viele für sich gewonnen. Trotzdem machte ihn sein Gesichtsausdruck nicht wirklich sympathisch.
Gut, Sam hatte ihn schon vorgewarnt. Hinsichtlich seiner Abneigung gegenüber Schwulen, aber daran würde Elias sich nicht groß stören – vielleicht würde es ja sogar ein wenig Spaß machen, ihn damit zu ärgern, mit seiner Abneigung zu spielen. Bei diesem Gedanken grinste er noch ein wenig breiter. Natürlich würde er es nicht zu weit treiben, schließlich war dieser Chester Sams Freund.
Er wartete ab, bis sich die beiden Mädchen ebenfalls begrüßt hatten und sah dann forschend von seiner besten Freundin zur hinteren Sitzreihe und wieder zurück.
„Dann sollten wir ihn mal nicht zu lange alleine da sitzen lassen, oder? Seine Laune scheint ja ohnehin schon auf dem Tiefpunkt zu sein“, meinte er schließlich und war schon gespannt auf den Neuen seiner Freundin. Zwar brauchte sie nicht seine Zustimmung oder so etwas in der Art, aber dennoch wollte er sie in guten Händen wissen.
Also gingen sie hintereinander zu den letzten Sitzreihen des Busses und während Sam sich wieder neben ihrem neuen Freund niederließ, setzte Elias sich auf den Sitz daneben, so dass er seine Beine auf dem Gang hatte und das Paar sehen konnte. Candy sah das als Einladung und setzte sich prompt auf seinen Schoß. Elias lachte leise und grinste, während er seine Arme um ihren Bauch schlang um sich festhalten zu können.
„Natürlich darfst du dich dahin setzen. Der andere Sitz wäre auch viel zu unbequem gewesen“, sagte er lächelnd und mit dem ihm meistens anhaftenden Sarkasmus. Candy sah ihn nur über ihre Schulter hinweg grinsend an und wandte sich dann, wie Elias, wieder den anderen beiden zu.
„Hallo Chester“, sagte er und musterte den Angesprochenen neugierig. „Sam hat schon viel von dir erzählt.“
Chester zog angesichts des Theaters, dessen Bühne sich direkt hier vor seiner Nase befand, eine Augenbraue hoch und lächelte gequält. „Hi.“ Dabei musterte er Sam prüfend. War Elias alias Schnuffel nicht schwul? Nicht, dass er etwas dagegen einzuwenden hätte, wäre der beste Freund von Sam hetero. Es wäre ihm sogar weitaus lieber.
Brav reichte er erst dem blonden Mädchen, dann Elias die Hand. Auf großes Knuddeln hatte er sowieso keine Lust, selbst, wenn es sich nicht um eine verfickte Schwuchtel handeln würde.
Bei den beiden Worten verfickt und Schwuchtel in einem Satz musste Chester schlucken. Nein, er wollte sich lieber nicht vorstellen, wie das Ganze ging.
Schnell griff er nach Sams Hand und verhakte seine Finger mit ihren. Dieser Schnuffel sollte früh genug merken, dass er sich nicht auf ihn einlassen würde. Eher würde er es mit einem Nilpferd treiben.
Bei solchen anormalen Typen wusste man ja nie, was die dachten. Vielleicht suchte er ja noch eine schnelle Nummer für heute Nacht und Chester wollte gleich klarstellen, was Sache war.
, dachte er sich und schaute Sam an.
Sie lächelte, wusste genau, was dieser Blick bedeutet und zog seinen Kopf zu sich, küsste ihn. Doch bei einem einfachen Kuss wollten es weder er, noch wie er Samantha kannte, sie belassen. Schon stieß ihre Zungenspitze gegen seine Lippen und nur allzu gerne ließ er sie ein, begrüßte sie mit seiner eigenen. Wenn dieser Schnuffel bei diesem Kuss nicht merkte, wer zu wem gehörte, dann musste er entweder notgeil oder einfach nur blöd sein. Beides passte in Chesters Bild zu Schwulen sehr gut herein.
Elias beobachtete seine beste Freundin und lächelte schließlich zufrieden. Zwar hatte Chester noch nicht endgültig bestanden, aber immerhin schien er Sam glücklich zu machen - nicht, dass er das bisher bezweifelt hätte. Zu diesem Gedanken war es nie gekommen, weil sie kaum, eigentlich noch nie, etwas ernsthaft Schlechtes über ihn gesagt hatte. Aber wie sagt man so schön? Liebe macht blind. Also würde er weiterhin ein wachsames Auge auf ihren Neuen haben, immerhin ging es hier um Sam. Na ja, aber irgendwo übertrieben sie es mit dem Abgeschlabber dann doch. Es war immer noch ein wenig ungewohnt für ihn, sie so vertraut mit jemandem zu sehen.
So war er recht dankbar, als Candy ihn aus seinen Gedanken riss, ihm wieder einen der Kopfhörer entgegenhielt und kurz darauf über irgendeine neue Band zu plappern begann. Elias lauschte ihr lächelnd, sein Kinn auf ihrer Schulter abgestützt und sagte dann und wann etwas, wenn sie eine erwartungsvolle Pause machte um seine Meinung zu hören. Seine Gedanken wanderten trotzdem wieder zu Sam und ihrem neuen Freund. , dachte er zufrieden und warf den beiden einen kurzen Blick zu. Tatsächlich hatte er eine größere Szene erwartet, sich schon irgendwie auf ein Wortgefecht gefreut… aber okay, wahrscheinlich sollte er für Sam froh darüber sein, dass das Zusammentreffen bisher recht friedlich verlaufen war.
Dann hielt der Bus an und er musste nur einen kurzen Blick nach draußen werfen um zu wissen, dass sie da waren.
„Candy, steh auf“, sagte er ein wenig ungeduldig als diese nicht sofort Anstalten machte, nach draußen zu gehen.
„Wieso? Ist doch gemütlich so“, sagte sie grinsend und lehnte sich demonstrativ gegen seine Brust. Elias seufzte. Das war typisch Candy - ein bisschen aufdringlich, dafür aber sehr selbstbewusst und manchmal auch provokant. Sie liebte es, ihn zu ärgern.
„Ich spür meine Beine schon nicht mehr - hast du zugenommen? Letztes Mal kamst du mir nicht so schwer vor“, bemerkte er und war sich der Wirkung seiner Worte vollkommen bewusst. Aber er kannte Candy genau und wusste, dass sie ihn nicht wirklich ernst nehmen würde.
Diese verzog gespielt beleidigt das Gesicht und erhob sich von seinem Schoß, den Gang entlang zum Ausgang stolzierend. Er lachte leise und eilte ihr nach, sprang aus dem Bus und stellte sich neben die Blonde, während er auf die anderen beiden wartete.
„Was willst du noch? Ich werde nicht mehr mit dir reden bis du dich entschuldigt hast, du unsensibler Sitzbankersatz“, begrüßte ihn Candy mit vor der Brust verschränkten Armen und drehte ihm den Rücken zu.
Elias ging um sie herum, sodass er ihr wieder direkt ins Gesicht schauen konnte und lächelte sein treuherzigstes Lächeln.
„Tut mir Leid, Candy.“
„Vergeben und vergessen“, sagte diese, sichtlich zufrieden und ihr bis dahin unterdrücktes Grinsen nun offen zeigend.